Korn – The Nothing

Spannende Hooks in einem durchschnittlich guten Album

Artist: Korn

Herkunft: Bakersfield, USA

Album: The Nothing

Spiellänge: 44:11 Minuten

Genre: Metal, Modern Metal, Nu Metal

Release: 13.09.2019

Label: Roadrunner Records

Link: https://www.facebook.com/korn/

Bandmitglieder:

Gesang – Jonathan Davis
Gitarre – James Shaffer
Gitarre – Brian Welch
Bassgitarre – Reginald Arvizu
Schlagzeug – Ray Luzier

Tracklist:

  1. The End Begins
  2. Cold
  3. You’ll Never Find Me
  4. The Darkness Is Revealing
  5. Idiosyncrasy
  6. The Seduction Of Indulgence
  7. Finally Free
  8. Can You Hear Me
  9. The Ringmaster
  10. Gravity Of Discomfort
  11. H@rd3r
  12. This Loss
  13. Surrender To Failure

Ruhig und immer ruhiger wurde es um die Amerikaner Korn, die in meiner Jugend noch viel Staub aufgewirbelt haben. In den Neunzigern gründeten die Männer mit einer Handvoll Mitstreitern ein ganz neues Genre mit dem komischen Titel Nu Metal. Über zwei Jahrzehnte später weiß jeder Metalhead und Hard Rocker, was damit gemeint ist. Damals frischer harter Metal mit modernen Einschlägen und elektronischen Beats rollten über den Globus. Mittendrin Korn, die als Pioniere das neue Genre schnell überflügelten. Nach dem anfänglichen Erfolg erschienen die beiden Überflieger Follow The Leader und Issues, die nicht nur Platinstatus erreichten, sondern eine ganze Szene prägten. Das Cover von Another Brick In The Wall dürfte auch noch heute in euren Köpfen spuken. Das jetzige Jahrzehnt dürfte jedoch das schwerste in der Bandgeschichte sein. Das konstante Line-Up konnte an die ganz großen Erfolge mit den letzten Veröffentlichungen nicht mehr anschließen, das mag auch mit am musikalischen Wandel gelegen haben, denn der schnelle Nu Metal Aufstieg ist bereits lange verpufft und die Szene deutlich geschrumpft. Ein Synonym für den Weg in untere Gefilde ist das letzte Werk The Serenity Of Suffering aus dem Jahr 2016, das schon einige kreative Einbahnstraßen offenbarte.

Alles wieder auf null mit The Nothing? Ganz so einfach kann man es Korn nicht machen. Dass sie nicht mehr in der obersten Liga, was das Interesse angeht spielen, beweist ein Blick auf die ersten Chart Ergebnisse – eine Top 5 Platzierung sucht man bereits vergebens. Das wiederum darf man nicht als Referenz nehmen, um The Nothing zu bewerten. Denn der Daumen zeigt tatsächlich wieder ein kleines bisschen nach oben. Das Mittelmaß abgeschüttelt haben Jonathan Davis und Co. und die Pause genutzt, um an einem umfangreichen Songwriting zu tüfteln. Modern mit andächtigen Elementen machen sie den Spagat über eine ganze Produktpalette, die vom Nu Metal bis hin zum alternativen Rock reicht. Tief ins elektronisch versetzte Glas geguckt, treiben an der Oberfläche kleine Blitze ihr Unwesen. Reibung ist angesagt, die Komfortzone wird verlassen. Kernige Rhythmen wie bei The Ringmaster lassen alte Handschriften zu, ohne in die ersten Tage zurückzufallen. Der Status? Ist der Schlüssel zum Erfolg. Wer nur zurückblickt, kann die Zukunft nicht neu gestalten und das wollen Korn mit jedem neuen Silberling. Wer zu weit nach vorne blickt, verliert jedoch das Gefühl für das Hier und Jetzt. Kein leichtes Unterfangen für James Shaffer und Brian Welch, die dem Gesamtkonzept einen klaren Fahrplan aufdrücken, ohne berechenbar zu werden. Wütende Ausbrüche spucken dem Einklang in die Suppe. Böswillig mit einer Aufbruchstimmung von damals hat es jedoch auch nichts zu tun. Der schmale Grat wird ausgenutzt, um viel Geschmäcker und Erwartungen zu bedienen. Ein Höhepunkt: Gravity Of Discomfort, der durch die Ausstrahlung gleich im Kopf bleibt. Technisch nicht eingeschränkt kann man die Spannungsbögen nach oben ziehen, Refrains zum Knistern bringen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren.

Korn – The Nothing
Fazit
In der Haut des Korn Quintetts möchte ich auch nicht stecken. Es gibt genug Messlatten, an denen sie gemessen werden. Die Anhänger haben höchste Ansprüche und der frühe Erfolg in ihrer jungen Karriere wirkt auf die Dauer wie ein kleiner Klotz am Bein nach. Was will man als Musiker selber, was funktioniert beim Publikum und kann man alle Ansprüche unter einen Hut bekommen, ohne das eigene Gesicht zu verlieren? Unter diesem Druck ins Trudeln gekommen, haben Korn den schützenden zweiten Sicherungsfallschirm aufgeklappt, um aus den schwersten Turbulenzen zu entgleiten - mit Erfolg, wie ich finde. Die Tendenz geht wieder nach oben und auch das darf als Tugend eines Top Acts bewertet werden. Selbst in schweren Zeiten muss man nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn man noch eine Vision hat, wie die Formation zu funktionieren hat. Korn melden sich mit The Nothing für einen größeren Sprung in diesem Jahr an, der noch viele Ohren positiv beeindrucken dürfte.

Anspieltipps: Cold und The Ringmaster
René W.
8
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8
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