Nachdem die fünf Modern-Hardrock-Rebellen Nereis uns bereits zweimal auf eine leicht progressiv angehauchte philosophische Reise in die faszinierenden Weiten des Alls entführen konnten, stellt die nun vorliegende dritte und finale Albumsingle vor dem Release der heißerwarteten neuen Scheibe Azure einen kleinen aber gelungenen Bruch mit diesem Konzept dar. Mit dem wunderbar gefilmten, narrativen Musikvideo zur ebenfalls digital erhältlichen Single Take Control zeigen Nereis sich von ihrer irdischen Seite, die ihnen mindestens ebenso hervorragend steht: bodenständig, ehrlich und gefühlvoll.
Das Stück steigt nach einem kurzen atmosphärischen Intro mit einem satten Drum- und Bassfundament ein, das dem pulsierenden und dennoch angenehm verspielten Groove einen ordentlichen Schub Energie und viel gefühlte Masse verpasst, sich jedoch alsbald ein Stückchen in den Hintergrund absetzt, um akustischen Raum für die Strophe und Andreas so lässigen wie eindringlichen Gesang zu schaffen.
Und hier glänzt der unglaublich variable Sänger ganz besonders, denn der Track erlaubt es ihm, trotz der geradlinigen Wucht seiner Instrumentalisierung, perfekt durchzuatmen und ein faszinierendes Wechselspiel aus sonor vibenden Strophen und einem wunderbar kontrastierenden Refrain aufzufahren. Dass dabei stimmlich durchaus Stadionpotenzial entfaltet wird, lässt tatsächlich ein wenig an Andreas Verehrung für Joey Tempest (Europe) und dessen Leistungen denken, ohne dabei wie eine Kopie zu klingen: “Take Control” im besten Sinne!
Die passend dazu von Maurizio Del Piccolo mit atemberaubenden Bildern und viel Fingerspitzengefühl inszenierte Erzählung im begleitenden Musikvideo macht das Package komplett und stellt auch hier den Frontmann in den Mittelpunkt, der das Überwinden eines fundamentalen inneren Zwiespalts sehr unmittelbar und überzeugend verkörpert. Andrea fasst das Kernthema von Take Control so zusammen: “Durch übermäßiges Rationalisieren verlieren wir den Kontakt zu unserer Natur, der uns umgebenden Welt und unseren Instinkten. Oftmals haben wir Schwierigkeiten, eine Aufgabe zu erledigen oder eine Herausforderung zu meistern, weil wir zu viel nachdenken. Es ist besser, sich auf das zu verlassen, was wir gelernt und verinnerlicht haben, loszulassen und unseren Instinkten zu erlauben, unser Handeln zu leiten, damit sich unsere Fähigkeiten auf möglichst natürliche Weise entfalten können und mit dem Universum, dessen integraler Bestandteil wir sind, in Einklang stehen.”
Wie immer bei Nereis, findet sich eine humanistische Botschaft im Song, die ein ernstes Problem des menschlichen Fühlens und Handelns intensiv thematisiert und dabei emotional zwar ordentlich zulangen kann, jedoch auf einer positiven Note endet, die einen nach der mit etwas über drei Minuten Spieldauer sehr knackigen Reise mit einem so guten Gefühl wieder entlässt, dass der Blick schon fast automatisch in Richtung Replay-Button wandert. Und warum auch nicht? Einfach mal die Kontrolle über die guten Dinge im Leben übernehmen!
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