Micky Matschkopf & Klaus Marschall – Punk Buddhist

KFC, Nichts: Die unterhaltsame Autobiografie des Michael David Clauss

Buchtitel: Punk Buddhist

Sprache: Deutsch

Seitenanzahl: 384 Seiten

Genre: Autobiografie, Punk

Release: 31.03.2025

Autor: Micky Matschkopf & Klaus Marschall

Link: Telescope Verlag

Verlag: Telescope Verlag

Buchform: Taschenbuch, Kartoniert

Preis: 24,00 EUR

ISBN-Nummer: 978-3959 151610

Micky Matschkopf, bürgerlich Michael David Clauss ist seit über 45 Jahren eine feste Größe in der deutschen Musikszene. Zusammen mit Klaus Marschall, bekannt für seine zahlreichen packenden und tiefgründigen Musikerbiografien (Peter Behrens, Peter Illmann, Potsch Potschka etc.) ist das Buch Punk Buddhist entstanden, das unterhaltsam seinen Werdegang in der Welt des Punks beleuchtet. Mit zahlreichen Fotos werden die Erzählungen aus seinem Leben untermauert.

Nichts 2024 Flensburg; Foto: Norbert Czybulka

Michael David Clauss ist als Pionier des deutschen Punks mit den Bands KFC (Kriminalitätsförderclub) und danach mit Nichts in die Musikgeschichte eingegangen. Geboren in Kanada, aufgewachsen in Düsseldorf, steht sein Entschluss, Musik zu machen, nach einer Phase des selbstverzehrenden Drogenkonsums früh fest. Nun legt er ein Buch vor, „das gleichermaßen provoziert, inspiriert und unterhält. Es ist die Geschichte eines Lebens zwischen Rebellion und Reflexion, Chaos und Klarheit“.

Über die frühe Liebe zum Metal und Rock wie Black Sabbath, Alice Cooper oder Led Zeppelin verweigert er sich gegenüber allem, besonders aber der etablierten Gesellschaft. Er beschreibt im Erzählstil seine Irrungen und Wirrungen eines jungen Musikers mitsamt seinem ungehemmten Drogengebrauchs. Trotz des Drogensumpfs besteht er das Abitur dank seines perfekten Gedächtnisses. Er entrinnt dem Tod, sagt den Drogen ab und trotzt dem Rausschmiss von seiner Mutter aus dem Elternhaus, als er eine etablierte Karriere versagt. Für sie zählt nur das Business.

Durch Songs im Radio von The Damned, Sham 69 und The Clash kommt er zum Punk. Seinen Spitznamen Micky Matschkopf erhält er früh im Probenraum seiner Band KFC aufgrund seiner Frisur. Durch Sticheleien getrieben, entstand autodidaktisch sein martialisch gnadenloser Sound auf seiner 1960er Stratocaster. Er entwickelt einen bis heute individuellen Gitarrenstil, der nahezu nicht kopierbar ist. Er hatte den Anspruch, stürmischer und brachialer zu sein als alle anderen.

Micky beleuchtet die regionale und nationale Punkbewegung, lässt er die Ära der 70er und 80er-Jahre aufleben, die Punk, Rock und Subkultur prägte. Seine Erzählungen sind ein Zeugnis der legendären Düsseldorfer Musikszene und ihrer kulturellen Sprengkraft. Der „Gitarrero“ liefert sich deftige Handgreiflichkeiten und die Shows des Kriminalitätsförderclub näherten sich einem Spektakel mit Provokationen und schlagfesten Konflikten.

Von diesem kalkulierten Chaos schwenkt die Richtung zur Neuen Deutschen Welle und mit Nichts wieder zurück. Den Rest lest ihr bitte selbst. Ich war selten mit einer Biografie, die sich zwischen verschiedenen Musikwelten bewegt, so unterhalten.

Micky Matschkopf & Klaus Marschall – Punk Buddhist
Fazit
Wieder ein Zeitdokument, das meine Zeit widerspiegelt. Natürlich habe ich im hohen Norden nichts aus Düsseldorf und nur wenig aus Hamburg mitbekommen. Eine kleine, aber feine Punkbewegung gab es aber auch hier. Immer wieder lernt man beim Schmökern solcher Biografien etwas aus der Zeit dazu. Durch seinen Erzählstil kommt es dem Leser vor, als wenn er einem gegenübersitzt. Aufgewertet und aufgelockert wird das Ganze mit einer Bebilderung, die auch aus der Zeit stammt. Hier hätte man sich ein wenig mehr Mühe bei der Bearbeitung zur Druckfähigkeit machen können. Bei einigen Fotos ist die Qualität manchmal zu schlecht, da die Vorlagen nicht auf den Buchdruck abgestimmt wurden. Dies ist zwar schade, trübt die Freude über die Erzählungen gerade aus der Zeit von KFC sowie der Neuen Deutschen Welle gar nicht. Ich habe viel über die Machenschaften der Szene und die Epochen gelernt.
Norbert C.
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