Dead Kosmonaut – Gravitas

Der Kosmos lebt

Artist: Dead Kosmonaut

Herkunft: Schweden

Album: Gravitas

Spiellänge: 46:41 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 31.01.2020

Label: High Roller Records

Link: https://www.facebook.com/Dead-Kosmonaut-179075279238707

Bandmitglieder:

Gesang – Pelle Gustafsson
Gitarre – Pär Fransson
Gitarre, Keyboard – Fredrik Folkare
Schlagzeug, Keyboard – Henrik Johansson
Bassgitarre – Mattias Reinholdsson

Tracklist:

  1. Black Tongue Tar
  2. Iscariot’s Dream
  3. Vanitatis Profeta
  4. The Spirit Divide
  5. Hell And Heaven
  6. Gravitas
  7. Dead Kosmonaut – Part I
  8. Dead Kosmonaut – Part II

Da kommen schöne Veröffentlichungen aus Schweden dieser Tage. Zuletzt haben Mindless Sinner tief beeindruckende Kerben im klassischen Heavy Metal hinterlassen. Die Schweden scheinen nicht nur ein musikalisches Volk zu sein, nein, sie sind es, vor allem, wenn man die zurückliegende Geschichte zahlreicher und genrefremder Bands betrachtet. Dann muss man neidlos anerkennen, dass dort reichlich Potenzial vorhanden ist. Dead Kosmonaut schicken sich nunmehr an, mit Gravitas das zweite Studioalbum via High Roller Records von der Leine zu lassen.

Skandinavischer Stahl, der ohne Zweifel reich an Facetten ist und seine ganz eigene Identität mit sich bringt. So viel steht nach den ersten Durchläufen schon mal fest. Der Sound und im Speziellen die Arrangements sind vom Klangbild her irgendwo in den 1970er und 1980er Jahren zu verorten. Ich vernehme überwiegend Hard Rock, der aber auch mal zünftiger und an den Heavy Metal alter Tage angelehnt ist. Hinzu kommt ein dezenter Schub Doom, der seinen Ausdruck in den schleppenden Tracks, wie Iscariot’s Dream entfaltet. Nimmt man sich ausreichend Zeit für das Album, kann man sich an der Abwechslung, die Gravitas hervorbringt, in der Tat beglücken.

Dead Kosmonaut
nehmen sich dabei die Freiheit heraus, in diversen Stilen und Genres ungehemmt zu wildern. So kommt es dann zwangsläufig zu unüberhörbaren Parallelen zu anderen Bands. In The Spirit Divide ein wenig Iron Maiden, ein bisschen Black Sabbath oder auch Anleihen von Led Zeppelin sind zu hören. Dabei aber ausgewogen und stets so, dass es immer noch Dead Kosmonaut bleiben. Ich denke, genau diese Balance ist eines der Privilegien von Dead Kosmonaut.

Vanitatis Profeta ist eines der Stücke, welches nicht nur sehr eigenwillig klingt und zudem als progressiv zu bezeichnen wäre, das Songwriting bringt satte Harmonien mit und besitzt Atmosphäre. Die Herren lösen sich von jeglichen Klischees und gehen hier unbeirrt ihren individuellen Weg.

Das balladeske Hell And Heaven erinnert in Teilen stark an die epischen Nummern von Dream Theater. Pelle Gustafsson haucht und säuselt über den Klangteppich hinweg, während die zunehmende Dynamik instrumentell vor allem den Bass in den Vordergrund stellt. Auf den ersten Blick wirkt dieser Song zwar etwas reduziert, im Laufe der Spieldauer jedoch kommen noch weitere sehr schöne Gitarrenläufe hinzu, die mich zumindest in die Klangwelt von Iron Maiden entführen. Hell And Heaven dürfte zudem von vielen weiteren Größen inspiriert sein, die Dead Kosmonaut auf ihre Weise sehr schön zusammentragen.

Der Titeltrack Gravitas ersetzt an dieser Stelle wohl das Intro des Albums. Ein Instrumental, das über die 100 Sekunden hinweg rein psychedelische Akzente setzt.

Gleiches Merkmal würde ich Dead Kosmonaut – Part I zuweisen. Man stelle sich vor, in einem Kloster oder einer Kirche zu sitzen und während einer Messe die Chöre aufzusaugen. Diese Nummer ist, bedingt durch seine ebenfalls sehr kurze Spielzeit, deshalb nicht viel mehr als die atmosphärische Überleitung in Dead Kosmonaut – Part II.

Hier sollte man sich unvoreingenommen hineinfallen lassen. Beinahe zwölf Minuten bieten ausreichend Gelegenheit, sich den schleppenden und getragenen Harmonien zu zuwenden. Gekennzeichnet von Sentimentalität, Emotion und Atmosphäre wird dieser Song zum psychedelischen Doom Klassiker. Und doch bricht man aus der Lethargie immer wieder aus und driftet in Klangwelten von Pink Floyd ab, um dann abrupt wieder in die Headline zurückzukehren. Dead Kosmonaut – Part II wird ohne Übertreibung zudem sehr bombastisch inszeniert. Die Keyboards im Hintergrund tragen sehr positiv zur Fülle bei. Die charismatisch vorgetragenen Vocals von Pelle Gustafsson werden gen Ende hin durch Chöre gestützt und führen diese epische Nummer zuzusagen zum Höhepunkt. Insofern ist das Songwriting sehr professionell und im Ganzen betrachtet vollkommen eigenständig. Die Länge des Songs ist dabei nie gegenwärtig. Daran scheitern überlange Tracks oft, dass sich vieles unnötigerweise und belanglos wiederholt. Dies ist hier nicht der Fall. Trotz des maximal reduzierten Tempos darf man unumwunden von Kurzweile sprechen.

Dead Kosmonaut – Gravitas
Fazit
Dead Kosmonaut, so wirkt es zumindest auf mich, machen keine Musik für die breite Masse, sie verwirklichen sich primär erst mal selbst. Und dies auf eine Weise, die im weiten Rund am Ende dann eben doch Hörer ankratzt, die sich hiermit identifizieren können. Das dürfte aus meiner Sicht den Reiz dieses Albums ausmachen. Andererseits könnte diese praktizierte Individualität auch als zu egozentrisch wahrgenommen werden und stößt den einen oder anderen Hörer vielleicht ab. Das gilt es abzuwarten. Letztlich wird Gravitas aus vorgenannten Gründen heraus aber zu einem sehr abwechslungsreichen Album.

Anspieltipps: Iscariot's Dream, The Spirit Divide und Hell And Heaven
Peter H.
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