28. Wave-Gotik-Treffen vom 07.06. – 10.06.2019 in Leipzig

Festivalname: Wave-Gotik-Treffen 2019

Bands: A Slice Of Life (B) – A Spell Inside (D) – Absurd Minds (D) – Agonoize (D) – Alien Vampires (GB) – Am Not (GB) – And The Golden Choir (D) – Arhai (GB) – Artwork/Belladonna (D) – Ashram (I) – Automelodi (CDN) – Autumn (USA) Europa-Premiere – Battle Scream (D) – Bragolin (NL) – CamerataMediolanense (I) – CarachAngren (NL) – Cat Rapes Dog (S) exklusivesKonzert in Deutschland – CervelloElettronico (USA) – Christian Death (USA) – Christine Owman (S) – Cold Showers (USA) – CophNia (S) – Coppelius (D) – Cradle Of Filth (GB) – Creux Lies (USA) – Cubanate (GB) – Darkcell (AUS) – Darkher (GB) – Das Ich (D) – Dear Deer (F) – Dystopian Society (I) – Edo Notarloberti (I) – Eggvn (MEX) – Empathy Test (GB) – Erik Cohen (D) – Escape With Romeo (D) – Evi Vine (GB) – Faun (D) -Fehlfarben (D) spielen „Monarchie und Alltag“ – FliehendeStürme (D) – Forced To Mode (D) – Freakangel (EST) – Friends Of Gas (D) – Geometric Vision (I) – GitaneDemone Quartet (USA) – GoethesErben (D) – Golden Apes (D) Konzertzum 20. Bühnenjubiläum unterstützt durch STEVE HEWITT (LOVE AMONGST RUIN, ehemals PLACEBO) – Grausame Töchter (D) – Ground Nero (B) – Hämatom (D) – Hante. (F) – Haujobb (D) – Hell-O-Matic (D) – Henric De La Cour (S) – In2TheSound (GB/D) Mike Dudley & The Convent spielen The Sound – InkubusSukkubus (GB) – Intent:Outtake (D) – Janus (D) – Job Karma (PL) – Jonathan Bree (NZ) – Jungstötter (D) – Karies (D) – Kellermensch (DK) – Killus (E) – King Dude (USA) volleBandbesetzung – Kontravoid (CDN) – KælanMikla (ISL) – Laura Carbone (D) – LeneLovich Band (GB) exklusiver Festival-Auftritt in Deutschland zum 40. Jubiläum des Albums „Stateless“ – Light Asylum (USA) – Logic & Olivia (D) – Lord Of The Lost (D) – Luigi Rubino (I) – M.I.N.E (D) – Machinista (S) – Maerzfeld (D) – Megaherz (D) – Meta Meat (F) – Michael Cashmore&Shaltmira (GB/LT) – Murder At The Registry (D) exklusivesKonzertzum 30. Jubiläum – Nachtmahr (AT) – Nitzer Ebb (GB) – October Burns Black (GB) – Omnimar (RUS) – Orange Sector (D) – OUL (D) – Parade Ground (B)- Phasenmensch + ICD-10 (D) – Pleasure Symbols (AUS) – Psyche (CDN) – Rhys Fulber (CDN) – S.K.E.T. (D) – Sad Lovers And Giants (GB) – Sally Dige (DK/CDN) – Scarlet Dorn (D) -Schandmaul (D) – Schattenmann (D) – Sebastian Fitzek (D) Lesung „Der Insasse“ – Selofan (GR) – Shadow Project 1334 (USA) ErstesgemeinsamesKonzert von EVA O, WILLIAM FAITH und STEVYN GREY seit 27 Jahren – She Pleasures Herself (P) – Soman (D) – St. Michael Front (D) – Still Corners (USA) – Synthattack (D) – System Noire (D) – Tamaryn (USA) – Tanzwut (D) – Tempers (USA) – The Adicts (GB) – The Bellwether Syndicate (USA) – The Cassandra Complex (GB) – The Creepshow (CDN) – The Foreign Resort (DK) – The Lust Syndicate (I) – The Moon And The Nightspirit (H) – The O’Reillys& The Paddyhats (D) – UK Decay (GB) – Unto Ashes (USA) – Urze De Lume (F) – Velvet Acid Christ (USA) – Void Vision (USA) – Vowws (AUS) – Welle:Erdball (D) – Winterkälte (D) – Witt (D) – Wolfheart (FIN) – X-RX (D) – XIV Dark Centuries (D) – ZweiteJugend (D)  Stand: 27.03.2019

Ort: Leipzig

Datum: 07.06. – 10.06.2019

Kosten: 120 € Eventticket, 25 € Obsorgekarte, 15 € Parkvignette

Genres: Gothic, Gothic Metal, Electro, EBM, Black Metal, Pagan, Mittelalter

Tickets: https://www.wave-gotik-treffen.de/karten.php

Link: https://www.wave-gotik-treffen.de/

Wie jedes Jahr an Pfingsten färbt sich das Leipziger Stadtbild in ein fröhliches Schwarz. Das weltweit größte Gothic Festival lockt ca 20.000 Besucher in die sächsische Landeshauptstadt und bietet neben zahlreichen Konzerten aus allen Dunkel-Gernres auch wieder eine Bandbreite an kulturellen Veranstaltungen, Ausstellungen, Museumsführungen, Opern oder auch Lesungen  runden das große „Familientreffen“ ab.

Hauptschauplatz ist das AGRA Gelände im Süden der Stadt. Hier kann man nicht nur seine Zelte aufschlagen und Konzerte besuchen. In der Markthalle haben die „dunklen Fashion-Victims“ genug Möglichkeiten, ihr gut gespartes Geld schnell los zu werden.

Weitere Locations sind über die Stadt verteilt. Neben vielen kleineren Veranstaltungsorten spielen dieses Jahr vor allem das Heidnische Dorf, der Felsenkeller und das Täubchenthal eine wichtige Rolle im Programmplan. Durch den Wegfall des Kohlrabizirkus fehlt es aber auch dieses Jahr an wirklich großen Hallen. Das merkt man vor allem am immer häufiger auftretenden Phänomen des „Einlassstops“ und dem damit verbundenen Anstieg der Innentemperaturen. Mit etwas mehr Struktur liesse sich dies jedoch in manchen Fällen durchaus vermeiden. Des Öfteren sehen wir am Eingangsbereich einen „Pfropfen“ Menschen, die sich nicht weiter in der Halle verteilen wollen, obwohl sogar in den vorderen Reihen noch viel Platz ist. Die Ordner am Eingang sehen den freien Platz natürlich nicht und rufen vorsichtshalber den gefürchteten Einlassstop aus. Mit einer Durchsage oder Ordnern, die die im Eingang stehenden Besucher höflich bitten, sich zu verteilen, wäre dieses Problem sicher zu lösen oder zumindest zu mindern. Vor allem im Felsenkeller ist dies ein Dauerproblem, und so sind auch die Plätze im angrenzenden Biergarten immer gut gefüllt. Auch wenn der Reiz des WGTs die über Leipzig verteilten Bühnen sind, könnte man doch über eine weitere Open Air Bühne nachdenken. Ob die Besucher nun durch Regen oder „Saunaschweiß“ nass werden, spielt dann auch keine Rolle mehr.

Der Programmplan dieses Jahr lässt das Metalherz nicht ganz so wild vor Freude springen, wie man es vielleicht die Jahre zuvor kennt. Lediglich der Sonntag bleibt fester Metaltag im Felsenkeller. Da wünscht und hofft man, dass es 2020 wieder eine etwas metallastigere Auswahl geben wird. Wir haben dennoch ein paar Perlen im Programm gefunden. Aktuell ist schon bekannt das 2020 Rammstein parallel am Freitag in Leipzig mit neue Stadion Tour halt machen werden. Es ist daher jedem nicht campenden Besucher zu raten, sich noch früher um Übernachtungsmöglichkeiten zu kümmern.

Donnerstag – Anreisen und Openings

Traditionell reist der Großteil der WGT Besucher bereits am Donnerstag an, um sich in Ruhe in Leipzig einzuquartieren. Die Bändchenausgabestellen am Hauptbahnhof, an der Moritzbastei und an der AGRA haben bereits heute alle Hände voll zu tun.

Hat man diesen Teil erledigt, kann man sich an einigen Openings in den Leipziger Szenebars und Clubs auf die nächsten Tage einstimmen. Uns zieht es in die AbsintherieSixtina, die wie in jedem Jahr kleinere Konzerte anbieten, die auch ohne Bändchen besucht werden können. Wir schaffen es zum Konzert vom Berliner Duo Majah. Nach einer Verspätung stehen die beiden Musiker mit Gitarre und Musiksäge auf der Bühne. Zusammen mit einer wunderschönen Frauenstimme und geistreichen Texten, ist der Auftritt eine runde Sache. Ein perfekter Start in das Pfingstwochenende in Leipzig.

Freitag  – langsamer Einstieg

Am ersten Festivaltag versammelt sich unsere kleine Festival-Gruppe in der Getränke Feinkost Leipzig. Ein idealer Ausgangspunkt und Spot, um den Plan für die nächsten Tage zu schmieden und sich auszutauschen. Hier gibt eine tolle Auswahl an Craft Beer, Limonaden und Spirituosen, die entweder „togo“ oder vor Ort genossen werden können. Wir bleiben ein wenig und entscheiden uns, von hier aus erst einmal an die AGRA zu fahren. Dort angekommen lassen wir uns zunächst einen Cider schmecken und stürzen uns anschließend in das wilde Treiben der  Markthalle. Neben den großen Marken und Shops sind auch kleinere Handwerker und Boutiquen am Start. Die Auswahl lässt kaum Wünsche offen und bietet für jeden Geldbeutel etwas an. Für den gestressten Shoppingbesucher findet sich sogar ein Massagestand.

Nach dem ersten Shoppingrausch machen wir uns auf den Weg ins Täubchenthal. Damit dies ohne unnötige Umwege geschieht, haben die Leipziger Verkehrsbetriebe einen kleinen Infostand an der Haltestelle aufgebaut und stehen mit Rat zur Seite. Im Täubchenthal erwarten uns die Golden Apes, die heute Gastmusiker Steve Hewitt (ehemals Placebo Drummer) im Gepäck hatten. Die Goth-Rocker sind aus dem nicht allzu weitem Berlin angerückt und stimmen das Publikum mit düster melancholischer Dark Wave Atmosphäre ein. Peer Leberecht und Kollegen liefern einen gleichbleibend guten Auftritt ab, der  zwar ganz nett ist, uns allerdings nicht vom Hocker reist.

Mit genug Zeit zwischen den Locations landen wir um 22 Uhr in der Moritzbastei bei Scarlet Dorn. Die Sängerin kennt man vor allem aus einem Duett mit Lord Of The Lost Frontmann Chris Harms. So kommt es, dass unter den Bandmitgliedern auch Gared Dirge aus gleicher Band zu finden ist. Scarlet begeistert mit einer wunderschön tiefe Stimme. Diese trifft auf eine düster schwere Atmosphäre und Texten die hin und wieder ein wenig bedrohlich wirken. Interessante Mischung allemal. In dem viel zu kleinen Raum, der zudem völlig überfüllt ist, kann man das allerdings nicht so recht genießen und so suchen wir uns einen ruhigeren Platz in den Katakomben der Moritzbastei. Die Gewölbe unter der Stadt können stimmiger nicht sein und sind ein Anziehungspunkt für viel Festivabesucher.

Samstag – eine NDW Legende auf dem WGT

Der Samstag beginnt für uns am Hauptbahnhof, denn hier treffen sich jährlich Freunde von Leichenwagen und fahren anschließend gemeinsam zum Südfriedhof. Wir stöbern ein wenig um die Fahrzeuge, die teilweise aufwändig und liebevoll hergerichtet sind. Als der morbide Autokorso startet, kann man noch einmal alle Wagen und deren fröhlich winkenden Besitzer beobachten. Anschließend gehen wir noch einmal in die Promenaden des Hauptbahnhofes. Hier stellt Ronald Knoll Skulpturen  aus Motorradteilen und Metalschrott aus. Awakened Consciousness zeigt über die Pfingstfeiertage mittlere und größere Arbeiten ganz im Zeichen von Upcycling.

Nach dem Kulturteil fahren wir in die schönste Locations des WGTs. Im Kuppelsaal des Volkspalastes erwarten wir Goethes Erben. Da es hier mehrere Zugänge gibt, besteht keine Sorge für einen Einlassstop, und alle Besucher können das Konzert besuchen. Als Oswald Henkes bekannt charakteristische Stimme durch die Halle tönt, lauschen alle gebannt. Hinter einer Wand aus Folie sieht man ihn mit einem Licht hantieren. Wie erwartet, steigt er beim nächsten Song hindurch und singt dort überwiegend auf Knien weiter. Der Höhepunkt der Theatralik ist mit ein wenig Blut aus dem Munde erreicht, das sich sofort auf dem weißen Bühnenoutfit ausbreitet. Mir ist das alles etwas zu viel, und ich flüchte nach draußen. Goethes Erben mögen eine der Größen der Szene sein und einen großen Fankreis haben, doch intellektuelle Texte und handwerklich gut arrangierte Songs hin oder her – dieser Showcharakter passt meiner Ansicht nach einfach nicht dazu.

Da die Zeit nun etwas knapp ist, setzen wir uns in ein Taxi und fahren zum Heidnischen Dorf. Das Festival-Bändchen beinhaltet zwar die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, mit dem Auto ist man trotzdem schneller unterwegs, wenn der Zeitplan sportlich ist.

Das Heidnische Dorf, bei dem es auch „nicht WGT Besuchern“ mit einer Tageskarte möglich ist, ein wenig Festival-Luft zu schnappen, ist eine feste Locationgröße des Wave Gotik Treffens. An Stoßzeiten kommt es hier daher immer zu viel Andrang, und leider mischen sich auch viele Schaulustige unter das Treiben und trüben die Atmosphäre. Doch ist das „Dorf“ zu dieser Uhrzeit überraschend weniger gefüllt, als gewohnt.

Als Kontrastprogramm zu Goethes Erben bieten sich Welicoruss hervorragend an. Die Symphonic Black Metal Band aus dem östlichen Europa sind das erste wirkliche Highlight des diesjährigen Wave Gotik Treffens. In Krieger Outfits betreten die 5 Exil-Prager die Bühne, um dem Publikum ordentlich einen um die Ohren zu hauen. Hinsehen und Hinhören macht Spaß, auch wenn die Texte zwischen alt-russisch und englisch wechseln und man nicht viel versteht. Die Söhne des Nordens liefern einen soliden Auftritt ab, der gut und gerne etwas länger hätte gehen dürfen. Besonders bleibt mir Slava Rusi in den Ohren hängen und begleitet mich als Ohrwurm auch noch den ganzen Abend.

Mit dem Nachhall eines tollen Konzertes begeben wir uns in den anderen Teil der Stadt und landen wieder einmal im Täubchenthal. Inkubus Sukubus sind eine Kultband aus Großbritanien und vor allem den älteren Szenengängern gut bekannt. Mit Beginn des Konzertes herrscht eine enorme Energie auf der Bühne, die überwiegend von Sängerin Candita ausgeht. Die Powerfrau fegt mit Leichtigkeit über die Bühne und zieht das Publikum schnell in ihren Bann. Besser kann eine Band mit Einflüssen aus Paganismus und allen anderen okkulten und übernatürlichen Dingen nicht auftreten. Wir lassen uns noch weiter von Inkubus Sukkubus verzaubern und hören bekannte Songs wie Heart Of Lilith, Vampire Queen oder das beste Stones-Cover Paint It Black.

Weiter geht es in den nicht weit entfernten Felsenkeller. Als Vorreiter der neuen Deutschen Welle bekannt, begeistert sich Joachim Witt seit geraumer Zeit eher für die dunklen und düsteren Töne. Bekanntester Hit ist wohl Die Flut mit Peter Heppner aus den 90ern. Danach folgten weitere Alben mit melancholischen Klängen. Heute findet sich WITT in der schwarzen Szene wieder und steht als „Headliner“ auf der WGT Bühne. Der Felsenkeller ist voll, und die Temperaturen gleichen einer finnischen Sauna. Dennoch kocht alles noch ein wenig mehr, als der nun doch schon in die Jahre gekommene Herr die Bühne betritt. Sein aktuelles Album Rübezahl im Gepäck zeigt der 70jährige, dass noch lange nicht Schluss ist. Das Publikum fest im Griff  liefert WITT einen gelungenen Samstags-Abschluss ab und entlässt die dunklen Anhänger mit wohligem Gefühl in die Nacht.

Für uns geht es noch in das StuK. Eine kleine studentenbetriebene Location, die das erste Mal zum WGT Veranstaltungen anbietet. Hier genießen wir noch ein paar „Gute Nacht Getränke“ zur Classique Noir Nacht und lauschen alten Klassikern. Eine einfache und entspannte Atmosphäre, die eine schöne Alternative für die berüchtigte Fetisch-Party Obsession Bizarr ist.

Sonntag – Black Metal ist Krieg, Alter!

Der Sonntag steht ganz im Zeichen des guten alten Black Metal, und so stehen wir  am Nachmittag wieder im Felsenkeller. Einige Tage vor Festivalbeginn wurden Thy Antichrist noch bestätigt und eröffnen heute das Programm. Leider ist die Halle noch nicht gut gefüllt, was wirklich schade ist. Denn Thy Antichrist sind DIE Neuentdeckung des WGTs. Mal abgesehen von der unglaublichen Bühnenpräsenz schaffen es die US Amerikaner und der kolumbianische Frontmann Antichrist666, die Zuhörer zu begeistern.  Nach wenigen Takten sammelt sich dann doch eine kleine Menge vor der Bühne. Thy Antichrist starte heute ihre Tour gemeinsam mit Wolfheart und Carach Angren, die später auch noch auf dem Plan stehen. Thy Antichrist ist dafür ein großartiger Auftakt und wird nicht nur von uns weiter im Auge behalten werden.

Nächster Programmpunkt auf der Black Metal Liste sind Wolfheart. Im Line up der Finnen stellt der versierte Metalhead eine kleine Überraschung fest. Vagelis, ehemaliger Bassist bei Rotting Christ, hat kurzerhand den ausgeschiedenen Mika an der Gitarre ersetzt und unterstützt Wolfheart auf der aktuellen Tour. Die Show der Winter Metal Combo kann leider an das vorherige Spektakel von Thy Antichrist nicht anknüpfen, und so wirkt es im Vergleich etwas langweilig. Das ist aber sicher lediglich dem direkten Vergleich zur Vorgängerband geschuldet, denn hörenswert sind Wolfheart auf jeden Fall.

Niederländischen Horror Metal haben sich Carach Angren auf die Fahne geschrieben. Im Leipziger Felsenkeller treten sie im Rahmen des Wave Gotik Treffens am frühen Abend auf. Bei der Energie, die nun auf der Bühne herrscht, fällt es schwer, sich nicht mitreißen zu lassen. Songs wie General Nightmare, In De Naam van De Duivel oder Blood Queen schallen durch die Konzerthalle, und die Versammelten eskalieren. Wer Carach Angren noch nicht kennt, sollte sich definitiv mit den Holländern auseinandersetzen. Symphonic / Horror / Black Metal klang selten so gut auf Niederländisch und ist auch Live ein Erlebnis wert.

Eine längere Umbaupause später hat sich die Bühne in eine Art satanisch-orthodoxe Kirche verwandelt. Die Augen wandern über allerhand Dekorationen und Aufbauten in Gold. Kerzen werden angezündet, und im schon mehr als wohltemperierten Felsenkeller steigt das Thermometer um noch ein paar Grad an. Batushka betreten die Bühne wie in einer (un)heiligen Messe. Es gibt sogar Weihrauch und Mönchs-Gesänge. Doch als eine Art Papst die Bühne betritt, das Publikum segnet und von seiner Kanzel singt, haben wir dann doch ein paar Fragezeichen im Gesicht. Die wohl recht schüchternen Musiker von Batuschka verstecken sich hinter verhüllenden Kleriker-Kutten. Musikalisch kann man absolut nichts aussetzten. Solide spielen die Russen ihre dunkel düsteren Klänge. Doch kann ich der ganzen unheiligen Bühnentheatralik nicht wirklich etwas abgewinnen. Zu viel, zu kurios und zu pathetisch für meinen Geschmack.

Nach diesem augenüberfordernden Bühnenbild wirkt die Bühne beim nächsten und letzten Act des Abends beinahe wie leer gefegt. Dafür füllen Cradle Of Filth den Zuschauerraum bis zum letzten Meter mit Ihrer enormen Präsenz aus, und wer jetzt noch das letzte Sauerstoffmolekül einatmen konnte, kann sich mehr als glücklich schätzen. Die Szene-Größen können dennoch alle bei Laune halten und zeigen, dass sie eine ziemlich gute Liveband sind. Die Halle kocht nicht nur vor der Bühne. Musiker sowie Zuhörer haben sichtlich Spaß und genießen jeden Ton. Heute bleibt kein Shirt trocken. Cradle Of Filth entlässt die Festival-Besucher nach ein und einer halben Stunde in die erfrischend kühle Nacht. Ein großartiger Metal Tag geht zu Ende. Unsere Gruppe lässt ihn noch im Naumanns in den Kellergewölben des Felsenkellers ausklingen – bei einer leider zu wenig besuchten Metalparty.

Montag – letztes Konzert vorm Hangover

Der Montag ist noch ein voller Festivaltag, trotzdem hängen uns die letzten Tage in den Kochen und so einigen wir uns auf ein wenig Kultur. Die Ausstellungen in der Galerie Hermeling/Schreckenberger. Die von den Künstlern betriebene Galerie hat zum WGT ebenfalls besondere Ausstellungen, und so kann man sich nicht nur Streichholzkunst und Pop-Art Werke der beiden Künstler, sondern auch Upcycling Gerätschaften des Künstlers Steffen Fischer anschauen.

Weiter führt uns der Weg zur Galerie Koenitz. Hier befasst man sich mit Geheimnissen, Mystik und Symbolismus in der Gothic Bewegung.  Zur Sonderausstellung zum WGT  werden seltene Arbeiten, unter anderem von den Künstlern Richard Müller, Fidus, Franz Stassen, Hermann Wöhler, Max Klinger, Johann Michael Bossard, Sascha Schneider und anderen wichtigen Vertretern der Kunstbewegung gezeigt. Eine empfehlenswerte Ausstellung und Galerie. Wir schauen begeistert von Werk zu Werk.

Auch wenn wir müde und geschafft sind, zu einem Konzert möchten wir es doch noch schaffen, und so fahren wir ins Täubchenthal. Hier stehen die Kanadier von The Creepshow auf der Liste. Liebhabern von Psychobilly sind diese keine Unbekannten, und auch in der schwarzen Szene versammelt sich eine Fangemeinde. Genug, um das Täubchenthal zu füllen. Auch The Creepshow sind eine großartige Live-Kombo und legen vom ersten Takt an richtig los. Run For Your Live ist einer meiner Highlights. Hier kann keiner stillstehen, und so haben die Kanadier ihr Publikum fest im Griff.

Für eine „Closing Party“ ist niemand aus unserer Festival-Gang mehr in der Lage, und so treffen wir uns auf ein oder zwei Bier  im Dr. Hops. Eine Craftbeer Bar in Leipzig, die ganz praktisch auf der „WGT Linie“ 11 liegt. Gemütlich lassen wir die letzten Tage noch einmal Revue passieren und schmieden Pläne für das nächste Jahr. Wir sehen uns, Wave Gotik Treffen 2020!