CATacombs Of Metal XXXV mit Chaos Invocation, Nubivagant, Krater und Werwolf am 15.02.2025 im CAT Ulm

Blut, Satan, Dunkelheit

Eventname: CATacombs Of Metal XXXV 

Bands: Chaos Invocation, Krater, Nubivagant, Werwolf 

Ort: CAT Ulm 

Datum: 15.02.2025 

Kosten: VVK 28,50 Euro (ermäßigt 26,30 Euro) / AK 25 Euro 

Genre: Black Metal 

Besucher: ca. 70 

Veranstalter: Nekro:Concerts 

Link: https://www.cat-ulm.de/termine/20250215-catacombs-of-metal-xxxv/  

Catacombs of Metal XXXV

Winterzeit ist – richtig – Black-Metal-Zeit! Wie hat es mir gefehlt, diesen Klängen in passendem Ambiente beizuwohnen. Mit dem Cuba Libre im hellerleuchteten Partyzelt nachmittags um drei ist es nicht das Gleiche, viel besser passen Schnee, Minusgrade und Dämmerstimmung inmitten dicker Gemäuer unter der Erde. Mir fallen nicht viele Locations ein, in denen man es besser rumpeln lassen kann, als im CAT in Ulm. 

Zunächst steht aber die Anreise an, 150 Kilometer einfach, das ist kein Pappenstiel, die Reise aber absolut wert. Dem Untergrund (nicht nur im Metalbereich) schon immer eng verbunden, ist das CAT, gebaut in den Katakomben der Ulmer Stadtbefestigung, ein Kleinod der alternativen Konzertlocations, und hat mir schon manchen angenehmen Abend beschert.

Das CATacombs Of Metal ist dabei seit Jahren eine feste Größe im Programm und wartet immer wieder mit sehr guten Line-Ups aus dem Bereich Death- und Black Metal auf. 

An diesem Samstag regiert mal wieder der Beelzebub, und ich muss mir beim Blick auf die Running-Order eingestehen, nur zwei der vier angekündigten Bands zu kennen. 

Werwolf, die heute den Auftakt übernehmen, sind schon fast 20 Jahre am Start, gerade erst ist die Split-EP mit TotensturmTenderness For Jesus Christ – bei Dominance Of Darkness, die im Übrigen mit einem Stand im Vorraum präsent sind, neu aufgelegt auf Vinyl erschienen. Lupus, der Mann am Sechssaiter, scheint über unendlich viel Freizeit verfügen zu können, man findet ihn ebenfalls in der Band-Bio bei Ahnenkult, bei den Black-Deathern von Narvik und eben auch bei Chaos Invocation, deren Logo ebenfalls auf dem heutigen Flyer prangt. Dass der Mann neben Gitarre auch Bass spielt und singt, versteht sich da fast von selbst. 

Werwolf – 15.02.2024 – Cat Ulm

Überhaupt scheint bandübergreifende Tätigkeit das Motto des Abends zu sein, Omega, seines Zeichens Multiinstrumentalist und Drummer bei Chaos Invocation, ist heute mit einem Projekt namens Nubivagant am Start, eine Mischung Urfaust-Whorship, Black Metal und beschwörendem Cleangesang, hypnotisch, repetitiv, fast sakral. Wahrscheinlich ist ihm der Großteil der fast 40 anderen Bands, mit denen er laut Metal Archives in Verbindung steht, recht schnell langweilig geworden. Unfassbar umtriebig der Mann, höchster Respekt. 

Bleiben noch Krater, die mir bisher nicht begegnet sind, auch hier sind mehr als zwanzig Jahre seit Gründung vergangen, das bisher fünfte und neueste Album erschien erst 2024. 

Ein kleines Problem, das soll nicht unerwähnt bleiben, hat das CAT leider – der Platz vor der Bühne ist begrenzt, und die verwinkelte Bauweise des alten Gemäuers macht es bei ausverkauftem Haus schwierig, das Geschehen auf der Bühne bei später Ankunft noch gut visuell verfolgen zu können. Ich ahne zwar, dass die Beleuchtungsverhältnisse fotografisches Arbeiten selbst bei weit offener Scherbe so gut wie unmöglich machen werden, aber dennoch will ich mir diese schwarze Messe aus nächster Nähe ansehen. Also schnell das bleifreie Fahrerbier ausgetrunken und ab in die zweite Reihe. 

Werwolf empfangen uns mit Nebel, einem umgedrehten Kreuz am Mikrofon sowie einer grimmig-teutonenhaften Bühnenpräsenz. Die Kerzen am Bühnenrand sind dabei fast heller als die blutroten Deckenspots. Nach dem Intro geht’s gleich los mit Altar Of Whores von der Gotteslästerung Split-EP mit Nachtmaar, einem stampfenden Hassbrocken, der den Abend würdig einleitet. Weiter geht’s dann quer durch die in der Hauptsache aus Demos und EPs bestehende Diskografie, wir hören Impaled Goddess, Rotten, Necrophilia, Spiegelschein, Kontemplation, Schmerz und Zerfall. Der Konsens zum allgemeinen Kirchensteuersatz ist damit gefunden, ebenso wie der eine Maniac, der es sich nicht nehmen lässt, neben den eher reservierten aber größtenteils zufrieden mähneschüttelnden Anwesenden in die allererste Reihe zu stürmen und wild headbangend die Sau rauszulassen, während den Protagonisten auf der Bühne alle Gliedmaßen beschwörend auf Nahkampfdistanz ins Gesicht gehalten werden. Anerkennendes Nicken ist dabei zum Glück häufiger zu sehen als Irritation. Starker Auftakt, das Publikum hat richtig Bock. 

Nubivagant – 15.02.2024 – Cat Ulm

Mit Nubivagant wird es dann im zweiten Teil ein wenig ruhiger, wenn auch alles andere als besinnlich und wir starten mit Darkness Upon The Face Of The Deep vom letztjährigen Longplayer in den nächsten Auftritt. Simples, recht harmonisches Riffing und das eingängige Organ Omegas – das funktioniert erstaunlich gut, auch wenn das Maß an Variation sich in recht eng gesteckten Grenzen bewegt. Die Kapuze macht sich gut als Accessoire überlebter Zeitalter, die Bewegung auf der Bühne beschränkt sich, den Klängen angemessen, auf Fingerakrobatik und kopfnickende Solo-Griffbrettattacken etwas abseits des Mikrofons.

Die bisher drei Veröffentlichungen sind zu recht gleichen Teilen repräsentiert, von der Split mit Häxenzijrkell erklingt zudem The Gift. Das Projekt scheint sich im Übrigen einiger Beliebtheit zu erfreuen, ich entdecke nicht nur ein Wams entsprechender Siebdruckhuldigung, und der Zuspruch aus dem Publikum ist nicht zu überhören. Auch mir hat es wirklich gut gefallen. The Plague Of Flesh vom ersten Album beschließt das Set nach sieben Songs. Für mich sind Nubivagant eine interessante Neuentdeckung, die ich im Auge behalten werde. 

Mit den Texten von Band Nummer Drei – Krater – habe ich mich ein wenig im Vorfeld befasst, und ich muss sagen: Endzeitstimmung, das können sie. Kostprobe gefällig? Aus Atmet Asche vom vorletzten Album Venenare (leider nicht im Set):
„Die Schönheit von Neutronenbomben, welche sich in deine Augen fressen. Verendende Zellmembranen des kohlenstoffbasierten Abschaums.“

Krater – 15.02.2024 – Cat Ulm

Der Opener des heutigen Auftritts, Non Serviam vom Album Urere, steht genanntem Beispiel an misanthropischer Brachiallyrik aber in Nichts nach, ebensowenig wie der Rest der insgesamt neun Weltuntergangshymnen, die hier zum Besten gegeben werden. Songs wie Withered Hands, Hopesmoker, Lust To Burn oder Darvaza Breeds sind in etwa so bekömmlich wie eine Ladung weißen Phosphors im Auge, und der Auftritt gerät zunehmend zu meinem Highlight des Abends.

Sänger Abortio malträtiert seinen Bass mit Inbrust und steigt dabei mit Vorliebe immer wieder auf die Monitorbox am Boden. Spätestens als die sich dann zusammen mit dem Mikrofonständer, dem steten Druck nachgebend, Richtung erste Reihe ins Publikum und eine Etage tiefer verabschiedet, ist klar, wer vorerst den Preis für die beste Performance hält.

Der Sound von Krater, so brachial und roh er in seinen Grundfesten ist, schafft es trotzdem im gröbsten Geballer noch, einen Hauch Eingängigkeit zu transportieren. Das taugt mir und wird mich später kurz vor Abflug noch an den Merchstand treiben. 

Inzwischen sieht man bei den meisten die Schweißperlen, es wird ausgiebig kopfgenickt und trotz begrenzter Platzverhältnisse kommt in Andeutung moshender Bewegungen hin und wieder sogar etwas Wallung in die Reihen. 

Es hilft nichts, der Abend neigt sich seinem Ende zu, und Chaos Invocation, bereits mehrfach genannt ob der geschäftigen Aktivität ihrer Mitglieder in mehr als nur einer anderen Band, betreten die Bühne. 

Chaos Invocation – 15.02.2024 – Cat Ulm

Der aktuelle Longplayer Wherever We Roam… steht seit Veröffentlichung in meinem Plattenregal und hat völlig zu Recht eine Reihe wohlwollender Kritiken eingesackt. Nicht uninteressant, wenn auch für Puristen eventuell störend, ist die Tatsache, dass sich Gesangs-Sektion nicht ausschließlich dem genretypischen Geschrei widmet, neben Sänger Malte ist auch Gitarrist André am Mikro präsent und übernimmt, wie zum Beispiel bei This World Wants Us Dead vom aktuellen Album, die eher cleanen Vocals. 

Chaos Invocation sind live einfach eine Macht, und sie verstehen ihr Handwerk. Kompromisslos in der Sache und immun gegen Trends und Experimente, tritt die Band keineswegs auf der Stelle. Ein wenig moderner und eingängiger ist der Sound mit den Jahren schon geworden, aber dieser gewisse Hauch kredibler Räude und das schon immer starke Songwriting machen Chaos Invocation zu einem der stärksten Vertreter deutschen Black Metals, kein Zweifel. 

Brecher wie Calling From Dudail, The Mirror und A Stranger’s Pale Hand verlangen uns noch einmal alles ab, bevor dann relativ zügig und ohne Zugabe die Lichter wieder angehen und ich mich langsam wieder auf den Heimweg mache. 

Was für genialer Abend, danke an das CAT, das wie immer durch freundliche Gastlichkeit bestechen konnte, danke an vier herausragende Bands und danke an den Veranstalter Nekro:concerts. Ein bockstarkes CATacombs Of Metal, auch in der 35. Ausgabe!