Artist: Hammer King
Herkunft: Deutschland
Album: Make Metal Royal Again
Spiellänge: 46:33 Minuten
Genre: Heavy Metal, Power Metal
Release: 15.08.2025
Label: Reaper Entertainment
Link: https://hammer-king.com/
Bandmitglieder:
Gesang und Gitarre – Titan Fox V
Gitarre – Gino Wilde
Bassgitarre – Günt von Schratenau
Schlagzeug – Count Shandorian
Tracklist:
- King For A Day
- Make Metal Royal Again
- Schlaf Kaiser Schlaf (feat. Steffi Stuber)
- Hammerschlacht
- For Crown And Kingdom
- Kneel Before The Throne
- Major Domus
- Hoheitsgebiet
- Hell Awaits The King
- The Last Kingdom
Kniet nieder, der König ist zurück! Er hat den Auftrag, den Metal wieder royal zu machen („Weißt du, wie die einen Quarterpounder mit Käse in Paris nennen?“). Der Glanz und die Strahlkraft vergangener Dekaden sollen wieder zurück auf die Bühnen gebracht werden. Dass Hammer King dazu imstande sind, davon konnte ich mich im letzten Jahr selbst auf der Heimburger Metalnacht (zum Bericht) überzeugen. Die zahlreichen Tourerlebnisse sollen der Band die Kraft verleihen, ihr bisher glanzvollstes Album auf die Beine zu stellen. Doch zunächst einmal zu den vertrauten Komponenten im Hause des Königs: Die Produktion übernahmen wie gewohnt Frontmann Titan Fox zusammen mit Charles Greywolf, während Mix und Mastering in der Schmiede von Legende Jacob Hansen veredelt wurden. Obwohl dieses Gespann schon lange bei Hammer King funktioniert, fiel mir bereits bei den ersten Singles auf, dass hier alles eine Spur mehr drückt und noch etwas differenzierter aus den Boxen schallert. Es geht also immer noch ein bisschen besser. Das Artwork stammt ebenfalls wieder aus der Feder von Péter Sallai (u. a. Sabaton, Powerwolf). Auch diese düstere Umsetzung gefällt mir deutlich besser als die bunten Cover der vorangegangenen Werke. Das Promoschreiben will mich hier entweder auf eine falsche Fährte locken oder das Konzept wurde kurzfristig geändert. Hier heißt es, das Cover sei „inspiriert vom ‚Letzten Abendmahl‘. Es zeigt die Band samt Gefolgschaft in opulenter Szene.“ Hm, also ich sehe hier nur den Hammer King als Puppenspieler, der seine Untertanen „lenkt“. Sei’s drum – mir gefällt’s. Neu in der Band ist Count Shandorian, der den langjährigen Drummer Dolph Aidan Macallan an der Schießbude ersetzt. Als Label fiel die Wahl auf Reaper Entertainment anstatt Napalm Records. Nun aber genug der Fakten – let’s Make Metal Royal Again!
Dass ein ballerndes Drum-Intro als Einstieg funktioniert, wissen wir bereits seit 1990, als Priest mit Painkiller einen Meilenstein setzten. Count Shandorian darf also instant zeigen, was er auf der Pfanne hat – und das ist eine ganze Menge. Nach diesem Wachmacher fallen mir direkt die opulenten, orchestralen Elemente, beigesteuert vom genialen Joost Van Den Broek (u. a. Ayreon), auf. Diese machen aus King For A Day ein Opus. Die Härte der Drums und der Gitarrenriffs sorgt gleichzeitig dafür, dass man nicht in Richtung Kitsch abdriftet, ganz so wie es die großen Power-Metal-Bands Mitte/Ende der Neunziger vorgemacht haben. Im Refrain schnellt der Hammer hoch in den Himmel und anschließend wird direkt wieder die Nackenmuskulatur getestet. Als Krönung gibt es ein packendes Gitarrensolo serviert. Der perfekte Opener und einer der bis dato besten Songs der Band.
Der Titelsong geht deutlich melodischer zur Sache und ist für den Liveeinsatz wie gemacht. Hier kann man singen, klatschen und den Metal in all seiner majestätischen Pracht zelebrieren. Die Keyboards versprühen sogar ein bisschen Abba-Flair. Ganz bescheiden will man hier Geschichte schreiben und natürlich das vorherrschende Thema, dem Metal einen royalen Stempel aufzudrücken, in den Vordergrund rücken. Dass diese Mission vor allem im Livekontext gelingt, davon bin ich überzeugt.
Gerade erst bin ich der sympathischen Steffi Stuber durch ein Konzert ihrer Band Mission In Black zum ersten Mal begegnet und durfte sie im Podcast (zur Folge) begrüßen, schon habe ich erneut das Vergnügen, ihrer Engels- und Teufelsstimme zu lauschen. Deutsche Wiegenlieder, Mozarts Zauberflöte und Heavy Metal – kann das zusammen funktionieren? Spoiler-Alarm: Ja, es kann. Und wie: Schlaf Kaiser Schlaf vertont im Duett zwischen Titan und Steffi das bekannte Liedgut um Schlaf Kindlein Schlaf (Captain Obvious) und Bruder Jakob. Was sich nach Klamauk anhört, ist in Wahrheit Hammer Kings bisher intensivster Song. „Die Geschichte eines Hammer-Kriegers, der heranwächst, in die Schlacht zieht, beinahe mit dem Leben bezahlt und als König zurückkehrt, ist nicht düsterer als das Original“, kommentiert die Band. Wenn man das Video von Christian Palm dazu ansieht, wird die Erfahrung noch eindringlicher. Mozarts bereits erwähnter Vogelfänger aus der Zauberflöte taucht zum Abschluss auf und sorgt doch noch für einen Lacher: „Der Hammerschläger bin ich ja, stets lustig, heissa, hopsassa!“. Mal ehrlich, seitdem Edguy vor über zehn Jahren in Frührente gegangen sind, gab’s in der deutschen Metalszene nicht mehr so viel zu lachen.
„Der Hammer auf den Schädel kracht, du sagst dem Dasein gute Nacht“, okay, der war gut. Ansonsten funktioniert Hammerschlacht, das im Gewand von Genesis‘ Land Of Confusion daherkommt, für mich nicht so gut wie z. B. Hammerschlag aus dem self-titled Album (zum Review) vor vier Jahren. Die „Schlacht, Schlacht, Schlachtrufe“ dürften live aber dennoch gut kommen. For Crown And Kingdown hat wirklich eine schöne Leitmelodie. Leider bleibt außer dieser nicht wirklich viel hängen.
Kneel Before The Throne verpasst dem Hammer eine Legierung aus Adamantium. Soll heißen, es geht wieder härter, ja gar unzerstörbar, zur Sache. Wenn Power-Metal-Bands ein bisschen Dampf ablassen, bin ich immer entzückt. Was ein dickes Riff ohne Tralala doch alles ausmachen kann. Count Shandorian peitscht die Mannschaft mit seinen harten Schlägen wie auf einem Schlachtschiff voran. Die Gitarren wechseln zwischen pfeilschnell und hymnenhaft. Die etwas angezogene Handbremse im Refrain und die „Bow … down“-Schlachtrufe runden den Song gekonnt ab. Könnte ich mir gut als Opener einer Liveshow vorstellen, um das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen.
Anschließend bahnt sich der Major Domus seinen Weg. Fäuste im Takt gen Himmel zu recken, sollte hier eine sichere Sache sein. Obacht: Wir betreten nun das Hoheitsgebiet des Königs. Ein Hindernislauf aus treibenden Gitarren und Drums erwartet euch hier. Wenn ihr noch Luft in den Lungen habt, dürft ihr gerne den deutsch-englischen Refrain schmettern.
Hell Awaits The King erinnert mich gleich an zwei meiner liebsten Power-Metal-Bands. Das gesprochene Intro fällt in das Repertoire der reinkarnierten Metalium, während der Rest der Nummer, starke Gamma-Ray-Vibes verbreitet. Besonders im Pre-Chorus lässt mich Titans Stimmfarbe an den guten alten Kai Hansen denken. Das gefällt mir richtig gut und stillsitzen ist nicht mehr möglich. Wann sind Hammer King so richtig gut? Wenn es episch wird. Das beweist dieser Titel nur zu gut, aber die Überraschung lässt nicht lange auf sich warten. Das abschließende The Last Kingdom kann an Epik und Bombast noch einen draufsetzen. Alle bisher genannten Stärken, wie schneidende Riffs und Soli, mächtige Chöre sowie ein starkes Gespür für Melodien, werden hier gekonnt gebündelt und mit geschmackvollen Akustikpassagen veredelt.