Eventname: Hellseatic Postponed
Headliner: Long Distance Calling
Vorbands: HeadGear, Rising Insane
Ort: Altes Zollamt, Hansator, Bremen
Datum: 05.09.2020
Kosten: 27,00 € VVK (sold out)
Genre: Post Metal, Post Rock, Progressive Metal, Progressive Rock, Metalcore, Post Hardcore, Modern Metal
Besucher: ca. 300 Besucher
Veranstalter: Musikszene Bremen und Hellseatic Open Air
(https://de-de.facebook.com/hellseatic
https://www.facebook.com/musikszenebremen)
Links: https://www.headgear-band.de/
https://www.facebook.com/Headgearband/
https://www.risinginsane.de
https://de-de.facebook.com/risinginsaneband/
http://www.longdistancecalling.de/
https://de-de.facebook.com/longdistancecalling/
Setliste:
- Intro Goomin
- Goomin
- Eden Fire
- Jack´s Diary
- The Inner Me
- Shine A Light
- 41 Seconds
- Sorrow
- In Rehab Again
- Suffocate
- Dead And Gone
- Neurotic
- New Day
- Running Wheel
- Helpless
- Ignite
- Porcelain
- Last Fragments
- The Summary
- When My Anger Burns
- Nation
- Blinding Lights
- Curiosity Part 1&2
- Hazard
- In The Clouds
- Black Paper Plans
- Voices
- Immunity
- Sundown Highway
- Sharing Thoughts
- Out There
- Arecibo
- Ashes
- Metulsky Curse Revisited
In diesem Jahr ist vieles anders, und für mich steht tatsächlich ein Konzert mit drei Bands an. Hamburg schafft es ja irgendwie nicht wirklich, Rockiges oder Metallisches auf eine der Corona-konformen Bühnen zu bekommen. Das schafft dafür Bremen. Nun gut, von der einen bis zur anderen Hansestadt ist es keine Weltreise und so geht es für mich zum zweiten Mal in diesem Jahr mit einem PKW zum Konzert. Beim ersten Gig zu Coronazeiten war das Mitbringen eines PKWs Pflicht, heute ist das glücklicherweise nicht der Fall und die A1 ist gähnend leer, sodass ich mehr als pünktlich den Ort des heutigen Geschehens erreiche. Das Wetter ist nahezu perfekt, um die 18 Grad, mal leichter Regen, aber auf keinen Fall gibt es Sonnenbrand. Da ich nicht wusste, was mich vor Ort bezüglich Presse erwartet, kurz die wichtigsten Dinge geklärt und mich sehr über die Freiheiten gefreut, das ist ja schon mal top. So wird das kulinarische Angebot getestet und auch vom nicht Fleischesser für gut befunden. Der eine oder andere Schnack am Rande und dann mal die Location genauer unter die Lupe genommen. Der erste Eindruck (welcher sich dann auch bestätigt): So ungefähr sieht meines Erachtens eine Blaupause für eine Corona-konforme Location aus. Es sorgt für die notwendigen Abstandsregeln, aber auch für eine gewisse Nähe zur Bühne, sodass auch ein Livefeeling möglich ist und keine Videoshow aus 120 Metern. Alleine die Idee, die Location nach oben auszudehnen – top! So wird Hamburg mal wieder von Bremen vorgeführt, das passiert eigentlich nur regelmäßig beim Fußball, nun auch noch bezüglich Location in Coronazeiten ?. Das Hellseatic Open Air hat sich quasi mit der Musikszene Bremen zusammengetan und beschließt das Übersee Musikfestival, wo u.a. im August auch Bands wie Die Mimmis und Der Hirsch Effekt zu sehen waren.
Die erste Band ist ein Lokalmatador, HeadGear haben Heimspiel und bewegen sich im Bereich Metalcore und Modern Metal. Seit 2014 gibt es das Quintett und vor zwei Jahren wurde man zum Local Hero in Bremen gekürt. Das aktuelle Line-Up besteht aus Rieke (Vocals), Henni (Gitarre, Backing Vocals), Henry (Gitarre), Jörn (Bass) und Kev (Drums). Als einflussreiche Bands werden u.a. Trivium und Parkway Drive genannt. Eine EP mit Namen High Temperature wurde letztes Jahr auf den Markt geworfen. So geht es pünktlich um 18:45 Uhr los und nach dem Intro dröhnt Goomin aus den Boxen. Der Sound passt und es gibt eine ordentliche Mischung Metalcore auf die Ohren. Nach Eden Fire begrüßt Rieke mit roter Krawatte die anwesenden Besucher in der noch nicht voll besetzten Location. Die Band freut sich, wie auch die Besucher, auf den Abend – Konzerte sind in 2020 ja eine wirkliche Rarität. Die junge Truppe spielt ihr gesamtes Repertoire mehr oder weniger und zum Ende gibt es das neue Video, welches zumindest in Bremen anscheinend schon einen größeren Bekanntheitsgrad hat. Suffocate ballert nochmals mächtig und da alle Zuhörer stehen dürfen, gibt es ausreichend Kopfbewegungen. Nach neuen Tracks machen die Herren Platz für den nächsten Lokalmatador. Einen kurzen Eindruck zu HeadGear und Suffocate gibt es mit einem Video in Coronazeiten:
Rising Insane sind mir in letzter Zeit einige Mal namentlich und einmal auch live über den Weg gelaufen. Der Liveauftritt der Herren war bei der Metal Battle, Halbfinale Nord in der Markthalle, Hamburg in 2019. Dort verloren Rising Insane völlig zu Recht vs. Source Of Rage aus der Region Hildesheim. In Erinnerung blieb mir eine durchaus gut arbeitende Band, allerdings war der Gesang stimmlich der Truppe aus Niedersachsen klar unterlegen. Heute also der zweite Versuch, mich zu überzeugen. Ich hatte vorher mal in das eine oder andere Video reingeschaut und war mir sicher, das konnte nicht der gleiche Sänger sein, der jetzige hat eine ganz andere Power. Also war man schon durchaus gespannt auf das, was nun auf der Bühne geschehen wird. 2012 gründeten sich die fünf Bremer und 2017 erschien das erste Langeisen Nation, gefolgt vom Zweitling Porcelain am 01.11.2019. Pünktlich um 20 Uhr stehen die Herren auf der Bühne, Dead And Gone erklingt, welcher als Video verfügbar ist.
Im Gegensatz zum Auftritt in der Markthalle kommt auch Sänger Aaron kraftvoll und dynamisch aus den Startlöchern und es gibt noch eine Schippe an Härte drauf vs. HeadGear. Mit Neurotic geht es zum letzten Longplayer, bevor Aaron die Besucher begrüßt. Mit New Day und Running Wheel vom Erstling geht es weiter. Die Herren haben in den ersten Reihen auch einige Damen und Herren in Fanutensilien, so ist durchaus Bewegung und Stimmung im Publikum. Im Verhältnis zu dem Gig, welchen ich gesehen hatte, ist das fast eine völlig andere Band. Beim Metalcore macht natürlich gerade der Frontman sehr viel aus, der ist heute in einer ganz anderen Klasse unterwegs als vor einem Jahr. Helpless und Ignite von der letzten Scheibe stehen genauso auf der Setlist wie der Titeltrack, Last Fragments und The Summary. Der Aufforderung zum Circle Pit kann aus bekannten Gründen nicht nachgekommen werden. So wird aus dem Circle Pit ein „Circle Tisch“, wo die Runden gruppenweise um die Stehtische gedreht werden, welches nicht nur beim Publikum, sondern auch bei der Band für reichlich Spaß sorgt. So geht es auf die Zielgerade mit When My Anger Burns, Nation und Blinding Lights. Nach einer guten Stunde endet der Gig der zweiten Band aus Bremen und der war meines Erachtens zwei Klassen besser als vor einem Jahr. Da Sänger und Band direkt nach dem Gig im Umfeld unterwegs sind, lässt sich auch der Unterschied klären. Musiker, allen voran auch Sänger, sind keine Maschinen und Aaron hatte einfach einen schlechten Tag inkl. angeschlagener Stimme. Mit einem Auftritt wie heute hätte die Truppe beste Chancen auf das Weiterkommen auch in der Markthalle gehabt. Allerdings hat man mittlerweile einen Plattenvertrag und ist auf dem einen oder anderen Festival zu sehen bzw. geplant dort gesehen zu werden, sollte die Pandemie es zulassen. Evtl. klappt es dann ja auch mal mit Wacken.
Nun wartet alles auf den Headliner aus dem nicht weit entfernten Münster. Seit 2006 sind die Herren auf den Brettern dieser Welt zu bewundern. Evtl. ist der Name Misery Speaks noch ein Begriff – Florian Füntman (Gitarre) und Janosch Rathmer (Drums) waren vorher im Melodic Death Metal unterwegs. Eigentlich sollten auch Long Distance Calling einen Sänger bekommen, nachdem man nicht so recht fündig wurde, ließ man die Musik für sich sprechen und das mehr als erfolgreich. Sieben Langeisen sind mittlerweile erschienen, das aktuelle Werk heißt sehr passend How Do We Want To Live? Evtl. nicht dauerhaft mit Social Distance, aber gerne mit Long Distance Calling. Die Bühne wird dunkel und als Erstes kommt Drummer Janosch auf die Bühne. Mit leichter Verzögerung folgen Florian und David an den Gitarren sowie Jan in der Mitte der Bühne am Bass und es geht mit Curiosity Part 1&2 vom aktuellen Werk auch los. Die Bühne ist relativ dunkel (was den Fotografen wenig freut) und die Musik spricht für sich. Sauberer Sound und die stehenden Zuhörer bewegen sich zur Musik, wie es im Rahmen von Corona zulässig ist. Hazard, Track Nr. zwei auf dem aktuellen Werk, ist auch Nr. zwei auf der Setlist. Ein beeindruckendes Klang- und Farbenbild liefert das Quartett. Florian bedankt sich bei den Veranstaltern, dass eine derartige Veranstaltung organisiert wurde, und unterstreicht die Wichtigkeit solcher Events für die Menschen im Musikbusiness. Dem können wir uns voll und ganz anschließen. Über In The Clouds (Boundless, 2018) und Black Paper Plans (Avoid The Light, 2009) geht es wieder in die Neuzeit mit Voices. Passend zur aktuellen Situation folgt Immunity, Florian ist recht aktiv und so gibt es auch das eine oder andere Aktionsbild mit Gitarre, während David seelenruhig die Saiten bearbeitet und durch große Perfektion begeistert. Sundown Highway führt uns nochmals in das Jahr 2009, bevor es mit Sharing Thoughts wieder etwas von How Do We Want To Live? gibt. Ein Hauch von Pink Floyd liegt über dem Eventgelände am Hansator. Auf Boundless wird auch noch mal zurückgegriffen mit Out There, bevor es mit Arecibo (Long Distance Calling, 2011) und Ashes auf die Zielgerade geht. Zum Ende von Ashes verlässt erst der Drummer die Bühne, dann der Bassist und die beiden Gitarren bringen das Ding zu Ende. Das Publikum ist hellauf begeistert und so lässt sich das Quartett nicht lange Bitten und es gib Metulsky Curse Revisited, welches bisher nur auf der Livescheibe Stummfilm (2019) zu hören ist, als Rausschmeißer. Die Herren werden völlig zu Recht abgefeiert. Was für eine Arbeit an den Saiten! Gegen kurz vor 23 Uhr ist Schluss mit Livemusik für heute.
So endet für mich das Konzert in Bremen. Als Fazit bleibt, dass mir am kommenden Tag der Nacken wehtut, also nicht mehr trainiert das Teil. Sagt aber eigentlich alles über die drei Bands und die Veranstaltung aus. So funktioniert Livemusik unter Coronabedingungen! Vielen Dank an die Veranstalter für die perfekte Zusammenarbeit und die Organisation eines derartigen Events.