Event: Erotik Von Unten Tour 2025
Bands: Mantar, Deathrite, Affenmesserkampf
Ort: Die Pumpe, Kiel, Schleswig-Holstein, Deutschland
Datum: 01.11.2025
Kosten: 33,70 € im VVK, 35,00 € an der Abendkasse
Zuschauer: rund 550
Genre: Punk, Death Metal, Doom, Black Metal
Links: https://mantarband.com/
Setlisten:
- Cult Witness
- Age Of The Absurd
- Spit
- Astral Kannibal
- Cross The Cross
- Egoisto
- Oz
- Obey The Obscene
- !!!! Kapo !!!!
- Rex Perverso
- Cosmic Abortion
- Church Of Suck
- Halsgericht
- Hang ‚Em Low (So The Rats Can Get ‚Em)
- Era Borealis
Zugabe: - White Nights
- Crippled Ego
- Restless Eyes
- Flames Licking Fever
- Delirium
- Misanthropic Rush
- Deadbeat
- Sepulchral Rapture
- All Consuming Fire
- FEIAAA
- Affenmesserattitude
- Förde Runs Red
- Im Alten Weißen Van
- Rebell
- Endlich No Future
- Slave To The Grind
- Ausgerechnet Wir
- Die Erlösung
- Soziophobia
- Dt. Herzen 1-3
- Diedieda
- Leb So, Dass Es Niemand Wissen Will
- Ein Rätsel
- Euer Ernst Ist Nicht Euer Ernst
Während alle meine Kollegen nach Hamburg zu Helloween fahren, mache ich mich auf den Weg in die Kieler Altstadt. Hier sind alle historischen Gebäude beim Kieler Lichterfest angestrahlt, beim Konzert in der Pumpe werden die Lichter bewusst abgeschaltet. Drei Bands, die Beleuchtung eines ums andere Mal dunkler als in einer Kneipe. Selbst ein Fotografenkollege mit allerneuestem Material ist am Fluchen. „Du hast gesagt „Dunkel“, aber nicht „Aus“!“ beschwert er sich bei den beiden Bremern von Mantar. Aber dazu mehr, denn erst einmal darf eine lokale Band die Bühne besteigen.

Ich bin eigentlich in der Kieler Musikszene ganz gut bewandert, aber Affenmesserkampf sagen selbst mir nichts. Ihre eigene Beschreibung auf Bandcamp: „Hardcore Punk aus Freude am Frust. Muss man mögen.“ Bereits 2008 brachten sie die erste Demo auf den Markt, im November 2024 dann ihr letztes Album. Ihre Songs gehen meistens maximal eineinhalb Minuten. So wundert es mich nicht, dass satte 14 Songs auf der Trackliste stehen. Rund zwei Drittel sind vom neuen Album Förde Runs Red. An alten Songs erkenne ich unter anderem Affenmesserattitude und Diedieda. Sie selbst sagen: „Muss man mögen“. Das eigene Kieler Publikum wandert reihenweise nach draußen vor die Tür zum Rauchen im nieseligen Herbst.

Aber auch bei der zweiten Band, Deathrite aus Dresden, wandern viele ab. Warum eigentlich? Die Death-Metal-Band ist seit 2010 auf dem Markt und hinlänglich bekannt. Ich gehe davon aus, dass die Einarbeitung anderer Genres nicht den Geschmack der Fördestädter getroffen hat. Textlich handelt es oft vom Tod, was bei einem Bestatter als Sänger vielleicht nicht weiter wundert. Tony Heinrich hat da sicher viel Einfluss. Ihr letztes Album Flames Licking Forever aus dem Oktober 2024 empfinde ich als punkiger als deren Vorgänger. Aus diesem Album stehen allein fünf Songs auf der (handgeschriebenen) Setliste, die ich mit Mühe identifizieren kann. Beim letzten Song FEIAAA streikt sogar Tante Google.

Im vergangenen Jahr waren die beiden Bremer Hanno Klänhardt (Gesang/Gitarre) und Erinç Sakarya (Schlagzeug) als Support von Meshuggah durch ganz Europa unterwegs. Scheiterten in der Vergangenheit schon Konzerte am schlechten Vorverkauf, stehen heute 530 Gäste auf der Liste. Dazu kommen noch einige über die Abendkasse, sodass die Pumpe gut gefüllt ist. Anders als bei einem normalen Konzertaufbau stehen sich die beiden Protagonisten gegenüber. Eine dunkel gehaltene Bühnenbeleuchtung unterstreicht die emotional aggressive Stimmung, die die beiden Bremer mit ihrem Doom/Black Metal ausstrahlen. Ich war immer skeptisch, ob zwei Jungs einen tiefschwarzen Black Metal auf die Bühne bringen können. Ich werde überzeugt, dass es funktioniert. Nachdem die beiden um 21:50 Uhr zum AC/DC-Intro Razors Edge auf die Bühne kommen, liefern sie für 85 Minuten einen „Vollgas“-Act ab, wie ich vergleichsweise noch nichts erlebt habe. Im Vordergrund steht das neue, im Februar erschienene Album Post Apocalyptic Depression. Allein der Albumname ist schon Programm. Ihre Ankündigung, die altehrwürdige Pumpe beinahe zum Einsturz bringen zu wollen, untermauerten sie eindrucksvoll. Riffs bis zur Schmerzgrenze, Drums, die druckvoll auf die Scheiben drücken. Ohne Gehörschutz ist man machtlos ausgeliefert. Dazu wirkt sich die Atmosphäre, die die Beleuchter erzeugten, auf die Gemüter aus. Erst am Ende des Konzertes werden die Protagonisten bei den letzten beiden regulären Songs angestrahlt. Da ist die Kamera natürlich schon lange im Feierabend.
Meine Neugier ist gestillt, ich habe Neues kennengelernt. Als lichtverliebter Fotograf stand ich mit meinem Material buchstäblich im Dunkeln. Das wird nur von einem Kneipenkonzert im Swingerclub getoppt. Musikalisch eine Show, die man erlebt haben muss. Mein Fazit liegt zwischen Krach und Faszination.














