Equilibrium mit Lord Of The Lost und Support am 01.02.2020 in der Konzertfabrik Z7 in Pratteln

Düstere Nebelparty, Schattenmenschen und metallischer Soundbrei

Event: Renegades Tour 2020

Headliner: Equilibrium

Special Guest: Lord Of The Lost

Supportbands: Nailed To Obscurity, Oceans

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr. 7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 01.02.2020

Kosten: 37,00 € VVK

Besucher: ca. 1000

Genre: Epic Metal, Folk Metal, Heavy Metal, Power Metal, Melodic Death Metal, Dark Rock, Dark Metal, Doom Metal, Post Death Metal, Progressive Metal

Vernstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch

Link: https://www.facebook.com/events/434494814029682/

Setlisten:

Oceans:
01. Intro
02. Scars
03. Take The Crown
04. The Sound Of Your Voice
05. We Are The Storm
06. Hope
07. Icarus

Nailed To Obscurity:
01. Black Frost
02. King Delusion
03. iNnerME
04. Tears Of The Eyeless
05. Desolate Ruin

Lord Of The Lost:
01. Lament For The Condemned
02. Morgana
03. Undead Or Alive
04. Kill It With Fire
05. The Love Of God
06. Drag Me To Hell
07. Under The Sun
08. Loreley
09. Full Metal Whore
10. Ruins
11. Fists Up In The Air
12. Raining Stars
13. Die Tomorrow
14. La Bomba
15. Trisma

Equilibrium:
01. Intro / Renegades / Tornado
02. Himmel Und Feuer
03. Waldschrein
04. Freiflug
05. Apokalypse
06. Path Of Destiny
07. Born To Be Epic / Prey
08. Heimat
09. Der Ewige Sieg
10. The World Is Enough
11. Final Tear
12. Blut Im Auge
13. Ruf In Den Wind
14. Rise Of The Phoenix / Outro

Bereits seit August 2019 steht das mittlerweile sechste Album Renegades der oberbayrischen Equilibrium in den Regalen der örtlichen CD-Dealer. Nun befinden sich die Epic Metaller auf der dazugehörigen Tour und haben mit den Special Guests Lord Of The Lost und den zwei Supportbands Nailed To Obscurity und Oceans ein gewaltiges Tour-Package geschnürt, welches heute auch in der Konzertfabrik Z7 Halt macht. Grund genug, mich ein weiteres Mal über die Schweizer Grenze in Richtung Pratteln zu bewegen. Schnell noch eine Bekannte einsammeln, die dem Auftritt der Hamburger Dark Rock Band Lord Of The Lost schon seit Monaten entgegenfiebert und dann ab auf die A5. Trotz echtem Shit-Wetters fließt der Verkehr auf der Autobahn bei Dauerregen recht gut. Ein erstes Mal ausgebremst werden wir dann an der Grenze, wo sich die Blechlawine bis weit zurück ins Gewerbegebiet von Weil am Rhein staut und sich nur langsam über den Rhein schiebt. Nichtsdestotrotz schaffen wir es irgendwie pünktlich zum frühen Einlass um 17:00 Uhr. Als wir an der Location ankommen, haben sich gerade die Tore geöffnet und es bildet sich noch eine lange Schlange, doch das Z7 ist diesbezüglich bestens organisiert und so stehen wir schon wenige Minuten später in der alten zur Konzertlocation umgebauten Lagerhalle und können das Merch der Bands in Augenschein nehmen. Es bleibt noch Zeit für was Flüssiges und etwas Small Talk, dann geht es auch schon los.

Ziemlich pünktlich um 18:00 Uhr entern die deutschen Post Death Metaller von Oceans die Bühne, die gerade im Januar erst ihr hochgelobtes Debütalbum The Sun And The Cold via Nuclear Blast auf den Markt warfen (hier geht´s zu unserem Review). Die Band steigt nach einem kurzen Intro mit Scars in ihr Set ein, einer Nummer von ihrer Into The Void EP. Entweder müssen heute viele noch arbeiten, oder der frühe Beginn hat sich im Vorfeld nicht rumgesprochen, denn die Coburger spielen vor einem durchaus überschaubaren Publikum. Überhaupt spielen sie heute zum allerersten Mal in der Schweiz, wie Sänger und Gitarrist Timo Rotten gleich zu Beginn erklärt. Die Nervosität ist dem Frontmann deutlich anzumerken und auch der Rest der Band scheint sich auf der Z7 Bühne noch nicht besonders wohlzufühlen, obwohl Rotten mehr als deutlich macht, dass man froh ist, hier sein zu dürfen. Wahrscheinlich liegt es eher daran, dass den Jungs die jahrelange Bühnenerfahrung und Routine einfach noch fehlt und die Musiker dadurch angespannt, ja, fast schon statisch, rüberkommen. Mit Take The Crown geht es dann zum aktuellen Output The Sun And The Cold, bevor es mit The Sound Of Your Voice direkt wieder zur früheren EP zurückgeht. Obwohl man als erste Supportband des Abends an den Start geht, bekommen die Jungs richtig gutes Licht und auch der Sound ist durchaus passabel abgemischt, dennoch kann der moderne Post Death Metal / Nu Metal Mix nicht vollends überzeugen. Zwar gehen einige Besucher schon gut mit, aber weitere Versuche, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, verlaufen im Sande. Die allermeisten kennen die Songs wahrscheinlich auch gar nicht, denn auf Nachfrage, wer denn schon im Besitz des neuen Albums ist, melden sich nur eine Handvoll Leute und so wird gleich der Hinweis hinterhergeschoben, dass man es natürlich dabei hat und dass es am Merch erhältlich ist. Ein Blick ins Publikum macht dann auch schnell klar, wegen wem die allermeisten Metalheads heute gekommen sind. Equilibrium haben heute zur Renegades Tour geladen, doch tatsächlich sind nur relativ wenige Shirts des Headliners im Publikum auszumachen. Überhaupt ist der weibliche Anteil bei den Anwesenden heute auffällig hoch und die werten Damen tragen natürlich überwiegend Lord Of The Lost Klamotten. Neben solch zwei hochkarätigen Bands können die Supportbands natürlich nur bedingt bestehen und werden leider etwas verheizt, aber so läuft nun einmal das Geschäft. Mit We Are The Storm und Hope gibt es noch zwei neue Songs auf die Lauschlappen und die Coburger geben ihr Bestes. Als Rausschmeißer fungiert dann nach gut 30 Minuten das etwas ältere Icarus und die Band wird mit Applaus von der Bühne verabschiedet. Auch wenn man hier heute den schweren Job des Openers hatte, so konnte man doch einige Headbanger begeistern und wohl auch einige neue Fans hinzugewinnen, denn nicht wenige versammeln sich hinterher bei den Musikern am Merch und fordern Autogramme und Fotos.

Die Ostfriesen von Nailed To Obscurity spielten bereits im letzten Jahr gemeinsam mit Amorphis und Soilwork in der Konzertfabrik und sind somit keine ganz Unbekannten mehr hier in Pratteln. Nun haben sich auch ein paar Fans mehr vor der Bühne versammelt, als die Melodic Death Doomer mit dem Titelstück Black Frost ihres aktuellen Outputs, welches sie im Januar 2019 über Nuclear Blast veröffentlichten (hier geht´s zu unserem Review), in ihr Set einsteigen. Der Song ist einfach geil, hat durchaus Suchtpotenzial und animiert einige wenige gleich zu Beginn zum wilden Bangen. Hier macht sich gleich bemerkbar, dass man wesentlich mehr Live-Erfahrung mitbringt, die Band wirkt routiniert und liefert eine solide Show ab. Viel leichter als der Opener aus Coburg hat man es dennoch nicht, denn die Headbanger sind heute eben wegen Equilibrium und in allererster Linie wegen Lord Of The Lost gekommen und üben sich in Geduld. Selbst die erste Reihe, die überwiegend in weiblicher Hand ist, lässt sich nicht zum Mitmachen animieren, was sicher nicht zuletzt am schlechten Sound liegt. Wo bei Oceans zuvor noch alles tutti war, schallt nun ein völlig basslastiger Soundbrei aus den Boxen. Dennoch macht man auf der Bühne gute Miene zum miesen Sound und gibt alles, volle Action und fliegende Matten sind angesagt. Mit King Delusion und dem anschließenden iNnerME geht es dann auf eine Zeitreise und die Band um Frontmann Raimund Ennenga präsentiert einen knappen Überblick über das bisherige Schaffen, bevor es dann mit der Single Tears Of The Eyeless wieder zum Black Frost Album zurückgeht. Leider wird der Sound nicht mehr merklich besser und somit wird auch die zweite Band des Abends mehr oder weniger verheizt. Ein paar wenige feiern die Jungs, doch viele verlassen auch die Location zum Rauchen oder wenden sich der Theke zu, sodass der Funke nicht wirklich überspringt. Ins Finale geht es dann nach gut 40 Minuten mit dem fünften und letzten Song Desolate Ruin vom 2017er Album King Delusion. Schade, hier war weit mehr drin.

In der Umbaupause wird es dann aber schlagartig voll vor der Bühne und es zeigt sich noch einmal deutlich, dass gut die Hälfte des heutigen Publikums tatsächlich weiblich ist, was nicht zuletzt am begehrten Lord Of The Lost Sänger Chris „The Lord“ Harms liegt. Warum die norddeutschen Dark Rocker aber als Special Guest in dieses Tour-Package aufgenommen wurden, ist nur bedingt verständlich, den soundtechnisch passen sie so gar nicht zu den anderen Bands der Tour. Wahrscheinlich brauchte man einfach nur ein Zugpferd, um die Ticketverkäufe anzukurbeln, was letztlich ja auch funktioniert hat, denn gut 70 % aller Anwesenden tragen LOTL Merch zur Schau. Das Z7 ist heute zwar nicht ausverkauft, hat sich aber mittlerweile richtig gut gefüllt und schon bevor das Licht für den nächsten Act ausgeht, herrscht vor der Bühne eine ganz andere Stimmung und die Leute sind plötzlich in Feierlaune. Auch ein paar bekannte Gesichter sind im Publikum auszumachen, so z.B. ein paar der Burning Witches Mädels und auch Destruction Gitarrist Damir Eskic. Als dann das Licht gelöscht wird, wird zunächst die Bühne noch einmal ordentlich eingenebelt, bevor dann die Musiker nach und nach die Bühne betreten und jeder Einzelne schon laut bejubelt wird, allen voran natürlich Frauenschwarm Chris Harms, der mit einem merkwürdigem Tütü um den Hals ausstaffiert ist. Die Band ist ja bekannt dafür, dass man sich immer wieder ganz besondere Bühnen-Outfits ausdenkt, was aber heute mit etwas Clownschminke eher spärlich ausfällt. Den Fans ist das jedoch egal, denn als die Band mit der 2016er Nummer Lament For The Condemned einsteigt, herrscht sofort Ausnahmezustand, es wird gefeiert, gesungen, oder einfach nur laut gegrölt. Fäuste fliegen regelrecht zur Hallendecke und Haare fliegen wild durcheinander. Die Bühne ist abwechselnd in blaues und rotes Licht gehüllt, was zum Leidwesen aller Fotografen nicht besonders vorteilhaft ist, denn im Bühnennebel sind die Musiker meist nur schemenhaft zu erkennen. Auch mit der 2018er Single Morgana ändert sich daran nicht viel, jedoch zeigt sich die Band heute ziemlich energiegeladen und brachial, so, als wolle man sich an die anderen Bands des Abends anpassen, jedoch ohne dass die eingängigen Songs ihre Tanzbarkeit verlieren. Leider setzt sich auch der düstere und sehr basslastige Soundbrei fort, mit dem zuvor schon Nailed To Obscurity zu kämpfen hatten. Egal, ob nun vorne im Fotograben, oder auch im hinteren Bereich des Z7, die charismatische Stimme von Frontmann Harms geht im Soundmatsch nahezu völlig unter und das Ganze klingt einfach nur unerträglich grauenvoll, um es mal nett auszudrücken. Die Kult-Location ist bekannt für guten Sound und so ist es völlig unverständlich, warum man das heute einfach nicht in den Griff kriegt. All das schmälert den Konzertgenuss gewaltig und es macht nicht wirklich Spaß, dem Geschehen auf der Bühne zu lauschen, umso unverständlicher ist es, warum im Publikum immer noch Partyalarm herrscht. Die Mädels feiern ihren Chris Harms, als wäre alles tutti und als würde es kein Morgen mehr geben. Nach dem zweiten Song entledigt sich Harms dann endlich des lächerlichen Tütüs, greift zu einer seiner Gitarren und der Abend schreitet mit Undead Or Alive voran. Die Band präsentiert sich sehr agil, lässt sich vom miesen Sound nicht abschrecken und vor allem Chris gibt sich wieder einmal sehr publikumsnah, begibt sich mehrfach in den Graben zu seinen Mädels und steigt sogar auf die Absperrung, was jedes Mal für Kreischalarm sorgt. Musikalisch, sofern man das so nennen darf, bietet die Setlist einen guten Querschnitt durch die Schaffensphasen der Hamburger, doch der Spaß bleibt für mich auf der Strecke. Erst ganz zum Ende hin bessert sich der Sound etwas, sodass die letzten drei, vier Songs noch einmal das Potenzial der Düster-Rocker rüberbringen. Bleibt zu hoffen, dass das auf der kommenden Sommer-Tour im Vorprogramm von Iron Maiden besser ist.

Dann ist es an der Zeit für den Hauptact des Abends, obwohl der heimliche Headliner sich eben verabschiedet hat. Einige LOTL Fans sind tatsächlich nur für den Auftritt der Hamburger gekommen und verlassen noch vor dem Auftritt von Equilibrium das Z7, doch viele bleiben auch, denn Chris Harms hat angekündigt, dass die Band nach dem Auftritt der Bayern noch einmal rauskommt. Auch jetzt wird die Bühne vor dem Equilibrium Auftritt wieder völlig eingenebelt und unter den Fotografen macht sich Verzweiflung breit. Nut gut, einfache Milchmädchenrechnung, kein Licht = keine Fotos! Und tatsächlich, als die Herren um Frontmann Robert „Robse“ Dahn die Bühne betreten und gleich mal mit einem Renegades Triple, bestehend aus Renegades, Tornado und Himmel Und Feuer, loslegen, hat sich auf der Bühne eine dicke Nebelsuppe breitgemacht, aus der die Musiker nur als Schatten hervorstechen. Auch das rote und abwechselnd blaue Licht hilft da nicht weiter, zu sehen ist fast nix. Das verbliebene Volk ist dennoch weiterhin in Feierlaune und so kommen schon kurz nach Beginn die ersten Crowdsurfer im Graben und zwischen den Fotografen an. Wirklich verständlich ist die Feierlaune allerdings nicht, denn wäre ich als einfacher zahlender Gast vor Ort, wäre ich heute wohl ziemlich angefressen und hätte mich sicherlich schon verabschiedet. Zu sehen ist auf der Bühne nach wie vor nicht viel und das, was hier aus den Boxen dröhnt, ist einfach unzumutbar. Man erkennt zwar noch, um welchen Song es sich jeweils gerade handelt, doch wirklich zu verstehen ist Robses Gesang nicht. Mit Waldschrein wird dann die Zeitreise durch die Bandgeschichte eingeleitet und prompt zeigt sich, dass die Stimmung durchaus noch steigerungsfähig ist. Als Robse dann auch noch zum Circle Pit aufruft, eskaliert der Pulk regelrecht und nicht wenige ziehen sich aus dem Hexenkessel zurück. Wenigstens bleibt den Schweizern der Auftritt eines fragwürdigen Rappers in Path Of Destiny erspart, der bei anderen Konzerten der Tour zugegen war. Die Reise geht heute fast durch alle Veröffentlichungen, einzig das 2005er Debütalbum Turis Fratyr wird ausgelassen. Zwar folgen mit Final Tear und Rise Of The Phoenix auch noch aktuelle Nummern, doch das Stimmungsbarometer schnellt vor allem bei Heimat und Blut Im Auge hoch. Die allermeisten hoffen jedoch bis zum Schluss, dass es vielleicht doch noch heißt „Ein Bier, bitte!“, doch es hat sich nicht geändert, Wirtshaus-Gaudi wird leider wieder nicht gespielt, wobei die Nummer den Abend noch ansatzweise gerettet hätte. Mit der aktuellen Nummer Rise Of The Phoenix endet nach gut 90 Minuten die Epic Pagan Metal Show von Equilibrium und die Lord Of The Lost Fans werden nun auch mit Autogrammen und Fotos versorgt. Auch einige Equilibrium Member lassen sich noch sehen, doch ich mache mich relativ schnell auf den Heimweg.