Sober Truth – Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!]

Mit dem Teufel in den psychischen Verirrungen

Artist: Sober Truth

Herkunft: Siegburg, Deutschland

Album: Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!]

Genre: Progressive Rock / Metal, Groove Metal, Thrash Metal

Spiellänge: 50:42 Minuten

Release: 10.09.2021

Label: A Chance For Metal Records

Link: www.sober-truth.com

Bandmitglieder:

Gitarre, Gesang – Torsten Schramm
Schlagzeug – Paul Bendler
Bass – Jules Rockwell
Gitarre – Aaron Vogelsberg

Tracklist:

  1. Début Diable
  2. Distinctive
  3. Dizygotic Twins
  4. Imperfection
  5. Entre Les Chansons I
  6. Dna
  7. Planted Brains
  8. Rebirth
  9. Hope, Enjoy & Death
  10. Entre Les Chansons II
  11. Limbus
  12. Taste Unplugged

Zweieinhalb Jahre nach ihrem letzten Album Psychosis kommen die Siegburger Groove Metaller Sober Truth mit ihrem neuen Werk Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!] zurück und setzen so in der Coronakrise ein Zeichen.

Erscheinen wird das Album dieses Mal beim Andernacher A Chance For Metal Records, bei dem die Band Anfang des Jahres einen Vertrag unterschrieben hat, als CD. Eine Vinylveröffentlichung wird es nach Auskunft von Torsten Schramm später geben. Damit schließt sich (für mich) der Kreis, denn persönlich kennengelernt habe ich Sober Truth bei dem ersten Ironhammer Festival in Andernach 2017. Das Eintagesfestival ist mittlerweile aus dem Festivalprogramm dort nicht mehr wegzudenken und man kommt an diesem Festival nicht mehr vorbei.  Ähnliches trifft auf Sober Truth zu, an denen kommen Veranstalter und Fans nicht mehr vorbei. Da ist man regelrecht froh, diese Undergroundgröße auf dem Ticker zu haben. Nun aber mal weg von der Lobhudelei, denn das Lob müssen sich Sober Truth mit ihrem neuen Werk erst einmal verdienen.

Mit Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!] tauchen Sober Truth erneut, wie im Vorgänger Psychosis, in die Höhen, Tiefen und Abgründe der menschlichen Seele ein und treffen dieses Mal dort sogar den Teufel, der sich dort eben auch gerne aufhält. Sie schleudern ihm ein Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!] entgegen uns schaffen es letztlich, ihm Paroli zu bieten bzw. ihn zu verjagen.

Den Teufel zu verjagen, dafür sind natürlich viele Tricks notwendig, denn da gibt es kein einfaches Rezept. Dafür sind Sober Truth geradezu prädestiniert, denn Sober Truth funktionieren nicht nach einem einfachen Schema. Sober Truth zücken auch auf diesem Album wieder alle musikalischen genreübergreifenden Register, denn gerade ihre Unberechenbarkeit ist ihre große Stärke, und damit verjagen sie den Teufel, den man unter so vielen Namen kennt, zum Beispiel als Lucifer, den gefallenen Engel.

Der Dungeon Keeper der menschlichen Psyche empfängt uns im Intro Début Diable und geleitet uns ins Album. Unverwechselbar / Distinctive irre ist der erste Song. Unverwechselbar Sober Truth. Man erwartet das Unerwartete bei Sober Truth. Distinctive / Unverwechselbar ist dieser Song von Sober Truth und damit ein klasse Einstieg in den Dungeon der menschlichen Psyche.

Es folgt Dizygotic Twins, die erste Singleauskopplung des Albums. Und dann noch auf Deutsch!? Das ist die immer wieder beschriebene Eigenständigkeit der Underground Metaller aus Siegburg. Erwartet unerwartet. Bereits am 12.03.2021 konnten die Fans dabei sein, als Sober Truth erfolgreich ihre neue Single Dizygotic Twins als Videorelease bei YouTube lancierten. Da wird es natürlich auch einige festgefahrene Leute geben, die dann einen Song mit deutschem Text kritisieren werden. Dies ist aber die schon beschriebene Eigenständigkeit bei Sober Truth, sie machen halt ihr Ding und das ist gut so! Sober Truth finden das gut, ich finde es auch gut!

Nichts ist perfekt, nicht jedem kann man es recht machen! Imperfection ist ein perfekt starker Song. Versetzt mit Death Metal Attitüden und erneut zumindest mit teilweise deutschem Text.

Entre Les Chansons I ist, wie der Titel es bereits sagt, nur ein Interlude zwischen den Liedern und führt uns zu Dna. Da zeigen Sober Truth wo ihre DNA herkommt. Ein recht Death Thrashiger Groove Metal, dem ein Hauch Gothic innewohnt. Also, die Erkenntnis: Es gibt keine genrespezifische DNA bei Sober Truth. Der Song ist einfach nur geil und Eigenständigkeit pur!

Der Song Planted Brains (verpflanzte Gehirne) beschäftigt sich mit der Entpersonalisierung der eigenen Meinung. Die heutige Gesellschaft entwickelt sich zu einer Kältestarre, frei der Devise „Bist Du nicht meiner Meinung, dann bist Du mein Feind“. Der vermeintlich moderne Mensch lässt sich schnell von anderen Meinungen beeinflussen, beugt sich dem Druck, adaptiert sie und macht sie zur eigenen. „Denkst Du eigenmächtig, oder denkst Du das nur …“? Planted Brains. Ein starker progressiver Metalsong mit ganz anderen Klängen als bisher, den Sober Truth hier abliefern und der bereits im Juli dieses Jahres als zweite Singleauskopplung zu hören war.

Rebirth hat einen fernöstlichen Touch zu Beginn, bevor ein Thrash Gewitter einsetzt und die Wiedergeburt quasi eingesetzt. Dies nicht ohne Breaks und Tempiwechsel und geilen Gitarrensolo inklusive. Der stark basslastige Song Hope, Enjoy & Death kommt erneut mit teilweise deutschen Texten vorbei. Er klingt etwas nach NDH mit starken melodischen Elementen. Es schließt sich ein weiteres Interlude mit Entre Les Chansons II an, das uns schon zu den beiden letzten Stücken Limbus und Taste Unplugged führt.

Limbus, damit ist wohl die Vorhölle / das Fegefeuer gemeint. Dieser Song hat fast einen erzählerischen Charakter und nimmt den Hörer mit ins Fegefeuer der Gefühle.

Taste Unplugged am Schluss ist, wie der Titel bereits sagt, ein akustischer Track, also unplugged. Leicht in Westernstil mit viel Dust / Staub hören wir Mastermind Torsten Schramm – den Nick Cave des Bonner Raums, hätte ich beinahe gesagt. Aber Spaß beiseite, echt eine tolle Stimme und ein klasse Song, der sich vlt. als Soundtrack für einen Western / Outback Movie eignen würde.

Vor Veröffentlichung konnte ich mit Torsten Schramm und Aaron Vogelsberg ein Interview führen, welches ihr hier nachlesen könnt! Am 11.09.2021 findet übrigens die Releaseparty zum Album in der Kölner Groove Bar statt, die ihr nicht verpassen solltet! Zu den Tickets geht es im Shop auf der Homepage der Band.

Sober Truth – Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!]
Fazit
Sober Truth sind mit Laissez Faire, Lucifer! [ lɛseˈfɛʀ, ˈluːsɪfə(r)!] erneut in den Abgründen der menschlichen Psyche unterwegs. Durch sämtliche Räume und Sphären der menschlichen Psyche jagen sie den Teufel und besiegen ihn letztendlich. Musikalisch keinem eindeutig zuzuordnen, werden einige Genres ausgetestet. Die selbst ernannten Progressive Groove Metaller Sober Truth veranstalten dabei einen Ritt durch Thrash, Death, Progressive und Groove Metal, wobei sogar NDH und auch Westernanklänge noch Platz finden. Festzustellen bleibt die Eigenständigkeit der Siegburger, die sich auch vom Teufel nicht läutern lassen. Klasse genreübergreifendes Album für Metaller mit offenen Ohren und Geist.

Anspieltipps: Dizygotic Twins, Rebirth und Limbus
Juergen S.
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