Voay – Cyclogenesis

Das Album dreht das Hirn auf links

Artist: Voay

Herkunft: Dortmund, Deutschland

Album: Cyclogenesis

Spiellänge: 50:34 Minuten

Genre: Progressive Metal, Progressive Rock, Fusion, Crossover

Release: 24.08.2019

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/VoayOfficial/

Produktion: WIDE NOISE Studio, Arnsberg von Hilton Theissen

Bandmitglieder:

Gesang – Xil
Gitarre – Paul
Gitarre und Keyboard – Marc
Bassgitarre – Julian
Schlagzeug – Heiko

Tracklist:

  1. Float
  2. Off-Course
  3. Gravity
  4. White Noise
  5. Six Degrees
  6. Ghost Of Kindness
  7. Cloudburst

 

Begonnen hat alles im Jahr 2013. Damals wurde die Band Watership Down gegründet, die zunächst mal nur instrumental unterwegs aber schon sehr progressiv ausgerichtet war. So habe ich sie auch kennenlernen dürfen. Auf der Suche nach einem Sänger war man aber eigentlich von Anfang an, und da Xil musikalisch genau so breit aufgestellt und so experimentierfreudig ist, wie die Instrumentalfraktion, kam hier tatsächlich der passende Deckel zum Topf. Ziemlich lange haben die Jungs mit Songwriting verbracht und sich dann im Studio vergraben, um am Debütalbum zu werkeln. Das wird nun unter dem Namen Cyclogenesis am 24.08. das Licht der Welt erblicken. In der Meteorologie spricht man übrigens von einer Zyklogenese, wenn ein Tiefdruckgebiet entsteht oder sich verstärkt. Dieser ganz spezielle Vorgang kann, vereinfacht gesagt, auch zu Hurrikanen, Tornados oder Zyklonen führen. Da liegt es nahe, dass sich Voay mit der Namensgebung schon was gedacht haben, denn nichts anderes passiert auf Cyclogenesis.

Vier der sieben Tracks kommen auf eine Spielzeit von über neun Minuten, einer davon ist gleich der Opener Float. Was Voay hier allein schon in den ersten zwei Minuten auf den Hörer loslassen, würden andere Bands wahrscheinlich auf mehrere Songs verteilen. So geht es weiter, da darf es dann auch gern mal ein sehr jazziges Interlude mit ellenlangem Gitarrensolo sein, passt, wie die Faust aufs Auge! 😀

Hier allein nur von Tempo- und Rhythmuswechseln zu sprechen, würde dem nicht gerecht, was auf Cyclogenesis abgeht. Beim ersten Hören war ich zugegebenermaßen schon ziemlich überfordert, konnte aber da schon nicht umhin, die Jungs für dieses großartige Songwriting zu bewundern. Konventionen werden über Bord geschmissen, Grenzen ignoriert, alles wird ausprobiert. Manchmal klingt es fast wie eine Orchesterprobe, an einigen Stellen nähert es sich tatsächlich schon der Kakophonie, vor allem mit dem doch zugegebenermaßen sehr gewöhnungsbedürftigen Gesang von Xil. Aber irgendwie kriegen die Jungs immer wieder die Kurve und lenken das ganze wieder in die vorgesehenen Bahnen. Dabei legen sie eine ungeheure Spielfreude an den Tag und verfügen natürlich auch über das absolut notwendige Können. Auch Xil kann man dieses Können nicht absprechen. Sein Gesang, der auch mal als so eine Art Sprechgesang daherkommt, manchmal auch in Geschrei und Gekreische übergeht, fügt sich nahtlos in die Arbeit der Instrumentenfraktion ein.

Dass Voay sich bei diesem absolut abgefahrenen Werk dann allerdings auch die Zeit für das Kleinod Six Degrees nehmen, das mit noch nicht einmal zwei Minuten Spielzeit so ruhig daherkommt, wie es im Auge des Orkans ist, ist eine besondere Erwähnung wert. Wie Xil dann davon erzählt, dass man in dem sehr dichten Netzwerk, in das wir alle eingebunden sind, niemals weiß, wer von den eigenen Aktionen betroffen sein wird, dass es doch aber ein großartiges Bild sei, wenn man sich den Schmetterling vorstellt, der mit einem einzigen Flügelschlag auf der anderen Seite der Welt einen Sturm auslösen kann und das noch nicht einmal ahnt. Und wer weiß, vielleicht ist man ja selbst gerade dieser Schmetterling. Einfach großartig!

Da Voay natürlich zu Recht stolz auf ihr Werk sind, wird die Veröffentlichung von Cyclogenesis auch mit einer Releaseshow gefeiert. Die findet am 24.08. im Don’t Panic in Essen statt, und neben Voay werden auch Lyra’s Legacy auf der Bühne stehen. Ich bedauere es wirklich sehr, dass ich an dieser Show nicht teilnehmen kann, denn ich würde gern erleben, wie Voay das, was sie auf dem Silberling verewigt haben, live umsetzen. Für alle anderen Interessierten ist hier der Link zur Facebook-Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/469892873579763/.

Zu einem meiner Anspieltipps, nämlich dem Opener Float, gibt’s hier was auf die Ohren:

Voay – Cyclogenesis
Fazit
Ich schreibe es ja immer wieder, was für Perlen sich in der Underground-Szene tummeln, und dass es sich immer lohnt, hier mal mindestens ein Ohr zu riskieren. Voay haben aber sogar mich überrascht. Wie man in dermaßen jungen Jahren schon auf einem so hohen Level agieren kann, wird sich mir nie erschließen. Ich bewundere allerdings Menschen, die die notwendige Energie, Liebe und vor allem auch Disziplin aufbringen, dort hin zu kommen. Wer Bands wie Transatlantic, Von Hertzen Brothers oder die ganz alten Sachen von Yes mag, wird bei Voay definitiv glücklich.

Anspieltipps: Float und White Noise
Heike L.
9
Leserbewertung1 Bewertung
10
Pro
Contra
9
Punkte