Impericon Festival am 28.03.2024 in der Sporthalle Hamburg

Impericon Festivalreihe findet in Hamburg einen geglückten Auftakt – rund 4.000 Fans bejubeln in der Hamburger Sporthalle As I Lay Dying und Co.

Event: Impericon Festival 2024

Künstler: Thrown, Dying Wish, Future Palace, Casey, Nasty, Breakdown Of Sanity, Terror, Landmvrks, August Burns Red, While She Sleeps, As I Lay Dying

Ort: Hamburg, Sporthalle

Datum: 28.03.2024

Kosten: ca. 95

Genre: Metalcore

Besucher: ca. 4000

Veranstalter: IC Music & Apparel GmbH

Link: https://www.impericon.com/de

  1. Atone
  2. I Was Happy When You Die
  3. Great Grief
  4. &
  5. Fluorescents
  6. Hell
  7. Little Bird

  1. Lost In A Wave
  2. Rainfall
  3. Visage
  4. Blistering
  5. Death
  6. Creature
  7. Self-Made Black Hole

  1. Empire
  2. Thirty And Seven
  3. The Truth Of A Liar
  4. Backfire
  5. Revival
  6. Bloodletter
  7. Composure
  8. Paramount
  9. White Washed

  1. Sleeps Society
  2. Anti-Social
  3. Guilty Party
  4. Self Hell
  5. Four Wals
  6. Silence Speeks

  1. Nothing Left
  2. Faling Upon Deaf Ears
  3. Through Struggle
  4. Redefined
  5. Parallels
  6. A Greater Foundation
  7. Condemned
  8. A Ocean Between Us
  9. Shaped By Fire
  10. 94 Hours
  11. The Darkest Nights
  12. Blinded
  13. Anodyne Sea
  14. The Sound Of Truth
  15. My Own Grave
  16. Confined

Dying Wish

Die Festivalsaison ist eröffnet – und die Festivalreihe von Impericon, die dieses Jahr sechs Konzerte in Deutschland, Schweiz und Österreich umfasst, ist mit eines der ersten davon. Seit 2011 hat sich das Festival als Highlight für Fans harter Musik entwickelt und lockt jedes Jahr Tausende von Fans der härteren Gangart in mehrere Städte der Nation. Tourauftakt ist am 28. März in Hamburg in der Sporthalle, die locker Platz für 7.000 Besucher hat.

Ganze 7.000 sind zwar nicht da, aber die rund 4.000 überwiegend hanseatischen Metalfans lassen es dennoch krachen. Und je mehr der Abend fortschreitet, umso mehr überwiegt auch die Stimmung, die neben den Bands sicherlich auch dem einen oder anderen Kaltgetränk geschuldet ist.

Den Opener macht die Metalcore Band Thrown aus Schweden, die pünktlich um 13:30 Uhr in ihre halbe Stunde Spielzeit startet. Leider ist bei der ambitionierten Band noch nicht viel los, aber die wenigen, die den Weg schon in die Sporthalle gefunden haben, werden nicht enttäuscht. Ex-Grieved Sänger Marcus Lundqvist überzeugt mit Growl-Gesang und ist ständig in Bewegung.

Über deutlich mehr Publikum kann sich dann der nächste Act freuen: Von 14:20 Uhr bis 14:50 Uhr sind Dying Wish aus Portland/Oregon am Start. Die Jungs und ihre Dame stehen für American Metalcore. Frontfrau Emma Booster überzeugt mit ihrer vielseitigen Stimme, die nicht nur tiefe Stimmlagen, sondern auch hohe Parts gut rüberbringt. Dying Wish supporten gerade ihr aktuelles Album Symptoms Of Survival, das im November 2023 erschien und spielen Songs wie den gleichnamigen Albumtitel oder Watch My Promise Die daraus.

Future Palace

Die nächste Band ist unser erstes Highlight an diesem Tag. Future Palace nennt sich das Trio um Sängerin Maria Lessing. Die deutsche Hardcore-/Alternativ Rockband aus Berlin hat bisher zwei Alben veröffentlicht und ist dieses Jahr auf fast allen wichtigen Festivals in Deutschland und Österreich vertreten. Maria führt charmant durch das Programm und entschuldigt sich für ihre „holprige“ Ansage, die für sie die erste in diesem Jahr ist, ergo auch das erste Festival für die Band. Dafür lässt ihre Stimme es an nichts mangeln und heizt den Fans mit Flames, Locked, A World In Tears, Fever, Dead Inside und Heads Up gut ein. Die ersten Crowdsurfer sowie der erste Moshpit an dem Tag sind schon im Gange. Auch die aktuelle Single Malphas darf in dem Set der sympathischen Band nicht fehlen und mit Paradise und den Wünschen an die Fans, „dass sie, egal was kommt, an sich glauben sollen“ endet das halbstündige Programm der Berliner. Die Fans haben zudem noch Gelegenheit, die Band bei der Autogrammstunde zu treffen – ein weiteres Highlight des Impericon Festivals. Neben Future Palace sind dort auch noch While She Sleeps, As I Lay Dying, August Burns Red und Breakdown Of Sanity zu finden. Positiv hervorzuheben ist auch die gute Lage der Sporthalle, die auch ausreichend Sitzmöglichkeiten bietet, die verschiedenen Essens- und Getränkestände, das Radio Bob Glücksrad, Merchandise Artikel sowie die Monster Energy-Fotobox und der Tätowier-Stand.

Casey dürfen ebenfalls 30 Minuten das Impericon in Hamburg rocken. Die Post-Hardcore-Jungs aus Wales definieren sich eindeutig über ihren Sänger Tom Weaver. Dieser rockt mit seiner Band die Bühne und schwört dabei auf tiefen Growl-Gesang sowie vielen Clean-Einlagen. Songs gibt es überwiegend vom aktuellen Album How To Dissapear, das 2023 auf den Markt kam.

Nasty

Leider gibt es bei einem Festival auch immer wieder Bands, die einen weder musikalisch noch in ihrer Performance überzeugen. Darunter ist die nächste Band, die sich Nasty nennt. Die Beatdown Hardcore Band kommt aus Belgien und ihr Sänger Matthias Tarnath lockt die Fans mit Sprüchen wie „Alle nach vorne! Alle mal Action! Randale! Jetzt gibt’s Party! Ruft die Cops an!“ nach vorne und feiert mit ihnen eine Art „Hip-Hop-Metal-Gangstaparty“. Und das ganze 30 Minuten lang. Zu lang für so harten Tobak für uns. Metal im Hip-Hop Stil ist in unseren Augen – und Ohren – absoluter Stilbruch und hat auch mit Metalcore nichts zu tun.

Weitaus angenehmer ist der Sound von Breakdown Of Sanity. Das Metalcore-Quintett hat schon einige Höhen und Tiefen hinter sich: 2007 gegründet, 2009 Debütalbum, 2011 zweites Werk, Touren mit namhaften Bands sowie Headliner-Tour, 2013 drittes Album, 2016 vierter Longplayer und erstmals Top 50 Platzierung in verschiedenen Ländern, 2017 dann die Auflösung – und 2020 das Comeback. Vor allem die treuen Fans der Band freuen sich sichtlich über deren Aufritt in Hamburg, da es Konzerte von Breakdown Of Sanity seit ihrer Wiedervereinigung nicht mehr gab und dementsprechend ist auch die Autogrammstunde gut besucht. Wie treffend, dass das letzte Konzert sechs Jahre her ist und auch auf dem Impericon Festival war.

Terror

Dafür glänzen die Schweizer jährlich mit einer neuen Single. 2020 war das Trace, 2021 Black Smoke und jetzt gibt es den Song Collapse (Januar 2023). Bei ihrem halbstündigen Gig gibt es die natürlich zu hören sowie viele alte Lieder. Wir denken, die Fans sind jetzt auch bereit für ein neues Album! Wir werden verfolgen, wie es mit Carlo Knöpfel und Co. weitergeht.

Leider auch nicht so unser Fall sind die Hardcore-/Punk Boys Terror aus den USA, die Hardcore mit Metal vermischen. Tiefer, erdiger Gesang, gepaart mit schnellen Riffs und harten Drums sind das Kennzeichen von Terror, die sich fürs „Hiersein“ bedanken und von vornerein das Publikum zum Crowdsurfen und Moshpit aufrufen. Es ist laut, hart und schnell. Genau das, was Terror wollen, wird auch live perfekt umgesetzt. Ihr Longplayer von 2022 Pain Into Power ist Programm. Wer es mag, ist 35 Minuten damit gut bedient.

Landmvrks

Die absoluten Abräumer unserer Meinung nach sind die Franzosen von Landmvrks, die seit 2014 die Metallandschaft bereichern. Bereits mit ihrem dritten Album Lost In The Waves (2021) stieg die Metalcore Band auf Platz 17 in den deutschen Albumcharts ein. Aber nicht nur Metalcore steht auf der Agenda der Marseiller Jungs. Sie mischen auch gekonnt Punk, Punk-Rock und zuweilen auch Hip-Hop-Elemente in ihre Songs und können damit bei den Fans voll punkten. Mir persönlich ist die Stimme von Florent Salfati viel zu hoch und stellenweise zu schrill, der Sound ist auf jeden Fall einzigartig und der Wiedererkennungswert hoch. Die Shouts von Salfati werden teilweise mit Comeback Kid bzw. Knocked Loose verglichen. 40 Minuten knallt es richtig rein auf der Bühne – und davor geht es auch ab. Ein Knaller nach dem anderen kommt von der Band: Lost In A Wave, Rainfall, Visage (auf Französisch), Blistering, Death, Creature und Self-Made Black Hole und die Stimmung ist das erste Mal auf dem Höhepunkt!

August Burns Red können auf dieser Welle weiterschwimmen, halten sich aber lieber an ihren typischen Metalcore Sound, gespickt mit starken Breakdowns und rhythmisch komplexen Riffs. Die US-Amerikaner begeistern schon seit 2003 die Metalcore Fans und können auch diesmal wieder gut abräumen. Nur schade, dass der Sound nicht immer das verspricht, was man sich gerne wünscht. Die blutroten Rauchsäulen ergänzen sich gut zu dem roten Band-Schriftzug und zu Jake Luhrs prägnanter Stimme. Aber nicht nur die Band liefert ab, natürlich auch das Publikum. So, wie es sein soll. Songtechnisch sind in den 45 Minuten Empire, Thirty And Seven, The Truth Of A Liar, Backfire, Revival sowie Paramount und White Washed angesagt. Ein solides Set, wie man es von August Burns Red gewohnt ist. Mittlerweile ist es 21:15 Uhr, die zwei Top Acts des Abends stehen an!

August Burns Red

Das sind zum einen unsere Lieblinge von While She Sleeps, die wir bereits bei der Autogrammstunde besuchen (und beschenken). Meine persönlichen Favoriten des Abends! Mit ihrem aktuellen sechsten Album Self Hell, das am 29. März erschienen ist, hat sich die Band selbst übertroffen. Einige markante Songs auf dem Album sind beispielsweise der Titelsong Self Hell, der trotz des Titels mit einem lebensfrohen Video daherkommt, To The Flowers, das die „wahren Emotionen von Beziehungen, Trauer, Liebe, Tod und Schmerz umfasst“ und von einem Video begleitet ist, das schon einen Kurzfilm gleicht, das depressiv angehauchte Dopesick und das eingeprügelte Down mit Unterstützung von Alex Taylor (Malevolence). Auch die Restsongs glänzen energiegeladen mit nicht minder atmosphärischer Musik. Ein wahres Meisterwerk eben. Die Band konnte sich im Laufe ihrer Bandgeschichte immer wieder weiterentwickeln, neue Genres mit einflechten und trotzdem ihrem Stil und ihrer Geradlinigkeit treu bleiben. Ihre markanten heruntergestimmten Gitarren, die dicken Basstöne sowie manch melodischer Einspieler ergänzen sich einfach perfekt zu Lawrence Taylors Screamings, die in jeder Stimmlage den Punkt treffen. Die Spielzeit ist von 21:35 bis 22:20 Uhr festgelegt – satte 45 Minuten – eigentlich. Letztendlich sind es nur 35 Minuten. Zehn Minuten Verspätung, dazwischen kurzzeitig ein technisches Problem. Und Verlängerung gibt es natürlich auch nicht – Lawrence ist am Ende sichtlich genervt und wirft sein Mikro hinter sich – ohne Rücksicht auf Verluste.

While She Sleeps

Klar, der Band und den Fans sind drei Songs geklaut worden. Dabei startet das Set wie immer – schnell, hart, temporeich. Die Band in Topform, Loz natürlich im Fokus der Fans. Ein Hammer nach dem anderen wird abgefeuert: Sleeps Society, Anti-Social, The Guilty Party. Rauch und Feuer sind auch mit dabei, Mr. Taylor feiert seine „Sexy Motherfucker“ und will wissen, ob alle gut drauf sind (oder etwa stoned?), stürmt die Rampe der Doppelbühne rauf und runter und genießt das Bad in der Menge. Alle toben, machen mit, die Stimmung ist perfekt. Self Hell und Four Walls sind die nächsten Kracher, man wartet auf weitere Nummern von der neuen Scheibe. Doch nach Silence Speaks ist „finish“ – was die Band und auch die Fans nicht glauben können. Ein letzter Vermerk auf das Album, das jetzt draußen ist und ein „Peace“ als Abschiedsgruß und While She Sleeps sind weg. Schade, das haben wir und die Fans sich sicherlich anders vorgestellt. Wenigstens konnten sie in Leipzig ihr Set ganz ausspielen. Aber trotzdem war’s mega! Mein Headliner des Abends.

As I Lay Dying

Der eigentliche Headliner, As I Lay Dying kommt zwar auch erst später raus – gegen 22:55 Uhr – darf seine Songs aber alle runterspielen. Ob das jetzt fair ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall steht die Band, die schon lang nicht mehr live unterwegs war, für amerikanischen Metalcore vom Feinsten. Bereits seit 2000 sind die Amis auf dem Markt und haben so manche Höhen und Tiefen hinter sich. Mit zu den schlimmsten Banderfahrungen zählt sicher die Haftzeit von Sänger Tim Lambesis von 2014 bis 2016 aufgrund von Anstiftung zum Mord an seiner Ehefrau. Aber auch dieses Tief überwand die Band und steht jetzt frisch gestählt und mit viel Energie wieder auf der Bühne. Und auch neue Songs sowie ein neues Album sind in Planung, nachdem das letzte Werk bereits viereinhalb Jahre zurückliegt. Lambesis verspricht „coole, intensive Parts, komplexe Melodien und coole Gitarrenarbeit“. Aber in Hamburg wird sich erst mal auf die alten Kracher konzentriert, darunter Nothing Left als Opener, Falling Upon Deaf Ears, Through Struggle, Redefined, An Ocean Between Us, 94 Hours, Blinded und The Sound Of Truth. Immer umrahmt von dem As I Lay Dying-Emblem, einmal mit Feuerelement, einmal ohne, sowie ein paar Feuersäulen zur Umrahmung. Mehr brauchen die Amerikaner nicht, einfach nur Gitarrenrumms und die markante Stimme von Tim Lambesis. Mit My Own Grave und Confined endet nicht nur das Set von As I Lay Dying, auch das Impericon Festival in Hamburg ist zu Ende. Fazit: Einige Bands hätte es nicht gebraucht, von anderen bitte mehr. Gut gemischtes Billing, interessante neue Bands, gute Orga – aber am Sound muss noch gefeilt werden.

Impericon? Nächstes Jahr gerne wieder. Aber vielleicht dann in der nächsten Stadt.