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Graceless – Icons Of Ruins

Leiden, Südholland, die Liebe zum Rhythmus und messerscharfen Riffs

Artist: Graceless

Herkunft: Niederlande

Album: Icons Of Ruins

Spiellänge: 46:06 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 30.05.2025

Label: Listenable Records

Link: https://www.facebook.com/Graceless.osdm

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Remco Kreft
Gitarre – Björn Brusse
Bassgitarre – Jasper Aptroot
Schlagzeug – Marc Verhaar

Tracklist:

1. God Shines In Absence
2. Sanctified Slaughter
3. Lash Me To My Painful Death
4. Night Of The Slain
5. Hardening Of The Heart
6. Ungodliness
7. Rise Of The Blackest Sun
8. A King In The Filth
9. Beneath Starless Skies
10. Resurrection Of The Graveless

Die Niederländer von Graceless sind schon lange keine Unbekannten mehr im Death-Metal-Universum, vor allem Sänger und Gitarrist Remco ist sehr aktiv. Wer Bands wie Soulburn oder Just Before Dawn schätzen und kennengelernt hat, wird wissen, was ich meine, aber auch die anderen drei Protagonisten sind oder waren recht umtriebig in Bands wie Nailgun Messiah, Xenomorph oder Celesterre. Das Quartett ist von Anfang an (2016) in dieser Formation unterwegs und haut in regelmäßigen Abständen neues Material heraus, sodass man mittlerweile beim vierten Album gelandet ist. Mit Listenable Records hat man auch ein vernünftiges Label an der Seite.

Die vier Niederländer waren ja noch nie für ihre Geschwindigkeitsfantasien bekannt und so legt man bei God Shines In Absence auch erst einmal schleppend los, aber schon dieser Anfang beweist, wie viel Druck und Power sie mitbringen. Absolut kraftvoll. Ich hab mich jetzt erst einmal auf eine Runde Schunkeln eingestellt, aber dann wechseln sie gleich in old schooliges Uptempo und belehrt den ollen Ostfriesen vor der Anlage eines Besseren. Jawohl, das läuft und ist ganz weit davon entfernt, stumpf zu klingen. Das verwendete Riffing ist absolute Klasse. Fett. Ein Wechsel ins Midtempo mit einer ein wenig hypnotischen Melodie folgt und liefert eine absolut runde Sache ab. Man nimmt wieder Fahrt auf und lässt Freunde von Benedection im Kreis hüpfen, bevor man dann im mittleren Midtempo des Öfteren God Shines In Absence proklamiert. Ein Solo darf nicht fehlen und wieder ins Uptempo mit einer Benediction-Nostalgieträne. Kann man so machen und macht absolute Laune. Das nachfolgende Solo, welches melodisch und verspielt klingt, fügt sich nahtlos und so liefert man mit diesem Opener vielleicht den besten Song ab, den ich je von Graceless gehört habe.

Ach so, falls es noch niemand mitbekommen hat, hier geht es um Death Metal und zwar so richtig in Tulpenschlächter-Manier. Unsere Freunde aus der Nachbarschaft haben ja schon so einige Kapellen aus den Windmühlen ans Tageslicht befördert und ich wundere mich immer wieder und freue mich total, welche Qualität diese innehaben. Bands wie Pentacle, Thanatos, Gorefest, God Dethroned, Legion Of The Damned, Pestilence und natürlich Asphyx und, um nur ein paar zu nennen, Hail Of Bullets.

Gerade die letzten beiden Combos darf man erwähnen, wenn man den Death Metal der Marke Graceless beschreiben möchte. Hinzu kommen noch Einflüsse von, wie schon erwähnt, Benediction und natürlich Bolt Thrower, aber eben auch sehr viele eigene Ideen, besonders beim Songwriting.

Und so reitet man auf einer Old-School-Death-Metal-Welle und nimmt jede Gelegenheit wahr, das Surfbrett in Form der Gitarren gleiten zu lassen, wie z.B. der Song Sanctified Slaughter eindrucksvoll beweist. Im langsamen Midtempo drückt man dem gemeinen Zuhörer die Faust in den Magen und zwingt ihn dazu, den Kopf zu schütteln, um dann im Slow Tempo und Einzelschlägen eine absolute Vernichtung vorzunehmen. Krass. Geht ja schon fast in Richtung Slam, nimmt dann aber wieder den Weg des groovigen Midtempos. Dieser Song ist ein Beweis dafür, dass sie eben neben den genannten Einflüssen auch eigene Ideen verwenden. Der Song setzt sich bei mir nicht ganz so fest wie der Opener, macht aber aufgrund des Tempowechsels absolut Laune, denn er nimmt am Ende noch Fahrt auf.

Mit psychotischen Klängen und langsamem Riffing legt man bei Lash Me To My Painful Death los. Absolut atmosphärisch und eindringlich. Diesen Song baut man dann mit länger gezogenem Riffing so richtig auf. Wow. Klingt wie ein langsamer Anfang von Nile. Vor allem die Songstruktur gefällt mir hier sehr gut. Man schleppt sich die Botanik und kann damit absolut überzeugen und zeigt sich absolut abwechslungsreich. Man bleibt natürlich im Graceless-Kosmos, aber vergleicht man diese drei Songs, die ich hier beschrieben habe, miteinander, klingt doch jeder irgendwie anders. Sehr elegant. Obwohl der Song wenig Tempo hat, kann er vollends aufgrund seiner Atmosphäre überzeugen. Remcos düsterer und tiefer Gesang passt hier mega ins Gesamtbild.

Einige Songs hätten meiner Meinung nach vielleicht mehr Tempo gebrauchen können, wie z.B. Night Of The Slain, aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Das Riffing bei diesem Song ist absolut Weltklasse, besonders das melodische Solo. Ich mag es eben einen Zacken schneller, aber das sagt natürlich nichts über die Qualität dieses Songs bzw. über dieses Album aus. Und man bewegt sich ja auch und drückt hier im Midtempo ordentlich und verbindet diese Druckwelle dann mit dem melodischen Element des Solos. Schon geil.

Kleiner Exkurs ins Geografische, denn es wird oft falsch berichtet und gerade ich, als friesischer Kulturbeauftragter, muss das mal klarstellen. Die Burschen stammen aus Leiden. Erst einmal ein geiler Stadtname. Okay. Die Stadt liegt in Südholland und was ich damit sagen möchte, ist, dass jeder Holländer ein Niederländer ist, aber nicht jeder Niederländer ein Holländer. Holland ist in Provinzen aufgeteilt und Südholland ist eine davon. So, damit könnt ihr jetzt beim nächsten Festival glänzen!

Genauso glänzen können Graceless mit diesen neuen zehn Songs, die es echt in sich haben, vor allem wenn ihr im Midtempo unterwegs seid. Sehr geiles Songwriting. Bei Ungodliness hat man wahrscheinlich kurz vor dem Besuch einmal bei Morbid Angel reingehört, ohne bei ihnen abzukupfern. Stark!

Graceless – Icons Of Ruins
Fazit
Die Südholländer von Graceless machen ihrer Stadt Leiden alle Ehre, verbreiten dieses im positiven Sinne auf dem vierten Album und liefern mal wieder absolut druckvollen Death Metal ab, der überwiegend im Midtempo agiert und an Bands wie Asphyx, Hail Of Bullets, Benediction und Bolt Thrower erinnert, aber auch sehr viel eigene Ideen verbreitet. Besonders die Gitarrenarbeit ist beeindruckend und das Songwriting im Allgemeinen. Ich hätte mir hier und da ein wenig mehr Tempo gewünscht, aber das ist ja eben mein persönliches Pech, denn die Songs an sich sind absolut mehr als gelungen. Remcos kraftvoller Gesang und die absolut fette Produktion glänzen in einem absolut geilen Umfeld und führen dazu, dass man sich das Album zulegen sollte.

Anspieltipps: God Shines In Absence und Night Of The Slain
Michael E.
8.9
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