Rock The Forest – Rengsdorfer Rockfestival 2022 am 29.07. und 30.07.2022 in Rengsdorf

Das Rengsdorfer Rockfestival ist nach der Coronapause wieder zurück und feiert eine glanzvolle 40. Jubiläumsausgabe

Eventname: Rock The Forest – Rengsdorfer Rockfestival

Bands: Uli Jon Roth, Willy And The Poor Boys, Ensiferum, The Vintage Caravan, Coppelius, Mandowar, Red County Jail

Ort: Waldfestplatz Rengsdorf, 56579 Rengsdorf

Datum: 29.07. – 30.07.2022

Kosten: Freitag VVK 13,00 Euro, Samstag VVK 38 Euro, Kombi-Ticket: VVK 45 Euro

Genre: Classic Rock, Alternative Rock, Hard Rock, Progressiv Rock, Viking Metal, Deutsch Rock

Besucher: ca. 1200 Besucher

Veranstalter: Rockfreunde Rengsdorf e. V. (www.rockfreunde.de)

Link: http://www.rockfreunde.de

Rock The Forrest – das Rengsdorfer Rockfestival ist nach der Coronapause wieder zurück! Darauf freuen sich nicht nur die Rockfreunde Rengsdorf e. V. selbst, sondern die ganze Region und Fans darüber hinaus. Natürlich freuen auch wir uns von Time For Metal auf das Rengsdorfer Rockfestival, waren wir die letzten Jahre doch immer dabei. An dieser Stelle schon einmal einen großen Dank an den Veranstalter. Es gibt dieses Jahr etwas Besonderes zu feiern, denn die Rockfreunde Rengsdorf e.V. können in diesem Jahr endlich ihr 40. Jubiläumsfestival stattfinden lassen, welches sich durch Corona doch etwas verzögert hat.

Ich persönlich war bereits in den Achtzigern dort im Wald zugegen, als es sich noch Rock- und Blues Festival nannte, um mir solche Größen wie Roy Harrington, Bloodwyn Pig, Inga Rumpf oder andere live anzuschauen. Die letzten Jahre halt als Redakteur für Time For Metal.

Am 29. und 30.07.2022 (wie gewohnt im letzten Juliwochenende) findet das diesjährige Rockfestival Rock The Forrest in Rengsdorf statt. Heike und ich machen uns an beiden Tagen vom Rhein aus hoch in den Westerwald auf den herrlichen Waldfestplatz.

Freitag, 29.07.2022

Heute am Freitag findet direkt mit Uli Jon Roth einer meiner persönlichen Top Acts statt. Heute sind „nur“ zwei Bands dran, denn Beginn ist um 20:00 Uhr.

Opener sind heute Willy And The Poor Boys. Das ist nicht nur ein Songtitel von Creedence Clearwater Revival (CCR), sondern zugleich auch eine CCR Tributeband. Die doch schon etwas älteren Herren auf der Bühne werden von Veranstalter Christoph angekündigt. Das macht er übrigens immer sehr gelungen bei allen Bands an diesen beiden Festivaltagen. An beiden Tagen findet auf der Bühne auch eine öffentliche Verlosung statt, bei der der nie leer werdende Becher (freies Trinken über die Festivaltage), Gästelistenplätze und Shirts verlost werden. Also, den Becher würde ich gerne mal gewinnen … 😉

Willie And The Poor Boys werden bereits mit einer guten Portion Applaus von den anwesenden Fans begrüßt. Es dürften so ca. 700 Menschen hier heute Abend sein. Also noch genügend Platz, um sich zu bewegen und zu tanzen. Das machen viele auch bei den Songs wie Proud Mary, Have You Ever Seen The Rain, Bad Moon Rising, Down On The Corner, Suzie Q, oder Hey Tonight. Die sechs Herren da vorne wirken bei ihrer Performance taff und authentisch. Klar sind das nicht CCR, aber sie kommen nahe dran. Sogar ich als bekennenden Tributeband-Hasser kann dem was abgewinnen. Schön ist es schon und den Leuten hier gefällt es. Sie sind ausgelassen am Feiern. Sämtliche Welthits der Band, die von 1967 bis 1972 aktiv war, sind dabei. Alles von Blues, über Country bis Rock. Natürlich auch der Hit Rockin‘ All Over The World, der im Original von CCR Bandgründer John Fogerty stammt und viele Jahre später noch einmal ein Hit bei Status Quo wurde.

Danach gibt es die üblichen Umbauarbeiten und Uli Jon Roth mit seiner Band ist dran. Auf Uli Jon Roth freue ich mich ganz besonders, aber nicht nur ich, das merkt man im Publikum. Ein Raunen geht durch die Menge, als er mit seinen Musikern auf die Bühne kommt.

Uli Jon Roth darf man getrost einen Gitarrengott nennen. Vielen ist er sicherlich noch als der erste Gitarrist (1993 – 1978) von Deutschlands Vorzeige Rockband The Scorpions bekannt. Dort zeigte er sich für das Songmaterial der ersten Schaffensperiode verantwortlich. 1978 gründete er die Band Electric Sun (bis 1985). Danach ist er als Solokünstler unterwegs und bekannt für seine Improvisationen und seine (live) Gastauftritte unter anderem bei Deep Purple, Jack Bruce (Cream) oder auch den Smashing Pumpkins. Als Solokünstler nahm er Scorpions Songs noch einmal neu unter dem Branding Uli Jon Roth auf. Der Rock und Fusion Gitarrist wird unter anderem von Heavy Metal Musikern wie Yngwie Malmsteen oder auch Kirk Hammett (Metallica) als großes Vorbild genannt.

Kommen wir aber zum heutigen Abend, an dem der begnadete Gitarrist uns mit seiner Ausnahmeband einen Querschnitt seines Könnens zeigt. 2017 habe ich ihn bereits auf der Full Metal Cruise V gesehen, damals mit einem Scorpions Revisited Programm. Wie gesagt, heute geht es durch seine gesamte Schaffensperiode. Uli Jon Roth erzählt hier und da auch recht entschleunigt etwas zu den Songs, die er mit der Band spielt. Vor dem Song Don’t Tell The Wind erklärt er, dass dieser Song von seinem verstorbenen Bruder Zeno stammt, einem begnadeten Songschreiber, wie Uli Jon Roth noch beifügt. Schnell wird klar, in welcher Klasse sich der Mann mit dem langen Haar und der Kapitänsmütze bewegt. Im Publikum sind fast nur glänzende Augen zu sehen. Seine Mitmusiker finde ich ebenso eine Klasse für sich, allen voran David Klosinski an der zweiten Gitarre. Sehr cool und mit kraftvoller Stimme ist auch Niklas Turmann unterwegs, der heute nicht die Gitarre, sondern den Bass übernimmt.

Viele im Publikum sind natürlich von Scorpions Klassikern wie All Night Long oder Sun In My Hand begeistert. Bei solchen Songs kommt bei mir wieder das Erstaunen, wie geil die Scorpions doch einmal waren, ja leider waren … Uli Jon Roth ist dafür bekannt, dass er sich bei Live-Performances nicht lumpen lässt. Auch heute sind es zwei Stunden großartige und meisterliche Gitarrenunterhaltung, die mit den zwei Jimi Hendrix Klassikern All Along The Watchtower und Little Wing zum Ende kommen.

Kurz nach Mitternacht machen wir uns dann auf die Wings nach Hause und dem Gefühl, einen großartigen Konzertabend in Rengsdorf erlebt zu haben.

Samstag, 30.07.2022

Am Samstag, dem zweiten Tag des Festivals, machen wir uns rechtzeitig auf den Weg, um von Beginn an da zu sein – so glauben wir. Den Beginn der ersten Band Red County Jail verpassen wir allerdings, da haben wir uns doch wohl in der Zeit vertan. Einige Songs der aus dem Bonner und Koblenzer Raum stammenden Band bekommen wir noch mit und ich kann auch noch Bilder von den Jungs machen. Red County Jail Songs sind recht stark im Alternative Rock und Hard Rock verankert. Dem bereits anwesenden Publikum hier hat es gefallen und sie werden mit recht viel Applaus von der Bühne entlassen.

Zwischen den Umbauphasen sorgt in diesem Jahr Singer/Songwriterin Maren Schlicht für die musikalische Unterhaltung auf dem Platz. Um sie versammeln sich immer wieder einige Fans, wenn sie dort eigene Songs und Coversongs singt, dabei sich selbst mit der Gitarre begleitend. Ein gelungenes Konzept, welches sich hier die letzten Jahre bei den Rockfreunden Rengsdorf auf dem Festival etabliert hat.

Da ich mir vorher die Running Order überhaupt nicht angesehen habe, bin ich doch stark überrascht, dass heute als zweite Band bereits The Vintage Caravan dran sind.

The Vintage Caravan habe ich letztes Jahr als Co-Headliner beim Hoflärm Festival in Marienthal gesehen. Das ist dieses Jahr übrigens vom 11. – 13. August (hier der Vorbericht) und eine absolute Empfehlung von mir. The Vintage Caravan aus Island sind eine Combo, die sich echt den Arsch abtourt! Mehrfach schon gesehen (unter anderem beim 2019er Freak Valley Festival in Netphen) weiß ich natürlich, dass bei dem Trio auf der Bühne echt der Punk abgeht. Wild in Bewegung bringen sie ihre eigene Mixtur aus Psychedelic Rock, Hard Rock, Classic Rock und Progressiv Rock auf die Bühne. Mittlerweile sind sie eine feste Größe im Musikzirkus und das haben sie sich echt verdient. Das Publikum dankt es ihnen und geht vor der Bühne wild mit. Immer wieder erstaunt bin ich trotzdem, dass einige Fans sie noch nicht kennen, denn von dem kleinsten Club bis zum Riesenfestival wie Wacken haben sie schon alles gespielt. Meine erste Begegnung mit ihnen war im Oktober 2014 in Frankfurt, in der Batschkapp, da waren sie Support für Blues Pills. Ein Jahr später, im November 2015, ging es für mich ins Bi Nuu nach Berlin, wo sie gemeinsam mit Avatarium und Honeymoon Disease gezockt haben. Hier in Rengsdorf waren sie übrigens bereits 2016 und na klar, da habe ich sie mir natürlich auch direkt angeschaut. Damals habe ich mich noch lange mit ihnen unterhalten. Sie erzählten mir, dass sie in dem Jahr über 200 Gigs hätten, sie kamen direkt aus Portugal nach Rengsdorf, ihr nächster Gig sei dann Wacken.

Echt tolle Jungs, mit denen ich mich heute auch noch eine Weile unterhalte. Die Jungs sind sehr fannah, kommen direkt nach ihrem Gig raus und stehen für Selfies mit ihren Fans bereit. Veranstalter Christoph klärt mich auf meine Nachfrage hin über den frühen Zeitpunkt in der Running Order von The Vintage Caravan auf. Man ist bei der Running Order von 2020 (da wäre das Festival mit gleichem Line-Up eigentlich gewesen) geblieben. The Vintage Caravan hätten 2020 wegen anderer Verpflichtungen schnell weggemusst. Das hat sich in diesem Jahr zwar geändert, aber man hat nicht an eine Änderung der Running Order gedacht. Dafür hatten wir die Jungs anschließend noch etwas länger im Publikum.

Nach Umbauarbeiten und Maren Schlicht folgt die Combo Mandowar. Mandowar nennen sich selbst Gods Of Folk. Auf der Bühne stehen drei Musiker mit Geige, Gitarre und Ukulelen-Bass. Schon etwas merkwürdig, zumal durch die Bewegungslosigkeit des Manns am Bass nicht klar ist, ob er Mensch oder Puppe und das hält der (Mensch) sogar den kompletten Gig durch. Mandowar sind keine reine Manowar Tributeband, wie man bei dem Bandnamen meinen könnte. Klar covern sie auch Manowar Songs, aber sie covern sich auch kreuz und quer durch die Rock- und Metalgeschichte. Sänger Nailz erklärt dann auch offenherzig, dass Mandowar eine Menge an Songs geschrieben haben, die dann in etwas abgeänderten Versionen Welthits anderer Bands/Künstler wurden. Die drei armen Kerle wurden einfach ihres geistigen Eigentums beraubt (wer es glaubt 😀 ). Heute hören wir dann endlich mal die Originalversionen.

So hören wir dann unter anderem die Urversionen von solchen Hits wie Hells Bells, Engel oder Poison, ursprünglich Folk oder Polka Versionen, die den drei Künstlern aus Wetzlar dann von AC/DC, Rammstein und Alice Cooper geklaut wurden und als Rock/Metalsongs Erfolg hatten. Was ganz Abstruses wie Queen Against The Machine ist auch dabei. Ihr könnt euch natürlich denken, was das für ein Medley ist. Ok, this smells like …, ach, lassen wir es lieber. Der Gig der Wetzlarer polarisiert etwas. Während die überwiegende Anzahl der Fans das lustig findet und begeistert ist, gibt es auch andere, die das nicht so mögen. Ich finde, dass es auf jeden Fall lustig war und wenn die Höhner auf Wacken dürfen, dann dürfen Mandowar allemal nach Rengsdorf und hier ihr Ding machen.

Nach der Umbauphase mit Maren Schlicht sind wir nun schon bei Coppelius. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Coppelius bei dahin noch überhaupt nicht kannte. Sie werden mich allerdings heute mit ihrem Gig absolut begeistern, das verrate ich schon einmal. Das ist mal ganz etwas anderes, was die Combo da oben auf der Bühne leistet und mich Ahnungslosen doch stark mitnimmt. Nicht nur ein Konzert ist das, sondern ein Musiktheater.

Die Berliner haben ein eigenes Metal/Rock Subgenre, den Kammercore begründet. Bitte nicht verwechseln mit dem Kammerchor, den man von der Klassik her kennt. Furioses haben uns die aus einer anderen Epoche anmutenden (geschminkten) Herren zu bieten. Die Instrumente sind nicht die, die man unbedingt aus dem Metal/Rock kennt. Max Copella spielt Klarinette, Cembalo und singt. Das Gleiche macht Comte Caspar, während Herr Linus Von Doppelschlag das ordinäre Schlagzeug bedient. Graf Lindorf bedient das Cello und singt. Bastille (Diener) ist als Sänger dauernd in Bewegung, während Sissi Voss sitzend den Kontrabass bedient. Eine irrwitzige Show reißen die Berliner auf der Bühne ab, bei der es viel Bewegung gibt, denn nicht nur Sänger Bastille nutzt die komplette Bühne, auch die beiden Klarinettisten Max Copella und Comte Caspar. Das ist irgendwie schon Metal (auf jeden Fall mehr als Sabaton und Konsorten es machen, Entschuldigung, das musste jetzt sein 😉 ), aber auch nicht. Es ist halt Kammercore, bei dem auch einmal ein Iron Maiden Song verhackstückt wird. Dann ist es auf Anspielung auf Heavy Metal halt Heavy Wood (so die Band selbst). Hier sind sich wohl alle einig, sowohl die Fans der Band, als auch die, die Coppelius heute das erste Mal gesehen und gehört haben: Das ist ganz große Kunst, die Coppelius hier heute Abend in Rengsdorf abziehen.

Am Merchstand erfahre ich noch, dass Coppelius die Oper Krabat im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen spielen und noch Termine im Herbst anstehen. Da muss ich doch mal schauen, ob das zeitlich passt! Heike und ich haben jedenfalls Interesse!

Der Headliner des heutigen Abends sind Ensiferum aus Finnland. Die haben hier eine Menge Fans, denn diese geben sich offen zu erkennen. Nicht wenige Leute mit typischer „Ensiferum Kriegsbemalung“ und/oder Ensiferum T-Shirt haben wir bereits seit heute Nachmittag hier auf dem Platz gesehen. Die müssen jetzt natürlich ganz nach vorne vor die Bühne, um ihre Band live zu erleben. Zunächst gibt es aber einen ellenlangen Soundcheck, warum, das weiß ich leider nicht. Auch machen die Musiker diesen nicht selbst, sondern ein Stagehand der Band ist oben auf der Bühne. Der Sound beim Soundcheck ist irre laut und geht durch Mark und Bein, wir befürchten schon das Schlimmste. So kurz nach 23:00 Uhr geht es dann doch verspätet los. Ensiferum-Chef Markus Toivonen kommt mit seinen Mitstreitern auf die Bühne und die Show der Viking/Folk Metal Band beginnt. Seit 1995 existiert die finnische Band. Einzig verbliebenes Gründungsmitglied ist eben jener Markus Toivonen, eine Menge Musiker wurden in der über 25-jährigen Bandgeschichte bereits durchgereicht. Das aktuelle Line-Up mit Sänger Petri Lindroos besteht allerdings schon einige Jahre, als Letzter hinzugekommen ist an den Keys Pekka Montin, der auch einmal ein Liedchen solo trällern darf.

Die Menge vor der Absperrung huldigt natürlich ihrer Band, die übrigens vor ein paar Wochen bereits als Support von Dark Tranquillity im benachbarten Siegburg war. Während Markus Toivonen stets mit einem Lächeln und relativ relaxt auf der Bühne ist, zeigt sich Bassist Sami Hinkka sehr wild und huldigt neben dem Spiel des Saiteninstruments seiner langen Mähne, die er kontinuierlich wild herumfliegen lässt. Die Fans sind bei solchen Songs wie Midsummer Magic und Cold Northland aus dem Häuschen und grölen mächtig mit. Da sind sie unermüdlich und bis zum Schluss da. Wer den doch sehr keyboardlastigen Viking Metal mag, der wird hier gut bedient. So stellen Ensiferum einen Kontrast zu den vorherigen Bands dar, die doch mehr auf „handwerkliches“ Können setzten.

Fazit: Zwei berauschende Tage auf dem Rockfestival Rengsdorf haben wir hier erlebt. Aus meiner Sicht waren die Höhepunkte Uli Jon Roth am Freitag und The Vintage Caravan und Coppelius am Samstag. Der Veranstalter hat es geschafft, eine recht bunte Mischung an Bands und Subgenres aufzubieten. Alle Bands haben geliefert und zum Erfolg dieses tollen Festivals beigetragen, so war die Party zum Vierzigjährigen des Festivals wirklich eine große Sause. Weiter geht es mit der Schifffahrt der Rockfreunde Rengsdorf im November dieses Jahres, mit der man an den Erfolg der ersten Schifffahrt aus dem Jahr 2019 anschließen möchte. Wir werden euch auf dem Laufenden halten.