Obscura am 23.02.2025 auf „Silver Linings Tour“ im Gebäude 9 in Köln

Genialer Support von Gorod und Skeletal Remains

Künstler: Obscura, Gorod, Skeleton Remains

Ort: Gebäude 9, Deutz-Muelheimer-Straße 127, 50679 Köln

Datum: 23.02.2025

Kosten: 32 € VVK (plus Gebühren)

Genre: Death Metal, Technical Death Metal

Veranstalter: Beer & Music, Gebäude 9

Link: https://www.facebook.com/events

Das Gebäude 9 in Köln steht für exklusive und bemerkenswerte Veranstaltungen, deren Besuch sich bei mir immer tief ins Hirn fressen. Im letzten Jahr war es an gleicher Stelle noch Julie Christmas, die zu den absoluten Konzerterlebnissen des Jahres gehörte. Heute Abend sind es die deutschen Progressive / Technical Metaller Obscura, die anstehen. Als Support haben sie die Franzosen Gorod und die Amerikaner Skeletal Remains dabei. Die ursprünglich verkündeten Rings Of Saturn haben schon vor einiger Zeit ihre komplette Tourteilnahme abgesagt. Das ist natürlich ungeheuer schade, denn auf die habe ich mich besonders gefreut, weil ich sie noch nie live gesehen habe. Bereits im Coronajahr sollte es nicht sein, da das Deathfeast Andernach (wie viele andere Festivals) abgesagt wurde. Auf dem Deathfeast habe ich in der Vergangenheit allerdings bereits Gorod und Skeletal Remains live erleben dürfen.

Früh genug angekommen, können Kollege Ansgar und ich noch gemütlich etwas trinken und uns schon einmal am Merchstand umschauen. Dort treffe ich bereits Julien Deyres, den Sänger von Gorod. Die haben sogar Vinyls dabei, die es von der Band selten zu bekommen gibt. Also direkt die beiden Scheiben A Perfect Absolution (Re-Release als Splatter Vinyl der Scheibe von 2012) und das aktuelle Album Orb (2023, nur auf Tour erhältlich) eingesackt. Julien Deyres fragt mich noch, ob ich Orb als schwarzes, oder goldenes Vinyl haben möchte. Das goldene Vinyl ist fünf Euro teurer. Klar, ich nehme das goldene Vinyl, welches ich am Stand liegen lasse, um es nach der Show signiert von allen abzuholen. Zu Hause stelle ich fest, dass der liebe Julien Deyres wohl farbenblind ist 😀 Aber egal, Hauptsache das Vinyl ist in meiner Sammlung. Ich frage ihn kurz vor Beginn, wann Gorod denn heute Abend spielen werden? Ich gehe aufgrund der Lässigkeit von Julien Deyres davon aus, dass sie als zweite Band spielen. Er meint: „Gleich, in fünf Minuten, als erste Band!“ Was für eine coole Socke. Da kommen auch schon seine Mitstreiter und meinen zu ihm, er müsse jetzt den Merchstand schließen, denn man beginne jetzt. Nochmals: coole Jungs.

Sehr unaufgeregt beginnt dann das Spektakel von Gorod. Die Franzosen sind für mich alleine schon ein Grund, hier heute Abend dabei zu sein. Mit der Band Gorod kommt nun was extra Feines und Erlesenes. Zu deren Album Æthra von 2018 hatte ich ein Review gemacht, war damals schlichtweg begeistert und bin seitdem ein Die-Hard-Fan der Band. Live habe ich sie das erste Mal letztes Jahr auf dem Deathfeast in Andernach erleben können und dort waren sie die absolute Sensation. Tollen Technical Death Metal, in Perfektion mit klassischen Elementen, gibt es nun links und rechts auf die Ohren. Die Fans hier im Gebäude 9 können ihren Augen und Ohren kaum trauen. So hatte ich das bereits im letzten Jahr erlebt. Julien Deyres spricht die Fans des Öfteren an und kann auch ein paar Worte in Deutsch. Seine Mitstreiter auf der Bühne können ihr Grinsen kaum verbergen. Die Grenzen des (Technical) Death Metals werden hier praktisch gesprengt. Noise, Post Rock und sogar (Jazz) Avantgarde. Ich würde es einfach Avantgarde Metal nennen, der seinesgleichen sucht.

Gorod, Gebäude 9 Köln 2015, Pic by Big Simonski

Die Band kann heute leider nur einen sehr kleinen Querschnitt ihres Schaffens geben. Bekhten’s Curse vom Überalbum Æthra ist dabei, wie auch der Titelsong ihres letzten Albums Orb. Mit The Axe Of God (A Perfect Absolution, 2012), oder Disavow Your God (Process Of A New Decline, 2009) geht man noch weiter zurück in die Annalen der Band. Leider ist der Gig nur eine kurze halbe Stunde lang, das ist sehr, sehr schade.

Death Metal ohne Schnickschnack, hart und unritterlich serviert uns die nun folgende amerikanische Combo Skeletal Remains. Die 2011, zunächst als Anthropophagy, gegründete Band macht hier kaum Federlesen. Fresh und Strike in die Fresse würde ich mal behaupten, was das Quartett um die beiden Urväter und Begründer der Band Mike De La O und Chris Monroy da macht. Kaum Bewegung, wie ein Fels stehen sie da und hauen ihre gewaltigen Riffs ins Publikum. Das Gesicht von Chris Monroy ist von seinen langen lockigen Haaren meist bedeckt, auch dann, wenn er seine bitterbösen Growls raushaut. Ich denke noch, den Kerl kenne ich doch woher. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen, klar, den habe ich doch mal bei den Thrashern von Fueled By Fire vor Jahren erlebt. Bei denen war er immerhin fast zehn Jahre tätig. Allerdings ist Skeletal Remains hier sein richtiges metallisches Baby. Fünf Alben stehen bei der Band, die ich bereits 2019 in Andernach auf dem Deathfeast gesehen habe, zu Buche. Das letzte Album von 2024 nennt sich Fragments Of The Ageless. Einige Songs, wie Void Of Despair oder Unmerciful, stammen von diesem. Allerdings geht man mit einem Song wie Beyond Cremation auch weit in die Geschichte der Band zurück. Dieser stammt schließlich vom Album Condemned To Misery von 2015. Den Gig von Skeletal Remains würde ich am heutigen Abend als Kontrastprogramm bezeichnen. Am Merchstand warten schon vier Whisky-Cola auf die Jungs, die da gerne zugreifen. Mit ihrem Schlagzeuger Ruston unterhalte ich mich noch etwas, nachdem ich ihn auf sein cooles Residents-T-Shirt angesprochen habe. Als er den Residents-Pin an meiner Kappe entdeckt, ist er aus dem Häuschen und will mir ein Bier ausgeben. Ich muss allerdings noch fahren, so gibt er mit einen Drumstick.

Skeletal Remains, Gebäude 9 Köln 2015, Pic by Big Simonski

Zum Abschluss dann mit Obscura der Hauptact. Wegen Obscura dürften die meisten Fans heute hier sein. Neben mir tauchen einige Leute auf, die ich vorhin bei den beiden Bands nicht gesehen habe.

Als Steffen Kummerer im Jahre 2002 die Band Illegimitation gründete, hat bestimmt niemand geglaubt, dass er mit dieser Band und in unterschiedlichen Besetzungen solch eine Reise vor sich hat. Noch im selben Jahr benannte man sich um in Obscura und der Rest ist Geschichte. Im Februar dieses Jahr brachte man mit A Sonication bereits das siebte Album heraus (Review hier) und das wieder in neuer Besetzung, denn Kevin Olasz (Gitarre), Robin Zielhorst (Bass) und James Stewart (Schlagzeug) haben sich Steffen Kummerer erst 2024 angeschlossen. Zuletzt wurde etwas schmutzige Wäsche gewaschen, in dem von ehemaligen Musikern Plagiatsvorwürfe laut wurden. Die lassen wir allerdings außen vor und stellen fest, dass es dem Live-Spektakel der Band keinen Abbruch tut. Das ist wirklich fulminant, was das Quartett um Steffen Kummerer heute Abend hier veranstaltet. Er und seine Mitstreiter sind richtig unterwegs auf der Bühne. Da läuft nichts stoisch ab. Auch mit Licht und Nebel wird gearbeitet. Das sieht und hört sich so an, als wenn die Band in dieser Zusammensetzung schon ewig existieren würde. Das Publikum ist jedenfalls begeistert und voll dabei. Steffen Kummerer macht alles richtig, indem er ständig mit seinen Fans hier im Kontakt ist und sie anspricht. Die Jungs sind echt Meister ihres Handwerks. Die Songs sind technisch versiert, wirken progressiv und melodisch. Das Tempo wird mal rausgeholt, oder auch gesteigert. Das ist schon ganz großes Kino, was das Quartett hier veranstaltet. Ich nehme mal als Beispiel den Song Devoured Usurper. Ein Song vom vorletzten Album A Valediction (2021) mit großen Death-Doom-Anteil, der progressiv wirkt und wunderbare Gitarrensoli enthält. Von diesem Album ist übrigens auch der Titelsong auf der Setliste, der technisch ungemein überzeugen kann. Das ist schon irre, was die Bajuwaren hier in der Doomstadt zu Köln mit ihrer Musik veranstalten. When Stars Collide ist natürlich auch von diesem Album, gespickt mit klassischen und melodischen Elementen. Klar geht man auch mal in die Annalen der Band zurück. Das zeigt, dass Steffen Kümmerer, der Mann, der auch hinter der Band Thulcandra steht, mit seinen neuen Mitstreitern einen guten Fang gemacht hat. Mit When Stars Collide ist eigentlich der Abschluss heute, es gibt allerdings noch die erwartete Zugabe. Die ist mit Septuagint ein Klassiker der Band.

Obscura, Gebäude 9 Köln 2015, Pic by Big Simonski

Langanhaltender Applaus der Fans. Die Band nimmt den Seitenausgang direkt zum Tourbus. Die Fans warten vergebens am Merchstand auf Steffen Kümmerer und die Band. Das ist schade, denn da wären noch einige gewesen, die sich gerne mit der Band unterhalten hätten.

Toller Death Metal Abend mit verschiedenen Facetten des Death Metals. Die Franzosen Gorod mit ihrem Technical Death Metal genial wie erwartet, allerdings mit aus meiner Sicht zu kurzem Set. Die muss ich mir dann doch wohl mal bei einer Headlliner-Tour anschauen.

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