„Kieler Woche 2018 – Ein Volksfest mit Festivalcharakter!“
Eventname: 136 Jahre Kieler Woche
Bands: ca. 400!
Ort: Kiel, Schleswig-Holstein
Datum: 16. – 24.06.2018
Kosten: (Fast alle) Kostenlos
Genre: Alle!
Link: http://www.ki-wo.de/
Über 400 Konzerte in neun Tagen auf über zwei Dutzend Bühnen quer durch die Stadt verteilt – wer möchte, ist von morgens bis spät in die Nacht unterwegs. Fast alle Konzerte sind kostenlos. Einzig die städtische Bühne Krusenkoppel mit der Gewaltig Leise! Konzertreihe ist kostenpflichtig, mit maximal 25 Euro aber noch immer günstig.
Hier nun die rockige Nachbetrachtung eines Eingeborenen:
- Freitag, 15.06.2018:
Den ersten Abend der Kieler Woche gibt es eigentlich nicht, es nennt sich schlicht „Soundcheck“. Es ist 15 Uhr. Überall in der Stadt wird gehämmert, gebohrt, geschraubt und werden Straßensperren errichtet. In der ganzen Stadt? Nein! Im Radio Bob! Rockcamp liegen Matten in der Stage II, und es wird von den ersten Gästen Joga betrieben. Kurz vor halb vier kündigt Moderator Andreas „Maschine“ Pooch das erste Highlight der Kieler Woche an. Klaus Büchner (Torfrock) gibt mit seinem Partner Christof Stein-Schneider (Fury in the Slaughterhouse) eine kurze Lesung aus seinem Buch Hanebüchner. Es ist strahlender Sonnenschein, und die beiden erklären vor einer Handvoll Gästen kurzum die Kieler Woche für eröffnet. Was da wohl morgen der Bundespräsident zu sagen wird?
19:30 Uhr. Auch Radio Bob! Rockcamp, aber die große Bühne. Der Musikzug Wacken, besser bekannt unter Wacken Fire Fighters, sollen die inoffizielle Eröffnung wie beim Wacken Open Air spielen. Das Programm ist das gleiche, doch statt 15.000 Besuchern vor der Beergarden-Stage verlieren sich keine 500 im Rockcamp.
Anders auf der Jungen Bühne im Ratsdienergarten. Hier ist der Platz mit nicht durchweg jungem Publikum schon recht voll. Einen lautstarken Auftakt gibt hier die Kiel/Hamburger Postcore-Emopunk-Combo Kazimir. Sie stimmen das Volk auf einen Abend gegen Rassismus und Nazis ein.
21:00 Uhr. Die Innenstadt ist derzeit schon mit hunderttausenden Besuchern gefüllt. Prall gefüllt ist der Platz vor der Radio Bob! Main Stage. Therapy?, die britische Rockband mit Nordirland-Wurzeln betritt die Bühne. Ihre erfolgreichste Phase hatte die Band Mitte der 90er Jahre. Das Trio um Andy Cairns begeistert die Menge hauptsächlich mit genau diesen Hits wie Screamager. Doch auch neuere Titel wie A Brief Crack Of Light oder Disquiet lassen hier die erste Rock-Therapie wirken.
Zeitgleich auf der Jungen Bühne Kiel betritt die Kieler Band Tequila and The Sunrise Gang die Bühne. Der Ratsdienergarten ist so voll, wie er die ganze Woche über nicht mehr sein wird. Vorne der Dance-Pit, eine Absperrung zur Bühne gibt es nicht. So kommt es öfters vor, das das tanzende Volk desöfteren auf der flachen Bühne landet. Die achtköpfige Band um Sänger und Gitarrist René Unger stört das indes nicht. Ihr Gemisch aus Reggae, Ska und Punk ist für Kieler Fans legendär, ihre Konzerte hier in der Gegend sind stets in Windeseile ausverkauft. So feiern cirka 900 Leute dieses Konzert. Mehr passen nicht in das Areal, die Betreiber der Stände zur Nahrungsaufnahme und der Getränke kommen nicht nach, sind hoffnungslos überfordert. Bei seinen Ansagen bringt René Unger natürlich auch die Botschaften des Abends rüber: Gegen Nazis, Rassismus und Vermüllung der Meere.
22:00 Uhr. Auf dem Rathausplatz wird es Bunt. Eine der besten Pink-Floyd-Tribute-Bands, Meddle, geben zum zweiten mal hintereinander ihre Visitenkarte auf der Kieler Woche ab. Nahe am Original, ein zweistündiges Best Of Pink Floyd mitten in der Kieler Innenstadt. Der Platz ist rappelvoll, von 16 bis 86 ist alles vertreten. Die ersten Klänge, und bei allen stellen sich die Nackenhaare auf. Der Klang auf dem Platz und die Qualität der Band laden ein, sich sofort an ein Originales Konzert der Band zu erinnern. Ob The Wall, Time, Money, Dark Side Of The Moon, Wish You Were Here, Comfortably Numb, Run Like Hell … Einfach genial.
- Samstag, 16.06.2018:
Schon früh am Nachmittag ist der geneigte Rockfan wieder unterwegs. Bereits um 15:30 Uhr versammeln sich ein paar Fans im Radio Bob! Rockcamp, um wieder einer Lesung zu lauschen. Schauspieler Martin Semmelrogge (u.a. Das Boot) liest aus seiner Biografie. Als musikalischer Partner sitzt Moritz „Mutz“ Hempel. Hää…? Mutz ist besser bekannt als Gitarrist der Trash-Metal-Band Drone und oft mit einem Acustic-Set solo unterwegs.
20:00 Uhr. Auf der Jungen Bühne im Ratsdienergarten beginnen wieder Local Heros ihren Sondcheck. The Pinpricks ziehen viel Publikum, ihr frischer Hardrock begeistert. Seit Ihrem CD-Release vor ein paar Monaten (Review hier) traten die drei bereits mehrfach auf überregionalen Festivals auf. Leider kann ich nicht das komplette Konzert verfolgen. Die Wege sind weit und ich möchte zurück zum Rockcamp. Unterdessen darf die Schweizer Pop- und Soulsängerin Stefanie Heinzmann den überfüllten Rathausplatz beschallen.
21:00 Uhr. Die vier Schwedinnen von Thundermother geben ihr Kieler Woche-Debüt bei Radio Bob!. Energiegeladen geht es los, den Fans wird gleich mit ihrem Hit Whatever eingeheizt. Weiter mit Titeln ihrer neuen CD folgt dann ein Feuerwerk wie ein Best Of. Nach Hellevator folgen Shoot To Kill, Hanging At My Door, Thunderous, It’s Just a Tease. Sängerin Guernica Mancini ist zwar stimmlich nicht fit, zieht die umgestellte Setliste trotzdem durch. Mit Spray hinter der Bühne steht sie den Auftritt super durch. Als dritte Zugabe dann nach eineinhalb Stunden das Lebensmotto der Band: We Fight For Rock ‚N‘ Roll, der Titel, mit dem im letzten Jahr der Durchbruch international gelang.
- Sonntag, 17.06.2018:
Auf dem Weg zur Krusenkoppel lauschen wir dem Soundcheck der Stuttgarter Alternative Metal-Band Pyogenesis. Zum Konzert um 19:30 bleibt uns leider keine Zeit, da wir beim ausverkauften Gig von Apocalyptica einen guten Platz haben möchten. Die Bühnen im Rock-Camp und die Krusenkoppel liegen nur ca. 100 Meter auseinander. Apocalyptica brennen ihr bekanntes Erfolgsmodell ab. Alles andere als Gewaltig Leise! Im ersten Set die klassische Version Plays Metallica for Four Cellos, im zweiten Set dann mit Schlagzeuger Mikko Sirén ein Metallica-Best Of. Über das Konzert schreibt mein Kollege Kay ein gesondertes Review hier.
Auf dem Weg zum Auto bekommen wir noch ein paar Takte der amerikanischen Metalband Life Of Agony im Rockcamp mit. Die vier begannen um 21:00 Uhr.
- Montag, 18.06.2018:
Metal-Monday im Ratsdienergarten! Auf der Jungen Bühne könnte man den ganzen Abend verbringen. Um 18:00 beginnen die Kieler Confusion in Sonic Paradise. Danach bekommen die ebenfalls aus Kiel stammenden Saviourself ihre Auftrittsmöglichkeit. Ihr Melodic Hardcore kommt bei den Zuschauern gut an. Die Heider Pay Pandora, die eigentlich gestern hier auftreten sollten, aber getauscht hatten, folgen um 20:20 Uhr. Ihr zweiter Auftritt auf dieser KiWo beginnt mit ihrem Intro Good In Bad. Anders als letzte Woche beim Büsumer Status Quo-Support bringen die vier passend zum Thundermother-Gig den Kracher Hellevator. Sofort ist die Stimmung auf dem Sidepunkt. Frontfrau Chiara Lütje könnte stimmlich gut zu den Schwedinnen passen. Was folgt, ist ein Schnitt durch die eigene Schaffensphase und ihre CD. Die Zugaben bekommen wir nicht mehr mit, wir sind schon auf dem Weg zum Radio Bob! Rockcamp.
Hier steht um 21:00 das Tageshighlight auf dem Zettel. Die Australier Rose Tattoo mit Frontman Gary „Angry“ Anderson stammen schon von 1976. So knirscht Angry auch ein „We created Metal!“ ins Mikro. Songs wie Scarred For Life, Rock ´N´Roll Outlaw, Nice Boys oder Branded erzählen die Geschichte dieser Band. Fazinierend, wie der fast 71(!) jährige Frontmann fast zwei Stunden Vollgas gibt und mit keinem Moment schwächelt. Die Band begleitet ihn mit den typischen Klängen der Slide-Gitarre, pumpenden Bässen und prügelnden Drums.
Irgendwo in Deutschland und natürlich Rosen im Asphalt rockte der mittlerweile 63-jährige mit seiner bekannt Souligen Art. Für viele ältere Besucher zu rockig, freut es allerdings die meisten, die Songs in einem neuen Gewand zu hören. Der NDR bringt um 19:30 Uhr Stand-up-Pop von De Coronas. Zeitgleich beginnen die Kanadier The Wild mit ihrem Rock ´N´Roll Aufmerksamkeit im Rockcamp zu erregen. Im Gewaltig Leise Programm steht Donovan um 20:30 auf der Krusenkoppel und begrüßt seine Blumenkinder. Trotz all seiner Vibratos in der Stimme gibt der nunmehr 72-jährige seine seit 1965 erschienenen Hits in einem bejubelten Konzert zum Besten. Es war das Abschlußkonzert seiner aktuellen The Song Of The Sea-Tour. Noch mehr alte Songs in neuem Gewand spielt Pe Werner mit der Bigband der Bundeswehr um 21:00 Uhr auf dem Rathausplatz. Wer noch immer nicht genug hat, besucht um 23 Uhr Mambo Kurt im Rockcamp. Der vom Wacken Open Air bekannte Alleinunterhalter mit seiner Heimorgel unterhält die Nachtschwärmer mit seinen Cover-Rock-Songs.
- Dienstag, 19.06.2018:
Der feierwütige Rock ´n´ Roller bleibt mit seinen Gästen heuer einfach am Radio Bob! Rockcamp. Ein Tag der Erholung? Mitnichten, nur etwas gemächlicher. Um 19:30 Uhr steht Hannes Wendt mit seiner Band auf der Mainstage. Kennt Ihr nicht? Solltet Ihr Euch einmal antun! Ich hatte das erstemal das Vergnügen 1984, als er als Sänger der Fuckin´ Kius Band den Support für Torfrock gab. Nun steht er mit eigenem Projekt wieder auf den Festivalbühnen und macht Spaßrock vom Feinsten. Was Guido Horn kann, toppt er schon lange! Natürlich werden auch aufgepeppte alte Kius-Songs zum besten gegeben. Volksnah signiert er im Fotograben stehend meine alte Vinyl und bezeichnet sie selbst als sch…! Es war der erste Promo-Versuch und das erste Lebenszeichen. Den umherstehenden Fans erzählt er die Story zur Platte und dass die Picture-Disc davon für 99 Pfennig als Uhr ein Upcycling erfuhr.
Nach der Umbaupause freuen wir uns um 21 Uhr auf noch eine Band der 80er. Die britische Alternative-Rockband The Alarm mit Sänger Mike Peters zeigt sich gut in Form. Sein Wechsel zwischen drei Mikrofonen bleibt mir allerdings ein Rätsel. Nicht gänzlich überzeugt haben die Songs der demnächst erscheinenden Scheibe Equals. Auf einen weiteren Auftritt von Mambo Kurt um 23 Uhr haben wir verzichtet.
- Mittwoch, 20.06.2018:
Auf zum Rockcamp, um 19:30 gibt es dänischen Melodic Hard-Rock von D-A-D Frontmann Jesper Binzer auf die Ohren. Nach eigenen Aussagen reicht ihm der Job bei Disneyland After Dark nicht. Gute Musik muss rund um die Uhr, rund um den Globus gespielt werden. An der Gitarre ein alter Bekannter. Soren Andersen zeigte u.a. bei Glen Hughes schon sein Können.
Nach der Umbaupause erwartet uns um 21:00 die legendäre Folkrockband Big Country in einem ordentlich gefüllten Rockcamp. Eigentlich war es ein 80er Jahre Doppelkonzert, denn Bassmann Derek Forbes steuert die Hits seiner alten Band Simple Minds bei. Das ist beim Opener Waterfront noch nicht jedem klar. Mit Harvest Home folgt die 82er Debütsingle von Big Country mit den typischen schottischen Folkmelodien. Sänger und Gitarrist Simon Hough kommt dem 2001 verstorbenen Original Stuart Adamson stimmlich sehr nah. Auf The American, einem weiteren Simple Minds Stück, folgt der größte Big Country Hit Look Away. Hough klärt über die Personalien auf, erklärt warum der eigentliche Basser Scott Whitley an die Gitarre gewechselt ist. Drummer Mark Brzezicki ist das einzige Gründungsmitglied der Band auf der Bühne, denn auch der Keyboarder Brian McNeil ist von China Crisis dabei. Dessen Welthit Wishful Thinking folgt als nächstes. Angetan von den Simple Minds Titeln wie Alive And Kicking oder Someone Somewhere (In Summertime) fehlt trotzdem der spezielle Sound, den Big Country auszeichnete. Ganz am Ende blitzt er bei den Titeln Chance, Wonderland und Fields Of Fire etwas auf. Die Zugabe Don´t You (Forget About Me) ist symptomatisch für eine bessere Simple Minds Coverband am heutigen Abend.
Und sonst noch? Der Austauschtag auf der Jungen Bühne geht um 19:30 mit TekMao aus Frankreich weiter. Gleichzeitig ist beim NDR Jeden Tag Sylvester. 21:00 Uhr ertönt wieder auf der Jungen Bühne Overseer aus England. Ihr Post-Grunge-Rock zieht eine eingefleischte Fangemeinde in den Ratsdienergarten. Die entsprechende Klientel des NDR wechselt unterdessen zum Hauptbahnhof. Die momentan stark angesagt Pop-Combo Nervling füllt den Vorplatz um 22:00 komplett aus. Sie präsentieren ihr neues Album Keine Ahnung. Erstmalig in Deutsch und mit Band, denn sie waren vorher immer nur als Duo unterwegs. Die Metaller unter den KiWo-Besuchern pilgern unterdessen in die Showbox der Pumpe. Sie erwartet eine lange Nacht. Von 23:00 Uhr an stehen Mithril (Thrash Metal), Firth Of Drangiss (Power Metal) und Moment Of Salvation (Blackcore) auf der Bühne.
- Donnerstag, 21.06.2018:
Via Facebook werden die Fans kurzfristig aufgerufen, um 18:00 Uhr zahlreich zur Autogrammstunde von Holger „Holgi“ Henze, Andi Feldmann sowie Roger Feldmann alias Brösel zu kommen. Also bleibt das Rockcamp wieder unser alleiniges Ziel. Auf keinen Fall möchten wir die Finnen von Battle Beast um 19.30 Uhr verpassen.
Noora Louhimos unvergleichliche Stimmfülle ist immer wieder ein Erlebnis. Das heutige Abschlussevent von Torfrock um 21.00 Uhr gleicht dann einer Pflichtveranstaltung. Alle Jahre wieder fällt Die Bagalutenband ein und verwandelt den rappelvollen Platz in eine bierseelige Familie. Natürlich sorgen Rollo, Renate, der Trunkenbold und Carola Petersen für allerfeinste Unterhaltung. Gut das ich nicht mehr fahren muss….
Und sonst noch? Ab 19.00 Uhr ist die NDR-Bühne eine Popmusik-Partyzone. Nach Nilia und Namika sorgen Die Disco Boys für Nächtliche Ruhestörung. Auf der Krusenkoppel geht es bedächtig zu. Gustav Peter Wöhler friert auf der ungewohnt zugigen Bühne im Amphitheater, hat mit seiner Band trotzdem sein Programm raus. Seine rockigen Stücke A Salty Dog von Procol Harum oder Message In A Bottle (The Police) wärmen die zahlreichen Zuschauer. Abseits des Kieler Woche-Programms gibt der Rostocker Rapper Marteria im Großen Saal der Pumpe ein innerhalb 10 Minuten ausverkauftes, exclusives Clubkonzert.
- Freitag, 22.06.2018:
Für uns ist heute Wandertag… Die Veranstaltungen, die uns interessieren, liegen weit auseinander. Startschuß ist um 15:30 Uhr eine Lesung von Ralf Richter. Der Schauspieler mit der markanten Stimme list aus der Biografie der Mötley Crew. Nicht ganz jugendfrei, aber sehr amüsant trägt er die Storys vor. Wieder sehr fanfreundlich kommt er nach dem Auftritt vor die Bühne, gibt Autogramme und lässt sich mit den Anwesenden ablichten.
Am Rathausplatz angekommen, warten schon unsere Freunde von Tears For Beers auf uns. Ratzfatz Backstage-Bändchen umgelegt und vor die Bühne zum fotografieren: Das „Vorprogramm“ um 20:30 Uhr ist für jedermann ein Klassiker. Rock meets Classic mit Heinz Rudolf Kunze & Verstärkung und dem Kieler Philharmonischen Orchester. Viel bekommen wir davon nicht mit, wir sitzen Backstage mit Tears For Beers. Es gibt viel zu besprechen. Die fast 80 Leute auf der Bühne überziehen indes und die eh knappe Auftrittszeit von 75 Minuten sehen wir gefährdet. Die Bühne muss ja auch noch leer geräumt werden…
So kommt es auch. Doch schon 5 Minuten vor Auftrittsbeginn kommt das Zeichen zum Aufbau(!). In Rekordzeit wird aufgebaut, ohne großartigen Soundcheck und Schnickschnack beginnen die Jungs mit dem Konzert. Da Punkt Null Uhr auf dieser, mitten in der Stadt gelegenen Bühne definitiv Schluß ist, verbleiben noch 65 Minuten für hervorragenden Speedfolk. Der Platz ist voller als bei Wingenfelder, unzählige Gäste sind extra für dieses Konzert aus ganz Schleswig-Holstein angereist. Ob Cover-Songs wie Rocketman (Elton John) oder Nothing Else Matters (Metallica), eigene Klassiker wie Devil Watch Out oder Dance To Your Daddy, die Folks tanzen ab der ersten Note. Höhepunkt und heute Schlußpunkt ist wie immer Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf, ehe ein Bühnenmoterator auf die Bühne springt und das Spiel abpfeift.
Und sonst noch? Beyond The Black (Rockcamp, Power-Symphonic-Metal mit Jennifer Haben aus Hamburg am Mikro – Schade das wir das nicht schaffen konnten), Konstantin Wecker (Krusenkoppel, als Trio auftrtend), Jupiter Jones (NDR, mit riesigen Tonproblemen am Anfang) und natürlich die Showbox in der Pumpe sei zu erwähnen. Hier erklingt Metal ab Mitternacht von Inner Axis , Hillary Slaughter und Kollapsin. Nach dem Bühnenabbau waren wir leider nicht mehr in der Lage dazu…
- Samstag, 23.06.2018:
17:15 Uhr, Pay Pandora´s dritter Auftritt auf dieser KiWo. Diesmal im Rockcamp auf der Second Stage. Die größte Besucheranzahl der Woche vor dieser Bühne, zumeist Fans aus eigenen Reihen, sehen ein routiniertes, mit einer gehörigen Menge Spaß versetztes Konzert.
19:30 Uhr, das Vorprogramm auf der Mainstage beginnt. bluheiß – U-Boot-Rock´n´Roll und genau wie Pay Pandora aus Dithmarschen. Vorher nie etwas von gehört. Überraschend viele Fans und Freunde sind extra für diesen Auftritt mit angereist und sie wissen warum. Die Amateure begeistern mit ihrer einzigartigen Show. Musikalisch erinnert es mich ein wenig an die Ramones.
Um die Zeit zu überbrücken schlendere ich rüber zur Krusenkoppel. Schauspielerin Anna Loos gibt mit Silly um 20:30 Uhr ein nahezu ausverkauftes Konzert. Als Tatort-Fan möchte ich sie mir natürlich einmal aus nächster Nähe ansehen, auch wenn mich der Deutschrock der schon in der DDR aktiven Band, nicht sonderlich interessiert.
21:00 Uhr, Extrabreit verspätet sich etwas. Gut so. So habe ich, abgehetzt wie man halt so nach dem Bühnenhopping ist, noch Zeit Bekannte an der Bühne zu begrüßen.
40 Jahre existiert die Band und zündet noch immer! Dem rappelvollen Rockcamp merkt man das an. Alles Menschen nahezu gleichen Alters feiern in der Hauptsache die alten Songs und legendären NDW-Hits Kleptomanie, Polizisten, Hart wie Marmelade, Flieger, grüß mir die Sonne, Hurra, Hurra, die Schule brennt und Für mich soll’s rote Rosen regnen. Eingestreut auch Titel vom neuen Album Neues vom Hiob. Diese kommen zwar gut an, abgefeiert wird Stefan Kleinkrieg und Kai Havaii und Co. aber nur bei den alten Songs.
Und sonst noch? Wieder habe ich es nicht geschafft, um 19:30 spielt AK, eine sehr gute Kieler Hard-Rock-Combo vor dem Hauptbahnhof. Außerhalb des KiWo Programms geben um 20:00 Uhr die US-Amerikaner Skeletonwitch in der Schaubude ein umjubeltes Konzert und stellen ihr neues Black-Trash Metal-Album Devouring Radiant Light vor. Aufgrund des Fußball-WM-Spiels der deutschen Mannschaft war sonst nicht viel. Ein paar Party- und Coverbands sowie überall Public-Viewing…
- Sonntag, 24.06.2018:
Der Abschlußtag gehört traditionell der Familie. Musikalisch tut sich nischt, einzig um 21:00 Uhr tritt im Rockcamp Skyline, die traditionelle Wacken-Combo, auf. Aufgrund des Abschluß-Feuerwerks um 23:00 Uhr mit den dazugehörigen Menschenmassen und des frühen Weckerklingelns am nächsten Morgen, gibt es für mich kein Musikprogramm heute.
Auf den anderen Bühnen? Pop, Pop und … Pop. Lea und Tim Bendzko (NDR), Michael Schulte (R.SH) und Kaya Laß (Unser-Norden-Dorf) ziehen Massen, lassen mich aber beruhigt schlafen. Ihre Musik interessiert mich nicht die Bohne.
Fazit: Ein Volksfest mit Festival-Charakter. Das ganze kostenlos und für lau. Die großen Radiosender sorgen für die Stars die ihre jeweilige Klientel sehen möchte.
Die Stadt Kiel sorgt für die lokal Heroes, die sich auf diversen Bühnen präsentieren können. Diesmal spielt (bis auf zwei Tage) das Wetter gut mit. Das Sicherheitskonzept ist zwar präsent aber nicht aufdringlich. Party, auch mit mitgebrachten Speisen und Getränken, ist bis auf zwei Bühnen überall möglich. Dreieinhalb Millionen Besucher an neun Tagen, kaum Kritik, keine Verbrechen, friedliche Partys aller Generationen zusammen in einem riesigen Stadtgebiet direkt am Wasser. Ständig Wind zum Segeln in allen Bootsklassen und fairer Sport in den Regatten. Ich kann mich nicht an eine gelungenere Kieler Woche erinnern. Mehr geht nicht. Wer es bisher noch nicht erlebt hat: Selber schuld!