Dreams In Fragments – When Echoes Fade

Zu viele Schlüssel und nur ein erlösendes Schloss offenbaren die größte Herausforderung

Artist: Dreams In Fragments

Herkunft: Wangen, Schweiz

Album: When Echoes Fade

Spiellänge: 53:35 Minuten

Genre: Female Fronted Melodic Metal, Heavy Metal, Symphonic Metal, Metal

Release: 30.04.2021

Label: Boersma Records, Nova MD

Link: https://www.facebook.com/dreamsinfragments

Bandmitglieder:

Gesang – Seraina Schöpfer
Gitarre, Gesang – Christian Geissmann
Bassgitarre – Jan Thomas
Schlagzeug – Roger Häfliger

Tracklist:

  1.  Hey You
  2. Nightmare
  3. Rage And Fire
  4. By The Sea forever
  5. Bulletproof
  6. To Avalon
  7. She’s The Fall
  8. The Queen’s Crown
  9. We Shout Again
  10. The Mind’s Abyss
  11. Showgirl
  12. Own The Night

Nicht jedes Debütalbum erreicht unsere Redaktion bzw. wird auch schlussendlich als Review veröffentlicht, so ist auch Reflections Of A Nightmare von der Schweizer Combo Dreams In Fragments völlig an uns vorbeigegangen. Im letzten November haben sich die vier Musiker dem Label Boersma Records angeschlossen und genau über diesen Weg fand das zweite Langeisen When Echoes Fade den Weg auf unsere Schreibtische. Mit knapp unter einer Stunde Spielzeit und zwölf Nummern geizen die Künstler aus der Alpenregion nicht mit neuen Klängen und wollen uns lange bei Laune halten. Technisch gehen sie ganz klar in die moderne Schiene und streifen ganz klar die finnische Größe Nightwish, mit der sie die meisten Parallelen haben. Ihr Melodic Metal ist nicht nur brutal modern aufgezogen, sondern setzt auch auf klassische Heavy Metal Riffs, um mit Symphonic Metal Passagen den Hörer an die Wand zu nageln. Doch reicht der vielsagende Genrecocktail auch für einen großen Wurf, um die Genrespitze zum Straucheln zu bringen? Letzteres kann man direkt beantworten, für einen ganz großen Wurf reicht es bei Dreams In Fragments leider noch nicht, aber alles der Reihe nach.

Mit dramatischen Sequenzen startet der Silberling mit dem Hit Hey You. Ich finde die Nummer sehr ansprechend und dieser Gedanke brennt sich bis zum Ende fest in die Gehirnwindungen. Die Gesangsfarben von Seraina Schöpfer haben einen kindlichen wie erfrischenden Charakter und können jede Last und jeden Zwang gekonnt abschütteln. Frei von der Seele weg, setzt sie ihre Lyrics in Szene und kann Emotionen in die einzelnen Werke bringen. Von Tarja, Floor oder Charlotte Wessels ist sie jedoch sehr weit entfernt und die Superlativen des Genres thronen weit über ihr auf dem Symphonic Metal Olymp. Wer jetzt sagt, dass die Vergleiche recht sportlich ausgelegt wurden, hat ohne Frage recht, aber wer in ein solches Genre drängt, muss eben ein Kräftemessen zu den Besten zulassen. Gut, klar, aber eben nicht gut genug für einen Überraschungswurf, der die Grundmauern erschüttern würde. Das wiederum liegt weiß Gott nicht nur an der Sängerin, die wirklich gute Passagen hat. Die Jungs um Mastermind Christian Geissmann wirken leider oft limitiert und bereiten ihrer Frontfrau den Soundteppich nicht optimal vor. Nichtssagende Melodien verrinnen z.B. bei Nightmare, der einfach viel zu uninspiriert zu Werke geht. Mehr Power hat da zum Glück Rage And Fire, eine der besseren Kompositionen auf der Platte. Das Artwork wiederum gefällt mir sehr gut und erinnert an eine finnische Melodic Death Metal Band. Tiefere Breaks lassen Platz für Dramatik, die den nächtlichen Himmel blutrot färbt. Es bleibt dabei – zu viele bequeme Sequenzen dominieren die Stücke. Ausbrüche wie mit Bulletproof bleiben immer an Kleinigkeiten hängen. Entweder zieht Christian Geissmann die Gitarre nicht richtig hoch, an den Tasten bzw. Samplern wird an Atmosphäre und Dichte gespart oder es wird schlicht und ergreifend kein guter, prägnanter Refrain gefunden, der in diesem Genre einfach Pflicht ist. Gewillt aber nicht zwingend geht das Schauspiel bei den nächsten Titeln weiter. Bis zum Ende kein Kracher dabei, da können sich We Shout Again oder Showgirl strecken, wie sie wollen über ein gepflegtes Mittelfeld kommen die Auswüchse nicht hinaus.

Dreams In Fragments – When Echoes Fade
Fazit
Schade, hier wäre wirklich viel mehr drin gewesen. Eigentlich wissen die vier Musiker ganz genau, auf was es ankommt und genau da liegt anscheinend die Blockade. Das Grundrezept in der Hand, gelingt ihnen nicht nur keine eigene Kreation, sondern können in den wichtigen Momenten nicht zünden. Die Schuld liegt da im Kollektiv. Klar ist Seraina Schöpfer keine Operngöttin und muss als charismatische Frontfrau noch dazulernen, aber oft wird sie von viel zu belanglosen Klängen ihrer Mitstreiter im Regen stehen gelassen. Im Grundgerüst bodenständig und geerdet kommt über dieses Gefühl nicht mehr viel bei Dreams In Fragments heraus.

Anspieltipps: Hey You und She's The Fall
René W.
7
Leserbewertung10 Bewertungen
6.7
7
Punkte