Black Crown Initiate – Violent Portraits Of Doomed Escape

Die Progressive Death Metal Macht aus Reading überzeugt gnadenlos

Artist: Black Crown Initiate

Herkunft: Reading, USA

Album: Violent Portraits Of Doomed Escape

Genre: Progressive Death Metal

Spiellänge: 50:05 Minuten

Release: 07.08.2020

Label: Century Media Records

Link: https://www.facebook.com/BlackCrownInitiate/

Bandmitglieder:

Bass – Nick „Bass“ Shaw
Gitarre, Gesang – Andy Thomas
Gesang – James Dorton
Gitarre – Ethan McKenna

Tracklist:

  1. Invitation
  2. Son Of War
  3. Trauma Bonds
  4. Years In Frigid Light (Albumversion)
  5. Bellow
  6. Death Comes In Reverse
  7. Sun Of War
  8. Holy Silence
  9. He Is The Path

Am 07.08.2020 erscheint das neue Album Violent Portraits Of Doomed Escape der amerikanischen Progressive Death Metaller Black Crown Initiate bei Century Media Records. Erhältlich sein wird es als CD Digipack, als Black Vinyl und limited Opaque Vinyl (200 Stück).

Ich habe die Band Ende letzten Jahres persönlich kennengelernt, als sie mit meinen Technical Death Favoriten Rivers Of Nihil auf Tour waren. Das war schon ein sehr denkwürdiger Abend im September im Kesselhaus mit Black Crown Initiate, Rivers Of Nihil, MØL und Orbit Culture. Ein Konzertabend, der sicherlich für mich zu den Höhepunkten des letzten Jahres zählte (hier kommt ihr zum Konzertbericht).

Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich Black Crown Initiate eigentlich noch gar nicht so richtig auf dem Ticker. Das waren für mich eigentlich die ebenfalls aus Reading stammenden Rivers Of Nihil, deren Album ich rezensiert hatte (klick). Beide Bands sind befreundet, so hat Andy Thomas auf Rivers Of Nihil’s Album Where Owls Know My Name beim Titelsong die Cleanvocals eingesungen.

Die Vorgängeralben Wreckage Of Stars (2014) und dessen Nachfolger Selves We Cannot Forgive (2016) von Black Crown Initiate habe ich natürlich am gleichen Abend mitgenommen. Umso erfreuter war ich, dass nun mit Violent Portraits Of Doomed Escape nach vierjähriger Wartezeit nach dem letzten Album der Nachfolger endlich erscheint. Da habe ich mich geradezu um die Rezension gerissen. Wäre mir ein Kollege da in die Quere gekommen, wüsste ich nicht, was ich gemacht hätte (Amoklauf eingeschlossen). 😀

Black Crown Initiate haben mich mit ihrem Progressive Death Metal für sich eingenommen. Da bin ich nun wirklich ein Die Hard Fan der Band.

Black Crown Initiate mischen progressive Einflüsse, wie man sie etwa von Tool, Cynic, Mastodon oder Meshuggah kennt, mit fiesen, höllischen Death Metal Orgasmen. Ein Vergleich zu diesen Bands soll dies jedoch in keinem Sinne sein, denn Black Crown Initiate stehen für sich und sind wirklich kaum vergleichbar. Das Album ist eine wahre Eruption. War ich bereits vom Vorgänger Selves We Cannot Forgive mehr als begeistert, so sehe ich bei Portraits Of Doomed Escape nochmals eine Steigerung, was die progressiven und auch die technischen Elemente betrifft.

Beeindruckend ist der Wechsel zwischen Cleangesang und super bösen Growls. Für die Growls zeichnet sich Fronter James Dorton verantwortlich. Für die Cleanvocals steht Andy Thomas, der zudem noch vorzüglich die Gitarre beackert.

Die einzelnen Songstrukturen sind sehr komplex und schwanken zwischen äußerster Brutalität und Entrücktheit. Die Platte stellt aus meiner Sicht ganz großes Progressive Death Metal Kino dar.

Bei der Nennung der Bandmitglieder im Promosheet wird offiziell kein Schlagzeuger angegeben. Während Nick „Bass“ Shaw (Bass), Andy Thomas (Gitarre, Gesang) und James Dorton (Gesang) als Gründer der Band gelten, stieß an der Gitarre Ethan McKenna 2018 dazu. Die Besetzung an den Drums scheint ein Problem zu sein, denn dort wurde bereits mehrfach gewechselt. Die Platte an den Drums eingespielt hat wohl Gabe Seeber (The Kennedy Veil), er wird jedoch nicht als offizielles Bandmitglied geführt. Was ich aber unbedingt hier loswerden möchte, ist, dass jener Gabe Seeber das Schlagzeug überzeugend bedient. Er beherrscht es sowohl Gatling Salven abzufeuern, genauso wie sich bei ruhigeren Parts in Deckung zu bringen, und wirkt dabei technisch sehr versiert.

Ebenso kontrastreich geht die Band bei den Songs vor. Ruhige Parts, die manchmal sogar versuchen, den Hörer ein Stück einzulullen werden genutzt, um dann anschließend den Hörer quasi mit voller aggressiver Wut zu erdrücken. Da bieten uns Black Crown Initiate ein sehr kontrastreiches Programm. Mal ein Beispiel gefällig!? Fangen wir doch einfach beim ersten Song Invation an. Wunderbarer Klargesang von Andy Thomas, nur begleitet von einer Akustikgitarre, dann vollkommen unvermittelt verwandelt sich der Song in etwas ganz anderes. Böse Growls von James Dolan werden uns um die Ohren geschleudert. Kraftvolles Gitarren- und Bassspiel untermauert dieses Szenario. Die Drums schleudern in Abständen wütende Salven.

Son Of War im Anschluss mit ausgezeichnetem Schlagzeugspiel ist sehr bedrückend und vermittelt eine fast doomige Untergangsstimmung, welche mit dem wehklagenden Cleangesang noch unterstrichen wird. Einfach irre, was die Jungs hier machen.

Trauma Bonds gibt nach diesem Untergang quasi wieder Hoffnung, indem es beschwingt und sphärisch beginnt und dann geniale technische Spielereien feinstem Death zulässt. Growls und Cleanvocals scheinen um Einklang bemüht, obwohl sie doch weit auseinanderliegen.

Years In Frigid Light ist eine bedrohliche Death Metal Walze, welche zum Beginn durch überraschenden und vermeintlich nicht dazugehörigen Cleangesang unterbrochen wird. Später begleitet dieser Cleangesang sogar den Song. Irre und genial (ich muss das einfach mal wieder zwischendurch betonen). Gegen Ende hin hören wir einen Obertongesang, der dann in das nur zweiminütige Below übergeht, und wir finden uns unversehens in einem Dschungel oder ähnlichen Gefilden. Der Song ist wie ein Intermezzo gehalten, Instrumente kommen hier nicht zum Zuge.

Sehr verspielt und mit einem coolen Bassgroove kommt Death Comes In Reverse her und beeindruckt einmal mehr den Hörer. Dazu trägt natürlich erneut das kongeniale Zusammenspiel zwischen Harsch- und Cleanvoices bei.

Wunderbar auch Sun Of War, welches wie die aufgehende Sonne erfrischend beginnt. Man kann sich vorstellen, dass die ersten Sonnenstrahlen leicht das Gesicht kitzeln und man langsam dabei wach wird. Aber vorsichtig, diese Sonnenstrahlen können auch anders. Das untermauern ein böser Bass und auch wieder Salven aus der Gatling Guns. Der Song entwickelt sich zu einem Monster, da nützt auch alles Flehen nichts.

Dass der Titel Holy Silence irreführend ist, dürfte mittlerweile jedem Hörer doch wohl gewiss sein, auch wenn er zu Beginn nur so dahinplätschert. Die wütenden Drums, die den Cleangesang begleiten, zeigen bereits die Richtung, wo es hingeht. Der dann später einsetzende Growlgesang vernichtet jede Hoffnung auf Holy Silence. Feine Gitarrenarbeit lässt den Song versöhnlich ausklingen.

Melancholisch düsterer, von Streichern und Klavier unterlegter (Bitt)Gesang lässt mit He Is The Path das Album nochmals anderes ausklingen, als man es bei diesem Werk erwartet hätte. Über fünfzig Minuten neuer, wunderbarer und unerwarteter musikalischer Erfahrung sind vorüber.

Black Crown Initiate – Violent Portraits Of Doomed Escape
Fazit
Black Crown Initiate dürften bereits mit Violent Portraits Of Doomed Escape einen Höhepunkt ihres Schaffens erreicht haben. Ich hatte bereits viele Erwartungen in dieses Album der Band gesetzt. Diese haben sie bei Weitem noch übertroffen. Die Band zeigt, dass sie unwahrscheinlich kreativ ist und mit ihrem Progressive Death Metal neue Wege geht. Ähnlich geflasht war ich seinerzeit bei dem Review von ihren Freunden Rivers Of Nihil. Die Death Metaller aus Reading haben es echt drauf! Ich bin mir fast sicher, dass ich hier das Album des Jahres liegen habe.

Anspieltipps: Son Of War, Years In Frigid Light und Death Comes In Reverse
Juergen S.
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