Eventname: Thirty And Counting
Headliner: Boysetsfire
Vorbands: Strike Anywhere, Michael Rudolph Cummings
Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Karlsruhe
Datum: 04.10.2024
Genre: Post-Hardcore, Emocore, Melodic Hardcore, Punk, Folk
Veranstalter: Kingstar Music GmbH
Link: https://www.kingstar-music.com/
Setliste:
- After The Eulogy
- Cavity
- Release The Dogs
- Requiem
- Deja Coup
- Another Badge Of Courage
- Cutting Room Floor
- My Life In The Knife Trade
- Bled Dry
- Foundations To Burn
- Prey (The Casting Out Cover)
- Eviction Article
- Closure
- Pure
- Empire
- Twelve Step Hammer Program
- Walk Astray
- One Match
- Rookie
Boysetsfire zählen wohl zu einem der wichtigsten Vertreter der Emo/Post-Hardcore-Bewegung und waren vor allem um die Jahrtausendwende von keiner Alternative Party wegzudenken. Die 1994 gegründete Band ist mittlerweile seit 30 Jahren (mal mehr, mal weniger) aktiv und so hat man sich es nicht nehmen lassen, den Geburtstag mit den Fans auf der Thirty And Counting Tour zu feiern. Als Support haben Boysetsfire ihre Freunde von Strike Anywhere im Gepäck.
Als wir im Tollhaus ankommen, erblicken wir allerdings nicht das Banner der Melodic Hardcore Band, sondern einen ganz anderen Namen. Michael Rudolph Cummings steht auf dem Backdrop. Sagt uns erst mal nichts, doch als das Licht ausgeht und ein einziger Mann mit seiner Gitarre auf die Bühne kommt, fasziniert uns Michael direkt mit seiner ausdrucksstarken Stimme. Viel Zeit bleibt dem Herren aus West Chester allerdings nicht, und dennoch lässt er es sich nicht nehmen, den bisher anwesenden Gästen etwas über sich und seine Texte zu erzählen. Außerdem betont Cummings immer wieder, wie dankbar er ist, dass Boysetsfire ihn auf diese Tour mitgenommen haben. Wer akustische, melancholische Musik mag, sollte unbedingt reinhören.
Nach einer kurzen Umbaupause ist es nun endlich Zeit für die im Vorfeld angekündigten Strike Anywhere. Obwohl die Band nun auch schon seit 25 Jahren besteht, hatten wir bisher noch keinerlei Berührungspunkte mit der Band aus Richmond. Das ist allerdings nicht bei allen Gästen der Fall, denn schon direkt ab dem ersten Song bildet sich ein ordentlicher Moshpit in der Mitte des Saales. Sänger Thomas Barnett lässt es sich auch nicht nehmen, mit seinen Fans auf Tuchfühlung zu gehen und steigt mehrfach von der Bühne in den Graben davor ab, um gemeinsam mit dem Publikum zu singen. Man kann die Verbundenheit zwischen Strike Anywhere, Boysetsfire und den gemeinsamen Fans geradezu spüren, denn auch die Bands sind schon sehr lange miteinander befreundet. Und so nutzt die Band ihre Zeit, um den Gästen ordentlich einzuheizen und die Vorfreude auf den Headliner zu steigern.
Boysetsfire nehmen genau diese Energie nach der letzten Umbaupause wieder auf und eröffnen mit After The Eulogy und den Worten „Where’s your anger, where’s your fucking rage“ ihren Auftritt. Wenn man auf die Bühne schaut, sieht man eine durchweg gut gelaunte Band, die richtig Bock auf diese Tour hat. Viele Verschnaufpausen gibt es nicht, denn Nat hält sich mit Ansagen bewusst zurück, um die Zeit für Musik zu nutzen. Und dennoch hat man als Gast nicht das Gefühl, dass Boysetsfire einfach ihr Set runterspielen, denn die Atmosphäre dieses Abends ist von gegenseitigem Respekt und Dankbarkeit erfüllt. In den wenigen Ansagen lässt uns Nat wissen, dass unsere Zeit kostbar ist. Musikalisch spielen sich BSF einmal quer durch ihr komplettes Schaffen, was die Menge vor der Bühne immer weiter antreibt und den Pit gefühlt mit jedem Song wachsen lässt. Zu Cutting Room Floor singt die komplette Halle mit, was ein absoluter Gänsehautmoment für mich an diesem Abend darstellt.
Einzelne Songs als Höhepunkt rauszupicken fällt bei so einem erstklassigen Set und durchgehenden Hits allerdings schwer, denn das Portfolio der Band aus Newark ist generell von hohem Niveau und wirklich jeder, der in den frühen 2000er-Jahren mal auf einer Alternative Party war, kennt mindestens einen Song dieser Ausnahmekünstler. Mit Hits wie Requiem, My Life In The Knife Trade oder Empire heizen Boysetsfire ihren Fans mit fortlaufendem Abend immer weiter ein, bis die Band nach Twelve Step Hammer Program erst mal die Bühne verlässt. Dass das allerdings noch nicht das Ende sein kann, sollte wohl klar sein. Doch statt Boysetsfire kommt Michael Rudolph Cummings noch mal auf die Bühne, um Walk Astray anzustimmen. One Match und der absolute Publikumsliebling Rookie komplettieren die Zugabe. Vor allem Letzterer unterstreicht noch mal die Wichtigkeit dieser Band für diese Szene und die Fans rasten förmlich aus. Grandioser Abschluss dieser großartigen Geburtstagsfeier.
Verschwitzt und überglücklich verlassen wir das Tollhaus in Richtung Auto. Danke Boysetsfire für 30 Jahre Musik und dieses tolle Konzert!