Bright & Black am 11.03.2024 in der Philharmonie Berlin

Wenn eine neue Art von Musik entsteht

Event: Bright & Black

Band: Baltic Sea Philharmonics; Solist: Eicca Toppingen, Dirigent: Kristjan Järvi

Ort: Philharmonie Berlin

Datum: 11.03.2024

Genre: Klassik, Metal

Link: https://brightandblack.com/

Die Berliner Philharmonie ist nicht unbedingt ein typisches Konzerthaus für Metalheads in der Hauptstadt. Doch heute sind in dem ehrwürdigen Haus dunkel gekleidete, langhaarige Freunde härterer Musik genauso willkommen wie die typischen Klassikhörer. Die erstere Gruppe ist deutlich in der Überzahl und es ist auch für mich etwas ungewohnt, nicht in einer dunklen Halle mit Merchstand, Bierbar und Raucherecke zu sein.

Grund des Ganzen ist ein sehr besonderes Projekt, das mich schon mit dem ersten Album für sich begeistert hat. Bei Bright & Black steht ein komplettes Symphonieorchester inklusive Solist und Dirigent auf der Bühne. Mit ihren klassischen Musikinstrumenten stehen hier aber nicht die üblichen Komponisten auf dem Plan. Bright & Black haben Metallegenden eingeladen, Stücke für das Orchester zu schreiben. Epische, komplexe und emotionale Werke, die weder reine Klassik noch reines Metal zu sein scheinen. Dieses Jahr tourt das Orchester mit Solist Eicca Toppinen (Apocalyptica) und Dirigent Kristjan Järvi für ein paar Termine um den Globus.

Heute, am 11. März, machen sie Halt in Berlin. Ich habe mich schon wochenlang darauf gefreut und bin noch ein wenig mehr aufgeregt, dass ich das Konzert aus nächster Nähe in der ersten Reihe ansehen darf. Mit ein wenig Verspätung ist es dann auch endlich so weit. Das Orchester betritt die Bühne und auch Solist Eicca ist unter ihnen. Beim Einzug erklingen schon die ersten noch ungeordneten Töne und eine Violinistin lässt ihre wunderschöne, nach nordischen Liedern klingende Stimme durch den Konzertsaal schallen. Mit Erscheinen von Kristjan Järvi, der den Dirigentenstock gegen einen Trommelschlägel samt Trommel ausgetauscht hat, beginnt das Orchester in seiner vollen Stärke. Von Anfang an erstaunen alle Beteiligten mit einer ansteckenden Energie und Kraft, die die Werke des Bright & Black Projektes live noch ein wenig mitreißender wirken lassen als auf Platte.

Nicht nur die Präsenz von Kristjan Järvi und EiccaToppinnen, sondern auch jedes einzelnen Musikers des Baltic Sea Orchestras sind einzigartig. Man kann die Spielfreude in jedem Part nicht nur hören, aber vor allem fühlen und sehen. Sicherlich ist dieses Projekt auch für das junge Symphonieorchester eine gern gesehene Abwechslung. Wir sind heute Zeuge einer neuen Ära von Musik geworden, die hoffentlich noch mehr Metalheads und Klassik-Enthusiasten verbinden wird.

Auf der Programmliste stehen nahezu alle Werke aus dem ersten Album (Review hier), aber auch ein paar nicht veröffentlichte Stücke. Zu keiner Zeit wird man dieser überdrüssig oder langweilt sich. Ein wirklich gelungenes Konzert, das gern noch etwas länger hätte gehen können. Den Höhepunkt erreicht der Abend mit dem meiner Meinung nach besten Stück Midnite Son. Hier kommen alle Instrumente und auch jedes Genre wundervoll zur Wirkung. Eine Melodie, die im Kopf bleibt und die man immer wieder anhören möchte.

Mit tosendem Applaus und Standing Ovations bedankt sich das Berliner Publikum, das heute Abend eine neue Art Musik live miterleben durfte. Eine neue Art von Musikern auf der Bühne sehen durfte, die Experimente wagen und für die es egal ist, welches Label ein Song oder ein Künstler trägt. Gute Musik – ist gute Musik! Ob nun klassische Werke oder moderner Heavy Metal. Ob nun mit Drums und E-Gitarre oder Violine und Posaune. Ein Besuch und natürlich das Album von Bright & Black kann ich nur jedem wärmstens empfehlen, der offen für Neues im Metal ist.