Rivers Of Nihil – Where Owls Know My Name

Nicht nur was für Eulen - auch andere Vögel werden den Namen dieser Band demnächst zwitschern

Artist: Rivers Of Nihil

Herkunft: Reading –  Pennsylvania, USA

Album: Where Owls Know My Name

Genre: Technical Death Metal

Spiellänge: 56:38 Minuten

Release: 16.03.2018

Label: Metal Blade Records

Link: http://www.metalblade.com/riversofnihil/

Bandmitglieder:

Vocals – Jake Dieffenbach
Acoustic and electric guitars, keyboards and programming – Brody Uttley
Guitar – Jonathan Topore
Bass, Vocals – Adam Biggs
Drums and Vocals – Jared Klein

Tracklist:

1. Cancer / Moonspeak
2. The Silent Life
3. A Home
4. Old Nothing
5. Subtle Change (Including The Forest Of Transition And Dissatisfaction Dance)
6. Terrestria III: Wither
7. Hollow
8. Death Is Real
9. Where Owls Know My Name
10. Capricorn / Agoratopia

Keine andere Death Metal Band ist so vielseitig und virtuos wie Rivers Of Nihil. Das dritte Studioalbum (die ersten zwei Werke waren EPs) Where Owls Know My Name steckt voller Überraschungen und begeistert nicht nur Death Metal Fans.

Das neue Album ist als CD, Download und in verschiedenen Vinylvarianten (Swamp green vinyl + download card (limited to 400 copies – USA exclusive), Olive green w/ black splatter vinyl + download card (limited to 300 copies – USA exclusive) und Doublemint inside swamp green vinyl + download card (limited to 300 copies – USA exclusive) erhältlich.

Das erste Album The Conscious Seed Of Light und das zweite Monarchy beschäftigten sich mit den Jahreszeiten Frühling und Sommer. Where Owls Know My Name ist die Fortsetzung und thematisiert den Herbst. Nicht den Tod, sondern die Wiedergeburt. Bei diesem Album ist eine stetige Weiterentwicklung zu spüren. Mit dem neuen Album haben Rivers Of Nihil ein einzigartiges Werk mit Seltenheitswert geschaffen. Auf geschickte Art und Weise wurden Musikrichtungen eingebracht, die dem Death Metal eigentlich fremd sind. Der Hörer macht eine Reise in den Jazz, in die elektronische Musik, den Folk und den Alternative-Bereich. Alle Stilelemente werden so eingefügt, dass sie nicht störend wirken, sondern ein perfektes Gesamtwerk bilden. Mal brachial und dann wieder sanft. Sogar Fans des Progressive Rock sollten hier auf ihre Kosten kommen.

Ich mache mir mal die Mühe die einzelnen Songs durchzugehen:

Los geht’s mit dem Intro Cancer/Moonspeak. Das ruhige Intro dauert 1:45 Minuten und geht über in das zweite Stück The Silent Life, das alles andere als ruhig ist. Wer Rivers Of Nihil nicht kennt, wird direkt mit brachialer Gewalt und einem heftigen Schlagzeuggewitter empfangen. Jake Dieffenbach (Gründungsmitglied) growlt vom Feinsten los und wird immer mal wieder unterbrochen von Jonathan Topores fantastischem Gitarrenspiel. Was aber Mitte des Stückes passiert, ist wirklich fantastisch: Nach einem genialen, langsamen Gitarrenpart hört man das Saxophon des Gastmusikers Zach Strouse. Es folgt ein faszinierendes und wildes Zusammenspiel aller Instrumente, das abrupt endet und den Zuhörer staunend zurücklässt.

A Home beginnt mit einer fetten Gitarreneinlage und geht dann über in den für diese Band typischen Mix aus Death Metal und Progressive Metal. Jake growlt wunderbar und Jared Klein drischt auf das Drumset ein, dass einem nur so schwindelig wird. Dann wieder langsame Gitarrenpassagen, die eine notwendige Beruhigung des Stückes bewirken.

Old Nothing beginnt direkt mit einem genialen Trommelwirbel, der Jake dazu veranlasst heftigst zu growlen. In der Mitte des Stückes erleben wir extremes Growlen, das wieder von einer mega Gitarreneinlage begleitet wird. An der Lead Gitarre ist dieses Mal ein anderer Gastmusiker (Justin McKinney), der es schafft, wieder neue Elemente einzubringen. Zum Schluss drehen die Jungs dermaßen auf, dass der Hörer sich eigentlich mal eine Pause verdient hätte.

Und so kommt es auch. Subtle Change beginnt ruhig und nimmt den Hörer in eine andere Welt mit. Wir erleben eine geniale Mischung aus Core und Progressive Metal, die an Bands wie Caliban und Fates Warning erinnert. Ich bin immer wieder fasziniert vom längsten Stück (8:34), weil hier wirklich mehrere Stilrichtungen intelligent in Einklang gebracht werden. Dafür sorgen u.a. Sarah Thomas (Gastsängerin), Zach Strouse (Saxophone) und Grant McFarland mit seinem Cello. Alleine schon die Instrumentalisierung ist genial.

Terrestria III: Wither ist die Fortsetzung der gleichnamigen Episoden auf den beiden ersten Alben. Der Song ist düster und etwas langsamer und mit vielen technischen Elementen. Er erinnert mich stark an Ministry, womit die Musiker wieder ein neues Element eingebracht haben.

Bei Hollow wird wieder gegrunzt und richtig schön gerockt. Der wabernde Drumteppich wird von Gitarrensoli und normalem Gesang begleitet. Nach fünf Minuten ist eines der besten Stücke auf dem Album vorbei und man fragt sich, wie das in seiner Intensität noch gesteigert werden könnte.

Death Is Real beweist, dass es durchaus nochmals heftiger geht. Nach kurzer, smarter Einführung growlt Jake dermaßen los, dass es einem die Schuhe auszieht. Atemberaubendes Tempo aller Beteiligten und eine Virtuosität, die seinesgleichen sucht. Jetzt müssten Rivers Of Nihil eigentlich mal einen Gang runterschalten.

Das machen sie dann auch, wenigstens zu Beginn des vorletzten Songs Where Owls Know My Name. Traumhaft, wie Andy Thomas (Gastsänger) diesen Track mit weicher Stimme einleitet. Dies natürlich nur bis, wie nicht anders zu erwarten, Jake heftigst hineingrowlt und das Zepter übernimmt. Dann dreht Jake runter und die fantastische Gitarre von Jonathan kommt hinzu. Dann gesellt sich auch noch das Saxophon von Zach Strouse dazu. Danach wird das Tempo wieder gesteigert und es wird gegrowlt, was das Zeug hält. Ständige Tempiwechsel sind angesagt und alle möglichen Stilrichtungen werden wunderbar vermischt, bis das Stück langsam endet.

Capricorn/Agoratopia ist der Rauswerfer und beginnt langsam. Es ist der zweitlängste Song auf diesem genialen Album. Hier werden nochmals alle Stilrichtungen hineingepackt. Trommelgewitter, perfektes Growlen, schnelle und treibende E-Gitarren und zum Schluss Saxophon und Cello.

Das Album ist technisch perfekt aufgenommen. Der Sound aller Songs kommt glasklar aus den Boxen. Von Album zu Album haben Rivers Of Nihil sich erheblich gesteigert. Die Geschichte stimmt, die Texte passen hervorragend zu einer Death Metal Band und das Cover Artwork ist sehr ansprechend.

Fazit
Rivers Of Nihil haben mit diesem Album neue Maßstäbe gesetzt. Kreativität und Spielfreude sind unverkennbar zu hören. Where Owls Know My Name wird den Fans des Death Metals auf jeden Fall gefallen. Aber auch die Anhänger des Progressive Metal werden begeistert sein. Der Ausflug in den Jazz ist recht mutig. Er gelingt deshalb sehr gut, weil es nicht übertrieben wird. Außerdem haben die Amerikaner sich zu diesem Zweck top Gastmusiker eingeladen. Rivers Of Nihil touren zurzeit in den U.S.A. zusammen mit Thy Art Is Murder und Dying Fetus. Wir können nur hoffen, dass sie bald auch nach Deutschland kommen, um das neue Album zu promoten.

Anspieltipps: The Silent Life, Death Is Real, Where Owls Know My Name
Juergen S.
9.5
Leser Bewertung4 Bewertungen
9.9
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