Mono Inc., We Are The Raven Open Air 2021, Strandkorbkonzert am 20.08.2021 auf der Trabrennbahn Hoppegarten

16 Stunden Autofahrt für zwei Stunden Programm, das aber schon sehr fein war

Event: We Are The Raven, Strandkorb Open Air

Artist: Mono Inc.

Datum: 20.08.2021

Genre: Dark Rock, Gothic Rock

Besucher: ca. 500

Ort: Trabrennbahn Hoppegarten

Kosten: ab 49,05 € VVK

Link:  https://mono-inc.com/

Setliste:

  1. The Last Crusade
  2. Funeral Song
  3. Symphony Of Pain
  4. Gothic Queen
  5. The Book Of Fire
  6. Right For The Devil (mit Tanzwut)
  7. Boatman
  8. The Banks Of Eden
  9. Arabia
  10. When The Raven Dies Tonight
  11. An Klaren Tagen
  12. Das Boot/ Drum Solo
  13. Get Some Sleep
  14. After The War

Zugabe 1:

15. Welcome To Hell
16. Voices Of Doom

Zugabe 2:

17. Kein Weg Zu Weit
18. Children OF  The Dark

Freitag, 20.08.2021, und das Abenteuer Mono Inc. in Berlin Hoppegarten beginnt. Eigentlich sollte es ein entspannter Tag werden mit einer ruhigen Fahrt, frühzeitigem Einchecken im Hotel, noch nett etwas essen gehen, einer spannenden Vorband und danach ein schöner Abend mit den Monos. Tja, sollte. Zunächst kam bereits am Vortag die Info, das Manntra aufgrund behördlicher Auflagen nicht auftreten dürfen. Super. Dabei hatte ich mich schon so auf den Liveauftritt der Kroaten gefreut. Dafür wurden als Gäste dann Tanzwut angekündigt, die aber nur punktuell dazukommen sollten und vor allem bei Right For The Devil den größten Anteil hatten. Normalerweise ist die Fahrt von Kiel nach Berlin mit gut vier Stunden auch nicht immens lang, aber Freitagnachmittag…, Massen von Autos und auch noch diverse Baustellen lassen die Hinfahrt lang werden. Kurzerhand entschließen wir uns, nicht vorher ins Hotel einzuchecken, sondern direkt zur Location zu fahren. Wohl getan, denn erst gegen 19:30 erreichen wir die Trabrennbahn im Osten von Berlin. Der Parkplatz ist etwas weiter weg, aber dann sind wir doch positiv ob der professionellen Abwicklung überrascht. Die Gästeliste führt uns und schnell sind Tickets, Pressebändchen und der Bereich, in dem wir unseren Strandkorb haben, geklärt. Die Eingänge und dadurch auch die Bereiche, in denen die Strandkörbe zu finden sind, sind nach Inseln benannt und neben Poel, Amrum, Mallorca und Sylt ist auch Föhr, in dem sich unser Korbgeflecht befindet. Kurze Kontrolle des Impfschutzes, eingecheckt mit Luca, und dann geht es den abgegrenzten Weg auf die Trabrennbahn.

Vor den Tribünen stehen gut und gerne 800 Strandkörbe, und auch auf den Tribünen sind immer kleine Zweierinseln eingerichtet, wobei die gesamte Tribüne leer ist und bleibt. Ein erster Überblick lässt vermuten, dass hier gefühlt noch gut und gerne tausend weitere Personen Platz gefunden hätten. Wenn ich schätzen müsste, würde ich auf so ca. 500 Zuschauer tippen. Schnell unseren Strandkorb gesucht und ziemlich weit hinten werden wir fündig. In einer der Seitentaschen im Strandkorb ist dann die Anweisung, wie man an Getränke kommt. Während das in Angriff genommen wird, gehe ich schon mal zur Bühne und bin überrascht, wie hoch die ist. Der Graben davor ist nicht nutzbar, aber das brauche ich auch gar nicht. Es gibt keine Restriktionen und ich kann mich frei bewegen. Eine weitere Kollegin ist da, die ebenfalls ihr Equipment auf Telezoom umgestellt. Das Wetter spielt auch mit und bei zunächst lauen 20 Grad kann nur mit T-Shirt das Event genossen werden.

Tja, und pünktlich um 20:00 Uhr geht es auch los. Die Monos kommen auf die Bühne und beginnen mit The Last Crusade vom Erfolgsalbum The Book Of Fire. Tja, und ab da haben sie einen bereits. Da kann man sagen, was man will. Mono Inc. schaffen es eigentlich immer, einen sofort abzuholen. Die Songs sind eingängig, bleiben im Ohr und ein jeder kann sie schnell mitsingen. Der Rhythmus stimmt, die Melodien sind einprägsam und gefällig und die Band performt souverän und professionell. Da sich hier Fans der Band und der Musik eingefunden haben, ist es ein harmonischer und fast von allein laufender Abend. Ich könnte nun noch über Virtuosität von Carl Fornia berichten, dem treibendem, präzisen Spiel von Katha Mia an den Drums und ihrer Stimme, die den speziellen Effekt bei vielen Songs erzeugt, oder über den immer etwas geheimnisvoll und zurückhaltenden wirkenden Manuel Antoni philosophieren, aber das ist Quatsch. Sie liefern ab und das auf den Punkt. Martin, inzwischen Welcome to the Beart, hat sein Publikum im Griff. Er weiß, was er machen muss, um sie aufzufordern mitzumachen, obwohl es heute etwas schwieriger zu sein scheint. Funeral Song, Symphony Of Pain und Gothic Queen sitzen und gehören mit zu den älteren Songs, die aber nicht fehlen dürfen. Auffällig ist der glasklare Sound, der, egal wo man steht, für häusliches Stereoanlage-Feeling sorgt. Da gibt es nichts auszusetzen oder zu bemängeln. Super Arbeit und hervorragend ausgesteuert von den verantwortlichen Soundmenschen. Jeder Ton klar, nix wischiwaschi. Nach den ersten Songs gehe ich zu meinem Strandkorb, um die inzwischen georderten Getränke zu testen. Das Ordern und Liefern ging erstaunlich schnell und ist praktisch. Die Preise sind natürlich entsprechend, und ein 0,33 Liter Pils aus Bremen schlägt dann schon mit knapp 4 € zu Buche, aber noch ok. Da die Wege zur Bühne von unserem zugewiesenen Platz recht weit sind, mache ich mich rechtzeitig zu Right For The Devil zur Bühne auf, um die heute als Special Guest anwesenden Tanzwut Musiker aus der Nähe verfolgen zu können.

Anwesend sind dann immerhin drei. Teufel, der mit Martin im Duett singt, dann noch Davul an der Gitarre und Bruder Schlaf mit Marktsackpfeife, die dem Song die nötige Würze verleihen. Es folgen ein paar Klassiker. Boatman, The Banks Of Eden und Arabia, zeigen eine souverän arbeitende Band, die ihr Programm kennt und es trotzdem nicht einfach abgespult klingen lässt. Martin versteht es auch mit eindringlichen Worten, das Publikum zum Zusammenhalt zu bewegen und der Veranstaltungsbranche zu helfen, indem man zu solchen Konzerten wie diesem geht. Das trifft den Nerv der Menschen und erzeugt so eine Art Zusammengehörigkeit, die ja unter Mono Inc. Fans eh schon stark ausgeprägt ist. Die Musik animiert dann auch die meisten, vor ihren Strandkörben zu stehen und sich zur Musik zu bewegen. Tanzen nennt man das wohl in Fachkreisen. Das erinnert mich immer irgendwie an Guardians Of The Galaxy, in dem es mal hieß „in der Galaxis gibt es zwei Arten von Menschen. Die, die Tanzen und die, die nicht Tanzen“. Ich gehöre zur zweiten Art.

Ein Wort zu den anwesenden Ordnern. Die sind hier locker drauf und nur wenige Ermahnungen sind nötig, um den einen oder anderen zu Bewegungsintensiven etwas zu bremsen. Diszipliniert verhalten sich die Besucher und dazwischen huschen immer wieder Servicekräfte umher, die den nötigen Nachschub an Getränken oder Snacks nicht abreißen lassen.

Nach When The Raven Dies Tonight vom 2018 erschienenen Album Welcome To Hell, wird die emotionale Seite hervorgeholt. An Klaren Tagen wird von Martin und Katha Mia gefühlvoll vorgetragen. Am Klavier sitzt Manuel Antoni, der einmal mehr beweist, dass er nicht nur gut am Bass ist, sondern auch das Tasteninstrument beherrscht. Carl Fornia, sonst eher für die harten Töne und coolen Riffs bekannt, gibt sich ruhig an der akustischen Gitarre und im Hintergrund unterstützt ein Tanzwut Musiker mit einer Flöte. Dazu kommt die ausgeklügelte Arbeit der Lichttechniker, was dem Ganzen ein romantisches Flair verleiht. Da es außerdem nur wenig bewölkt ist, wird durch die Kameraleute der fast volle Mond implementiert und wirksam auf den links und rechts angebrachten Videowänden ins Bild gesetzt. Die ersten Töne von Emmerichs Das Boot ertönen und der Fan weiß, das nun ein Drumsolo ansteht. So ist es auch. Katha Mia sitzt am effektvoll beleuchteten Schlagzeug und zeigt, wieso sie den Platz hinter der Schießbude innehat. Links und rechts stehen dann Carl und Manuel und hämmern auf ihren Stand Tom-Toms. Get Some Sleep und das Gary Moore Cover After The War, natürlich mit der Aufforderung von Martin sich gegen Krieg zu solidarisieren und dies mit lautem No More War gesanglich zu manifestieren.

Das reguläre Set ist beendet, aber schnell sind sie wieder da und Welcome To Hell vom gleichnamigen Album und Voices Of Doom werden gespielt. Das Publikum ist gerade bei den Singaufforderungen zu Voices Of Doom sehr verhalten, was Martin zu einem etwas merkwürdigem Vergleich heranzieht. Wenn das Publikum eine Wurst wäre, dann ist die Gesangsleistung eher die eines kleinen Fleischbällchens. Nicht sehr schmeichelhaft, aber Recht hat er. Sehr laut ist das Publikum nicht, was aber auch an der gut ausgesteuerten PA liegen mag. Außerdem ist die räumliche Entfernung auch nicht förderlich, um Stimm-Masse zu erzeugen. Tja, dann ist es auch schon wieder zu Ende, aber zwei Songs folgen noch. Kein Weg Zu Weit und das nicht fehlen dürfende Children Of The Dark, die Hymne der Kinder der Dunkelheit beendet einen schönen Konzertabend, der mit wenig Überraschendem aufwartet. Alles sind gern gehörte Songs aus der nun immerhin schon über 20 Jahre andauernden Karriere der Monos. Alle Anwesenden inklusive uns, haben sich über diesen Konzertabend gefreut, auch wenn er unter strengen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln sicher stattfand.

Kurz nach 22.00 Uhr geht’s ins Hotel, nachdem wir noch bei einem bekannten, 24 Stunden verfügbaren Schnellimbiss Station gemacht haben. Das funktionell eingerichtete Zimmer mit einem WC und einer integrierten Nasszelle aus einem Guss (Erinnerungen an ein Dixi-Klo liegen nahe) lassen fast Festival Flair aufkommen. 😀 Aber für den kleinen Preis ok. Dann kommt leider die unschöne Rückfahrt. Eine Vollsperrung auf der A 10 in Richtung Hamburg, ohne einen zeitigen Hinweis im Radio, bzw. als er kommt, ist es für uns zu spät, wurde mit 40 Minuten Verzögerung angegeben. Nach 2,5 Stunden sind wir dann letztendlich runter von der Bahn und müssen uns über Nebenstrecken zurück zu einer späteren Auffahrt schlängeln. Inklusive Nahrungsaufnahme hat uns die gesamte Rückfahrt dann fast acht Stunden gekostet. Das haben wir für ein Konzert in Berlin auf uns genommen, aber wird so schnell nicht wieder passieren. Da ist der Nutzen-Zeit-Aufwand einfach zu immens und steht in keinem Verhältnis.