Lauffeuer Vol. 1 am 22.10.2011 im Bambi Galore in Hamburg

Bands: Drengskapur, Herbstschatten, Finster,Bloody Virgin

Location: Bambi Galore Hamburg/Billstedt

Homepage: http://www.bambigalore.de/index.html

Datum: 22.10.2011

Kosten: VVK:6 Euro, AK: 8 Euro

Besucher: ca. 140

Dunkelheit legt sich heute über das Bambi, denn es steht ein Abend ganz im Zeichen des Black Metals an. Auf dem Flyer steht allerdings noch Frost, aber die mussten ihren Auftritt kurzfristig absagen. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, einige ausgezeichnete Bands einzuladen, wie unter anderem Finster aus Oranienburg. Die Truppe ist ein absoluter Geheimtipp und jeder, der dieses Genre liebt, sollte sich unbedingt ein Konzert anschauen. Sie sind noch recht unbekannt, trotz langjährigem Bestehen, aber entfesseln ein Flammenmeer der Atmosphäre. Doch bevor es richtig losgeht, muss der Laden erst einmal richtig voll werden. Die Besucher strömen in Scharen Richtung Konzertsaal und es ist doch erstaunlich, wie viele Black Metal-Liebhaber es in Hamburg und Umgebung gibt. Aber wie es sich für ein gutes Konzert gehört, geht direkt zu Anfang einiges schief. Das Keyboard von Bloody Virgin hat wohl heute keinen Bock auf’s Spielen und möchte nicht. So muss Ersatz beschafft werden und der Keyboarder muss sich zunächst einfuchsen mit dem neuen Gerät. Soundmässig wird es auch ein paar kleine Unterbrecher geben, sodass eine fließende Darbietung schwierig wird. Die Einstellung der Instrumente glückt nicht immer einwandfrei, sodass teilweise das Schlagzeug doch sehr laut hämmert und die restlichen Klangwerkzeuge in den Hintergrund geraten. Aber genug mit den kleinen Fehlern, die Musik steht im Spektrum.

Der Konzert eröffnet Bloody Virgin, eine junge Band aus Schleswig-Holstein. Die Truppe hat sich dem Melodic Metal verschrieben, der zwischen Dark Metal und Black Metal tendiert. Allerdings ist dieses Konzept eher gewöhnungsbedürftig, da nach meiner Meinung kein Keyboard in den Black Metal gehört. Ihr Sound ist demnach sehr variabel und zeigt sehr unterschiedliche Einflüsse. Jedoch kann man den Bezug zu Bands wie [b ]Dimmu Borgir[/b] oder auch Cradle Of Filth deutlich erkennen. Abwechslung im Gesang durch hohe Screams sowie aggressives Growling und die stetigen Tempowechsel zeichnen ihre langen Songs aus. Vorrangig werden sie in Englisch präsentiert, aber auch deutsche Kompositionen, wie Dem Glanze nah, fließen ein. Melodie ist der Grundcharakter dieser Band und auch das Riffing ist oft ruhig und eindringlich, zeigt aber einen deutlichen Spannungsbogen auf. Ein Beispiel dafür ist When The Sky Turns Black. Dieser Track beinhaltet stetige Tempowechsel sowie einen rauchigen Scream, der nicht allzu hohe Tonlagen bedient und somit brutaler durch die Boxen dröhnt. Highlights werden beispielsweise durch ein kurzes Solo gesetzt – lebendig wird es allemal. Allerdings ist die Musik düster, was man vom Klamottenstil des Sängers nicht behaupten kann. Durch seinen lockeren Hip Hop-Style wird die Darbietung etwas unglaubwürdig. Natürlich sollte man es nicht an solchen Äußerlichkeiten festmachen, aber doch fällt es mir auf und ich finde es etwas unpassend. Im Großen und Ganzen kann man über Bloody Virgin nichts Negatives berichten, aber ihre Interpretation des Genres ist ausbaufähig. Das Publikum ist wohl auch geteilter Meinung über die Vorstellung und so gibt es etwas Applaus.

Während der Abend weiter fortschreitet, schickt sich die nächste Band an, die Bühne zu entern und mal ordentlich Stimmung zu verbreiten. Viele Fans sind aus dem Umland ins Bambi gefahren, um gerade Finster zu erleben. Die vier Jungs haben sich dem Urtyp des Black Metal verschrieben, welches soviel heißt wie: Monotonie, wiederholende Riffs und düstere Atmosphäre. Ihre Songs haben deutsche Texte und verarbeiten negative Themen, wie die Existenz des Lebens oder auch okkulte Bereiche. Die Instrumente stehen deutlich im Vordergrund und schaffen eine Melancholie, die zum Greifen nah erscheint. Schnelles Schlagzeug, hoher Gitarrensound und dazu ein markerschütternder Scream sind die grundlegenden Attribute der Band. Finster machen ihrem Namen alle Ehre, denn die Stimmung erhebt sich wie eine Wand absoluter Schwärze und legt sich auf die Herzen der Zuschauer. Das Publikum ist begeistert und Bewegung kommt in die Masse. Köpfe werden geschwungen und man sieht in zufriedene Gesichter, die ganz im Bann der Berliner stehen. Der Sänger zeigt eine Präsenz und macht den Eindruck, als sterbe er grade auf der Bühne, denn er versinkt in seinen Texten völlig und wie in Trance lebt er die Songs. Ganz stereotypisch tritt das Quartett in Corpsepaint und mit zerschlissenen Klamotten auf und verleiht dem ganzen Arrangement auch optisch die entscheidende Note. Gespenstisch wird der Zuschauer in das Dunkelreich geführt, denn der gleichnamige Song erklingt in hohen Tönen und schafft eine böse und gruselige Aura. Spannungsgeladen wird der Track schneller, gewaltiger und gipfelt in einem melodischen Endteil. Auch Hoffnungslos schließt sich dem vorigen Titel an und greift erneut wie ein Kralle nach den Herzen der Fans. Das Publikum tobt und genießt die Show auf der Bühne. Leider ist nach fünf Songs, die es aber in sich hatten, auch schon Schluss. Die Stimmung ist auf dem Siedepunkt und so greifen die Zuschauer beherzt zum Bierchen, um die Zeit zwischen den Bands zu überbrücken. Allerdings scheinen einige schon etwas zu tief ins Glas geschaut zu haben, denn manche torkeln etwas ziellos durch die Gegend und rempeln gern mal andere Leute an oder müssen sich festhalten. Ein sehr amüsantes Bild!

Als nächstes tritt eine regionale Band auf, die den Namen Herbstschatten trägt und aus Hamburg kommt. Auch diese Truppe fällt durch die typische Kriegsbemalung auf und wirkt authentisch und echt. Gerade Frontmann Steffen ist eine Erscheinung und erzeugt Stimmung, indem er ordentlich mitbangt und so das Publikum animieren kann, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Es kommt einige Bewegung ins Partyvolk und man sieht Köpfe kreisen. Der Sound der Jungs ist unverkennbar und melodisch angehaucht. Düster und zeitweise mit ruhigen Anfängen ertönen die Songs, wie unter anderem Jotunheim. Langsam steigert sich der Song und wird durch die rauchigen, aggressiven Screams aufgepeppt und komplettiert. Typisches Riffing und ein sanftes Schlagzeug bilden den Grundstein für die Tracks und es gibt nur kleine Abwandlungen in der Melodie. Auch der chorähnliche Gesang sorgt für Abwechslung sowie Intensität und lässt die Songs in einem anderen Licht erstrahlen. Melancholisch dringt jede Note in den Gehörgang der Zuschauer, die sich dem Takt entsprechend bewegen und wie ein Horde Zombies wirken. Rasanter wird es mit dem Song Vollstreckung, der direkt kraftvoll beginnt und sogar den deutschen Text sehr in Szene setzt. Spannungsbögen werden perfekt erzeugt und man wird als Zuhörer eingesogen wie in einen Hurrican. Kurze Soli, die verzerrt gespielt werden, sind ebenfalls zu hören wie kurze Schlagzeug-Einlagen und so wird die Monotonie etwas aufgerissen und das Arrangement wirkt lebendiger. Den Fans scheint es auf jeden Fall sehr viel Spaß zu machen, denn es wird viel Beifall geklatscht. Allerdings gibt es einen kurzen Zwischenfall, der der Band nicht unbedingt gefällt: im instrumentalen Song Herbstschatten verlässt Steffen erst einmal die Bühne, um sich ein Bier zu genehmigen, aber diese Pause nutzen ein paar Möchtegernsänger und greifen sich das Mikrofon und grölen unverständliche Sachen hinein. Da kann man von Glück reden, dass man die Kreischversuche nicht wirklich hört und das Intermezzo auch nicht lange anhält. Leider muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass man den zweiten Sänger der Band nicht allzu gut hört und der Mischer somit seinen Job nicht ausreichend erfüllt. Der ganze Sound ist miserabel, wie ich später vom Frontmann erfahre und somit geht Herbstschatten etwas unzufrieden von der Bühne.

Den Fans scheinen solcherlei Probleme gar nicht aufzufallen, denn sie feiern weiter und prosten sich zu. Ein reges Kommen und Gehen herrscht, denn es ist sehr stickig geworden und zudem auch sehr warm. So verschafft man sich Abkühlung bei einem kurzen Gang nach draußen, wo auch etwas Ruhe herrscht und man einen kleinen Plausch halten kann. In der Zwischenzeit hat sich der Headliner eingespielt und es kann also losgehen.

Drengskapur besteht aus einem Duo, welches lediglich die Gitarre und das Schlagzeug bedient. Der Bass fehlt komplett, aber das fällt soweit überhaupt nicht auf. In einer Mönchskutte erscheint der Sänger Steffen und auch der Schlagzeuger kommt einem bekannt vor. Es ist ja auch der Frontmann von Finster, der hinter den Drums sitzt. Ein kurzer Einklang wird gespielt, bevor es richtig laut wird. Die aggressive Stimme dröhnt wie ein Hageleinschlag durch die Boxen und wirkt äußerst gewaltig im Gegensatz zu anderen Darbietungen des heutigen Abends. Black Metal im Urtyp wird präsentiert und das in einem Highspeed, der die Fans zum Ausrasten bringt. Die Berliner begeistern die Massen, das kann man eindeutig sagen, denn einige sind so angetan, dass sie sich direkt die CD kaufen. Das Duo setzt auf lange Songs, die sehr von gesanglichen Abschnitten durchzogen sind und legen den Schwerpunkt auf ihre Texte, die in niveauvollem Altdeutsch zelebriert werden.

Melodiewechsel gibt es nur minimal und es wird sich sehr schnell zum Grundtakt zurück begeben. Einfaches Riffing und die starken Blastbeats stehen im Vordergrund, die die unglaubliche Stimme gekonnt übertönt. Leider kommt es auch hier zu technischen Schwierigkeiten, da der Sound ständig unterbrochen wird und es sehr abgehackt klingt. Nach etlichen Wiederholungen dieses Problems wird kurz inne gehalten und nach einer Lösung gesucht. Somit wird auch hier die Atmosphäre gestört, welches zu Unfrieden auf Seiten der Band und natürlich auch auf Seiten des Publikums führt. Dennoch schaffen es Drengskapur, den Bogen erneut zu steigern und die Fans bei der Stange zu halten. Ihre extrem langen Titel sind das Markenzeichen. Der Menge gefällt die Darbietung und sie geben alles beim Bangen. Land der ewigen Kälte ist der letzte Track des heutigen Konzerts, der auch das letzte bisschen Licht in den Fans ausknipst und endlose Düsternis hinterlässt. Dies ist natürlich positiv gemeint, denn die Band kann einfach nur rocken und begeistern.

Fazit: Der Abend war lang, aber mit Sicherheit ein Gewinn. Bands wie Finster oder Herbstschatten live erleben zu dürfen, ist ein Genuss für Augen und Ohren. Dennoch gibt es Punktabzug für den schlechten Sound, der leider oft zu Problemen führte und den Fluss etwas unterbrach. Trotzdessen hat das Publikum eine grandiose Show geboten bekommen, die alle zufrieden gestellt haben sollte. Ich habe das Bambi noch nie so gefüllt gesehen, aber das ist wieder ein Beweis dafür, dass dieser Club, die richtigen Bands einlädt und den Menschen aus Hamburg und Umgebung neue Horizonte eröffnen kann.