“Die Bremer Komplexitäts-Musikanten“
Artist: Pride Shall Fall
Herkunft: Bremen, Deutschland
Album: The Breach Of Atlas
Spiellänge: 45:00 Minuten
Genre: Death Metal / Deathcore / Metalcore
Release: 29.03.2013
Label: Metal Blanc Media/Cargo Records
Link: http://www.prideshallfall.com/, https://www.facebook.com/PrideShallFall?ref=ts&fref=ts
Klingt wie: Neaera
Produktion: Eigenproduktion in Zusammenarbeit mit Alexander Dietz
Bandmitglieder:
Gesang – Andolf Hildebrandt
Gitarre – Tim Falkenberg
Gitarre – Serhan Topluca
Gitarre – Rajko Resanovic
Bass – Daniel Garcia
Schlagzeug – Andreas Tegeler
Tracklist:
- Fiat Iustitia Et Pereat Mundus
- Answers?
- Last Man Standing
- 7th Gate
- I Am…
- Hiatus
- A Dawg For Christmas
- Why
- Sunshine
- We Won’t Last Forever
- Æsir
Auf den Tag ist es genau ein Jahr her, dass wir die EP Upon The Court Of Eden der Bremer Band Pride Shall Fall zur Bewertung vorliegen hatten. Und in einem Jahr kann sich eine Menge ändern. War das Sextett damals noch ohne Vertrag und hatte gerade erst mal eine EP rausgebracht, sieht es 2013 ganz anders aus: Mittlerweile bei Metal Blanc Media unter Vertrag bringt die Band jetzt ihr Debütalbum The Breach Of Atlas auf den Markt.
Aber auch das Jahr 2012 war schon spannend für Pride Shall Fall, denn so kam es kurz nachdem die ersten Aufnahmen für The Breach Of Atlas fertig waren zu einem Sängerwechsel, weshalb die Band erneut ins Studio zog und das noch für 2012 geplante Release verschoben werden musste. Auch musste der neue Sänger Andolf Hildebrandt relativ kurzfristig für bereits geplante Gigs eingearbeitet werden, was jedoch ziemlich gut gelungen ist, denn die Auftritte u.a. auf dem Reload Festival im Juni, dem Metal4Splash im Juli und dem Burn Out Festival im September waren bereits erste Klasse.
Um all dies zu bewerkstelligen, ist eine Menge Arbeit nötig und ob sich diese gelohnt hat, werden wir nun anhand des mit der Hilfe von Alexander Dietz (Heaven Shall Burn & Erode) produzierten Albums feststellen können.
Den Anfang macht das mit Fiat Iustitia, Et Pereat Mundus (übersetzt: „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und die Welt darüber zugrunde gehen“) bezeichnete Intro, welches mit einem Zitat von Elsterglanz verziert wurde. Auch wenn ich den Hintergrund hinter dem Zitat „…siehst du mich Günter, ich stehe dahinten…“, nicht so recht verstehe, passt das Intro perfekt zu dem ersten wirklichen Song Answers?.
Ab hier ist eins ganz groß auf die Fahnen geschrieben worden – die Technik. Allein der Song Answers? besitzt gefühlt einhundert Wechsel, Breaks und einen obligatorischen, aber nicht zu aufdringlichen Beatdrop.
Die Stimme von Andolf Hildebrandt, der ja als neuer Sänger den Platz von Warren Murphy eingenommen hat, klingt etwas tiefer und so werden die von der Upon The Court Of Eden-EP bekannten Warren-Shouts durch die The Breach Of Atlas-Growls ersetzt. So bleibt der Band zwar noch eine gewisse Handschrift zuzuschreiben, doch ist mit Andolf Hildebrandt eine etwas eindringlichere Stimme am Mikrofon zu finden. Worauf man bei The Breach Of Atlas komplett verzichtet hat, ist der Einsatz von klarem Gesang, der bei der EP Upon The Court Of Eden noch zu finden war. Dass das nicht unbedingt ein Manko sein muss, ist meiner Meinung nach unter dem Mäntelchen der Geschmackssache abzudecken.
Die Arbeiten der drei Gitarristen sind meist rhythmischer Natur und mit einer extremen Präsenz und Genauigkeit hervorgehoben. Die Melodiebögen in den Songs 7th Gate, Sunshine und We Won’t Last Forever klingen extrem aufwendig und man merkt, dass hier extrem Wert auf die Komplexität der Gitarrenklänge gelegt wurde. Sicher wird genau diese Komplexität für einen Gitarristen ein Ohrenschmaus sein und doch ist dies eins der Mankos von The Breach Of Atlas. Das, was für den Hobbygitarristen ein Grund wäre, sich selbst an die Gitarre zu setzen, um zu schauen, ob man das auch kann, wird für den Otto Normal-Metaler eventuell zum Verhängnis. So benötigt ein Hörer mehr als nur einen Durchlauf, um mit der Masse an Wechseln, Geschwindigkeit und Sounds zu Recht zu kommen.
Doch neben den aufgezählten „Mankos“ sind für uns aber vier wirkliche Highlights unter den fünfundvierzig Minuten des Albums versteckt – das ist der Song 7th Gate, der in der Mitte mit einem sehr ruhigen Part auftrumpft, um dann zu einer Wall Of Death einzuladen; das Interludium I Am…, welches durch ein einfaches aber irgendwie geniales Gitarrenspiel überzeugt; der Song Sunshine, der eine unheimliche Präsenz zeigt und ein wenig an den Song Edens Lost von der Upon The Court Of Eden-EP erinnert und abschließend fällt noch das Lied Æsir besonders auf, das beweist, dass sich die Anwesenheit einer dritten Gitarre ab und an auch mal auszahlt.