Architects + Support am 10.01.2019 in der Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

„Ein interkontinentales Metalcore-Feuerwerk“

Künstler: Architects (GB)

Vorbands: Beartooth (USA), Polaris (AUS)

Ort: Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf

Datum: 10.01.2019, Einlass: 17:30 Uhr

Kosten: 45 EUR + Gebühren

Genre: Metalcore, Modern Metal

Veranstalter: Kingstar Music, Live Nation

Linkhttps://www.facebook.com/events/744313375910541/

Setlists:

01. The Remedy
02. Casualty
03. Dusk To Day
04. Crooked Path
05. Consume
06. Lucid

01. Bad Listener
02. Aggressive
03. Hated
04. You Never Know
05. The Lines
06. Manipulation
07. Body Bag
08. In Between
09. Disease

01. Death Is Not Defeat
02. Modern Misery
03. Nihilist
04. Broken Cross
05. Holy Hell
06. Royal Beggars
07. Gravedigger
08. Mortal After All
09. Downfall
10. Naysayer
11. These Colours Don’t Run
12. A Match Made in Heaven
13. Hereafter
14. A Wasted Hymn
15. Memento Mori (Kurzversion)
Zugabe:
16. Gone With The Wind
17. Doomsday

Photos im Auftrag für Time For Metal: www.quintenquist.com

Nachdem bereits Kracher der Rockmoderne wie Parkway Drive und Bring Me The Horizon in letzter Zeit die Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle beehrten, hat der Münsteraner Veranstalter Kingstar Music zusammen mit Live Nation das nächste dicke Paket am heutigen Abend in die Landeshauptstadt hergezaubert. Niemand Geringeren als die erhabenen Architects aus dem britischen Brighton sind zu Besuch und präsentieren ihr neues Album Holy Hell. Als Gäste konnte man Beartooth aus dem amerikanischen Columbus, Ohio gewinnen sowie Polaris aus dem weit entfernten Sydney in Australien. Einmal rund um den Globus, heute ist alles dabei.

Bereits um 17:30 Uhr geht’s ziemlich zeitig in die Halle. Schlangen am Einlass gibt’s erstmal keine, was dem ein oder anderen in Mesh-Shorts gekleideten Besucher bei dem etwas usseligen Wetter sicherlich entgegenkommt. Wenige der hinteren Ränge der 7.500 Personen fassenden Halle sind abgehängt und bis zum Beginn der Shows um 19:00 Uhr scheint die Menge noch etwas licht, was sich aber mit den ersten Songs ändern soll. Den Anfang machen die erwähnten Polaris, die mit ihrem preisgekrönten 2017er Album The Mortal Coil bereits zu Gast hierzulande waren und auf vergangene Touren mit den Landsleuten Parkway Drive und Northlane in Australien zurückblicken können. Und dass sich die Menge angesichts des motivierten Auftretens der Band und frischen Sounds dann doch recht schnell formiert, freut auch die ersten Crowdsurfer, die für erste Arbeitshandlungen bei der Security sorgen.

Polaris @ Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf, 10.01.2019
Photo: www.quintenquist.com

Zu Dusk To Day kann Sänger Jamie Hails das Publikum sogar zu einem kollektiven Smartphone-LED-Lichtermeer animieren, was in der überdimensionalen Halle doch schon sehr beeindruckend wirkt. Zu Crooked Path springt dann auch der gesamte Saal, der mittlerweile ca. 4.000 Besucher zählt – und als Kirsche auf der Torte flippt noch Tobi von Alazka als Gast über die Bühne und shoutet sich die Seele aus dem Leib. Es ist gewiss nicht leicht, so eine große Bühne samt Halle als Band zu bedienen, aber Polaris haben sich mehr als gut angestellt und einen wahrlich sehenswerten Opener gegeben. Chapeau.

Nach kurzer Umbauphase geht’s dann weiter mit Beartooth. Die Band um Caleb Shomo hat mit Disease wie der Headliner ein recht frisches Album im Gepäck und möchte heute natürlich auch gerne zeigen, wie die Scheibe live funktioniert. Und auch wenn die letzten Auftritte der Band auf ihrer eigenen Promotour noch gar nicht so lange zurückliegen (darunter zwei blitzschnell ausverkaufte Shows in Oberhausen), so hat das Publikum auch heute das Interesse an den Amis nicht verloren.

Und auch bei Beartooth schiebt sich daher schon nach den ersten Takten ein Gast nach dem anderen über die Köpfe surfend hinweg gen Bühne. Zu The Lines, der als „alter Song“ angekündigt wird eskaliert die Halle nach motivierender Ansprache von Caleb dann endgültig. Und mit drei Songs mehr als bei Polaris gibt’s auch deutlich länger was auf die Ohren und Augen – und auch für ein Drum-Solo von Connor Denis ist Platz im Set. Rock ’n Roll as f*ck.

Beartooth @ Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf, 10.01.2019
Photo: www.quintenquist.com

Beartooth liefern eine gewohnt solide Show ab, Calebs Stimme kämpft sich souverän durch Shouts und Melodien, als würde sie nichts anderes je getan haben. Und wenn man ihn mal nicht hört, liegt es daran, dass die Menge in der Halle ihn schlicht übertönt. Lediglich Bassist Oshie Bichar und Gitarrist Kamron Bradbury stehen heute ungewohnt verhalten in der Gegend rum. Kurz vor Schluss richtet Caleb noch ein paar positivierende Worte ans Publikum mit der Hauptbotschaft, sich selbst zu lieben. Der ein oder andere wird diese Rede vermutlich noch in Erinnerung haben nach den 2018er Shows, aber man kann es ja nunmal auch nicht oft genug sagen. Und das Publikum steht voll und ganz hinter der Band, denn: Nachdem sie unter tosendem Applaus die Bühne verlassen hat, wird lauthals eine Zugabe eingefordert. Wäre Zeit, sie hätten es getan.

Holy Hell, das ist nicht nur der Titel der aktuellen Platte der Architects, sondern auch der Name der Tour. Vorab kam da natürlich die Frage auf, wie sich dadurch wohl die neue Setlist gestalten würde. Und ohne zuviel zu verraten: Leider sind durch das aktuelle Album besonders viele ältere Songs rausgefallen. So werden heute Abend Titel vom Über-Album Hollow Crown fehlen sowie von The Here And Now und damit auch die Hits Day In Day Out und Learn To Live. Die markante kreisrunde Projektionsfläche, über die die Band sich bewegende Sequenzen wie auch kreistypische Elemente wie z. B. den Mond abbildet hat auch am heutigen Abend ihren Weg nach Düsseldorf gefunden und hängt hoch oben über bzw. hinter dem Drumkit. Sam Carter beginnt die Show mit einem Victory-Zeichen in einem Gittermuster aus Lichtkegeln stehend.

Architects @ Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf, 10.01.2019
Photo: www.quintenquist.com

Mit Death Is Not Defeat und Modern Misery gibt’s dann auch direkt ein Doppelpack vom aktuellen Album. Die gesamte Band ist optimal über die große Bühne verteilt und Bassist Alex Dean und Gitarrist Adam Christianson bedienen zeitweise auch Synthesizer neben ihren eigentlichen Aufgaben. Showtechnisch fährt die Band ohnehin groß auf: Neben CO2-Kanonen gibt’s auch eine im wahrsten Sinne heiße Pyro-Show, die aber so dosiert eingesetzt wird, dass hier heute Abend keine Rammstein-Persiflage aufkommt. Die Wärme der Flamen ist bis in die letzten Winkel der Halle bereits kurz nach dem Zünden zu spüren. Und auch die Lichtshow der Band sucht ihresgleichen. Neben massig Stroboskopgewitter zerschneiden unzählige feine Laser die Luft und formen Gitter, Netze, Käfige.

Architects @ Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf, 10.01.2019
Photo: www.quintenquist.com

Der Sound ist teilweise etwas höhenlastig, im nächsten Song dann wieder drückend und mit einer extrem präsenten Snare rhythmusorientiert abgemischt. Sam ist in Bestform, stolziert über die lange erhöhte Lauffläche, bedankt sich bei den Fans dafür, dass sie ihre hart verdienten Euros für die (doch recht happigen) Konzertkarten investiert haben und auch das Publikum lässt sich mit Crowdsurfern und selbst initiierten Circle Pits an indirekten Danksagungen nicht lumpen. A Match Made in Heaven widmet der Sänger dann den beiden Vorbands und zollt ihnen respektvoll Tribut. Mit der Kurzfassung von Memento Mori endet der Hauptteil der Show und es ist ungewöhnlich still im Publikum. Keine Forderungen nach einer Zugabe, zumindest nicht hörbar für mich. Weiß die Masse mehr?

Architects @ Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf, 10.01.2019
Photo: www.quintenquist.com

Carter & Co. betreten dann aber natürlich erneut die Bretter und der Sänger, dem man seine Begeisterung für den Abend bereits früh ansehen konnte und wendet sich nach Gone With The Wind, der eine besonders tragische Bedeutung in der Geschichte der Band hat mit emotionalen Worten an die Fans. So spricht er davon, dass jeder hier in der Halle vermutlich das Gefühl kenne, jemanden verloren zu haben und deutet damit unweigerlich den bedauerlichen und viel zu frühen Tod des Gitarristen Tom Searle 2016 indirekt an. Die Initialen sind im Hintergrund projiziert. Sein Bruder Dan und gleichzeitig Drummer der Band habe sich für das aktuelle Album geöffnet, um eine wahrhaftig besondere Platte zu schreiben. Mit den Worten „We would not be a band if it wasn’t for this man!“ intensiviert er die Ansprache und drückt seine tiefe Dankbarkeit aus.

Architects @ Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf, 10.01.2019
Photo: www.quintenquist.com

Doch auch Ex-Sylosis Gitarrist Josh Middleton, der seit dem Tod Toms die Band live unterstützt wird gewissenhaft gewürdigt. Und so schließt die Band mit dem vielleicht besten Song aus Holy Hell den Abend und schmettert der Menge Doomsday entgegen. Ein markerschütterndes Ende eines großen Abends. Nicht nur die Briten haben wieder einmal beweisen können, dass sie zurecht zur ersten Liga der modernen Rock- und Metalbands gehören, sondern auch Beartooth und Polaris haben gezeigt, dass ihre Ambitionen groß sind, in nicht allzu ferner Zukunft eine so große Halle selbst als Hauptact vollzubekommen.

Was am heutigen Abend wieder einmal für Unverständnis sorgt ist, dass die Lichtanlage der Halle bei den Vorbands konsequent auf Minimalleistung zu laufen schien. Sowohl Beartooth wie auch Polaris hatten eine leider wenig stimmungsvolle Beleuchtung, die doch auch ohne eigenen Light-Tech hätte besser sein können und nicht in schwammigem Grün, Rot und Blau wegsuppeln muss. Das würde nicht nur die Photographen freuen, sondern auch das Publikum und die Bands. Vielleicht klappt’s ja irgendwann mal.