Artist: Iron Maiden
Herkunft: London, England
Album: Senjutsu
Spiellänge: 81:59 Minuten
Genre: Heavy Metal, Metal, NWOBHM
Release: 03.09.2021
Label: Warner Music Group
Link: https://www.ironmaiden.com/
Bandmitglieder:
Gesang – Bruce Dickinson
Gitarre – Dave Murray
Gitarre – Adrian Smith
Gitarre – Janick Gers
Bassgitarre, Keyboard – Steve Harris
Schlagzeug – Nicko McBrain
Tracklist:
- Senjutsu
- Stratego
- The Writing On The Wall
- Lost In A Lost World
- Days Of Future Past
- The Time Machine
- Darkest Hour
- Death Of The Celts
- The Parchment
- Hell On Earth
Es wird laut in der Szene, wenn ein Top-Act wie Iron Maiden ein neues Album präsentiert. Seit Wochen wird über die ersten Songs gesprochen: Wohin geht die Reise der Engländer und welche Hits werden die Scheibe am meisten prägen? Die letzten Stunden liest mal viel, sehr viel über Senjutsu – schließlich wurde der Silberling am Freitag veröffentlicht. Die Meinungen geht extrem weit auseinander, was gar nicht großartig verwunderlich ist, schließlich treffen unsere Legenden nicht immer den Geschmack jedes einzelnen. Das liegt alleine dran, wohin die Tendenz geht, und die siebzehnte Scheibe der NWOBHM Heros wirft uns in die Phase von Powerslave und Somewhere In Time zurück. Achtziger Feeling kommt schnell auf, zudem versprühen die Stücke deutlich mehr Dunkelheit als noch auf den letzten Langeisen. Die vermutlich düsterste Platte der Eisernen Jungfrau kommt auf über 80 Minuten Spielzeit, spuckt zehn Titel aus und steht seit dem 03.09.2021 über Warner Music Group zur Verfügung. Das Artwork greift den Titel Senjutsu auf und zeigt einen japanischen Krieger. Die Bedeutung stammt aus dem asiatischen Land und bedeutet frei übersetzt „Taktik und Strategie“. Doch was kann das japanisch angehauchte Schlachtwerk der englischen Wellenbrecher? Darauf gehen wir jetzt näher ein.
Wie schon geschrieben, gibt es verschiedene erste Eindrücke aus der Fan- und Medienschaar. Vom „besten Album nach Somewhere In Time„ bis hin zum „hitlosen Düsterling“ war wohl alles dabei. Die Wahrheit liegt für meinen Geschmack irgendwo dazwischen. Wobei Senjutsu für mich nicht an Alben wie Seventh Son Of A Seventh Son, Fear Of The Dark oder Brave New World herankommt und in meinem Ranking eher um den Einzug in die Top 10 als auf Platz 1 kämpft. Nach dem nicht ganz starken The Final Frontier konnte The Book Of Souls die Tendenz deutlich nach oben drehen. Das Intro und erster Song Senjutsu in der Kombination Bruce Dickinson und Nicko McBrain läutet die nächsten Minuten stimmungsvoll ein. Druckvoll, düster und mit dem Griff zum Hals legen sie den Hörer in Midtempo-Ketten, ohne die einzelnen Musiker in ihrer Freiheit einzuschränken. Das Drumming von Nicko McBrain hält den Song hoch, auch wenn er zum Mittelteil etwas abflacht – wir müssen uns eben an längere Stücke auf dieser Produktion gewöhnen. Einer der Höhepunkte sprintet im Anschluss an die Line. Feuer frei mit Stratego, der viele Achtziger-Maiden-Einflüsse aufgreift und vor allem die Old School Fans erreichen dürfte. Der Refrain von Bruce dringt überzeugend in die Ohren. Der erste Hit? Eher nein als ja. Klar, eine gute Komposition, aber für die Best-of muss die Nummer in mir noch wachsen und das dürfte auch vielen anderen ähnlich gehen. Die Dramatik aufgebaut, läuft The Writing On The Wall warm. Die Melodien gehen dahin, wo man sie als Fan haben möchte. Vom ersten Trio die Polposition gesichert, geht die Hand schnell zum Regler und dreht The Writing On The Wall lauter auf. Andächtig, stimmungsvoll regt er zum Nachdenken an und Dave Murray, Adrian Smith und Janick Gers zeigen die ganze Klasse des magischen Gitarrendreiecks.
Lost In A Lost World: Wie der Name es bereits verkündet, gibt es in dem Track keine Partyelemente und Grund zur Freude. Die emotionale Finsternis prägt die über neun Minuten, die uns vom Sextett vor die Füße geworfen werden. Bruce springt nur zu gerne in die Schlagzeugrhythmen mit ein, dadurch bekommen seine Vocals mehr Druck. Atmosphären und Riffs aus anderen Maiden Klassikern kann man ohne Probleme heraushören. Das passiert jedoch nicht nur bei dieser Nummer, sondern immer wieder findet man alte Elemente, die neu mit aufgenommen wurden. Das zweite kurze Intermezzo Days Of Future Past kann wie bereits Stratego punkten. In der Kürze liegt die Würze. Bedingt auf Senjutsu ja. Die beiden Werke und auch The Writing On The Wall, der unter der Sieben-Minuten-Marke bleibt, kommen schnell zum Schuss und werden spürbar griffiger auf die Hörerschaft losgelassen. Den Abschluss der ersten Hälfte gestaltet The Time Machine. Verträumt setzen Iron Maiden alles auf Herrn Dickinson, der einmal mehr zeigt, was für ein Frontmann er ist. Charismatisch stark bringt er den Charakter der Band wie kaum ein anderer in die Lieder. Manchmal dürfte es im Großen und Ganzen nur mehr bzw. zielstrebiger sein. Coole Momente haben alle Tracks – ohne Frage – auf der anderen Seite lassen die Männer aber auch gerne mal die Zügel lockerer schleifen. Das, was zum Beispiel ab Minute 5:30 pulsierend aus der Anlage dringt, macht nur Laune und das ohne Abstriche!
Die dunkelste Stunde scheint angebrochen. Darkest Hour zieht den Stecker und die Knie fallen in den Staub. Der Blick geht langsam nach oben. Dort steht der Krieger mit seinem langen Schwert und dem kalten, tödlichen Blick. Nur der Schlag, der den chancenlosen Körper ins Jenseits befördert hätte, bleibt gänzlich aus. Daran knüpft Death Of The Celts an. Iron Maiden werden immer langsamer und bekommen eine schwärzere Seele. Alleine die letzten drei Kompositionen kommen auf 33 Minuten und hätten bei anderen Kapellen ein ganzes Album gefüllt. Die Reise, das steht bereits fest, geht in Mammut-Kompositionen, die schwermütig und schwer wie die Steinzeitlebewesen über die schier endlose Ebene traben. Senjutsu ist nichts für Partystunden auf einer ausgelassenen Metal Night, sondern eine Session mit einem guten Drink vor dem heimischen Kamin. The Parchment braucht über eine Minute, um überhaupt einen Ton auszuspucken, ganz klar zu lange diese Pause. Hier kappen die Musiker den Faden zum gesamten Rest des Werkes. Wofür die Generalpause gut sein möchte, weiß der Teufel. Im Anschluss den roten Faden wieder gekittet, läuft alles nach der Gangart von Death Of The Celts. Auf die verarbeiteten Handschriften muss man Lust haben und den Geist drauf einlassen. Livehymnen dürften eher im ersten Drittel bei den Anhängern aufleuchten und neue Toursets bereichern. Man braucht Geduld, einen guten harmonischen Tag und das Wichtigste ist Zeit, um die neuen Songs aufzusaugen. Hell On Earth rundet den Eindruck ab. Schnell mal eben Senjutsu hören und mitgrölen, dafür wurde die Platte einfach nicht produziert.