Opeth auf „The Last Will And Testament European Tour“ am 15.02.2024 im Docks, Hamburg

Pure progressive Perfektion

Event: Opeth – The Last Will And Testament European Tour 2025

Bands: Opeth, Grand Magus

Ort: Docks, Spielbudenplatz 19, 20359 Hamburg

Datum: 15.02.2024

Kosten: VVK circa 52 €, sold out

Zuschauer: ca. 1700

Genre: Progressive Metal, Progressive Death Metal, Progressive Rock, Art Rock, Heavy Metal, Doom Metal, Stoner Rock

Links: www.docks-prinzenbar.de

Setlisten:


1. I, The Jury
2. Skybound
3. Steel Versus Steel
4. Ravens Guide Our Way
5. Sunraven
6. Untamed
7. Like The Oar Strikes The Water
8. Hammer Of The North

1. §1
2. Master’s Apprentices
3. The Leper Affinity
4. §7
5. Häxprocess
6. In My Time Of Need
7. The Night And The Silent Water
8. §3
9. Ghost Of Perdition
10. A Story Never Told
11. Sorceress
12. Deliverance

Opeth sind mit dem neuen Album The Last Will And Testament auf Tour. Zusammenfassend ist es wie immer. Einige Fans jubilieren, da Mikael Åkerfeldt wieder vermehrt auf gutturalen Gesang setzt und die Scheibe insgesamt einen stärkeren Death-Metal-Einschlag erhalten hat. Umgekehrt gibt es die Anhängerschaft von zum Beispiel In Cauda Venom. Ein Blick in die Ansichten bei Time For Metal reicht aus. 3,5 Punkte oder doch eher 8,5 Punkte? Es gibt kaum ein Album, das wie der Vorgänger klingt. Was die Fans von Opeth eint, das ist die Vorliebe für perfekt dargebotene Musik. Technisch sind Opeth schon seit Ewigkeiten in ihrer eigenen Liga unterwegs.

Heute steht der erste Gig der Tour auf deutschem Boden an. Das Hamburger Docks ist der Austragungsort. Docks am Samstag ist ein zweischneidiges Schwert. Einlass ist bereits um 17:30 Uhr und der Opener startet um 18:15 Uhr. Für Hamburger Verhältnisse ist das am frühen Nachmittag.

Opeth sind vielfältig und bieten sehr viele Facetten der Rock- und Metalmusik. Was Opeth nicht im Angebot haben, das ist Heavy Metal, Stoner Metal und epischer Heavy Doom. Dafür haben die Stockholmer eine weitere Band aus Schwedens Hauptstadt mitgebracht. Das Trio Grand Magus eröffnet den Abend. Die musikalische Vielfalt ist dabei nur ein Aspekt. Opeth und Grand Magus verbindet eine langjährige Freundschaft. Es tourt sich besser mit Freunden als mit einer vom Label vorgegebenen Combo.

Grand Magus – Docks, Hamburg – 2025

45 Minuten hat das Trio um „JBChristoffersson. Wie Opeth haben auch Grand Magus mit Sunraven ein neues Album am Start. Zwei Nummern (Skybound und der Titeltrack) werden präsentiert. Der Fokus liegt aber auf dem Erfolgsalbum Hammer Of The North. I, The Jury zum Einstieg, Ravens Guide Our Way und natürlich Hammer Of The North zum guten Schluss des Gigs. Grand Magus liefern, jedoch ist das Publikum nicht auf Grand Magus geeicht. Selbst Hammer Of The North mit seinem prägnanten Refrain geht nahezu unter. Schade, die Band ist besser als ihr Publikum. Damit war bei der Auswahl der Vorband fast zu rechnen, allen voran in Hamburg, wo progressive Töne ziemlich gut ankommen. Das Docks ist ausverkauft – aber nicht wegen Grand Magus. Das Trio darf gerne wiederkommen, dann aber als Headliner und in einem kleinen Club.

Eine halbe Stunde dauert die Umbaupause offiziell. Tatsächlich ist die Bühne nach circa 15 Minuten bereits präpariert. Pünktlich um 19:30 Uhr wird es dunkel und Opeth kommen ohne großes Brimborium auf die Bühne. Intro? Wozu! Der §1 von der aktuellen Scheibe macht den Anfang. Was auf Platte recht harsch klingt, kommt live einfach nur progressiv rüber. Von der ersten Sekunde sind dort Perfektionisten am Werk. Das Keyboardsolo von Joakim Svalberg überzeugt genauso wie die bekannte Saitenfraktion Fredrik Åkesson, Mikael Åkerfeldt und Martin Mendez. Dazu gibt es ein neues Gesicht an den Fellen. Der ehemalige Paradise-Lost-Drummer Waltteri Väyrynen bedient die Schießbude. Das macht er über jeden Zweifel erhaben, aber irgendwo fühlte sich Martin „Axe“ Axenrot noch einen Tick explosiver an.

Opeth – Docks, Hamburg – 2025

Bereits früh geht es in die Geschichte von Opeth. Master’s Apprentices (Deliverance 2002) und The Leper Affinity (Blackwater Park, 2001) springen mehr als 20 Jahre zurück. Beide Nummern hervorragend mit verschiedenen Lichteffekten inszeniert und auf den Punkt gespielt.
Was gehört zu einem Opeth-Konzert? Natürlich die unvergleichlichen Entertainment-Ansagen von Åkerfeldt, beginnend mit „We Are Opeth, we coming from Sweden“. Nach drei Tracks geht der ausverkaufte Club schon komplett steil.

Etwas schräg, aber genauso witzig ist das Outfit von Bassist Martin Mendez. Der trägt eine Art Rotkäppchen-Mütze, nur nicht in Rot. Wenn der ein Kopf größere Åkerfeldt den gutturalen Gesang rausholt und Mendez dazu mit der Rotkäppchen-Mütze den Bass zupft, wirkt das Zusammenspiel wie ein Ausschnitt aus Rotkäppchen und der böse Wolf. Es wäre keine Überraschung, wenn genau diese Idee hinter der Kopfbedeckung von Mendez steckt.

Die neuen Paragrafen-Stücke, also §1, §3 und §7, kommen live ganz anders rüber, als Opeth die Dinger auf Platte gepresst haben. Das Quintett ist eine progressive Kapelle. Klar, da kann auch progressiv Death Metal dabei sein. Genauso aber auch sowas wie Häxprocess vom 2011er-Release Heritage, das schon mehr Art Rock als Progressiv Rock ist. Die Bandbreite ist unglaublich, und über die riesige musikalische Bandbreite legen die Protagonisten ganz hohes technisches Niveau.

Opeth – Docks, Hamburg – 2025

Dan Swanö befindet sich heute ebenfalls in Hamburg und Åkerfeldt schwelgt in den Erinnerungen zu der Entstehung des Liedes The Night And The Silent Water und der Scheibe Morningrise (1996). Selbst der Produzent, der nahezu unendlich viele metallische Platten den Weg bereitet hat, feiert das Ding ab und erfreut sich an der Show. Eigentlich kann der Bericht hier enden. Wenn Opeth einen Dan Swanö überzeugen, dann ist alles gesagt.

Nach 90 Minuten gibt es eine kurze Pause und dann nochmal eine knappe halbe Stunde Zugabe mit Sorceress und selbstverständlich Deliverance. Circa zwei Stunden progressive Perfektion legen die Herren auf die Bretter. Opeth sind die metallische Antwort auf Pink Floyd. Die circa 1.700 Menschen im Laden feiern die Truppe völlig verdient ab. Wer auf progressive Töne steht, der sollte sich mindestens einmal in seinem Leben Opeth ansehen, egal ob vom progressiven Rock oder dem Death oder Black Metal kommend. Die Stockholmer Band schafft es, die verschiedenen Geschmäcker mit ihrem Spiel zu vereinen und die Menschen vor der Bühne abzuholen und zu begeistern. Dazu ist kein Konfetti notwendig, auch keine Pyro-Show. Es reichen die Instrumente und die Entertainer-Qualität eines Mikael Åkerfeldt. Wir ziehen den Hut und verneigen uns vor der grandiosen Perfomance am heutigen Abend. Danke Opeth!