Bang Your Head – Festival am 11.07. – 14.07.2018 in Balingen

„Bang Your Head – Festival am 11.07. – 14.07.2018 in Balingen“

Eventname: Bang Your Head 2018

Bands: Abbath, Accept, Alestorm, Alpha Tiger, Amaranthe, Amorphis, Annihilator, Black Diamonds, Blood God (Warm up – Party), Bömbers (Warm up – Party), Burning Witches, Cloven Hoof, CoreLeoni, Crashdiet, Crazy Lixx, Debauchery, Doro, Eclipse, Europe, Evertale, Exodus, Girlsschool, God Dethroned, Hexx, Insomnium, Jag Panzer, Lordi (Warm up – Party), Loudness, Mob Rules, Monument, Mystic Prophecy, Night Demon, Overkill, Powerwolf, Pretty Maids, Primal Fear, Primordial, Reckless Love, Refuge, Skeletonwitch, Striker, Thundermother (Warm up – Party), Twilight Force (Warm up – Party), Tygers Of Pan Tang, Visigoth

Ort: Messegelände Balingen, Im Gehm / Auf Stetten 1, 72336 Balingen (Zollernalbkreis)

Datum: 11.07.2018 Warm up – Party, 12.07. – 14.07.2018 Festival

Kosten: Festivalticket 114,- € + Gebühr, Tagesticket 70,- € + Gebühr, Campingticket 25,- € incl. 10,- € Müllpfand, KFZ Ticket 15,- €

Genres: Heavy Metal, Power Metal, NWOBHM, Thrash Metal, Hard Rock, Pagan Metal, US Metal, Speed Metal, Folk Metal, Death Metal

Besucher: ca. 12.000

Veranstalter: Bang Yorr Head / Horst E. Franz

Link: http://www.bangyourhead.de/site_byh/

Mittwoch

Bereits zum zwanzigsten Mal findet 2018 das Bang Your Head – Festival als Open Air statt und feiert großes Jubiläum. Veranstalter Horst E. Franz hat auch in diesem Jahr wieder keine Mühen gescheut, um 45 mehr oder weniger hochkarätige Bands an den Start zu bringen. Trotzdem hat es im Vorfeld viel Unruhe unter den BYH – Fans gegeben, als plötzlich das ominöse End Of An Era auf allen Bannern auftauchte und niemand so recht wusste, was es bedeuten soll. Es wurde in den sozialen Medien wild spekuliert und für viele war auch ohne offizielles Statement klar, die Bang Your Head – Ära geht in diesem Jahr zu Ende. Zuvor aber geht das größte Familientreffen der Rock- und Metalszene im süddeutschen Raum in die nächste Runde.

Ich fahre am Mittwoch gegen Mittag los und sammle noch schnell zwei Kollegen in Freiburg ein, bevor es dann durchs Höllental Richtung Balingen geht. Nach einer zügigen Anfahrt von gerade mal 80 Minuten kommen wir am Gelände an und auch jetzt geht alles reibungslos über die Bühne. Obwohl wir noch gar keine Festivaltickets und auch keine Campingtickets haben, können wir auf den Campground und beginnen mit dem Aufbau, während die ersten Gerstenkaltschalen geköpft werden. Erst an der Tageskasse dann die ersten Irritationen, denn so ganz nachvollziehbar ist es für mich nicht, warum ich 25,- € fürs Camping zahlen soll, obwohl ich eine Presse Akkreditierung inklusive Camping und KFZ habe.

Weiterer Trouble folgt dann gegen 18:00 Uhr, als ich mich zur Warm up – Show in der Halle begebe und am Einlass von der Secrurity abgewiesen werde. Mit dem Fotopass komme ich nicht rein, wieso und weshalb bleibt erst einmal unklar. Ich werde zur Tageskasse der Warm up – Party geschickt, doch auch hier weiß niemand so wirklich Bescheid. Selbst ein Anruf bei der Chefin sorgt nicht für Aufklärung und ich werde zur Festivalkasse zurückgeschickt, wo ich zuvor schon meinen Fotopass abgeholt habe. Auch hier weiß niemand so wirklich Bescheid, jedoch macht man mir klar, dass die Akkreditierung nur für das Festival selbst gilt und nicht für die Warm up – Show. Es gäbe für die Warm up – Show keine Akkreditierungen, aber das wäre ja kein Problem, da ich ja für 35,- € ein Ticket kaufen könne. Ich entscheide mich dagegen, da ich Lordi eh schon gefühlte hundert Mal live gesehen habe. Die schwedischen Power Metaller von Twilight Force und vor allem die norwegischen Bömbers, hinter denen sich Ex-Immortal Abbath und Ex-Old Funeral Tore Bratseth verstecken und hier ihre Liebe zu Lemmy und Motörhead ausleben, wären ja zum warm werden ganz nett gewesen. Auch die schwedischen Rockerinnen von Thundermother und Blood God, das Rockprojekt von Debauchery-Mastermind Thomas Gurrath, verpasse ich so, aber gut, man kann nicht alles haben. Noch einige weitere Fotografen stehen mit langen Gesichtern vor der Halle, als ich mich wieder zum Campground begebe, um den Abend gemütlich mit ein paar Bier ausklingen zu lassen. Ärgerlich ist es trotzdem, denn so hätte es ausgereicht, wenn ich erst morgen früh angereist wäre.

Donnerstag

Am Donnerstagmorgen geht es ohne Frühstück in den ersten Festivaltag, aber ein lauwarmes Krombacher aus dem Auto tut es ja notgedrungen auch. Pünktlich um 11:30 Uhr stürmen die Jungs von Black Diamonds aus der Schweiz auf die Bühne. Zwei Tage vor dem Festival haben sich die Musiker von Kickin Valentina, dem eigentlichen Festivalopener, auf dem Flughafen so dermaßen zerstritten, dass sie den Auftritt kurzerhand abgesagt und den Sänger aus der Band gekickt haben. Die Veranstalter haben schnell reagiert und die Schweizer als Ersatz an Land gezogen und denen ist die Freude darüber, diese Chance erhalten zu haben, deutlich anzusehen. Des einen Leid, ist des anderen Freud. Die Rheintaler um Sänger und Frontmann Mich Kehl starten mit We Want To Party …, könnte es einen besseren Songtitel geben, um in das Set zu starten !? Die Jungs lassen es ordentlich krachen und toben sich auf der großen Bühne aus. Die Songs kann man fast als Hardrock Partyymnen bezeichnen und so zieht es nach und nach immer mehr Besucher ins Infield. Fronter Mich springt zu Songs wie Judgment Day oder Vampires Of The Night wie ein Derwisch auf der Bühne herum und animiert nicht nur die der Band zugehörigen Mädels in der ersten Reihe, die hier Wir Sind Stolz Auf Euch-Transparente hochhalten, zu wahren Kreischattacken. Die Songs funktionieren, auch wenn die Band hier nicht jeder kennt und die Songs mitgrölen kann. Auch der Laufsteg ins Publikum wird gerne genutzt, was besonders uns Fotografen im Graben freut. Bei Thrillride darf auch Basser Andi Barrels das Mikro mal übernehmen und zeigt, dass er sich mit seiner Stimme auch nicht im Keller zu verstecken braucht. Mit dem Chuck Berry-Cover Rock`N` Roll Music geht nach etwa 45 Minuten ein überzeugender Auftritt zu Ende. Die Jungs machen durchaus Spaß und sind in der Lage, auch ein großes Festival wie das Bang Your Head zu rocken. Wie später bei der Autogrammstunde am Souls Of Rock-Stand zu erfahren ist, haben die Schweizer erst am Mittwoch, sprich gestern, die Anfrage bekommen. Nicht wirklich viel Zeit zum entscheiden und organisieren, aber darf man solch eine Gelegenheit verpassen?

Setlist Black Diamonds: 

01. We Want To Party
02. Romeo & Juliet
03. Judgment Day
04. I`ll Be OK
05. Love, Lies, Loneliness
06. Pieces Of A Broken Dream
07. Thrillride
08. Vampires Of The Night
09. Hands Of Destiny
10. Rock`N` Roll Music (Chuck Berry)

Weiter geht es danach mit einer weiteren Schweizer Band, der All-Girl-Metal-Truppe Burning Witches aus dem schönen Brugg. Die Mädels um Frontfrau Seraina Telli steigen mit Metal Demons gleich mächtig ein. Der Platz im Infield hat sich mittlerweile massiv (mit Männern …) gefüllt, offenbar haben viele auf diesen Auftritt gewartet, doch leider geht es nicht so grandios weiter, wie zuvor die Black Diamonds begonnen haben. Es wird laut, ja, viel zu laut! Was da aus den Boxen dröhnt, hat mit Musik leider nicht mehr allzu viel gemein, denn der Sound ist völlig übersteuert. Ich weiß nicht, ob der Soundmixer eingeschlafen ist, oder zur frühen Mittagsstunde schon ein paar Bier zuviel hatte, aber es ist einfach nur fürchterlich und es hört sich an, wie der zweite Song heißt, We Eat Your Children. Die Schweizerinnen lassen sich aber nichts anmerken und rocken sich mit genialen Songs, wie z.B. dem folgenden Creator Of Hell, oder Bloody Rose, regelrecht den Allerwertesten ab. An der Performance liegt es ganz sicher nicht, hier passt alles. Bei dem Bandnamen denkt man natürlich sofort an Doro Pesch und ihre frühere Düsseldorfer Formation Warlock, aber vor allem gesangstechnisch geht es hier doch etwas deftiger zur Sache. In den aggressiven Passagen erinnert Seraina eher an Noora Louhimo von Battle Beast. Old School Gitarrenriffs, klassische Melodic Ohrwurm Metal Songs und hexenwürdiger Gesang, das sind die fünf verrückten Metalgirls von Burning Witches. Das „Sex Sells“-Image hat ihnen sicherlich am Anfang geholfen und einige Türen, z.B. bei Schmier, geöffnet, aber die Hexen verstehen ihr Handwerk und wissen zu überzeugen. Trotz des miesen Soundbreis ist die Stimmung gut und die Band hat das Publikum voll und ganz auf ihrer Seite. Das Dio-Cover von Holy Diver gehört ja schon obligatorisch zur Setlist und man sollte mal über Alternativen nachdenken, denn gefühlt jede andere Band covert diesen Megasong. Den Abschluss bildet nach gut 50 Minuten das selbst benannte Burning Witches. Die Mädels haben alles richtig gemacht, sollten aber dem Soundmixer eine gewaltige Ohrfeige verpassen.

Setlist Burning Witches:

01. Metal Demons
02. We Eat Your Children
03. Creator Of Hell
04. Creatures Of The Night
05. Bloody Rose
06. Save Me
07. Black Widow
08. Holy Diver (Dio)
09. Burning Witches

Bei mittlerweile 25 Grad geht es nun von der Schweiz aus nach Skandinavien, zu den schwedischen Melodic Hardrockern von Eclipse. Mit Never Look Back starten Erik Martensson und seine Mitstreiter in ihr Set und, oh Wunder, der Sound ist plötzlich wieder okay. Anstelle der Schweizer Hexen würde ich das nun sehr persönlich nehmen und dem Soundmixer für die nächste Ohrfeige gleich noch einmal einen Besuch abstatten. Eclipse spielen auf hohem Niveau und haben ihre Fans von Beginn an auf ihrer Seite. Mit Blood Enemies und dem genialen The Storm wird gleich gewaltig nachgelegt und bringt einige Hardcorefans regelrecht zum Ausrasten. Nicht umsonst gehören die Schweden in ihrer Heimat zu den ganz Großen in der melodischen Hardrockszene. Besonders Frontmann Erik, der mal mit der Gitarre, dann wieder mit dem Bass hantiert, glänzt und spielt in einer ganz eigenen Liga. Auch legt die Band ein enormes Laufpensum an den Tag und beackert die große Bühne. Selbst als technische Probleme für Verzögerungen sorgen, bleiben die Stockholmer routiniert und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Schweden überzeugen mit der Hymnenhaftigkeit ihrer Songs und der handfesten Härte ihres Zusammenspiels. Dass sie aber auch anders können, beweisen sie dann spätestens bei Battlegrounds, das in einer Akustikversion präsentiert wird. Die Fans in den ersten Reihen beweisen dagegen, dass sie textsicher sind und singen lautstark mit. Durch die technischen Probleme zuvor ist man jedoch unter Zeitdruck, sodass für Spielereien mit den Fans und ausschweifende Fangesänge keine Zeit mehr bleibt. Einige wenige Fans ziehen aber auch schon frühzeitig ab, zum einen, um schnellstens einen Schattenplatz aufzusuchen, aber auch, weil Eclipse bei ihrem Hallengig im letzten Jahr wesentlich besser gewesen sein sollen. Dieses kann ich aber nicht beurteilen, da ich im letzten Jahr nicht dabei war. Hier und jetzt legen sie aber mit I Don`t Wanna Say I`m Sorry noch einmal eine echte Hymne hin und bringen Bewegung ins Publikum. Für das abschließende Runaways bleibt dann aber keine Zeit mehr und der Gig geht nach einer Stunde Spielzeit zu Ende. Zugabe und Runaways-Rufe bleiben unerhört, denn hinter der Bühne stehen schon Reckless Love parat. Dennoch, die Band hat Potenzial und man wird vermutlich noch viel von ihnen hören.

Setlist Eclipse:

01. Never Look Back
02. Blood Enemies
03. The Storm
04. Wake Me Up
05. Stand On Your Feet
06. Jaded
07. Black Rain
08. Battlegrounds (Akustik)
09. The Downfall Of Eden
Runaways (fiel weg aus Zeitgründen)

Vor dem Auftritt wird das Gelände mit Thin Lizzy und The Boys Are Back In Town beschallt, der Lockruf für alle Damen, sich schnellstens vor die Bühne zu bewegen. Mit Animal Attraction stürmen die Finnen von Reckless Love auf die Bühne und vom ersten Moment an ist klar, in der nächsten Stunde gibt es Glam Metal auf die Ohren. Finnland hat ja musikalisch gesehen einiges zu bieten, aber Glam Metal? Hanoi Rocks fallen mir da noch ein, aber hier standen definitiv eher Mötley CrüeRatt und Poison Pate. Natürlich gehören auch Guns`n Roses dazu, schließlich haben sie in der Vergangenheit ausschließlich Songs der Gunners gecovert. Zwar ist das Erscheinungsbild nicht ganz so grell wie bei den offensichtlichen Idolen der Band, aber musikalisch geht es zurück in die 80`er Jahre, zurück in die Zeit, als der Hair Metal ganz groß war. Sänger und Frontmann Olli Herman Kosunen ist von seiner Art her sehr präsent und spielt mit den vorwiegend weiblichen Fans. Zwar zeigt sich auch der eine oder andere Mann in den ersten Reihen, doch mitgehen tun überwiegend die Frauen. An mir ist die Band bisher völlig vorbeigegangen, einzig den Bandnamen habe ich zuvor schon mal gehört oder gelesen. Die Finnen legen einen durchaus souveränen Auftritt hin und vor allem Sänger Olli gibt den perfekten Entertainer ab. Für die Kameralinse ist es durchaus interessant, wenn Olli seine Bühnenturnerei aufführt, aber dem Musikstil kann ich persönlich einfach nichts abgewinnen. Deshalb bleibe ich nicht bis zum Ende und nutze die Zeit lieber für ein verspätetes Frühstück.

Setlist Reckless Love:

01. Animal Attraction
02. So Happy I Could Die
03. We Are The Weekend
(danach fand das Konzert ohne mich statt)

Nach Gyros und einem Pizzastück mit Fürstenberg aus dem Plastikbecher geht es nun weiter mit der Bespaßung der Folk Metaller Alestorm. Schon von Weitem ist die überdimensionale gelbe Gummiente auf der Bühne zu sehen. Die Schotten sind ein zweischneidiges Schwert, entweder man mag ihren Freibeuter Metal, den sie selbst als True Scottish Pirate Metal bezeichnen, oder man mag ihn nicht. Dazwischen gibt es nichts. Ich gehöre eher zur zweiten Kategorie, weil, wenn ich Piraten Metal hören will, dann höre ich ihn, brauche dazu aber keine Comedy Veranstaltung mit Gummienten und ähnlichem Klamauk. Das Infield ist erwartungsgemäß gut gefüllt und es herrscht schon beim ersten Song, Keelhauled, Partystimmung. Kapitän Christopher Bowes, stilecht in piratentypischem Kilt, T-Shirt und Basecap, kann sich fast zurücklehnen und sich mit `ner Buddel Rum im Arm die Party anschauen, die Fans und diverse Crowdsurfer feiern. Es wird geschunkelt und gegrölt und der Platz vor der Bühne wird zum Tollhaus. Das Piratengesindel lässt die Puppen tanzen und legt eine ähnlich gute Laune an den Tag. Mir ist es zu viel der guten Laune am frühen Nachmittag und ich strecke nach den ersten drei Songs im Fotograben die weiße Flagge und nutze die Zeit für einen Bummel durch die Händlermeile.

Gegen 17:00 Uhr wird es plötzlich rappelvoll im Infield und auch im Fotograben macht sich bemerkbar, das nun die Bay Area-Legende Exodus die Thrashkeule auspackt. Zu Call To Arms, vom 2007er-Album The Atrocity Exhibition vom Band kommen die US-Amerikaner auf die Bühne und legen mit Funeral Hymn vom gleichen Album los. Beerdigungsstimmung ist definitiv anders, denn von jetzt auf gleich werden vor der Bühne Hunderte Fäuste und Pommesgabeln in den Spätnachmittagshimmel gereckt. Steve „Zetro“ Souza  ist gewohntermaßen wortkarg und legt stattdessen mit Blood In, Blood Out nach, sodass sich schon beim zweiten Song der erste Moshpit in Gang setzt. So würden andere Bands gerne ihr Set beenden. Im Mittelpunkt des Interesses steht natürlich Frontmann Steve, der 2014 überraschend zur Band zurückkam, aber auch Gary Holt, der bei Slayer auch den 2013 verstorben Jeff Hanneman ersetzt, glänzt an der Gitarre und wird frenetisch bejubelt. Drummer Tom Hunting hatte offenbar in der letzten Zeit viel Stress und Ärger, denn er drischt auf seine Felle ein wie ein Irrer, der versucht in dieser einen Stunde alles loszuwerden. Kaum erhebt er sich einmal von seinem Hocker, bricht in den ersten Reihen die Hölle los. Eine Stunde lang jagt eine Thrashattacke die nächste und im Publikum wird gebangt und gegrölt, als gäbe es kein Morgen. Manch einer wird morgen früh schmerzlich feststellen, dass sein Nacken doch noch vorhanden ist. Mit dem gigantischen The Toxic Waltz und Strike Of The Beast geht ein fantastischer Auftritt zu Ende. Leider fehlen die ganz großen Schädelspalter auf der Setlist, wie z.B. Bonded By BloodPiranha und Exodus aber mimimi …, irgendetwas fehlt ja immer und eine Stunde Spielzeit ist eben auch nur eine Stunde und keine Ewigkeit. Definitiv das Highlight des bisherigen Tages.

Setlist Exodus:

01. Call To Arms (Band)
02. Funeral Hymn
03. Blood In, Blood Out
04. Deliver Us To Evil
05. And Then There Were None
06. Parasite
07. A Lesson In Violence
08. Blacklist
09. The Toxic Waltz
10. Strike Of The Beast

Bisher war ja alles ganz easy, eine Band hat schön nacheinander auf der großen Open Air Bühne gespielt. Jetzt wird es etwas hektisch für mich, im Schnelldurchgang muss ich Richtung Halle, wo in knapp fünf Minuten schon Debauchery auf der Bühne stehen. Die Schlange vor der Halle ist recht lang, sodass ich den ersten Song gleich mal verpasse. Die Halle ist düster und stickig, die Bühnenbeleuchtung lässt arg zu wünschen übrig und der Fotograben ist eng und überfüllt. Die Bühnendeko besteht gewohntermaßen aus Totenköpfen und nackten, blutbesudelten Titten. Den Auftritt von Mr. Bloodgod & Co kann ich nicht beurteilen, da ich nach ein paar Fotos schon wieder raus muss, um pünktlich für meine drei Songs bei Amorphis im Graben zu stehen.

Auch bei den Finnen von Amorphis ist das Infield der Open Air Bühne wieder gut gefüllt, auch wenn zur frühen Abendstunde die Hitze noch extrem ist. Durch ihre ständigen Stilwechsel im Laufe der Bandgeschichte werden Amorphis ja nicht unbedingt von jedem Headbanger heiß und innig geliebt, dem Einen gefallen eher die alten Death Metal Sachen mit tiefen Growls, dem Anderen eher die neueren Werke mit progressivem Einschlag. Bei Livekonzerten sind sich trotzdem viele einig, die Finnen sind eine Macht. Los geht es mit The Bee, dem kraftvollen Opener des aktuellen Albums Queen Of Time. Ein Einstand nach Maß. Den Song hat offenbar jeder hier erwartet, denn auf Anhieb wird in der Menge gefeiert und das, obwohl die Band um Frontmann Tomi Joutsen zunächst einmal recht distanziert wirkt. Der progressive Song ist aktueller denn je, denn seit Monaten wird in den Medien ja schon darüber diskutiert, dass die Bienenvölker stark zurückgehen und wir ihnen neuen Lebensraum schaffen müssen. Auch der nächste Song stammt wieder vom aktuellen Album, The Golden Elk. Ich bin überrascht, dass sich Balingen bei den neuen Songs ziemlich textsicher zeigt. So auch bei dem nächsten Song, Sacrifice, einem melodischen Track mit eingängigen Refrains. Nun wagt sich Tomi auch endlich einmal auf den Laufsteg und bringt somit auch in den Fotograben etwas Bewegung. Für meinen Geschmack überwiegen im ersten Teil zu sehr die klar gesungenen Passagen, ich hätte mir für die ersten drei Songs im Graben älteres Material gewünscht, doch es ist verständlich, dass die Finnen ihr neues Album promoten wollen und das Hauptaugenmerk somit heute auf diesem liegt. Zwar finden noch ein paar etwas ältere Songs den Weg auf die BYH-Bühne und Tomi Joutsen zeigt, dass er sich auch aufs Growlen versteht, aber ich finde es letztendlich schon enttäuschend, dass es mit The Castaway nur ein einziger Song vom genialen Tales From The Thousand Lakes Album auf die Setlist geschafft hat. Dennoch, Songs wie Death Of A King und zum Schluss House Of Sleep werden frenetisch gefeiert.

Setlist Amorphis:

01. The Bee
02. The Golden Elk
03. Sacrifice
04. Silver Bride
05. Bad Blood
06. Wrong Direction
07. Heart Of The Giant
08. Against Widows
09. The Castaway
10. Daughter Of Hate
11. Death Of A King
12. House Of Sleep

Im Anschluss geht es für mich wieder kurz zu Refuge in die Halle, doch viel mehr wie ein paar Fotos sind auch von Peavy & Co nicht drin, wenn ich Doro sehen will. Tagsüber ist das BYH perfekt organisiert, jedenfalls was die Auftritte angeht. Abends jedoch, wenn zusätzlich die Hallenkonzerte stattfinden, muss man sich halt entscheiden, wen man sehen will. Klar, alle Konzerte sind nicht so interessant, dass man sie unbedingt sehen muss, aber wenn man möglichst viele der Bands fotografieren will, dann wird es schwierig, weil einem durch die Überschneidungen oft nur ein paar Minuten Zeit bleiben. Und von draußen in die Halle zu kommen, das gestaltet sich, je nachdem, wer gerade drinnen spielt, auch schwierig, da der Einlass einfach zu langsam vonstattengeht. Zwar steht mit Peter „Peavy“ WagnerManni Schmidt und Christos Efthimiadis bei Refuge die beste Rage-Besetzung aller Zeiten auf der Bühne, doch da mir das neue Material von Solitary Man so gar nicht zu sagt, entscheide ich mich dazu, hier nur ein paar schnelle Fotos zu machen und die düstere Halle wieder zu verlassen.

Gute Entscheidung, denn fototechnisch macht die Metalqueen Doro natürlich viel mehr her. Bei Doro war es ja schon von jeher so, entweder man mag sie, oder man hasst sie. Dazwischen gibt es wieder einmal nichts. Ich für meinen Teil werde nie verstehen, warum sie einige so sehr hassen und ständig über Doro herziehen müssen. Ich habe sie mit Warlock das erste Mal in einer kleinen Düsseldorfer Kneipe gesehen, kurz bevor damals das Burning The Witches Album veröffentlicht wurde. Und ja, ich gestehe, ich mag sie bis heute! Das Infield ist brechend voll (komisch, da sie ja kaum jemand mag…) und gerade in den ersten Reihen entdecke ich viele bekannte Gesichter. Die Fans sind ungeduldig und schnell ertönen die ersten Doro Rufe. Fast schon gewohntermaßen eröffnet man mit Earthshaker Rock, einem alten Klassiker aus vergangenen Warlock-Tagen. Die Fans rasten aus, die Fäuste fliegen und der Song wird aus Hunderten Kehlen lautstark mitgebrüllt. Es folgt I Rule The Ruins, bevor die Düsseldorfer Metal Lady, stilecht im Motörhead-Shirt, mit dem allerersten Song Burning The Witches das Fass schon früh zum Überlaufen bringt. Mhm…, selbst Rocker, die nur Death- und Thrashmetal-Patches auf ihrer Kutte tragen, schmeißen plötzlich den Kopf in den Nacken und geben alles. Man kann über die kleine Lady sagen was man will, aber live auf der Bühne ist Doro ganz einfach eine Macht, die es versteht, fast jeden mitzureißen. Sie wirkt nicht abgehoben, sondern ehrlich und authentisch und sie gibt immer 100%. Und auch heute zeigt sich wieder, dass Doro immer ganz nah bei ihren Fans sein will, den sie hält sich überwiegend auf dem Laufsteg auf und schüttelt auch vielen die Hand. Die Band hält sich noch etwas bedeckt im Hintergrund der Bühne, nur ihr langjähriger Bassist Nick Douglas wagt sich bei Burning The Witches zu Doro nach vorne und rockt mit ihr den Laufsteg. Die Setlist verbirgt keine großen Überraschungen, es folgt ein Best of Programm aus alten Warlock-Songs und neuerem Doro-Material. Einzig True As Steel steht nicht ständig auf der Setlist und wird hier dementsprechend gut angenommen. Ein Highlight ist natürlich auch die Megaballade Für Immer. Ein Konzert ohne den dreisprachigen Song ist nicht vorstellbar und noch nie habe ich ein Doro-Konzert erlebt, wo der Song nicht aus Hunderten Kehlen mitgegrölt wurde. Direkt im Anschluss daran bekommt Gitarrist Luca Princiotta, der heute Geburtstag hat, einen Kuchen überreicht und Happy Birthday wird aus allen Kehlen angestimmt. Danach wird es mit Hellbound wieder laut und mit All For Metal darf natürlich auch die neue Single vom kommenden Album nicht fehlen. Schade, dass man den Song wohl nie in der Originalversion zusammen mit Mille Petrozza (Kreator), Johan Hegg (Amon Amarth), Chuck Billy (Testament), Warrel Dane (Nevermore), Jeff Waters (Annihilator), Rock`n Rolf (Running Wild) u.v.a. live erleben wird. All We Are im Duett mit Sabina Classen (Holy Moses) bringt das Fass dann noch einmal zum Überlaufen, bevor das Wunschkonzert am Ende eröffnet wird. Es ist ja auch schon zur festen Institution geworden, das Doro ihre Fans zum Schluss fragt, was sie noch hören wollen. So geht ein etwa 80-minütiges starkes Konzert mit dem Metal Tango zu Ende.

Setlist Doro:

01. Earthshaker Rock
02. I Rule The Ruins
03. Burning The Witches
04. Raise Your Fist In The Air
05. True As Steel
06. East Meets West
07. Für Immer
08. Hellbound
09. All For Metal
10. Burn It Up
11. Breaking The Law (Judas Priest)
12. All We Are (with Sabina Classen)
13. Metal Tango

Als ich aus der Menge in die Halle komme, sind Refuge natürlich auch gerade fertig. Auf die jetzt folgenden Skeletonwitch verzichte ich ganz bewusst, da ich sie am nächsten Wochenende auf dem Baden In Blut Festival in Weil am Rhein sehe. Nur schnell eine Handvoll Fotos und wieder raus.

Mittlerweile ist es dunkel geworden und die Temperaturen sind endlich angenehm. Tausende Fans machen sich vor der Open Air-Bühne bereit für den Headliner des Tages, Europe. Obwohl die Schweden in den 80er Jahren als Hausfrauenband verschrien waren, locken sie hier und heute die Massen auf den Plan. Zu Walk The Earth springt ein offensichtlich hochmotivierter, gutgelaunter Joey Tempest auf die Bühne. In bin überzeugt, das viele der hier anwesenden die neueren Songs von nach der Bandauflösung im Jahr 1992 gar nicht kennen. Zumindest schauen einige etwas verwirrt aus der Wäsche, denn der Stil der Band hat sich doch schon wesentlich, im Vergleich zu der erfolgreichen The Final Countdown Phase, verändert. Der Stimmungspegel steigt jedoch schlagartig in die Höhe, als der Frontmann den alten Partykracher Rock The Night ansagt. Auch nach all den Jahren kann das Publikum den Song noch mitsingen. Mit Europe verhält es sich ähnlich wie bei Doro, kaum jemand würde offiziell zugeben, dass er die Band mag, aber live auf der Bühne werden die Schweden gefeiert. Joey hüpft und springt auf der Bühne, als wäre er in all den Jahren nicht gealtert und an dem Laufpensum könnte sich manch Jüngerer eine Scheibe abschneiden. Immer wieder kommt er freudestrahlend auf den Laufsteg und schweinegeil scheint heute sein Lieblingswort zu sein. Mit Scream Of Anger und Wasted Time folgen zwei uralte Nummern vom sehr guten Wings Of Tomorrow Album aus 1984. Ja, ich gestehe auch hier, vor der The Final Countdown Ära fand ich die Band richtig gut. Auf The Final Countdown hätte ich damals getrost verzichten können und danach habe ich die Band aus dem Blickwinkel verloren. Bei Carrie kramt auch der hartgesottenste Rocker sein Feuerzeug hervor und schwelgt in alten Erinnerungen. Heart Of Stone und Superstitious beenden nach gut 70 Minuten das reguläre Set. Der Zugabenblock, bestehend aus Cherokee und der Hymne The Final Countdown, fordern von den Fans noch einmal alles. Erstaunlicherweise verlassen die Musiker danach die Bühne und kommen auch nicht mehr zurück, obwohl sie eigentlich noch gut zehn Minuten Spielzeit gehabt hätten. Ob man die Schweden nun mag, oder nicht, definitiv haben sie einen souveränen Auftritt abgeliefert.

Setlist Europe:

01. Walk The Earth
02. The Siege
03. Rock The Night
04. Scream Of Anger
05. Last Look At Eden
06. Wasted Time
07. Firebox
08. Sign Of The Times
09. War Of Kings
10. Carrie
11. Hole In My Pocket
12. Drum Solo by Ian Haugland
13. Heart Of Stone
14. Superstitious
15. Cherokee (Zugabe)
16. The Final Countdown (Zugabe)

Um 23:00 Uhr mache ich einen letzten kurzen Abstecher in die Halle, um ein paar Fotos von Amaranthe zu machen. Der Auftritt, b.z.w. die Band selbst interessiert mich nicht die Bohne. Die Hitze des Tages hat mich geschafft und ich ziehe mich auf den Campground zurück. Auch auf Insomnium, die letzte Band des Donnerstags, verzichte ich.

Freitag

Obwohl es auf dem CP2 wesentlich ruhiger zuging als auf dem Metalcamp, war an allzu viel Schlaf nicht zu denken. Aber Schlaf wird eh überbewertet und kann nach dem Wochenende nachgeholt werden.

Pünktlich um 11:30 Uhr starten Alpha Tiger aus Freiberg in Sachsen mit ihrem schweren Auftrag, die verkaterten Headbanger wach zu rütteln. Ich hatte im Vorfeld hohe Erwartungen an diesen Auftritt, denn bei früheren Konzerten waren die Jungs richtig gut. Sänger Benjamin Jaino sehe ich heute jedoch zum ersten Mal live auf einer Bühne, er wirkt auf mich eingeschüchtert und ein wenig ängstlich, als fühle er sich vor ein paar Hundert Zuschauern nicht besonders wohl. Musikalisch wird Power Metal mit 80er-Einschlag geboten, jedoch wirkt die gesamte Band nicht wie ein wilder Tiger, sondern kommt eher wie ein alter, lahmer Stubentiger daher. Stimmung kommt vor der Bühne nicht wirklich auf und insgesamt ist der Auftritt nur als enttäuschend einzustufen. Im Vergleich haben die Black Diamonds, die den gestrigen Tag eröffnet haben, einen 100% besseren Job abgeliefert und konnten schon zu früher Stunde begeistern.

Die nächste Band habe ich in den letzten Jahren schon oft live gesehen und ich muss sagen, ich bin noch nie enttäuscht worden. Let`s get ready to rumble … Striker! Der kanadische Fünfer aus Edmonton startet mit Former Glory und geht gleich straight nach vorne. Die Band um Frontmann Dan Cleary stürmt immer wieder vor an den Bühnenrand und auf den Laufsteg und haut den anwesenden Fans einen Knallersong nach dem anderen um die Ohren. Born To Lose, Pass Me By, Lethal Force …, jeder Song wird abgefeiert und bejubelt. Die Songs sind gut, aber auch beliebig austauschbar – es lässt sich kein einziger herauspicken, der im Ohr hängen bleibt. Handwerklich ist jedoch alles im grünen Bereich und die jungen Burschen spielen sich den Allerwertesten ab. Das Laufpensum ist extrem und die Lederjacken sind bei mittlerweile 28 Grad bestimmt tödlich. Mit dem unveröffentlichten Heart Of Lies wird quasi eine Kristallkugel aufgestellt und Striker bieten einen Einblick in die Zukunft der Band. Full Speed Or No Speed kann im Bezug auf den Auftritt nur mit Full Speed beantwortet werden. Mit Fight For Your Life geht nach 50 Minuten ein erstklassiger Gig zu Ende und die völlig durchgeschwitzten Musiker lassen sich am Bühnenrand noch einmal richtig feiern. Alles richtig gemacht, solche Bands braucht das BYH in Zukunft.

Setlist Striker:

01. Former Glory
02. Born To Lose
03. Pass Me By
04. Lethal Force
05. Crossroads
06. Too Late
07. Out For Blood
08. Heart Of Lies (unveröffentlicht)
09. Full Speed Or No Speed
10. Phoenix Lights
11. Fight For Your Life

Im Anschluss ist es dann endlich Zeit für Iron Maiden …! Wie? Was? Iron Maiden spielen nicht auf dem Bang Your Head? Da die Bulldogge Jack das Bühnenbanner ziert, kann es sich also nur um die Briten von Monument (nicht zu verwechseln mit der Progressive Metal Band Monuments) handeln, die gegen 13:30 Uhr die Bühne entern. In Sachen Laufpensum und Bühnenperformance erinnert sie auch ein wenig an die vorherige Band Striker. Auch trägt der ehemalige White Wizzard Sänger Peter Ellis wie schon zuvor Dan Cleary bei den mörderischen Temperaturen eine Lederjacke. Ansonsten kann aber niemand anzweifeln, dass die eisernen Jungfrauen hier an allen Ecken Pate standen. Die Vocals und die Gestik von Peter Ellis erinnern an Bruce Dickinson und selbst die Ansagen sind an den Iron Maiden Fronter angelehnt. Auch die Songs, klassischer NWOBHM-Sound, mit denen ich leider nicht vertraut bin, sind ganz klar nach dem großen Vorbild gestrickt, aber mit einer Portion eigenem Charme. Auch der deutsche Gitarrist Dan Baune orientiert sich sehr stark an der Gestik von Janick Gers, ohne es mit der Hampelei so sehr zu übertreiben wie sein großes Vorbild. Vereinzelt blitzen auch mal Thin Lizzy Einflüsse durch. Die Alben brauche ich zu Hause sicher nicht, da sind mir dann doch die Originale lieber, aber live bieten Monument eine gute Show mit viel Action und machen ordentlich Spaß. Gute Nachmittagsunterhaltung !

Als Nächstes stehen die momentan allgegenwärtigen Night Demon auf dem Programm. Das Trio aus Ventura in Kalifornien beackert seit dem Bang Your Head Auftritt im Jahr 2016 dermaßen jede deutsche Steckdose, dass bereits gemunkelt wird, dass die Dämonen vielleicht nach Deutschland übersiedeln wollen. Mit Welcome The Night starten die Kalifornier und tun damit wahrscheinlich ihr Wunschdenken kund, denn die Sonne brezelt vom Himmel und das Thermometer zeigt mittlerweile knapp über 30 Grad an. Dass die Band momentan zu den besten Liveacts gehört, hat sich offenbar schon rumgesprochen, denn das Infield ist prall gefüllt und auch rundum bleiben immer wieder Besucher stehen und lauschen zur Bühne. Die Amis geben gewohnt Vollgas und Sänger und Bassist Jarvis Leatherby, sowie Gitarrist Armand John Anthony, füllen die große Bühne und den Laufsteg auch zu zweit gut aus. Man spielt sich quer durch alle Veröffentlichungen und jeder einzelne Song wird von den anwesenden Metallern begeistert aufgenommen. Bei The Chalice hat natürlich auch der Tod mal wieder seinen Auftritt und versucht das Publikum in seinen Bann zu ziehen, doch man ist viel zu sehr mit dem geilen Auftritt beschäftigt, um sich von zwielichtigen Skeletten ablenken zu lassen. Obwohl man mittlerweile über genug eigenes gutes Material verfügt, greifen die Jungs doch gerne mal auf ein Cover zurück. Heute fällt die Wahl auf den Scorpions-Klassiker In Trance, der in einer sehr geilen Version dargeboten wird. Seit der Bandgründung 2011 hat man sich eine große Fanbase erspielt und mit dem Auftritt heute hat man sicherlich noch einige hinzugewonnen. Sehr stark!

Setlist Night Demon:

01. Welcome To The Night
02. Full Speed Ahead
03. Life On The Run
04. The Howling Man
05. Dawn Rider
06. Stranger In The Room
07. Heavy Metal Heat
08. The Chalice
09. In Trance (Scorpions)
10. Black Widow
11. Night Demon

Das nächste Highlight steht in Form von Jag Panzer aus Colorado Springs schon in den Startlöchern. Mit Born Of The Flame aus 2017 steigt man gleich flott in das Set ein. Frontmann Harry Conklin ist gut drauf und sieht mit wieder längeren Haaren auch besser aus. Auch stimmlich ist er sehr gut dabei, jedoch hat die Band zu Beginn des Sets mit Soundproblemen zu kämpfen. Im sehr basslastigen Sound gehen selbst Harrys Vocals etwas unter und auch die Gitarren von Mark Briody und Joey Tafolla Ersatz Ken Rodarte verschwimmen. Die Bass-Drum ist viel zu laut und dominant abgemischt und teilweise nur fürchterlich anzuhören. Auch die Keyboardparts kommen vom Band, sodass das eigentliche Highlight letztendlich gar nicht so sehr glänzt. Zeit für mich, eine Auszeit zu nehmen, denn nur von Bier allein kann man nur schwerlich leben.

Kurz vor Ende des Gigs komme ich zurück vor die Bühne und bekomme noch mit, wie Harry Conklin von einem Ausflug ins Publikum zurückkommt. Das Publikum wirkt trotz der anfänglichen Soundprobleme zufrieden mit dem Auftritt der Amis.

Auch am zweiten Tag kommen die Schweizer in Form von CoreLeoni auf das BYH zurück. Ich muss zugeben, von diesem Projekt noch nie gehört zu haben. Hinter dem Side-Project steckt der Gotthard-Gitarrist Leo Leoni, der in seiner Hauptcombo offenbar nicht ausgelastet ist. Neben dem aktuellen Rainbow-Sänger Ronnie Romero hat er sich noch Gotthard-Drummer Hena Habegger, Ex-U.D.O.-Gitarrist Igor Gianola und Bassist Mila Merker ins Boot geholt, um alte Gotthard-Songs, die bei seiner Hauptband mittlerweile zu kurz kommen, neu aufzulegen und unter das Volk zu bringen. Ein Vorhaben, das ich persönlich begrüße, da ich mit den neuen Gotthard-Songs wenig anzufangen weiß, während bei den alten Songs einige nette Hardrocknummern dabei waren. Mit Higher entern die nicht ganz reinen Schweizer die Bühne und besonders Leo Leoni hat sichtlich Spaß an der Geschichte. Weiter geht es mit Standing In The LightDowntown und Fist In Your Face und eine Menge Leute schwelgen sicherlich in Erinnerungen. Der chilenische Romero passt mit seiner Stimmlage gut zu den alten Songs und ist auch eine ganze Ecke näher an dem verstorbenen Steve Lee, als der aktuelle Sänger Nic Maeder. Die Highlights sind definitiv Firedance und Mountain Mama, obwohl die es gelegentlich auch noch auf die Gotthard-Setlist schaffen. Beide werden frenetisch gefeiert und mitgesungen und manch ein Mädel hat Pipi in den Augen. Immer wieder steht Leoni breit grinsend am Bühnenrand und feiert mit den zahlreichen Schweizern in den ersten Reihen. Auch der Chilene versucht das Publikum noch weiter anzuheizen, doch das ist längst nicht mehr nötig. Mit Here Comes The Heat geht nach einer Stunde ein genialer Ausflug in die 90er-Jahre zu Ende und ich muss zugeben, er gefiel mir besser, als die letzten paar Gotthard-Konzerte, die ich gesehen habe.

Setlist CoreLeoni:

01. Higher
02. Standing In The Light
03. Downtown
04. Fist In Your Face
05. Walk On Water
06. Firedance
07. In The Name
08. Tell No Lies
09. Make My Day
10. Mountain Mama
11. She Goes Down
12. Here Comes The Heat

Damit ist der gemütliche Teil des Tages wieder einmal vorbei und ich müsste mich jetzt praktisch klonen lassen, um weiterhin alles zu sehen, denn in der Halle steht mittlerweile die Death Metal Walze God Dethroned auf der Bühne. Draußen folgen jetzt aber Abbath, also schnell rein, ein paar Fotos, und wieder raus. Die ersten drei Songs hab ich natürlich längst verpasst, somit bleiben mir nur ein paar Fotos aus zweiter Reihe. Nach dem guten Comebackalbum ist die Halle gar nicht mal schlecht besucht, doch da ich praktisch nur durchfliege, bekomme ich vom Gig der Holländer quasi nichts mit. Schade, aber so ist das Leben. Was ich aber am Rande noch bemerke, ist, dass Bassist Jeroen Pomper mit zwei gebrochenen Fingern spielt.

An der Open Air-Bühne angekommen ist es Zeit für ein bisschen Black Meddl mit Ex-Immortal Abbath, alias Olve Eikemo. Für Abbath ist es nach dem Bömbers-Auftritt auf der Warm up – Party am Mittwoch ja schon der zweite BYH-Gig in diesem Jahr, doch den norwegischen Lemmy habe ich ja leider verpasst. Über 30 Grad auf der Messlatte und norwegischer Black Metal passen irgendwie nicht wirklich zusammen, das Infield ist aber trotzdem voll und die Vorfreude ist groß. Die Band, natürlich stilecht in Leder, Nieten und mit Corpsepaint, legt trotz brütender Hitze mit To War! brachial los. Die Band bietet eine gelungene Abwechslung zu den vielen Hardrock- und Power Metalbands auf dem Festival. Mit Winterbane und Ashes Of The Damned folgen noch zwei Songs vom starken Abbath-Album aus 2016, bevor es dann zurück in die Vergangenheit geht. Der Sound ist perfekt abgemischt und knallt richtig fett aus den Boxen, was ja bisher nicht bei jeder Band so gegeben war. Der norwegische Leichenfledderer ist nicht besonders gesprächig und wenn, dann kommen die Ansagen typisch Abbath-like kurz, knackig, kratzend und selbstironisch. Der nächste Block besteht nur aus alten I und Immortal-Songs, darunter WarriorsIn My Kingdom Cold und vor allen Tyrants. Nun gibt es vor der Bühne kein Halten mehr, auf den ersten Blick scheint das gesamte Publikum irgendwie in Bewegung zu sein. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass Abbath ganz altes Material aus Old Funeral-Tagen auspacken, aber stattdessen geht es mit weiteren Immortal-Songs voran und Count The Dead beendet den Gig. Nach ziemlich genau 60 Minuten endet es, wie es begann.

Setlist Abbath:

01. To War!
02. Winterbane
03. Ashes Of The Damned
04. Warriors (I)
05. In My Kingdom Cold (Immortal)
06. Tyrants (Immortal)
07. Nebular Ravens Winter (Immortal)
08. The Rise Of Darkness (Immortal)
09. One By One (Immortal)
10. Count The Dead

In der Halle befinden sich Mob Rules natürlich mittlerweile schon mitten im Set und so bleiben mir wieder nur ein paar Fotos aus zweiter Reihe. Die 30 Grad des heutigen Tages habe ich mir wohl nur eingebildet, denn Sänger und Frontmann Klaus Dirks steht noch immer in seinem langen, schwarzen Mantel auf der Bühne. Die Halle ist stickig und warm und düster, trotzdem haben sich eine Menge Headbanger hierher zurückgezogen, um sich den Power Metal der Wilhelmshavener zu geben.

Ich für meinen Teil bevorzuge Overkill. Schon während der Umbaupause wird es eng vor der Bühne, es scheint, als wäre der bevorstehende Gig nicht nur mein persönlicher Höhepunkt des Tages. Die New Jersey Thrasher steigen mit Mean, Green, Killing Machine vom The Grinding Wheel Album aus dem letzten Jahr in ihr BYH Set ein. Seit 2010 haben Bobby und Co. ein Hammeralbum nach dem nächsten rausgehauen, aber The Grinding Wheel gehört meiner Meinung nach nicht dazu. Das Album bewegt sich zu sehr im Midtempobereich und so richtig knackige Thrasher sind Fehlanzeige. Egal, das Publikum ist anderer Meinung, denn sofort bildet sich der erste Moshpit und die Bierbecher fliegen tief. Frontmann Bobby „Blitz“ Ellsworth scheint gut drauf zu sein, er klammert sich an seinem Mikroständer fest und grinst über beide Backen. Direkt im Anschluss folgt mit Rotten To The Core der erste Klassiker aus 1985. Jetzt gibt es kein Halten mehr und die Fans rasten aus. Einmal muss ich mich selbst in Sicherheit bringen, denn ein Bierbecher kommt direkt auf mich zu …, es erwischt den Fotografen vor mir, der laut fluchend den Graben verlässt, wahrscheinlich um seine Kamera trockenzulegen. Es folgt ein Klassiker nach dem anderen und nur selten mischt sich mal ein Song neueren Datums dazwischen. Kein Wunder, nach mittlerweile 38 Jahren Bandgeschichte kann man getrost aus dem Vollen schöpfen und muss mit den Klassikern nicht haushalten. Die Fans freut es. Bobby Blitz bewegt sich jedoch nicht allzu viel. Er lässt es sehr gemächlich angehen, steht viel am Mikroständer, b.z.w. hängt daran, und betrachtet das Geschehen. Auch die Gitarrenfraktion mit Dave Linsk und Derek Tailer lässt es ruhig angehen und auch der Laufsteg wird leider nicht so ausgiebig genutzt, was wahrscheinlich der Hitze zuzuschreiben ist. Musikalisch gibt es aber nix zu meckern, die Amis fahren durchweg ein grandioses Brett und auch der Sound ist gut. Mit Goddamn Trouble und Ironbound schleichen sich nur noch zwei neuere Songs ein, ansonsten gibt es mit den Klassikern aus den 80er und 90er-Jahren nur auf die Mütze. Das ist Old School, das ist Metal! Geil! Die Herren verabschieden sich alibimäßig von der Bühne, aber Bullshit, ohne Fuck You darf der Gig natürlich nicht zu Ende gehen. Der folgt auch sogleich, das Subhumans Cover wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Blitz wirbelt gekonnt seinen Mikroständer durch die Gegend und zeigt immer wieder seinen Mittelfinger. Es folgt noch das Dead Boys-Cover Sonic Reducer und weiter geht´s mit Fuck YouOverkill gehen immer und sind ganz klar das Highlight des zweiten Tages, bis jetzt jedenfalls, aber ich weiß nicht, was noch kommen soll.

Setlist Overkill:

01. Mean, Green, Killing Machine
02. Rotten To The Core
03. Electric Rattlesnake
04. Hello From The Gutter
05. In Union We Stand
06. Coma
07. Infectious
08. Goddamn Trouble
09. There`s No Tomorrow
10. Ironbound
11. Elimination
12. Fuck You (The Subhumans)
13. Sonic Reducer (The Dead Boys)
14. Fuck You (Reprise) (The Subhumans)

Durch den geilen Overkill-Auftritt komme ich bei den schwedischen Glam Rockern von Crazy Lixx natürlich wieder zu spät in die Halle. Die Hälfte des Sets ist durch und mir bleiben nur ein paar Fotos aus zweiter Reihe. Die Sleaze-Rocker machen ordentlich Party und die Halle ist auch ganz gut gefüllt. Immer wieder schießen meterhohe Flammen zur Hallendecke empor, angeblich wird eine Live-DVD mitgeschnitten. Offenbar stört es niemanden, dass die Hitze in der eh schon stickigen Halle durch die Feuerfontänen weiter ansteigt. Das Publikum ist gut drauf und singt textsicher mit. Songs wie Wild Child21 ‚Til I Die oder Lock Up Your Daughter sind Party pur. Viel Neues gibt es nicht zu hören, alles hat man schon bei den Großen des Genres, Mötley CrüePoison … ect., gehört, aber Spaß macht es allemal. Die Schweden um Frontmann Danny Rexon geben ordentlich Gas und auch die Saitenfraktion in Form von Vic Zino macht viel her. Es wird viel gemeinsam gepost und den Fans gefällt es. Schade, dass ich nicht allzu viel mitbekommen habe.

Mit Einbruch der Nacht ist es dann an der Zeit für den heutigen Headliner. Die Verpflichtung der Solinger Metal-Schmiede Accept hat ja im Vorfeld viele Diskussionen ausgelöst und hat all die Dauernörgler auf den Plan gerufen. Klar, die Band um Gitarrist Wolf Hoffmann ist gefühlt ständig präsent, aber egal, wann und wo sie auftreten, sie liefern immer gut ab. Das Bühnenbild kennt man jedoch schon von der letzten Tour, was sicher wiederum neue Nörgler hervorbringt. Los geht es dann mit Die By The Sword und anschließend mit einem sehr frühen Pandemic. Von Beginn an posen Hoffmann / Baltes drauflos und besonders Wolf Hoffmann bekommt das breite Grinsen nicht aus dem Gesicht. Er hat offensichtlich Spaß, oder aber, er hat auch die vorherigen Diskussionen mitbekommen und will nun allen zeigen, dass sie völlig zu Recht hier als Headliner auf der Bühne stehen. Die nächste Überraschung lässt nicht allzu lange auf sich warten, Frontmann Mark Tornillo begrüßt die anwesenden Fans. Ich meine, das tut er ja immer, meist mit Hello Balingen, oder Hello Germany, aber nein, er geht an den Bühnenrand und redet mit dem Publikum. Das habe ich von dem 64 Jährigen auch schon anders erlebt. Der erste richtige Knaller folgt in Form von Starlight und rüttelt auch die letzten Fans auf. Nach ein paar Songs neueren Datums dann plötzlich Jubelschreie überall, Slaves To Metal. Die Menge rastet regelrecht aus, Fäuste fliegen hoch und Matten werden geschüttelt. Accept haben offenbar ihren Backkatalog aufgeräumt und einige vergessene Perlen gefunden. Gut so, zu lange sind die Deutschen auf der sicheren Schiene gefahren. Aber es kommt noch besser, Analog Man und T.V. War sorgen weiterhin für gute Laune und wirbeln das Infield kräftig durcheinander. Selten so einen geilen Accept-Gig gesehen. Aber natürlich dürfen auch ein paar der bewährten Klassiker nicht fehlen, Princess Of The Dawn, Metal Heart oder Fast As A Shark müssen nicht mehr angesagt werden. Up To The Limit kommt immer gut, während Ahead Of The Pack wieder zu den vergessenen Perlen aus der Mottenkiste gehört.  Die Band tritt heute als eingeschworene Einheit an, nicht als Hoffmann / Baltes Projekt. Wegen mir kann es den ganzen Abend so weitergehen, doch weit gefehlt, kurz drauf verschwindet man von der Bühne und es wird dunkel. Lange lässt man sich jedoch nicht bitten, bevor man mit Demon`s Night noch mal eine Überraschung auspackt. Balls To The Wall läutet das endgültige Ende ein. Hallo, es ist doch noch gar keine 23 Uhr…, das haben die Jungs wohl auch gemerkt und hauen uns I`m A Rebel um die Ohren, das frenetisch bejubelt wird. Die Stimmung könnte gar nicht besser sein, aber es ist noch immer nicht Schluss. Für Burning ist noch Zeit und die wird genutzt. Einige im Publikum haben sich völlig verausgabt und werden wohl die ganze Nacht brauchen, um wieder runterzukommen. Egal, das war definitiv eines der besten Accept-Konzerte seit sehr langer Zeit. Bleibt zu hoffen, dass man nun nicht wieder die nächsten fünf Jahre auf dieser Setlist rumreitet.

Setlist Accept:

01. Die By The Sword
02. Pandemic
03. Starlight
04. Koolaid
05. No Regrets
06. Slaves To Metal
07. Hellfire
08. Analog Man
09. T.V. War
10. Princess Of The Dawn
11. Up To The Limit
12. Ahead Of The Pack
13. Objection Overruled
14. Metal Heart
15. Teutonic Terror
16. Fast As A Shark
17. Demon`s Night
18. Balls To The Wall
19. I`m A Rebel
20. Burning

Eigentlich hatte ich ja vor, mir einen Teil von Accept anzuschauen und dann zu Annihilator in die Halle zu gehen. Dumm gelaufen, aber es konnte ja niemand ahnen, dass die Solinger heute so unfassbar geil sind. Wider Erwarten stehen Jeff Waters und seine Mannen aber noch auf der Bühne, als ich endlich reinkomme. Immerhin bekomme ich noch ein paar Fotos hin und zumindest Alice In Hell bekomme ich auch noch mit. Das Publikum geht gut ab und feiert wild. Die Fäuste werden unablässig gereckt und gebangt wird auf Teufel komm raus. Offenbar habe ich ein geiles Konzert verpasst. Die Saitenfraktion, sprich Aaron Homma an der Gitarre und Rich Hinks am Bass, geben ein gutes Bild ab. Ich weiß nun nicht, wie es vorher war, aber nun passt es. Jeff Waters hingegen kann wohl den Abgang seines ehemaligen Sängers Dave Padden nicht so ganz kompensieren, an einigen Stellen kommt er einfach nicht hoch genug mit seiner Stimmfarbe. Meine Meinung, aber bei ein-zwei Songs kann man das halt nur schwer einschätzen. Ein souveräner Frontmann ist Waters aber allemal.

Als letzte Band des Abends treten nun noch Primal Fear an, eine weitere Band, die ich in letzter Zeit sehr oft gesehen habe. Somit werde ich nur ein paar schnelle Fotos machen und dann für heute aufgeben. Bier und Sonne fordern ihren Tribut und ich bin echt fertig.

Samstag

7:00 Uhr: Der letzte Tag des BYH bricht so langsam an. Ich bin nicht so wirklich motiviert, die letzten Tage waren schon echt anstrengend. Bin müde und es ziept hier und schmerzt da…, im Auto zu pennen, das sollte ich mir in Zukunft echt verkneifen. Vielen Dank auch an die werten Nachbarn für die geile Geburtstagsparty heute Nacht und die anschließende Schlager-Karaoke-Party. Ohne das Bier des gestrigen Tages hätten mir Helene FischerDJ ÖtziKarel Gott … und Co. wohl üble Albträume beschert. Shit, ich bin nicht wirklich motiviert, falls ich das noch nicht erwähnt habe. Der beste Tag war eh schon gestern, aber jetzt nach Hause fahren ist irgendwie auch keine Option, ein paar ganz gute Bands spielen ja doch noch. Komme eh nicht mit dem Auto raus, bin rundum total zugestellt, also was soll die Jammerei … Party on …

Um 11:30 Uhr geht es also wieder los und Evertale beackern am späten Vormittag die BYH-Bühne. Vor der Bühne haben sich vielleicht etwa 150 Leute versammelt, es ist halt ein undankbarer Job, morgens um die Zeit, wenn alle noch verkatert im Zelt liegen, einen Festivaltag zu eröffnen. Die noch recht junge Band, mit zwei Alben im Background, kommt aus Kehl in der Ortenau und es gehört nicht viel dazu, um zu erkennen, was den geneigten Metaller nun erwartet. Die Band ist Klischee pur…, Bandname, Artwork des riesigen Backdrops The Great Brotherwar im Hintergrund der Bühne, Songtitel …, man weiß halt sofort, was die Uhr geschlagen hat. Es gibt klassischen, melodischen, hymnischen und fantasievollen Power Metal im Stil von Blind Guardian und Rhapsody (Of Fire) auf die Ohren. Das Quartett um Bandkopf und Frontmann Matthias Graf zeigt sich von Beginn an sehr motiviert und spielfreudig und lässt nichts unversucht, weiteres Publikum vor die Bühne zu locken und das anwesende auf Zündung zu bringen. Bombastic Melodic Metal zum Frühstück, funktioniert das? Ja, durchaus, denn die Songs der beiden Langrillen Of Dragons And Eves und The Great Brotherwar kommen gut an. Einige im Publikum sind trotz der frühen Stunde schon fit und singen lauthals mit. Dass einige Passagen vom Band kommen, stört hier heute Morgen niemand, blöd ist nur, wenn dann gerade niemand an den Mikros steht. Die Band wirkt sehr motiviert und auch das Stageacting stimmt. Der Sound ist heute Morgen auch recht gut und so kommen nach und nach immer mehr Leute vor die Bühne. Insgesamt ein guter Einstieg in den Tag.

Der Samstag Nachmittag steht ziemlich im Fokus des NWOBHM und den Anfang machen gegen halb eins Cloven Hoof aus England. NWOBHM funktioniert in Balingen recht gut, denn mittlerweile stehen eine Menge mehr Besucher vor der Bühne. England ist ja bekannt dafür, dass das Wetter dort nicht immer ganz so toll ist. Vielleicht liegt es darin begründet, dass Sänger George Call mit zwei Jacken bekleidet die Bühne betritt. Oder er will seine schöne weiße Lederjacke vorführen, wer weiß das schon. Schon mit ihrem letzten Silberling Who Mourns Foe The Morning Star wandten sich die Britten von ihren NWOBHM-Wurzeln ein Stück weit ab und wagten eine Gratwanderung in Richtung klassischer US-Metal, was sicherlich an den beiden Ex-Aska Musikern liegt, die bei Cloven Hoof in Diensten sind. Die Band beginnt mit Inquisitor und Song Of Orpheus und erntet zunächst mal gute Resonanzen. Mit dem selbst betitelten Cloven Hoof entledigt Call sich dann auch seiner beiden Jacken…, naja, macht durchaus Sinn bei 28 Grad. Ich tue mich bisher etwas schwer, die Songs wollen bei mir einfach nicht zünden. Einem Großteil des Publikums geht es offenbar ähnlich, viele stehen abwartend und mit verschränkten Armen da. Vermutlich liegt es an Sänger George Call, der versucht, selbst den alten Klassikern wie z.B. HighlanderGates Of Gehenna und Nova Battlestar seinen eigenen Stempel aufzudrücken und entfernt sich dabei zu weit vom Original weg. Andersrum ernten diese Klassiker natürlich die größten Reaktionen seitens der Fans. Call wirkt dazu nervös und trotzdem unnahbar und abgehoben, was auch nicht besonders gut ankommt. Einzig seine witzigen Ansagen und Kommentare werden gut aufgenommen und bejubelt. Der Gig geht in Ordnung, aber großes Kino war es definitiv nicht.

Setlist Clooven Hoof:

01. Intro
02. Inquisitor
03. Song Of Orpheus
04. Cloven Hoof
05. Time To Burn
06. Highlander
07. Gates Of Gehenna
08. Nova Battlestar
09. Laying Down The Law
10. Reach For The Sky

Mit Only The Brave aus dem letzten Album steigen im Anschluss die ebenfalls britischen Tygers Of Pan Tang in ihr Set ein und ernten gleich mal ordentlich Vorabapplaus. Die englischen Herrschaften sind gern gesehene Gäste auf dem Bang Your Head. Von Beginn an fliegen die Fetzen und jedem einzelnen Musiker ist anzumerken, dass man gerade richtig Spaß an der Sache hat. Die seit den 70er-Jahren aktive Band bringt bis heute immer eine astreine Hardrockshow auf die Bühne und kann deshalb auf eine große Fanbase zählen. Der Italiener Jacopo Meille ist gut bei Stimme, sieht heute aber eher aus, als wolle er anschließend noch auf eine Modenschau. Schickes Hemd mit Weste sind bestimmt nicht das typische Heavy Metal Outfit, aber irgendwie passt es zu seinem Typ. Rocken kann er aber wie die Sau, anfangs noch etwas zurückhaltend, kommt er im Verlauf der Show immer mehr aus sich heraus. Rocken kann auch das einzig verbliebene Urgestein Gitarrist Robb Weir, der seit einigen Jahren zudem auf die Unterstützung von Micky Crystal zählen kann. Beide zusammen lassen ein ordentliches Soundgewitter aufziehen und verpassen den Klassikern die nötige Härte. GanglandKeeping Me Alive und Raised On Rock machen Spaß und sorgen für reichlich Bewegung vor der Bühne. Als zum Ende hin dann auch noch die berühmtesten Bärte der Rockgeschichte in Form von Tush aufs Festivalgelände einziehen, ist alles in trockenen Tüchern. So frisch hat der alte ZZ Top-Klassiker schon lange nicht mehr geklungen. Songauswahl, Hingabe, Spaß, Sound, Posing …, hier stimmt alles, so muss ein guter, stimmiger Auftritt aussehen!

Setlist Tygers Of Pan Tang:

01. Only The Brave
02. Love Don`t Stay
03. Gangland
04. Euthanasia
05. Keeping Me Alive
06. Glad Rags
07. Slave To Freedom
08. Raised On Rock
09. Devil You Know
10. Suzie Smiled
11. Hellbound
12. Tush (ZZ Top)
13. Love Potion # 9 (The Clovers)

Auch bei den folgenden Girlschool ist das Infield gut gefüllt, auch wenn es überwiegend wieder die männlichen Vertreter des Publikums sind. Die All-Girl-Band ist in den letzten Jahren ja gefühlt auch ständig präsent, um uns ihre unsterblichen Klassiker um die Ohren zu hauen. An Girlschool kam früher niemand vorbei, keine Party, wo nicht wenigsten Race With The Devil lief. Obwohl auch schon seit 1977 aktiv, sind die Mädels immer noch, mit Ausnahme der verstorbenen Kelly Johnson, im Original Line-Up unterwegs. Ich bin extrem gespannt, was die Damen heute hier vom Stapel lassen. Ich habe sie vor zwei Jahren mit Last In Line und Saxon in Straßburg gesehen und war ziemlich enttäuscht. Die Mädels kommen zu Demolition Boys auf die Bühne und bringen damit das Infield erstmals durcheinander. Die Songs sind eben alle so gestrickt, dass sie nahezu jeder auf Anhieb mitgrölen kann. Sängerin Kim McAuliffe im schwarzen Lemmy T-Shirt stellt gleich mal klar, wem man den Erfolg zu verdanken hat. Der legendäre verstorbene Motörhead-Boss hat die Band viele Jahre gepusht, so, wie er es auch mit vielen anderen Bands, z.B. Skew Siskin, gemacht hat. Die Damen sind nach all den gemeinsamen Jahren gut eingespielt und ziehen ihr Set routiniert durch. C`mon Let`s GoThe Hunter und Hit And Run, dann I Spy, mit dem Altmeister Dio gewürdigt wird. Routiniert ist wohl die beste Beschreibung, denn es passiert nichts Unvorhersehbares. Die Damen stehen an ihren Mikros und spielen …, fertig. Wenig Bewegung, wenig Posing, wenig Show…, alles wirkt etwas altbacken, staubig und langweilig, auch wenn man nach so langer Zeit sein Handwerk nicht verlernt hat. Nichtsdestotrotz ist die Stimmung gut und Songs wie Screaming Blue MurderKick It Down, Race With The Devil und Emergency werden gefeiert. Ob Bandküken Jackie Chambers aber mit mittlerweile 58 Jahren noch so dermaßen mit dem „Sex Sells“-Image spielen muss, das sei hier einmal dahingestellt.

Setlist Girlschool:

01. Demolition Boys
02. C`mon Let`s Go
03. The Hunter
04. Hit And Run
05. I Spy
06. Come The Revolution
07. Take It Like A Band
08. Never Say Never
09. Screaming Blue Murder
10. Future Flash
11. Kick It Down
12. Watch Your Step
13. Yeah Right
14. Race With The Devil (The Gun)
15. Emergency

Als Publikumsmagnet entpuppen sich dann die Iren Primordial, wenn es auch viele aus reiner Neugierde vor die Bühne zieht. Auch wenn das Bang Your Head seit jeher für extremere Bands ein schwieriger Acker ist, wollen Alan & Co. ihre Doom-Pagan-Ursuppe unters Volk bringen. Frontmensch Alan „Naihmass Nemtheanga“ Averill erscheint schon gewohntermaßen in Fetzen auf der Bühne und sorgt mit theatralischem Gesang und dramatischen Gesten dafür, dass die Menge noch mehr nach vorne zur Bühne drängt. Mit Nail Their Tongues geht man gleich in die Vollen und versucht mit düsterem Sound die Sonne zu verbannen. Bei mittlerweile über 30 Grad und grellstem Sonnenschein wirkt der ansonsten geile Song mal gar nicht. Besser gewesen wäre, wenn man die Primordial Show kurzerhand in die düstere Halle verlegt hätte und dafür Mystic Prophecy auf die Hauptbühne gelassen hätte. Nun denn, es ist, wie es ist und die Düsterrocker versuchen das Beste draus zu machen. Die Richtung ist vorgegeben; hart, episch, finster und keltisch wird die nächste Stunde. Der charismatische Frontmann nutzt vorwiegend den Laufsteg für seine dramatischen Posen und Selbstinszenierungen, was zumindest die Fotografen und Neugierigen freut. Die Saitenfraktion mit den Gitarristen Ciàran MacUiliam und Michael O`Floinn, sowie Bassist Pòl MacAmlaigh macht keine große Show, spielt eher versunken im Hintergrund der Bühne. Schlagzeuger Simon O` Laoghaire kann meist nur akustisch geortet werden und verschwindet im Nebel. Düster-Meister Alan ist allein für Show und Dramatik zuständig und das Volk beobachtet ihn gespannt und hängt an seinen Lippen. To Hell Or The Hangman treibt grandios nach vorne und treibt bei den Temperaturen manchem den (Angst)Schweiß auf die Stirn. Passend hat Alan während der ganzen Show die Schlinge um den Hals liegen. In The Coffin Ships erzählt der Meister von der großen irischen Hungersnot, bei der über eine Million Iren starben und er lebt all das Elend in schwarzer Grimmigkeit auch auf der Bühne. In der düsteren Halle bei entsprechender Beleuchtung würde man all das am eigenen Leib nachempfinden und mitleben, aber so geht leider vieles verloren. Nach drei Songs des aktuellen Albums, versetzt mit vier weiteren Songs der letzten dreizehn Jahre, geht die Show dann auch zu Ende. Ein sehr starker Auftritt der Iren vor vielen interessierten Menschen, aber wenigen feiernden Fans.

Setlist Primordial:

01. Nail Their Tongues
02. No Grave Deep Enough
03. To Hell Or The Hangman
04. As Rome Burns
05. Upon Our Spiritual Deathbed
06. The Coffin Ships
07. Empire Falls

Zeit für die größte Metal Band Japans! Fleißig waren sie ja, immerhin haben sie in den letzten 37 Jahren ganze 26 Alben veröffentlicht, aber sind Loudness immer noch die Größten in Japan? Auffällig ist zumindest schon mal, dass ich in den vergangenen drei Tagen nicht einen einzigen Asiaten auf dem Gelände gesehen habe und heute ist das Gelände plötzlich voll von ihnen. Der Kultstatus der verrückten Japaner ist zumindest noch RIESENgroß. Fakt ist aber auch, nach Ablauf der 90er-Jahre war man ziemlich orientierungslos unterwegs. Nach dem obligatorischen Intro folgt das Doppelpack Soul On Fire / I`m Still Alive aus dem aktuellen Album Rise To Glory, das seit Langem auch mal wieder außerhalb Japans veröffentlicht wurde. Mit dem metallastigen Material der Anfangszeit hat das alles nicht mehr viel zu tun, eher gut gemachter Hardrock. Nun ja, mit fast 60 Jahren darf man ruhig mal einen Gang zurückschalten. Auch optisch hat man sich sehr verändert und ich meine damit nicht, dass man älter und grauer geworden ist. Die verrückten Japaner sind gar nicht mehr soooo verrückt, die bunten Bühnenklamotten sind verschwunden und auch die Lederklamotten sind im Schrank geblieben, sofern man nicht einfach nur kurzfristig aufgrund der großen Hitze darauf verzichtet hat. Auch die auffälligen, hochtoupierten Haare sind verschwunden. Stattdessen setzt man auf Wohlfühlklamotten, wie Jogginghose, Shirt und Basecap. Aber besonders die Spielfreude ist den Jungs erhalten geblieben, was man besonders Sänger Minoru Niihara und Gitarrist und Gründungsmitglied Akira Takasaki ansehen kann. Niihara kann bei den Klassikern wie z.B. Crazy NightsHeavy Chains und Like Hell mit seiner Stimme und seiner Ausstrahlung punkten, jedoch seine Englischkenntnisse haben sich in den Jahren nicht wesentlich verbessert. Mund halten, spielen! Dass auch hier wieder ein paar Passagen aus der Konserve kommen, stört offenbar niemand. Die Speed Metal Nummer S.D.I. aus früher Zeit setzt den Schlusspunkt und lässt noch mal ordentlich Haare fliegen. Routinierte Kultband, die von früheren Erfolgen lebt.

Setlist Loudness:

01. Soul On Fire
02. I`m Still Alive
03. Crazy Nights
04. Like Hell
05. Heavy Chains
06. Go For Broke
07. Until I See The Light
08. Let It Go
09. This Lonely Heart
10. Crazy Doctor
11. In The Mirror
12. S.D.I.

Nach dem Loudness Auftritt setzt sich Veranstalter Horst Franz an den Bühnenrand und nimmt Stellung zu dem ominösen End Of An Era und ob und wie es mit dem Bang Your Head weitergeht. Holt er immer die gleichen großen Bands wie SaxonAcceptTwisted Sister … nach Balingen, wird genörgelt. Holt er andere große Bands wie EdguyPowerwolf oder Hammerfall, wird auch genörgelt. Die ganz großen Bands kann er sich aber nicht leisten, da die Agenturen an der Preisschraube drehen. Dazu kommen die Deutschland-Exklusiv-Shows von Wacken, sodass er die Bands nicht bekommen kann. Das ewige Gemotze geht ihm und seiner Familie auf den Wecker und deshalb hat er ernsthaft überlegt, alles hinzuwerfen und das BYH an den Nagel zu hängen. Letztendlich hat er sich nun aber zum Weitermachen entschieden, wenn die Nörgelei im Netz aufhört. Jedoch wird das Festivalticket dann im nächsten Jahr 20,- € teurer sein. Sogar eine kleinere Bühne und kleinere Bands werden in Betracht gezogen.
Er betont aber auch, dass er noch keinen Vertrag unterschrieben hat, weder mit Bands noch mit der Gemeinde. Das im Programm angegebene Datum dient nur dem Zweck, die Wogen zu glätten. Kaum war seine Rede beendet, wurde wieder genörgelt, im Netz und auf dem Gelände, obwohl viele auch Verständnis für Horst haben. Wie es weitergeht? Man weiß es nicht, die Zeit wird es zeigen.

Als ich dann die Halle betrete, haben die Bad Grönenbacher Power Metaller Mystic Prophecy die erste Hälfte ihres Auftritts schon hinter sich. Die Halle ist rappelvoll und das Publikum auf Betriebstemperatur gebracht. Zuerst fällt mir auf, dass Frontmann Roberto Dimitri Liapakis ohne Hut unterwegs ist, aber auch in der Halle herrscht eine schwüle Hitze und die Bühnenbeleuchtung tut ihr Übriges dazu. Das Mike Oldfield / Roger Chapman-Cover Shadow On The Wall geht gerade zu Ende und mit We Kill! You Die! holt man zum nächsten Rundumschlag aus. Der Sound ist geil, da gibt es nichts zu meckern. Die Band gibt alles und das Laufpensum auf der ja kleineren Bühne ist immens. Vielleicht stehen deshalb auch die Sanis am Rolltor bereit, bei dem Gewusel auf der Bühne, ist die Gefahr recht hoch, dass einer den anderen über den Haufen rennt. Lia ist in Höchstform und auch Gitarrist Markus Pohl geht wieder mit viel Spielfreude und Elan zur Sache. Bassistin Joey Roxx ist eh immer gut drauf und post und bangt wie eine Wahnsinnige. Trotz geringer Spielzeit von nur 60 Minuten hat man eine gute Setlist aus alten und neueren Knallersongs zusammengestellt, sodass jeder zufrieden sein kann. Die Megahymne Metal Brigade darf dabei natürlich genauso wenig fehlen wie z.B. To Hell And Back oder War Panzer. Die Band macht immer Spaß, nur schade, dass sie in die düstere Halle verbannt wurden.

Setlist Mystic Prophecy:

01. Kill The Beast
02. Savage Souls
03. Killhammer
04. Burning Out
05. The Crucifix
06. Shadow On The Wall (Mike Oldfield / Roger Chapman)
07. We Kill ! You Die !
08. To Hell And Back
09. Metal Brigade
10. Evil Empires
11. War Panzer
12. Ravenlord

Zehn Minuten später ist es an der Zeit für die Dänen von Pretty Maids, den heutigen Co-Headliner. Der Andrang vor der Bühne ist riesig, denn die Dänen haben im Vorfeld schon verkünden lassen, dass sie das gesamte Future World-Album spielen werden. Der Anblick der Bühne ist schon geil, das Backdrop der Kultscheibe habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Einige Songs des Albums sind ja grundsätzlich auf jeder Setlist zu finden, eben der Titeltrack Future World oder auch We Came To Rock, aber wann bekommt man schon Loud`N` ProudEye Of The Storm, oder Long Way To Go live vor den Ballon geknallt. Beim Umbau gibt es Probleme und die Show beginnt fünfzehn Minuten später. Als es dann losgeht, ist die Stimmung prächtig, doch bei den ersten drei Songs, Future WorldWe Came To Rock und Love Games, ist der Sound noch nicht perfekt. Frontmann Ronnie Atkins ist wie immer gut drauf und auch gut bei Stimme. Er wirbelt auf der Bühne ganz ordentlich und nutzt zur Freude der Fotografen auch ausgiebig den Laufsteg, während Gitarrist Kenneth Hansen Hammer eher der ruhigere Part ist. Mit Yellow Rain wird der Sound dann deutlich besser und man hat die Probleme im Griff. Das Publikum ist textsicher und selbst jüngere Leute, die damals noch gar nicht geboren waren, grölen und feiern mit. Nach gut 50 Minuten ist das Album durch und die Band verschwindet von der Bühne. Das Bühnenbild wird verändert und das Backdrop gegen das Kingmaker ausgetauscht. Zum Glück geht es zügig weiter und was folgt, ist ein Mix aus Best Of und neuerem Material. Die 90er-Jahre werden komplett ausgeklammert. Stimmungsmäßig sind die Pretty Maids am heutigen Tage ganz oben dabei, die Leute tanzen ausgelassen bis in die hintersten Reihen. Wahrscheinlich könnten Ronnie und seine Mannen auch problemlos den Headliner machen und niemand würde nörgeln. Ich habe die Band 1987 zum ersten Mal live gesehen und seitdem unzählige Male und ich bin noch nie enttäuscht worden. Warum die Band nie den ganz großen Durchbruch geschafft hat, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Das fulminante Ende setzt dann der Titelsong der ersten EP, Red, Hot & Heavy, der den Fans dann noch einmal alles abverlangt.

Setlist Pretty Maids:

01. Future World
02. We Came To Rock
03. Love Games
04. Yellow Rain
05. Loud`N` Proud
06. Rodeo
07. Needles In The Dark
08. Eye Of The Storm
09. Long Way To Go
10. Mother Of No Lies – Intro
11. Mother Of No Lies
12. Kingmaker
13. Bull`s Eye
14. Little Drops Of Heaven
15. Pandemonium
16. Back To Back
17. Red, Hot & Heavy (Zugabe)

Da sich die Spielzeiten der Pretty Maids und Hexx komplett überschnitten haben, musste ich auf die US-Metaller leider verzichten. Ich habe nicht einmal einen Blick in die Halle geworden, aber da ich das anwesende Publikum bei den Dänen gesehen habe, bezweifle ich, dass drinnen allzu viel los war. Da ich alleine auf dem BYH unterwegs bin, kann ich leider nicht überall sein. Auch beim nächsten Act stehe ich wieder vor dem Problem, mich entscheiden zu müssen, Powerwolf oder Visigoth. Beides geht nicht, da komplette Überschneidung. Viele würden jetzt sagen, auf jeden Fall Visigoth und ich hätte mir den alten Germanenstamm mit ihren heroischen Metal auch gerne angeschaut, aber … draußen wird es gerade dunkel und die Temperaturen werden erträglich. Demnach ziehe ich Powerwolf der stickigen Halle vor. Auch geben die Wölfe fototechnisch einfach mehr her.

Gegen 21:20 Uhr wird es dann Zeit zu beten und die heilige Metal Messe zu feiern. Als dann die schwarzen Stoffbahnen fallen und den ersten Blick auf die Bühne freigeben, ist klar, hier wird heute geklotzt und nicht gekleckert. Die Bühne mit ihren Aufbauten ist gigantisch und wird dem Headliner auf jeden Fall schon mal gerecht. Die Wölfe aus Saarbrücken stürmen die Bühne und posen zu Blessed And Possessed gleich wild drauflos, unterstützt durch meterhohe Flammensäulen, die hoch in den Balinger Nachthimmel schlagen. Auch Powerwolf waren eine Band, die im Vorfeld unendliche Nörgler auf den Plan gerufen haben. Komischerweise ist das Infield nun doch brechend voll und einige Tausend Leute bestaunen das Feuerspektakel auf der Bühne. Einige geben natürlich auch schon früh auf und ziehen Richtung Halle von dannen, aber ebenso viele kommen auch immer noch dazu. Man mag Powerwolf oder man mag sie nicht. Dazwischen gibt es nicht viel. Definitiv machen sie eine geile Show und haben völlig zu Recht die Position als Headliner inne. Frontmann Attila Dorn, der ursprünglich aus dem klassischen Gesang kommt, ist der Dreh- und Angelpunkt einer jeden Show. Er zelebriert die heilige Messe und ist auch für jegliche Kommunikation mit den Anhängern zuständig, während die restlichen Wölfe die Show rundum arrangieren und den entsprechenden Soundteppich liefern. Als zweiter Song des Abends wird schon Army Of The Night unter das Volk geballert, das muss man sich als Band auch erst einmal leisten können. Das zeigt, welch großen Backkatalog an Ohrwürmern sich die Saarbrücker seit Bandgründung im Jahr 2003 anlegen konnten. Ein Ohrwurm reiht sich an den Nächsten und schon früh beginnen die üblichen Mitsingspielchen. Der Sound ist top, bombastisch knallen die Songs aus den Boxen, unterlegt mit mächtigen Chören. Die Show ist theatralisch und perfekt durchgeplant. Alles hier ist ganz großes Kino und jede noch so kleine Aktion wird vom Publikum frenetisch umjubelt. Resurrection By ErectionAmen & AttackDemon`s Are A Girls Best Friend … ein Gassenhauer reiht sich an den Nächsten. Während der Show wechselt mehrfach der Bühnenhintergrund und zwei Mönche entfachen an mehreren Stellen auf der Bühne Feuer. Es gibt immer wieder neue Kleinigkeiten zu entdecken. Zwischendurch post Attila mit den Gitarristen / Bassisten Matthew Greywolf und Charles Greywolf oben auf einem Podest und auch Keyboarder Falk Maria Schlegel bringt sich immer wieder ein, z.B. indem er mit der Powerwolf-Flagge über die Bühne sprintet. Nach Let There Be Night animiert Attila die Menge sich auf die Seite des Veranstalters Horst Franz zu stellen und laute HORST … HORST-Rufe schallen durch die Nacht. Es gibt also doch noch Menschen, die zufrieden sind, mit dem, was Horst hier in Balingen auf die Beine stellt. Mit All We Need Is Blood geht die Messe weiter und nicht einen kleinen Moment verliert der Meister die Kontrolle über seine Army, die Menge frisst ihm regelrecht aus der Hand. Die ganze Show ist aus einem Guss, auch als Attila zu Fire And Forgive mit zwei großen Flammenwerfern hantiert. Das große Finale folgt dann nach etwa 90 Minuten mit dem Megasong We Drink Your Blood und Lupus Dei, welche den Fans dann endgültig den Rest geben.

Den Auftritt von Crashdiet in der Halle schenke ich mir. Die letzten Tage, die Hitze, das Bier …, all das fordert seinen Tribut. Für mich ist das BYH für dieses Jahr gelaufen und ich begebe mich in die Horizontale. Würde ich vom Camp runterkommen, würde ich jetzt noch fahren, aber ich bin nach wie vor zugestellt. Auch am Sonntagmorgen ändert sich das nur langsam. Ab und zu kriecht mal eine Leiche aus dem Zelt und beginnt abzubauen, aber auch, als wir um 10:00 Uhr dann endlich abreisen, müssen wir immer noch bei den Nachbarn mitten durch den Pavillon fahren. See you next year …!!!