Graspop Metal Meeting 2016 vom 17.06.2016 – 19.06.2016 in Dessel, Belgien

“Graspop Metal Meeting 2016 vom 17.06.2016 – 19.06.2016 in Dessel, Belgien“

Festivalname: Graspop Metal Meeting 2016

Bands: Abbath, Amaranthe, Amon Amarth, Anthrax, Anti-Flag, Apocalyptica, Architects, Arctus, Atreyu, August Burns Red, Bad Religion, Behemoth, Bullet For My Valentine, Bury Tomorrow, Dark Funeral, Delain, Devil You Know, Dirkschneider, Disturbed, Dropkick Murphys, Eisbrecher, Firewind, Fleshgod Apocalypse, Foreigner, Ghost, God Dethroned, Grand Magus, Halestorm, Heaven Shall Burn, In The Woods, Killswitch Engage, King Diamond, La Muerte, Legion Of The Damned, Loudness, Megadeth, Monster Truck, Monuments, Moonsorrow, Moonspell, Myrkur, Nightwish, Norma Jean, Obituary, Oomph!, Overkill, Paradise Lost, Pennywise, Powerwolf, Raven, Sacred Reich, Satyricon, Saxon, Shinedown, Shining, Sikth, Sixx:A.M., Skillet, Skindred, Slaves, Slayer, Steak Number Eight, Tesseract, Testament, The Algorithm, The Amity Affliction, The Midnight Ghost Train, The Raven Age, The Wild Lies, Thy Art Is Murder, Tremonti, Trivium, Turnstile, Twisted Sister, Virgin Steele, Windhand, Zakk Wylde

Ort: Dessel, Belgien

Datum: 17.06.2016 – 19.06.2016

Kosten: 195 € (3-Tage-Kombi-Ticket)

Karten unter: https://www.graspop.be/nl/tickets/ticketinfo

Genre: Metal, Rock, Punk, Indie

Link: www.graspop.be

Graspop Metal meeting 2016 Flyer Stand 04.04.16

Freitag:

Nach einer späten Anreise, verursacht durch so einige Staus auf den deutschen Autobahnen, kommen wir an unserem vorläufigen Ziel in Eindhoven an. Ja, Eindhoven, Niederlande. Das Festival ist aber in Dessel, Belgien! Macht nix, das sind mal gerade 30 Kilometer Fahrt, und da wir keine Lust auf das Geschleppe der Klamotten haben (Zelten und Parken erfolgt getrennt voneinander!) und diese Erfahrung bereits im Vorjahr sammeln durften, haben wir uns den Luxus eines Hotels gegönnt. Wir werden alle nicht jünger. Da angekommen ist gleich der nächste Stau. Es wollen unzählige Leute einchecken, alle Positionen an der Rezeption sind besetzt, und trotzdem müssen wir eine ganze Weile warten, bis wir endlich unser Zimmer betreten können. Egal, kurz alles angeschaut und umgezogen, Pressepässe abholen und umgehend geht es auf den Weg zum Parkplatz.

Dort angekommen, erwartet uns der nächste Schicksalsschlag. Das schlechte Wetter hat bereits seine Spuren auf der Wiese hinterlassen, und die ersten Autos haben sich festgefahren. Nach dem Motto „wird schon klappen“ versuchen wir unser Glück, müssen aber bereits nach der Kurve merken, dass auch unser Gefährt keinen Allradantrieb hat. Die Rettung naht, denn zwei Crew-Mitglieder sind bereits in Jeeps unterwegs, um die Autos auf einen „Parkplatz“ zu ziehen. So bekommen wir auch unsere Ecke, bevor wir auf den Gedanken kommen, dass wir heute Nacht ja irgendwie wieder weg müssen. Da kümmern wir uns später drum.

Auf dem Weg zum Gelände hören wir noch ein paar Lieder von Disturbed. Hier kann man eigentlich das wiederholen, was ich vor ein paar Tagen live in Hamburg bei einem Clubkonzert erlebt habe. Solide, nicht mehr und nicht weniger. Mit Betreten des Festivalgeländes sehen wir gerade noch, wie die Band zusammen mit Nikki Sixx den Song Shout At The Devil von Mötley Crüe zocken. Falls das mal nicht mehr mit eigenen Songs klappen sollte, können Disturbed auch prima als Coverband durch die Gegend tingeln.

Als nächstes gehen wir zu Apocalyptica. Die Finnen spielen in ihrem doch kurzen Set eine gute Mischung aus Klassikern wie Refuse, Resist und Master Of Puppets sowie Eigenkreationen wie I’m Not Jesus und Grace. Vorn klingt das Set wie ein 45minütiges Drumsolo, so laut sind die Drums. Ansonsten ein durchschnittlicher Auftritt, der nicht enttäuscht aber auch nicht vom Hocker reißt.

Mit Megadeth ist und bleibt es ein Kreuz: ein Live-Auftritt von Dave Mustain und seinen Mannen ist und bleibt Russisches Roulette. Trifft einen die Kugel, bleibt es ein unvergesslicher Abend, ansonsten passiert nicht viel. Songs wie Hangar 18, Symphony Of Destruction oder auch Peace Sells… sind absolute Granaten, zünden live einfach nicht, wenn man das Gefühl hat, dass der Frontmann voll wie ein Eimer ist. Dave ist zwar gut drauf, die Haare sitzen auch, nuschelt aber ins Mikro und seine gesamte Performance wirkt etwas befremdlich. Musikalisch und soundtechnisch ist es gut.

Auf ihrer wirklich allerletzten Tour machen Black Sabbath auch beim Graspop Halt und liefern ein superbes Konzert ab, Ozzy ist in Hochform! Schon beim Startsong Black Sabbath laufen einem wohlige Schauer über den Rücken. Das ganze Graspop scheint hier anwesend zu sein und sich der psychedelischen Show hinzugeben. Bei einem DER Klassiker der Rock-Geschichte War Pigs singt wirklich jeder mit. Ebenso beim letzten Song Iron Man und Paranoid, da geht jedem das Herz auf und man bedauert das Ende dieser Aera. Ein wirklich fantastisches Konzert, war schön, dabei zu sein.

Samstag:

Mit allerbester Laune warten wir auf die Briten Skindred mit dem charismatischen aber auch egomanischen Frontmann Benji. Es funkt – trotz Regeneinlage – sofort, der Mann hat es einfach drauf, Stimmung zu verbreiten und die Leute einzuheizen. Das Publikum ist sehr bunt gemischt, um uns herum sehen wir die unterschiedlichsten T-Shirts, die alle Bereiche des Metal repräsentieren. Bei Songs wie Kill The Power, Warnin und Nobody drehen alle frei, singen zusammen mit Benji und lassen ihre T-Shirts in der Luft kreisen. Wie immer ein großer Spaß für die ganze Familie.

Danach gehen wir zu Killswitch Engage, die eine gute Show abliefern. Gut drauf, publikumsnah, und Klassiker wie My Last Serenade und Alone I Stand kennt inzwischen jeder. Grün, fröhlich und irisch geht es weiter mit den Dropkick Murphys. So viele Leute auf der Bühne, die eine extreme Lebensfreude versprühen! Rose Tattoo ist ganz vorn mit dabei und sorgt für Gänsehaut. Einen fulminanteren Abgang als mit Going Out in Style und I’m Shipping Up To Boston kann man sich nicht wünschen. Im Anschluss begutachten wir Satyricon. Der Einstieg mit Dawn Of A New Age (was in der Remix-Version als Intro fungiert) ist zwar gut gewählt, die Band und das Publikum müssen aber einen grausamen Sound ertragen. Keine Ahnung, was den Mann an den Regler gerade ablenkt, aber es muss sehr wichtig gewesen sein. Selbst der Keyboarder der Band rennt ständig an den Bühnenrand und beklagt sich wild gestikulierend. Ab dem dritten Song wird es dann besser, das Ganze hinterlässt aber einen üblen Beigeschmack. Selbst ein Klassiker wie Mother North und auch der Rausschmeisser K.I.N.G. können daran nicht mehr viel ändern.

Ein völlig anderes Bild dann bei Ghost. Zwar sind die Schweden zur Zeit inflationär unterwegs, aber ihre Show kann einen immer noch fesseln. Mag die Musik aus der Konserve nicht jedermanns Fall sein, live sind Ghost immer noch über jeden Zweifel erhaben, und der Sound ist glaskar und druckvoll. Der übliche Opener Spirit ebnet den Weg in ein Set quer durch alle Schaffensperioden der Band, bevor es mit He Is den Hit schlechthin gibt, und mit der üblichen Zugabe Monsterous Clock der Auftritt beendet wird. Als nächstes sollen Slayer eigentlich das Graspop Metal Meeting in Schutt und Asche legen, leider gelingt das nur halb. Warum nur halb? Nun, es gibt schon wieder ein massives Soundproblem. Auf der kompletten linken Seite der Verstärker kann man nicht die Gitarre von Kerry King hören. Und dieses Problem bekommen die Jungs an den Reglern während des gesamten Auftritts nicht in den Griff, eine echte Schande. So kann man nur vermuten, dass der Sound auf der rechten Seite gut ist. Gary Holt spielt sein Parts zumindest fehlerfrei, und auch Tom Araya ist gut bei Stimme, ansonsten aber wortkarg wie immer. Slayer schaffen es jedes Mal wieder, starke neue Songs mit ihren alten Klassikern zu kombinieren. Der Einstieg mit Repentless und Disciple reicht da schon als Beispiel. Ansonsten sind Slayer gewohnt gut unterwegs, und zum Ende gibt es mit Black Magic und natürlich Angel Of Death zwei der Oldies schlechthin. Trotz des immensen Problems immer noch ein gutes Konzert.

Dass Volbeat mal nach Slayer auf die Bühne gehen, hätten die Dänen vor 10 Jahren selber nicht geglaubt. Heute ist es aber nichts Ungewöhnliches mehr, sind die Skandinavier doch drauf und dran, sich im Rock-Olymp zu etablieren. Volbeat treffen schon erstaunlich gut den Geschmack der Massen. Mir persönlich waren die letzten beiden Alben etwas zu viel mit Standard Volbeat Songs versehen, als das es positive Rausreisser gibt, aber was interessiert meine Meinung, wenn der Rest der Metalgemeinde das Album kompromisslos abfeiert? So gibt es gleich zum Einstieg The Devil’s Bleeding Crown, danach ein Medley aus Heaven Nor Hell, A Warrior’s Call sowie I Only Want To Be With You, bevor mit Guitar Gangsters & Cadillac Blood der erste richtige Kracher präsentiert wird. Volbeat spielen viele neue Songs, aber auch Klassiker wie 16 Dollars oder Still Counting werden intoniert. Das Publikum trotzt dem einsetzenden Regen, der nach und nach immer schlimmer wird. Für manchen endet dieser Tag nicht nur mit einem guten Konzert von Volbeat, sondern auch mit klitschnassen Klamotten und einer anständigen Erkältung im Anschluss.

Sonntag :

Am frühen Nachmittag Black Metal? Kann funktionieren, Moonsorrow gelingt dies nicht so ganz. Auch sie leiden unter schlechten Soundbedingungen, die erst nach und nach behoben werden. Sehr schade, denn gerade die vielen Details gehen damit flöten. Weiter geht es zu Oomph!, die immer wieder zu Unrecht als Rammstein Plagiat abgestempelt werden. Das Zelt ist gut gefüllt, und das Publikum geht ordentlich zu Songs wie Gekreuzigt oder Träumst Du mit.

Danach besteigen wir das Riesenrad auf dem Festival Gelände, um uns aus luftiger Höhe ein Bild vom ganzen Trubel zu machen. Wirklich eine tolle Sache und ein atemberaubender Anblick.

Im Anschluss gehen wir zu Anthrax. Leider muss man mittlerweile sagen, dass die Amis live nicht mehr wirklich erstklassig sind. Der Auftritt wirkt lustlos und Songs wie Anti-Social, Indians oder auch Caught In A Mosh werden zwar immer noch vom anwesenden Publikum abgefeiert, auf der der Bühne kann aber von Emotionen nicht gesprochen werden. Ein sehr durchwachsener Auftritt der Thrash Metal-Band. Wie man es besser macht, zeigen im Anschluss die Genrekollegen von Sacred Reich. Obwohl die Jungs um Phil Rind seit Jahren kein neues Album mehr abgeliefert haben (und es auch wohl nie wieder etwas Neues der Band aus Arizona geben wird), kann das Quartett mit Spielfreude und lustiger Kommunikation mit dem Publikum punkten. Selbst die eingerostete Setlist, die Sacred Reich eigentlich seit Jahren spielen, fällt da nicht negativ ins Gewicht. Und doch passiert etwas Magisches heute. Der Song Love…Hate wird komplett von den Musikern verrissen und muss neu gestartet werden. Laut Sänger und Bassist Phil ein absolut einmaliger Moment, der in 30 Jahren Bandgeschichte bisher nie vorgekommen ist. Dabei müssen er selber und seine Bandkollegen so herzlich lachen, dass der neue Start fast wieder nicht gelingt. Diese ehrliche und einfache Reaktion zeigt sehr schön, warum Sacred Reich immer noch über eine sehr treue Fanschar verfügen. Die Band ist absolut authentisch und auf dem Teppich geblieben. Am Vortage sah man die komplette Truppe, wie sie sich unter das normale Publikum mischte und sich die ein oder andere Band ansah. Wird man erkannt, gibt es ohne Problem ein Pläuschen, und es dürfen Fotos gemacht werden. Von Allüren keine Spur und deswegen so unglaublich sympathisch.

Kontrastprogramm, denn als nächstes stehen Behemoth auf dem Zettel. Die polnische Black Metal-Band funktioniert schon länger wie ein Uhrwerk und schlägt mit Präzision und einer unterhaltenden Show unbarmherzig zu. Ebenso wie Ghost haben Nergal und seine Mitstreiter verstanden, dass man trotz einkehrender Routine sein Publikum bei Laune halten muss. Auch wenn Behemoth ihr bekanntes Set spielen, erzeugen sie dabei eine Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Ein satter Sound, obendrauf noch eine amtliche Licht- und Pyro-Show, und der Abend ist gerettet. Blow Your Trumpets Gabriel ist der immer noch knallende Opener, später gibt es zum Beispiel Lieder wie Ov Fire And The Void oder auch Conquer All. Starkes Konzert der Black Metal-Stars.

Bevor wir das Festival-Gelände zum letzten Mal in diesem Jahr verlassen, schauen wir uns nach Black Sabbath eine weitere Heavy Metal-Legende an, die eine ihrer allerletzten Shows spielt. Twisted Sister stehen auf der Bühne und heizen dem Publikum nochmal so richtig ein. Dass dieser Abschied wirklich unwiderruflich ist, zementiert Frontmann Dee Snider nochmals in einer sehr lustigen Ansage, mit Anspielungen auf die Scorpions (die ihre „letzte Tournee für immer“ auch schon das dritte Mal angekündigt haben…). Aber bis dahin lassen es Twisted Sister noch einmal richtig krachen und feuern ihre Hits wie I Wanna Rock, You Can’t Stop Rock Roll, Burn In Hell oder natürlich We’re Not Gonna Take It auf die Menge. Letztgenannter Song will einfach kein Ende finden, denn Dee und das Publikum singen den Song einfach immer und immer weiter, ein toller Moment. Ein guter Abschluss eines tollen Festivals im belgischen Dessel. Der gesamte Ablauf und die Bandauswahl ließen eigentlich keine Wünsche offen, lediglich an den Preisen für Essen sollten die Organisatoren mal arbeiten, denn fünf Euro für eine mickrige Pommes (für dessen Menge sich jeder Dorfimbiss schämen würde) oder als Extrembeispiel achtzehn Euro für einen normalen Döner sind fernab von Gut und Böse. Die extrem kleinen und wässrigen Biere für drei Euro sind da gerade noch okay.

Nichtsdestotrotz ein starkes Festival, bei dem das Wetter zwar auch nicht immer mitspielte, aber im Vergleich zu anderen Grossveranstaltungen nicht unterbrochen oder sogar abgebrochen werden musste. Wie die Organisatoren auf den einsetzenden Regen reagierten, war sehr professionell, und es entstanden nur sehr kleine und begrenzte Matschwüsten. Da kann sich so mancher deutsche Veranstalter mal eine Scheibe von abschneiden, anstatt während der Schlammkatastrophe auf dem eigenen Gelände noch schnell limitierte T-Shirts zu diesem Unglück zu verkaufen. Nebenbei haben wir noch den größten bekannten Niederländer getroffen. Mit seiner Höhe von 2,23 Meter (eingetragen im Guiness Buch der Rekorde!) war er auch nicht zu übersehen. Ein netter Typ, der gerne mit anderen Menschen für Bilder posierte und sehr freundlich ist.