Schwarzer Engel – Sieben

Das offene Gefühlsbuch zur C-Situation

Artist: Schwarzer Engel

Herkunft: Stuttgart, Deutschland

Album: Sieben

Spiellänge: 42:56 Minuten

Genre: Dark Metal, Gothic Metal

Release: 07.01.2022

Label: Massacre Records

Link: http://www.schwarzerengel.info

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Synthesizer und Orchestrale – Dave Jason
Gitarre – Vincent Hübsch
Bassgitarre – Bert Oeler
Schlagzeug – Tino Calmbach

Tracklist:

  1. VII
  2. Kreuziget Mich
  3. Teufel
  4. Paradies
  5. Ewig Leben
  6. Wie Viele Jahre
  7. Schlitzer
  8. Vollmond
  9. Ring Frei
  10. Schönheit
  11. Endzeit

Schwarzer Engel veröffentlichen ihr siebtes Album Sieben, welches wieder von Massacre Records vertreten wird. Das letzte Album Kult Der Krähe wurde im Jahr 2018 veröffentlicht und somit dürfen wir uns endlich auf etwas Neues nach vier Jahren freuen. Obwohl man nicht wirklich lange auf Musik warten musste, denn Dave Jason hat innerhalb 12 Jahren sieben Alben, fünf EPs und eine Single veröffentlicht, was für diesen Zeitraum ausgesprochen viel ist.

Ich persönlich bin bei solchen Massen, welche in kürzester Zeit produziert werden, skeptisch, weil ich einfach denke, dass die Qualität darunter leiden wird – ist das bei Sieben der Fall? Überraschenderweise „Nein!“ – es ist gelungen! Obwohl man anfangs etwas unsicher ist, ob das Album wirklich von Schwarzer Engel ist oder ein Special-Album, bei welchem mehrere Künstler ihre Hände im Spiel hatten, denn viele Mischen werden deutlich, welche ich grandios finde. Man hört Eisbrecher, Nachtblut, Mono Inc. und HIM durch, welche super eingebaut wurden, den eigenen Stil Schwarzer Engels perfekt untermalen und das Album Sieben wirklich zu etwas ganz Besonderem machen.

Mit einem mystischen Intro beginnt das Werk und man wird von geheimnisvollen Klängen umhüllt, welche an Heilung erinnern, bis es dann mit elektronischen Synthesizermelodien mit Kreuziget Mich beginnt. Die bodenständige Musik und stumpfe Atmosphäre waren immer die Heimat für Schwarzer Engel und auch bei dieser Scheibe ist man davon nicht abgekommen. Man bekommt von Anfang bis Ende einfach eine MeraLuna-, beziehungsweise ein WGT-Feeling und das bereitet einfach Lust, endlich mal wieder Gleichgesinnte zu sehen. Mir kommt es auch so vor, als wären in dem Album jegliche Gefühle wie Hass, Neid, Trauer, Einsamkeit eingearbeitet worden, welche in dieser Zeit aufgekommen und noch aktuell sind – dies verleiht dem Album auch dieses gewisse Gefühl der Verbundenheit. Schönheit ist hierfür auch das perfekte Beispiel! Klare, ruhige Klänge der Einsamkeit stehen ganz allein da und Stimmen gesellen sich unheimlich langsam zu ihnen. Ungläubige Rhythmen traben gemütlich vorbei, während Gläser bei wehleidigen Melodien zusammenschmelzen. Wir kehren Heim ist das Stichwort, bei dem die Trauer den Höhepunkt erreicht und man sich an die Zeit vor einem Jahr erinnert, in der man alleine Daheim mit einer Flasche Wein vergebens den Versuch wagt, Einsamkeit zu verdrängen. Hier spricht uns Dave Jason wortwörtlich aus der Seele und versucht unser verschlossenes Herz zu erobern, welches wir selbst schon längst aufgegeben haben. Wesentlich schlimmer wird es dann bei Endzeit, denn dieses Lied wird als Hymne für das Ende Coronas geltend gemacht! Hier merkt man, wie tief der Schmerz eigentlich sitzt und beim Lesen des Textens kommen mir Tränen – man merkt hier erst, was einem fehlt! Es ist wahnsinnig, was alles nicht mehr ist und wie wir es mittlerweile auch gar nicht mehr hinterfragen – einfach hinnehmen. Ich habe erst beim Hören des Liedes gemerkt, wie stumpf wir doch alle sind und wie wenig man es geschätzt hat, durchgeknallt nachts durch die Straßen zu fallen. Wir müssen die Endzeit feiern, wird laut ausgeschrien und so ist es auch! Genauso nimmt man auch das Album hin und lässt es gemütlich über sich ergehen, bis man merkt, das es leider schon rum ist – das geht leider unglaublich schnell,…
Endzeit zieht zum Ende hin das Tempo noch mal an und somit wird das Finale richtig bösartig durchgeführt. Die elektronischen Melodien stehen hier, wie auch bei allen anderen Songs, leicht im Vordergrund und spielen wunderbar mit der Gitarre zusammen, sodass sich ein grauenhaftes Schaubild vor einem aufstellt, welches mit groovigen Rhythmen untermalt wird. Für meinen persönlichen Geschmack hätte es mehr aggressiven Bass geben können, welcher einfach untergeht, sobald die Anlage nicht bis auf Anschlag aufgedreht ist, aber hier hoffe ich mal auf ein geniales Mixing bei den Liveauftritten – damit dieses leider oft überhörte Instrument auch seinen Platz bekommt. Dave Jason hat hier aber jede Menge Arbeit geleistet und man bekommt 100 % Gruftimusik, bei der man Blutdurst bekommt. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen und das meine ich wirklich so, zusammenfassend ist es ein Rückblick auf Corona und der Losschrei aus der Situation heraus – als ob er wüsste, dass es bald vorbei sei. Vor allem Gefühle und Gedanken sind hier an der Tagesordnung, welches ich genial finde, in letzter Zeit kommen meiner Meinung nach viele Alben auf den Markt, welche nur aus „Spaß an der Freude“ entstanden sind, bei welchen man keine kernigen Gefühle bemerkt, welches hier definitiv nicht der Fall ist – mich hat Sieben zumindest sehr berührt.

Schwarzer Engel – Sieben
Fazit
Es ist dunkel, schwarz, kalt, beängstigend und voller Gefühle. Man fängt an zu reflektieren und sich einige Fragen zu stellen, was das Album unglaublich interaktiv macht – im positiven Sinne. Man wird nicht abgelenkt, sondern wird dadurch eher an das Album gefesselt, und wenn man so an den Zeilen hängt, dann wird einem auch nicht langweilig, aber Langeweile bei dem Album aufkommen zu lassen, muss man wirklich wollen.

Anspieltipps: Kreuziget Mich, Paradies und Schönheit
Paul M.
8
Leser Bewertung2 Bewertungen
10
8
Punkte