Amenra + Special Guests: E-L-R, Lingua Ignota am 17.02. im Kesselhaus im Schlachthof in Wiesbaden

„Amenra + Special Guests: E-L-R, Lingua Ignota am 17.02. im Kesselhaus im Schlachthof in Wiesbaden“

Bands: Amenra, E-L-R, Lingua Ignota

Ort: Kesselhaus im Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden

Datum: 17.02.2019

Kosten: 25 € VK, 30 € AK

Genre: Post Sludge, Post Doom, Noise, Industrial, Drone

Besucher: ca. 350 Besucher (ausverkauft)

Veranstalter: Schlachthof Wiesbaden

Link: https://www.schlachthof-wiesbaden.de/programmdetails/items/amenra.html

Setlisten:


1. Sexless // No Sex
2. All Bitches Die
3. God Give Me No Name
4. Woe To All
5. Above All Others


1. Glancing Limbs
2. Lunar Nights
3. Ambrosia
4. Above The Mountain, The Is A Light
5. The Wild Shore


1. Boden
2. Razoreator
3. Plus Près De Toi
4. Thurifer
5. Nowena / 9.10
6. Diaken
7. Terziele
8. Am Kreuz
9. Silver Needle

Das Kesselhaus im Schlachthof in Wiesbaden hält heute wieder ein außergewöhnliches Konzert bereit. Solche Konzerte gibt es ja im Schlachthof / Kesselhaus mittlerweile zu Genüge. Was hatte ich da letztes Jahr für Dinger. Stellvertretend nenne ich hier einmal The Bell Witch, My Baby und ¡Pendejo!.

Am heutigen Sonntagabend steht ein besonderer Leckerbissen an: Amenra, das belgische Quintett kommt ins Kesselhaus und wird nach umjubelten Konzerten auch hier in Wiesbaden mit ihrem wahnsinnigen Post/Sludge-Metal Gemisch die Bude abreißen. Supportet werden sie von E-L-R und Lingua Ignoto.
Das Konzert war bereits kurz nach der Ankündigung restlos ausverkauft. Das war für mich irgendwie klar, denn wann sieht man denn schon mal solche eine Nummer wie Amrenra!

Kumpel Rene und ich kommen richtig gut durch und sind pünktlich zum Einlass da. Wir haben noch genügend Zeit uns ein Kaltgetränk zu genehmigen und den Merchbereich schon einmal anzusehen, der sich wie immer, wenn es im Kesselhaus sehr voll ist, im Raum nebenan befindet. Hier lernen wir den wohl nettesten Merchverkäufer überhaupt kennen. Der Mann am Merchstand von Amenra ist so was von gut gelaunt, freundlich und entgegenkommend. Ich habe seinen Namen leider vergessen. Daher bedanke ich mich nochmals an dieser Stelle. Er hat dafür gesorgt, dass Rene und ich unsere Vinyls und CDs von der Band signiert bekommen. Absolut Klasse der Mann!

Pünktlich um 19:30 Uhr beginnt dann mit Lingua Ignota der erste Teil des heutigen Abends. Wir haben bereits gemerkt, dass in dem überfüllten Konzertraum einige Baulampen auf dem Boden liegen. Vor der Bühne steht ein kleines Keyboard. Das Licht erlischt, die Baulampen leuchten auf, jetzt ist Showtime von Lingua Ignota. Das ist jetzt keine Band, sondern eine äußerst quirlige Blondine, die sich durch den Saal bewegt. Sie singt, grunzt, bellt und schreit ins Mikrofon. Die Musik und Geräuschkulisse kommen vom Band. Sie legt einen äußerst sehenswerten Liveperforming Act hin. Das gefällt mir außerordentlich gut. Die Fans stehen um sie herum, während sie sich immer wieder mit ihren Baulampen den Weg durch ihre Fans bahnt. Die Fans stehen spannungsgeladen um sie herum, wartend darauf, was jetzt noch kommt. Teilweise stehen sie da mit weit aufgerissenen Augen und Mäulern, gehen auch mal auf die Seite, während Lingua Ignota sich den Weg bahnt. Außer den Baulampen ist es hier total dunkel. Das ist natürlich sehr schwer auf Fotos dann einzufangen, was hier vor sich geht. Aber es geht irgendwie, das wundert mich selbst. Leider ist heute Abend auch wieder die Unsitte festzustellen, dass zahlreiche Fans mit erhobenen Händen umherstehen und mit ihrem Handy filmen. Wenn ich anschließend im Internet die Ergebnisse sehe, frage ich mich immer wieder, warum sie das machen. Das sollte / kann man sich eigentlich sparen, zudem stört es nach meinem Befinden doch sehr.

  

Lingua Ignota ist lateinisch und bedeutet übersetzt unbekannte Sprache. Sie wurde von der Äbtissin Hildegard von Bingen geschaffen. Am heutigen Abend ist Lingua Ignota Kristin Hayter, eine exzellente Performancekünstlerin. Sie schafft eine Liveshow, die in der Sequenz wohl einem Exorzismus entspricht. Ihre Mischung aus Black Metal, Industrial Metal, Doom Metal und auch Klassikanleihen sorgt für eine unbeschreibliche Stimmung und Atmosphäre. Sie benutzt ihre Stimme und Musik als Kunstform. In ihren Songs, oder auch nur Songfragmenten geht es um Wut, Rache und Furchtlosigkeit, die sie in ihrer Performance so ausdrückt. Für mich sehe ich einige Parts einer Diamanda Galas in ihrer Performance. Sie performt unter anderem Woe To All und All Bitches Die von dem gleichnamigen letzten Album. Alles sehr emotional und mitreißend. Toller Einstieg in den heutigen Abend.

  

Wenig später treffe ich sie am Merchstand, wo sie in der Ecke sitzt. Ich unterhalte mich ein wenig mit ihr. Sage ihr, dass ich sehr gerne das neue Album, am liebsten auf Vinyl, von ihr mitgenommen hätte. Sie sagt mir, alle Versionen seien leider restlos ausverkauft. Wahrscheinlich käme sie im Sommer zurück auf eine Tour in Europa. Man wäre am Überlegen, das Album für die Tour noch einmal neu aufzulegen. Das hätte ich dann sehr gerne. Also muss ich aufpassen, wann sie unterwegs ist.

Weiter geht es mit E-L-R. Erst letztes Jahr gegründet, dürfte das Berner Ambient Doom Drone Trio nach der gemeinsamen Tour mit Amenra in aller Munde sind. Was dieses noch so junge Trio abliefert, ist schon fast sensationell. Auch bei E-L-R ist es schwer, Bilder zu machen. Zum einen, weil so gut wie kein Licht bei dem Auftritt von E-L-R vorhanden ist (Ja gut, das passt schon sehr gut zu dem Ambient Doom der Band, hell würde nicht passen). Zum anderen dadurch, dass die Bude jetzt so voll ist, dass es wirklich schwierig ist, nahe an die Bühne zu kommen. Ein paar freundliche Fans lassen mich mal kurz durchhuschen, wenn man das überhaupt so sagen kann. Aber auch hier habe ich Handy haltende und reckende Fans vor, neben und hinter mir. Es ist so eng, dass ich ausschließlich auf der linken Seite stehen bleibe, und versuche ein paar brauchbare Bilder hinzubekommen. Wie gesagt, es ist so gut wie kein Licht. Gitarristin S.M. steht schräg vor mir. Von ihr kann man hier und da auch einmal ein paar Gesichtszüge erhaschen. Bassitin I.R. steht äußerst rechts von mir aus gesehen. Dabei entweder vollständig im Dunkeln oder blendend in einem Strahl Licht aus dem Off erfasst. Schlagzeuger M.K. sitzt hinter den beiden Mädels komplett im Dunkeln. Ich muss mich halt heute damit zufriedengeben.

  

Ich unterhalte mich mit ihnen später noch am Merchstand. Worüber ich mich wirklich ärgere, dass ich die Drei nicht nach ihren richtigen Namen gefragt habe, so muss ich mich hier mit den Kürzeln, die auf ihrer Facebookseite angegeben sind, begnügen. E-L-R performen die Songs Glancing Limbs und The Wild Shore von ihrem Demo In Splendour & Sedation, welches über die Bandcampseite als Download zu erwerben ist. Zusätzlich gab es dieses Demo noch als limitierte Kassette, welche aber Sold Out ist. Und ja, ich habe noch eine von der Band bekommen mit beiliegendem Downloadcode. Glück gehabt. Die Musik ist richtig atmosphärisch und raumfüllend und hält den richtigen Spannungsbogen bis hin zum Zerbersten. Großartig – beide Mädels singen zu ihren Instrumentaleinlagen. E-L-R muss man unbedingt einmal gesehen haben. Neben den bereits erwähnten Songs vom Demo gibt es noch drei weitere Songs.
Am Merchstand  sagen sie mir, dass zum Sommer / Herbst hin, ein Album geplant ist, welches auch auf Vinyl zu bekommen sein wird.

 

Zum Schluss kommt der Top Act Amenra. Amenra haben mittlerweile bereits 20!!! Jahre auf dem Buckel und sechs Studioalben, die alle mit Mass I bis Mass VI durchnummeriert sind. Mass VI, das aktuelle Werk, stammt auch bereits von Ende 2017. Es gilt in der Szene schlichtweg als Meisterwerk. Da haben sich Amenra sage und schreibe fünf Jahre zwischen Mass V und Mass VI Zeit gelassen. Von Mass VI sind Plus Près De Toi und Diaken auf der Setlist, also über 20 Minuten! Den Rest steuern Songs der Vorgängeralben bei. Sind die Songs bereits auf der Platte richtig geil anzuhören, entfalten sie live ihr komplettes Potenzial. Post Sludge, verzweifelt und düster. Spannung pur, welche durch den Film in Hintergrund während des Konzertes noch einmal ein Stück mehr aufgewertet wird. An den Songs von Amenra kann man sich eigentlich nicht satthören, an ihrer Liveperformance gar nicht sattsehen.

 

Brachial-dynamisch und nuanciert-berührend zugleich, so sind die Songs von Amenra. In ihrer Bandbreite sehr düster gehalten. Clean Voices, welche gerade in den Songs von Mass VI zur Geltung kommen, und Harsh Voices sind vorhanden. Die Performance des Quintetts aus Belgien ist so, wie man sie kennt, also sehr oft den Fans den Rücken zugewendet. Hier tut sich insbesondere Sänger Colin H. van Eeckhout hervor, der die allermeiste Zeit mit dem Rücken den Fans zugewendet performt. Die Musik und Performance von Amenra vereint sehr vieles: Sie ist unglaublich intensiv, dynamisch, schleppend, schwer, brutal, und schön.
Nach dem Gig von Amenra treffen wir noch mal den netten Menschen am Merchstand, der uns unseren Beutel mit den Sachen gibt. Wir verabschieden uns sehr nett und verlassen den Schlachthof Richtung Parkplatz, um nach Hause zu fahren.

  

Fazit: Erneut einer der Abende im Schlachthof in Wiesbaden, wo man einfach nur mit der Zunge schnalzen muss. Das war ja nun wirklich wieder ein Must-Have Konzert. Das steht für dieses Jahr ganz oben auf meiner Best Of Konzertliste und ich denke, da wird es auch einige Zeit noch bleiben. Top Abend mit Top Bands in einer Top Location!!!