Headbangers Open Air am 26. – 28.07.2018 in Brande-Hörnerkirchen

“Das Headbangers wird zum Erfolg trotz eines tragischen Vorfalls!“

Eventname: Headbangers Open Air 2018

Bands: Riot V (30 years Thundersteel Show), Morgana Lefay, Anvil (40 years Anvil), Manilla Road, TKO (In Your Face Show), Tankard, Girlschool, Tyrant, Metal Inquisitor, Destiny, Ancient Empire, Syrus, Darkness, Witchfynde, Trance, Ravage, Psychoprism, Hitten, Speed Queen, Seax, Existance, Vulture, Loudness (Special Show, The Law Of Devil‘s Land & Disillusion), Blazon Stone, Millenium

Ort: Brande-Hörnerkirchen, Schleswig-Holstein

Datum: 26. –  28. 07.2018

Kosten: 54 € Dreitagesticket, inkl. Campen und Parken, dazu 5 € Müllpfand, die bei Abgabe des Müllsackes erstattet werden. Ein Tagesticket kostet 35 €.

Genres: Heavy Metal, Hard Rock, Thrash Metal, Speed Metal, Power Metal, Black Metal, Doom Metal

Besucher: ca. 2500

Veranstalter: Headbangers Open Air

Link: http://veranstalter.wixsite.com/h-o-a

Unser erstes Headbangers Open Air wird überschattet von einem tragischen Vorfall. Der Mitbegründer und Gitarrist von Manilla Road, Mark Shelton, verstirbt im Alter von 60 Jahren in der Nacht von Donnerstag auf  Freitag nach seinem umjubelten Auftritt vor 2500 Headbangern. R.I.P. Mark Shelton.

  

Donnerstag

Die Anreise ins beschauliche Brande­­-Hörnerkirchen führt vorbei an Feldern und Versorgungswegen zu dem etwas abseits gelegenen Festivalgelände. Bei der Ankunft werden wir gefragt, ob mit Camping, dann müssten wir für 5 € Pfand einen Müllsack erwerben, die bei Rückgabe des Mülls am Samstag erstattet werden. Aufgrund der Entfernung nach Haus ist für uns der kostenfreie Tagesparkplatz aber vollkommen ausreichend. Auf dem kurzen Weg zum Festivalgelände kommen wir bereits an diversen Ständen vorbei, die Speis und Trank zu echt günstigen Preisen anbieten. So kosten ein 0,3 Liter Dithmarscher sowie die Softgetränke 2 Euronen. Eine Bratwurst im Brötchen schlägt mit 2,50 € zu Buche, und ein Nackensteak mit Krautsalat, auch in der „gesunden“ Variante Pute, ist für 4 € zu bekommen. Es gibt auch einige Klamotten und Plattenstände, sodass zwischen den Bands auch mal geshoppt werden kann. Die Campingplätze sind direkt am Festivalgelände beheimatet. Das sorgt für kurze Wege und erfreut die Zuschauer. Die Akkreditierung geht recht zügig, und trotz des im Vorfeld bestätigten einen Platzes auf der Gästeliste, stehen wir zu zweit drauf. Da muss noch mal nachgesteuert werden, aber der Fotopass ist dabei.

Der Einlass zum überschaubaren Infield ist nach der notwendigen Sicherheitsüberprüfung schnell geschafft. Das Infield bietet dann eine überdachte und Schatten spendende Bühne, mit einem guten Fotograben. Des Weiteren finden sich hier die Merchstände der auftretenden Bands und zwei Zonen, die glücklicherweise auch mit Schirmen ausgestattet sind, sowie einem umlagerten Getränkestand, der aber flott arbeitet. Durch all diese Gegebenheiten erscheint das Festival entspannt, gemütlich, fast familiär.

Die erste Band des Tages ist Shadowbane, die in ihrem halbstündigem Slot die Hitze noch etwas ansteigen lassen. Ihr postapokalyptischer Power Metal ist ein würdiger Einstand in den ersten Festivaltag. Die Hamburger überzeugen mit Songs ihres ersten Albums Facing The Fallout. Da es nur eine Bühne gibt, wird danach umgebaut, und das dauert natürlich seine Zeit. Der Veranstalter hat dafür immer ca. 20 Minuten angesetzt, und das eingespielte Team bekommt das locker, inklusive Soundcheck, hin. Übrigens Sound, der ist sehr gut, klasse ausgesteuert und mit dem richtigen Wums versehen. Weiter geht es mit Speed Queen. Die aus Belgien stammende Band hat sich 2014 aus einer trunkenen Idee heraus entwickelt und bis heute einen nicht unbeachtlichen Erfolg aufzuweisen. Sie rocken die Bühne mit einer erfrischenden Mischung aus Speed und Heavy Metal. Sänger Thomas Keniz und seine Mannen haben die Zuschauer sofort auf ihrer Seite und rocken das Infield.

Dritte Band des Tages ist Seax aus Massachussetts, USA. Nicht ganz so überzeugend, wie die Vorgängertruppe, aber immerhin geben sie auf der Bühne alles. Hochachtung davor, dass sie bei den 30 Grad so agil sind. Der Schweiß fließt in Strömen, und in den 45 Minuten können sie einige neue Fans gewinnen. Und auch mitsingen geht, bei High On Metal funktioniert das gut. Danach kommt Ravage, und die scheinen auch eine gewisse Fanbase zu besitzen.  Die Amerikaner können immerhin auf eine 22-jährige Karriere zurückblicken. Ravage können auf diverse Veröffentlichungen zurückgreifen und liefern Songs wie Turn The Screw oder Till Heaven Cries. Die Besonderheit bei Ravage ist, Schlagzeuger Derek Jay spielt auch bei den eben gehörten Seax. So muss der arme Mann bei zwei Bands Gas geben. Das macht er aber gut, und somit kommt er auch erst nach dem Gig zu den restlichen Bandmitgliedern, die bereits ordentlich Autogramme schreiben und mit den Fans plaudern.

Was hier auf dem Festival auffällt, ist die Fannähe der Bands. Von fast allen auftretenden Gruppen laufen die Mitglieder hier rum und erfreuen sich an den Kollegen auf der Bühne. Nach oder auch vor dem Auftritt sind sie im Pit zu finden. So läuft Anvils Frontmann „Lips“ bereits hier rum, und auch Bandkollege Robb Reiner ist zu sehen. Irgendwo steht Drummer Andreas „Neudi“ Neuderth von Trance und Manilla Road und unterhält sich mit den Fans. Das ist das Familiäre, was ich bereits ansprach. Und sie werden nicht belästigt oder müssen ständig für Fotos herhalten. Das mag es bei anderen Festivals auch geben, nur dass sie da, durch die Größe bedingt, in der Masse untergehen. Hier ist das anders.

Nach Ravage kommt dann Blazon Stone, die sich nach dem gleichnamigen Running Wild Album benannt haben. Die Schweden scheinen gerade hier sehr bekannt zu sein. Vor der Bühne ist es voll, und die Gitarristen Ced Forsberg und Emil Westin werden beim Soundcheck bereits lautstark bejubelt. Die Jungs liefern einen klasse Gig ab und begeistern alle. Die Songs aus dem letzten Album Down In The Dark oder auch frühere Stücke wie Lost And Alone kommen gut an. Gleichzeitig laden Manilla Road zum Meet&Greet ein. Viele der in der Schlange stehenden Anwesenden tragen rote Band Shirts und zeigen, weshalb sie hier sind. Die vier gestandenen Musiker um den Gitarristen Mark „The Shark“ Shelton sind super drauf und unterzeichnen Bilder, Platten und Kutten. Es ahnt jetzt noch keiner, dass dies der letzte Auftritt des Gitarristen sein wird. Kurz nach der Autogrammstunde treten die Vier dann auch auf. Der epische Metal kommt gut an, und Mark zeigt seine Virtuosität an den sechs Saiten. Schnelle ausufernde Soli, auch mal hinter dem Kopf gespielt, sorgen für Begeisterung. Dementsprechend voll ist es auf dem Infield. Alle sind angetan, und die Spielzeit von über einer Stunde ist eigentlich zu kurz. Drummer Neudi, Bassist Joshua Castillo und Sänger Bryan „Hellroadie“ Patrick werden ihrer Rolle als Mitheadliner mehr als nur gerecht. Road Of Kings, Open The Gates, To Kill A King, es wird viel geboten. Klasse Auftritt, der vielen als der Letzte in dieser Konstellation in Erinnerung bleiben wird. Im Nachhinein ein denkwürdiges Ereignis. Zum Ende des Tages dann noch Morgana Lefay. Die Schweden liefern einen gewohnt guten Auftritt ab und präsentieren ihren Power Metal in höchster Qualität. Sänger Charles Rytkönen erfreut sich auch hier großer Beliebtheit. Neben ihm stehen Bassist Fredrik Lundberg, die beiden Gitarristen Peter Grehn und Tony Eriksson und dahinter noch Schlagzeuger Pelle Åkerlind. Songs wie der Opener I Roam gefallen den Zuschauern, und so wird dieser Auftritt als überaus gelungen gewertet. Wir bleiben nicht bis zum Ende, denn es geht ja noch mit dem Auto nach Hause.

Freitag

Heute geht es für uns erst zu Trance zum Festival. Alle einschlägigen Bandseiten und auch die offizielle HOA Seite berichten von dem Unglück des vergangenen Abends. Nähere Informationen über die Todesursache sind noch nicht bekannt. Die Bestürzung ist auf dem Festival spürbar, obwohl scheinbar nicht alle von dem Unglück erfahren haben. Vor dem Auftritt von Trance gibt es noch eine Gedenkrede in Englisch und Deutsch von Preacher, dem ehemaligen Running Wild Gitarristen. Bei Trance fehlt heute dann auch Neudi, der ja auch bei Manilla Road trommelt. Er hat einen großen Verlust zu verschmerzen. Aber das Business heißt Rock ’n’ Roll, und so dürfte es im Sinne von Mark Shelton sein, dass weiter Musik gemacht wird. Trance legen also los, und Sänger Joachim „Joe“ Strubel beginnt mit Mercurial. Gitarrist Eddie St James, gewohnt mit Stirnband und ganz in schwarz, und Gründungsmitglied Markus Berger spielen wie immer souverän auf. Der Ersatzdrummer Jürgen Baum macht seine Sache gut und wird von Bassist Thomas Klein in der Rhythmusarbeit unterstützt. So liefern sie neben Heavy Metal Queen, Break Out und Break The Chains auch ihren Übersong Shock Power. Der Auftritt ist hervorragend, und man merkt ihnen die Routine an, mit der sie den Ausfall des Originaldrummers kompensieren. Das ist für uns ein guter Einstieg in den Tag.

Vor Trance haben bereits mittags Psychoprism und anschließend Syrus und Ancient Empire den Tag eröffnet. Heute ist es auch etwas voller, da es die im Header erwähnten Tageskarten gibt. Viele der Anwesenden sind heute extra für TKO, Tankard und natürlich Loudness gekommen. Zunächst sind aber Destiny dran, unsere erste Gruppe, der wir lauschen und Fotos machen können. Die Schweden sind bereits seit 1982 aktiv und gehören in ihrer Heimat zu den ersten Heavy Metal Bands. Viele Besetzungswechsel haben der Truppe zugesetzt, aber unbeirrt gehen sie ihren Weg. Sie lösen ihre Aufgabe mit Bravour. Nun kommen Sorcerer, ebenfalls aus Schweden. Auf diese Band bin ich schon sehr gespannt, denn deren epischer doomlastiger Metal ist eine Ausnahme auf dem doch sonst eher speedigen/thrashigen Line-Up. Gestern noch auf den slowenischen Metal Dayz haben sie heute den Weg nach Brande-Hörnerkirchen geschafft und legen gleich fantastisch los. Bassist Johnny Hagel schlägt seinen Tieftöner dermaßen gekonnt an, dass zwischen den einzelnen Tönen Zeit fürs Bierholen ist. Sänger Anders Engbert hat die sonst doch sehr heftig Abfeiernden voll im Griff, und mit der ausdruckstarken Stimme klingen Songs wie Sirens oder Crimson Cross echt geil. Wohlige Schauer rinnen über den Rücken, und die beiden Gitarristen Christian Niemann und Peter Hallgreen geben dem Sound die Einzigartigkeit. Etwas an Solitude Aeturnus oder Candlemass erinnernd, sind sie erfrischend und bringen ihre eigene metallische Richtung mit ein. Leider in unseren Landen noch viel zu unbeachtet lassen sie die knapp 55 Minuten schnell verstreichen. Nach nur sechs Songs, aber alle lang, ist die Setlist abgearbeitet.

Danach geht’s mit TKO weiter. Gitarrist Kendel Bechtel mit pechschwarzem Haar und einer stylischen roten Weste spielt die Riffs noch immer so gekonnt wie vor Jahren. Sänger Brad Sinsel macht den Eindruck, etwas zu tief in das Glas geschaut zu haben, und Bassist Evan Sheeley mit Käppi ist bemüht, ein ernstes Gesicht zu machen. Musikalisch passen sie in den Rahmen, auch wenn ihre Musik eher siebziger, achtziger Jahre geprägt ist. Sie werden aber heftig gefeiert, nicht wenige sind eben wegen der doch stark vertretenen älteren Gruppen hier. Trance, Manilla Road, Loudness, Girlschool, Anvil, alles Gruppen, die ihre Hochzeit bereits in den frühen Achtzigern hatten. Nichtsdestotrotz rocken die hier dermaßen die Bühne, dass der eine oder andere Newcomer nur staunen kann. Es werden Songs von Let It Roll, das Album ist immerhin schon 39 Jahre alt, und neuere Werke gespielt, und es darf natürlich auch End Of The Line von 1984 nicht fehlen. Kurz nach dem Beginn von TKO gehen wir zum Meet&Greet von Sorcerer. Nicht Wenige stehen hier an, um eben dem Fünfer aus Schweden zu huldigen. So sind diese sehr aufgeschlossen, bedanken sich, geben bereitwillig Autogramme und bieten auch gleich ein Interview an, als wir uns von Time For Metal outen. Es gibt auch bereitwillig mit jedem der möchte ein persönliches Foto, und auch anschließend darf noch etwas auf dem Gelände geplaudert werden. Ich hoffe, sie kommen mal in nordische Gefilde, damit wir der Interview-Einladung folgen können.

Nach TKO geht der Umbau für Tankard rasch vonstatten. Die thrashigen Hessen legen fulminant los. One Foot In The Grave trifft hier nicht zu. Was da an Bewegung auf der Bühne ist, lässt einen glauben machen, sie stehen auf glühenden Kohlen. Vielleicht wartet ja das nächste Pils, und deshalb geben sie Gas. Bassist Frank Thorwarth ist rechts, links, überall zu finden und treibt dadurch die Geschwindigkeit an. Das Aufgebot an Security hat auch merklich zugenommen, und das ist gut so. Das erste Mal, dass Crowdsurfer zu sehen sind, und auch ein Mosh Pit wird aufgelegt. Das ist Premiere dieses Jahr. Andreas „Gerre“ Geremia treibt die Menge an und will eine fette Party. Die bekommt er. Auch nach Jahren funktionieren Tankard noch. Songs, so brachial gespielt, mit viel Vehemenz und Druck sind Garanten für einen gelungenen Auftritt. Das Infield ist dementsprechend gefüllt und feiert schon heute Abend den Morgen danach (The Day After). Zombie Attack oder auch R.I.B, Rest In Beer kommen gut an und treffen auf fruchtbaren Boden. Andreas Gutjahr hämmert die Riffs in die Menge und ist ebenfalls viel auf der Bühne unterwegs oder liefert sich Duelle mit Basser Frank. Im Hintergrund malträtiert Olaf Zissel die Felle, dass es dem Pit Angst und Bange wird.

Nach der obligatorischen Umbaupause stehen die Japaner Loudness in den Startlöchern. Ein Novum in der 21-jährigen Geschichte des HOA, denn bisher ist noch keine Band an zwei Jahren hintereinander aufgetreten. Die Idee dazu hatten Loudness selbst und spielen eine Special Show, The Law Of Devil‘s Land & Confusion der beiden gleichnamigen Alben der frühen Achtziger. Das ist etwas verhaltener, ohne weniger gut zu sein. Flitzefinger Akira Takasaki mit knallegrüner Gitarre lässt die Haare fliegen und zeigt sein Können. Bereits vorher hat er bereitwillig dem Schreiber seine Kunstfertigkeit gezeigt. Sänger Minoru Nihara, mit gelblicher Sonnenbrille, beginnt nach Theme Of Loudness Part II mit In The Mirror, und danach geht es weiter mit The Law Of Devils Hand. Beide Erfolgsalben werden hier gleichermaßen gewürdigt. Und somit ist der Grund für den zweiten Auftritt in Folge mehr als nur gerechtfertigt. Auch heute bleiben wir nicht ganz bis Ende, sondern machen uns nach ca. der Hälfte des Sets auf den Heimweg.

An dieser Stelle mal der einzige große Kritikpunkt. Der Fotograben wird mit Zunahme der Popularität der Bands immer voller. Da ist es dann mehr als nur störend, wenn auch noch vermeintliche VIPs sich in den Graben drängen, um etwas näher an der Bühne zu stehen. Wofür werden dann Fotopässe verteilt, wenn fast jeder nach vorne kann? Da müsste die Security an dem Grabeneingang drauf achten und konsequent dafür sorgen, dass hier nur die Fotoberechtigten den Zugang haben und nicht durch „Artfremde“ gestört werden. Sie können die Band ja auch direkt von Backstage aus sehen. Aber damit ist dann schon Ende mit Kritik.

Samstag

Die ersten Bands des Tages beginnen bereits früh. Existance, gefolgt von Millenium und Hitten nutzen ihre Slots, um sich dem dankbaren Publikum zu präsentieren. Das klappt gut, und auch hier werden die jungen Truppen dankend angenommen und gewinnen bestimmt auch neue Anhänger.

Wir sind erst zu Witchfynde aus England am Start. Das Wetter hat sich etwas verfinstert, und während des Auftritts kommt dann auch einer der Verantwortlichen und warnt vor Starkwind und gegebenenfalls heftigem Gewitter. Glücklicherweise sind wir entsprechend gerüstet, und noch während des Auftrittes fängt es an zu regnen. Das tut dem staubigem Infield gut und kühlt auch die aufgeheizte Luft ab. Das angedeutete Gewitter bleibt aber aus. Witchfynde gehören ebenfalls zu der älteren Musikergeneration und sind eine aus den 70ern stammende NWOBHM Band. Allerdings ist von den Gründungsmitgliedern nur noch Schlagzeuger Gra Scoresby dabei. Trotzdem spielen sie hier eindrucksvoll auf. Harry Harrison macht seine Sache gut, und man merkt ihnen die Lust am Spielen an. Es werden viele Songs des vorletzten Albums The Witching Hour (2001) gespielt. Da ich die Engländer noch nicht kannte, hat das meinen Horizont positiv erweitert.

Danach wird es Thrashig. Darkness aus Essen sind am Start. Was sich zunächst noch ganz angenehm ausmachte, entwickelt sich im Laufe zu einer Ruhrpott-Urgewalt, die mir nicht mehr so zusagt. Invasion Sector 12, Critical Threshold oder Battle To The Last lassen das Infield erbeben. Wir gehen derweil zur Speisenaufnahme und zur Meet&Greet Stunde mit Hitten. Die jungen Spanier zeigen sich ob des Zuspruchs angetan und geben auch bereitwillig Unterschriften auf CDs und in das Programmheft. Dieses muss ich mal lobend erwähnen. Das zweisprachige Heft bietet zu jeder Band neben einem Bild weitergehende Informationen, und das für einen Euro. Alles, was für das Festival wichtig erscheint, ist hier zu finden. Die Pictures sind klasse, und so kann an einer Stelle zu allen Gruppen Autogramme gesammelt werden, so man denn drankommt. Meist ist nur eine halbe Stunde Zeit, und bei Girlschool oder Riot V reicht das nicht aus.

Danach kommen Metal Inquisition aus Koblenz an die Reihe. Sie bringen eine gewisse Fanbase mit, und das zeigt sich schon nach den ersten Takten. Bereits zum dritten Mal sind die sympathischen Koblenzer hier, und so haben sich im Laufe der Jahre Bekanntschaften entwickelt. Man merkt es ihnen an, dass sie gern hier auftreten. Der traditionelle Metal kommt gut an. Zombie Driver, Run For Your Life oder Legion Of Grey zeugen von gutem Songwriting und enden in einer souveränen Leistung.

Nun kommen wir zur einzigen Damenkapelle, die es bei diesem Festival zu bewundern gibt. Girlschool treten auf. Nachdem drei der vier Damen bereits den Meet&Greet Stand fast zum Zusammenbrechen gebracht haben, stehen sie nun auf der Bühne. Die blonde Gitarristin Jackie Chambers in enger schwarzer Lederhose, Rhythmusgitarristin und Sängerin Kim Mc Auliffe und Bassistin Enid Williams legen rasant los. Stürmisch begrüßt intonieren sie Demolition Boys und C’ mon Lets Go. Danach wird erst mal Hallo gesagt, und sie erfreuen sich ungeteilter Aufmerksamkeit. Das mag an dem sexy Auftreten liegen oder auch daran, dass sie eine Metal-Institution sind. So durften sie hier bereits 2006 schon mal auftreten. Drummerin Denise Duffort hält sich im Hintergrund und sorgt für fette Beats. Natürlich darf im Verlaufe des Sets auch ihr größter Erfolg mit Lemmy nicht fehlen. St Valentines Day Massacre wird dann auch dem verstorbenem Lemmy Kilmister gewidmet. Auch vom letzten Album Hit And Run werden ein paar Stücke gespielt. Das war eine Top Show mit nicht allzu vielen Überraschungen, aber nicht Wenige sind heute nur wegen Girlschool hier.

So langsam neigt sich das Festival dem Ende entgegen. Aber es kommen noch zwei hochkarätige Bands. Zum einem Anvil um ihren singenden Gitarristen Steve „Lips“ Kudlow, am Bass der wie immer Grimassen schneidende Chris Robertson und Robb Reiner, der hinter seiner Schießbude sitzt. Das Set unterscheidet sich nicht von dem, was wir bereits im März im Flensburger Roxy gesehen haben. Es beginnt mit einem Gitarrensolo in der Mitte des Pits. March Of The Crabs als Eröffnung zeigt, was die nun auch schon seit Jahren bestehende kanadische Band kann. Gewaltige Riffs, fetter Bass und knallharte Drums sorgen für das richtige Feeling. Bereits 2014 waren sie Gäste des HOA, und heute zelebrieren sie eine Special 50 Jahre Anvil Show. So dürfen neben Klassikern wie Ooh Baby, Badass Rock’n‘ Roll auch neuere Stücke der letzten Platte Punding The Pavement nicht fehlen. Zum Schluss gibt es natürlich als Zugabe Metal On Metal. Dankbare Zuschauer bleiben nach diesem Auftritt zurück. Für uns, die das schon mal gesehen hatten, gab es allerdings keine Neuerungen. Trotzdem immer wieder fein anzuhören und vor allem auch anzusehen.

Dann bleiben noch Riot V. Heute die 50 Jahre Thundersteel Show. Wer kennt dieses Meisterstück nicht?! Bereits nachmittags durften sie bewundert werden, und die Schlange beim Meet&Greet war entsprechend lang. Sänger Todd Michael Hall, Bassist Don Van Stavern, Mike Flyntz und Nick Lee an den Gitarren sowie Frank Gielriest an den Drums sind zu Recht als Headliner auf der Bühne. Nick Lee macht es uns Fotografen nicht leicht. So schnell, wie der über die Bühne huscht und dabei seine langen Haare fliegen lässt, sind nur Glückstreffer drin. Natürlich gibt es auch rotes LED Licht und Kunstnebel, des Fotografen Tod. Anders bei Mike Flyntz, der auf seiner Seite doch eher ruhiger steht und so gute Bilder zulässt. Auch ist bei dem ruhig agierenden Bassmann Don Mc Stavern viel Zeit zum Knipsen. Trotzdem ist auch hier wieder das große Problem des zu vollen Fotograbens. Nicht nur Presse, nein auch wieder Fremde, die trotz des beengten Raumes sich da reinquetschen müssen. Das macht keinen Spaß. Aber nach drei Songs ist es vorbei mit Fotograben, und so dürfen wir nach Victory, Flight Of The Warrior und On Your Knees den Graben verlassen. Weitere Kracher schließen sich an. Heavy Metal Machine, Road Racin‘, oder zum Ende eben das berühmteste Stück, Thundersteel, machen diesen Auftritt zum würdigen Abschluss des Festivals. Ich freue mich schon, diese Fünf bei der im Herbst stattfindenden und von Time For Metal präsentierten Primal Fear-Tour als Support zu sehen.

Fazit: Unser erstes Headbangers Open Air und gleich ein Erfolg. Warum das in den letzten zwanzig Jahren keine Option war, erschließt sich mir nicht wirklich. Auch sind die Durchführenden bemüht, alles recht zu machen. Die gute Organisation, bis auf die von mir erwähnten Mängel im Fotograben, die Zapfer, die schnell für Getränke sorgen, und auch die Klo Situation ist ok. Sogar mein Pressebändchen wurde später anstandslos in ein reguläres HOA-Festival Bändchen getauscht. Was will man mehr?