Solstice – Sia

Solstice melden sich zum 40-jährigen Bandbestehen mit neuem Album zurück

Artist: Solstice

Herkunft: Milton Keynes, England

Album: Sia

Spiellänge: 50:55 Minuten

Genre: Progressive Rock, Akustik Rock, Alternative Rock

Release: 23.11.2020

Label: GEP (Giant Electric Pea)

Link: http://www.solsticeprog.uk/

Bandmitglieder:

Gesang – Jess Holland
Gitarre, Gesang – Andy Glass
Bassgitarre – Robin Phillips
Geige – Jenny Newman
Keyboard, Gesang – Steven McDaniel
Schlagzeug –  Pete Hemsley

Tracklist:

  1. Shout
  2. Love Is Coming
  3. Long Gone
  4. Stand Up
  5. Seven Dreams
  6. A New Day
  7. Bonus Track – Cheyenne 2020

Andy Glass und Marc Elton gründeten die Band Soltice 1980. In den ersten vier Jahren spielte die Progressive Rock Formation zunächst überwiegend im Marquee Club in Glastonbury, aber auch auf Festivals wie dem Reading Rock Festival. Fünf Jahre später trennten sich die Wege für andere Projekte, unter anderem mit Jethro Tull Alias Ian Anderson. 2007 führte Andy die Band wieder zusammen. Neu hinzugekommen ist Jess Holland, sie löst Emma Brown hinter dem Mikro ab. Dieses Jahr hätte die englische Progressive Rock Formation eigentlich ihr 40-jähriges Bandjubiläum zelebrieren können, was unter den derzeitigen Pandemiebedingungen leider nicht möglich war. Weltweit mussten alle Veranstaltungen abgesagt werden.

In dem Moment, als ich Informationen für mein Review zu sammeln begann, stellte ich fest, dass in England gleich zwei Bands unter den Namen Solstice existieren, einmal die Doom Metal Band aus Dewton und die Prog Rock Combo aus Milton Keynes. Entgegen meiner Erwartung, dass ich eine aktuelle Scheibe der Doom Metaller aufs Korn nehmen würde, landete ich zu meiner Überraschung bei den gleichnamigen Musikern aus der anderen Ecke des Vereinigten Königreiches. 😀

Am 23. November veröffentlichten sie ihr neuestes Werk Sia, das sechste Studioalbum im Bunde. Rockjournalist und Autor Martin Kielty äußerte sich derart begeistert über das neue Songmaterial, dass die Band prompt eine Kurznotiz auf ihrer Homepage (hier) dazu schrieb. Geschmäcker sind bekanntermaßen verschieden – nun ja, mich haut dieses Album nicht so wirklich vom Stuhl.

Der Opener Shout beginnt symphonisch wie ein Soundtrack zu einem Filmroman. Nach dem instrumentalen Intro setzt gut eine Minute später der softe Gesang von Jess Holland im Zusammenspiel mit groovigen Jazzelementen ein. Im Verlauf gesellen sich noch Hammondorgel und Geige hinzu, die sich harmonisch in den Gesamtsound einfügen. Ab Songmitte plätschert die Melodie etwas kraftlos vor sich hin. Einzig das gekonnte Gitarrenspiel von Andy Glass, was durchaus an Carlos Santana erinnert, sticht an dieser Stelle hervor. Gegen Ende kommt dann doch wieder mehr Schwung rein. Love Is Coming fährt komplett auf der melancholischen Schiene. Es baut sich eine Stimmung auf, die an einen verregneten Tag erinnert, an dem man von einer anstrengenden Reise heimkommt – Kaffee, Decke … Bett. Der nächste Track Long Gone knüpft genau da an, wo Love Is Coming aufgehört hat. Bei mir setzt spätestens jetzt akute Einschlafgefahr ein – schnell weitergezappt zu Stand Up, bevor die Augen zufallen. Hier geht es wieder mehr zur Sache. Die Melodie überzeugt zwar weniger, dafür kommt Jenny Newman mit ihrem Geigenspiel verstärkt zur Geltung. Seven Dreams entführt danach mit sphärischen Soundelementen ins Traumland, der Titel ist Programm. Hier kommt das eine oder andere Mal der ungeschminkte Klargesang zum Vorschein. Die Gitarrensoli mit den unüberhörbaren Santana-Anleihen gefallen mir am besten in diesem Song. Bei A New Day zieht sich die lethargische Melodie wie ein Kaugummi in die Länge. Der im letzten Drittel anziehende Spannungsbogen setzt mit kraftvoller werdendem Sound und dem Hervortreten der Leadgitarre den Höhepunkt. Viel mehr ist da auch nicht drin. Schlusslicht Cheyenne 2020 versetzt zurück ins Traumland, die Reise geht in Richtung Tiefenentspannung. In dem Moment, wo Wolke Sieben erreicht scheint, wird es plötzlich unruhig. Die Drums erwachen ohne Vorwarnung aus ihrem Tiefschlaf. Ab jetzt bekommt dieser Song eine unerwartet afrikanisch anmutende Färbung. Damit hätte ich so rein gar nicht gerechnet, die Überraschung ist gelungen.

Ihre Instrumente beherrschen die Musiker jederzeit. Vom Songwriting und Gesang her sind allerdings einige Schwächen erkennbar.

Solstice – Sia
Fazit
Bei Sia werden eingefleischte Fans dieser Musikrichtung in rund 50 Spielminuten auf ihre Kosten kommen. Für Musikliebhaber anderer Genres ist es jedoch eine Herausforderung, sich auf dieses Album einzulassen. Der künstlich überarbeitete Gesang überzeugt nur wenig, da wäre weniger Technik mehr gewesen. Das Ganze hat zwar einen gewissen Charme, vermindert aber insgesamt die Qualität der Songs. Unüberhörbar ist jedoch das spielerische Können der Musiker hinter den Instrumenten, hier macht sich langjährige Erfahrung bemerkbar. Da gibt es nichts zu bemängeln. Beim Songwriting ist jedoch Luft nach oben.

Anspieltipps: Seven Dreams und Cheyenne 2020
Sandra R.
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