Artist: Grabak
Herkunft: Leipzig, Deutschland
Genre: Black Metal
Link: https://www.grabak.com

Am 22.11.2025 feierten die Leipziger Urgesteine des Black Metals, Grabak, ihr 30-jähriges Bandjubiläum. Gemeinsam mit den Wegbegleitern Eminenz und Nemesis Sopor fand eine wilde Sause in der wunderschönen Moritzbastei statt und wir nutzten die Gelegenheit, mit Sänger Jan zu plaudern und die letzten drei Jahrzehnte Revue passieren zu lassen.
Time For Metal / Sascha E.:
Heute feiern wir 30 Jahre Grabak. Wie fühlt sich so ein Tag für dich an? Nervosität, Aufregung, vielleicht etwas Nachdenklichkeit?
Grabak:
Da schlagen tatsächlich zwei Herzen in meiner Brust. Viele sagen: „30 Jahre? Wahnsinn!“ – und ja, da gehört ein ordentlicher Schuss Wahnsinn dazu. Auch sehr viel Enthusiasmus und meistens mehr Enthusiasmus als Geld. Heute bin ich vor allem nervös, weil dieses Konzert komplett auf unserem Mist gewachsen ist. Es liegt in unseren Händen. Aber es läuft alles: Die Leute sind da, es ist ausverkauft – das beruhigt mich schon sehr. Das andere Herz hängt seit 30 Jahren an dieser Band und schlägt damit fast 50 Jahre. Und da kommt schon manchmal die Frage: „Wie lange willst du das eigentlich noch machen?“ Wir machen das immer noch aus Leidenschaft, ganz ohne den großen kommerziellen Durchbruch. Einerseits schade, andererseits macht es alles ehrlicher. Denn wenn du kein fünfstelliges Gagenangebot bekommst und trotzdem weitermachst, dann ist das Überzeugung.
Time For Metal / Sascha E.:
Ist es heute schwerer, eine Band wie Grabak am Laufen zu halten?
Grabak:
Definitiv. Die Szene ist schnelllebiger geworden. Und wir sind alle in ganz normalen Jobs – deswegen dauert es auch manchmal, bis ein neues Album kommt. Wir machen das nicht fulltime.
Time For Metal / Sascha E.:
Heute spielt ihr in der Moritzbastei – einer wirklich ikonischen Location. Was bedeutet euch dieser Ort?
Grabak:
Wir waren ja Anfang des Jahres bei euch im Bandhaus, aber die Moritzbastei hat Tradition für uns. Hier haben wir unser 20-Jähriges gefeiert, ich glaube, auch das 10- oder 15-Jährige. Außerdem haben wir hier schon mit Eminenz gespielt. Leipzig bietet nicht unendlich viele passende Locations – viele sind zu groß oder zu klein. Die „Tonne“ mit etwa 300 Leuten ist perfekt für uns. Planbar, kalkulierbar, stimmig.
Time For Metal / Sascha E.:
Zum 20-Jährigen gab es Gastauftritte ehemaliger Musiker. Ist so etwas für heute auch geplant?
Grabak:
Nein. Damals hatten wir ein paar alte Songs mit früheren Mitgliedern gespielt. Dieses Mal nicht. Viele der ehemaligen Kollegen sind seit 20 oder 25 Jahren raus aus der Musik und haben kein Instrument mehr angerührt. Wir haben sie als Ehrengäste da – und freuen uns riesig darüber. Aber jemanden unter Druck setzen, der seit Jahrzehnten nicht gespielt hat – das wollten wir nicht. Wir spielen heute viele alte Songs, aber in der aktuellen Besetzung.
Time For Metal / Sascha E.:
Wenn du auf 30 Jahre Grabak zurückblickst – wie würdest du diese Zeit für dich und die Band bewerten?
Grabak:
Es war eine großartige Zeit. Wir haben Alben veröffentlicht, sind live unterwegs gewesen – und wir haben mit vielen namhaften Bands gespielt: Marduk, Dark Funeral, Naglfar, und anderen. Das kann uns niemand nehmen. Man bekommt einen Einblick in ein Business, das nicht schön ist – heute sogar weniger als damals. Aber man hat es erlebt. Natürlich hätte ich gerne mehr Alben verkauft. Aber gemessen an unserer Größe ist der heutige Rahmen genau der richtige, um 30 Jahre zu feiern. Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen. Wir können machen, was wir wollen – das ist viel wert.
Time For Metal / Sascha E.:
Gibt es Entscheidungen aus 30 Jahren Grabak, die du heute anders machen würdest?
Grabak:
Oh ja. Ich würde unser erstes Demo nicht *nur* an Septic Plays schicken. Das war aus heutiger Sicht ein Riesenfehler – neben vielen anderen. Die ersten drei Alben liefen gut, davon zehren wir heute noch, auch international. Aber danach gab es einige Fehlgriffe, was Labels und Releases angeht. Zum Beispiel: Mit Twilight haben wir ein Album veröffentlicht – und die sind drei, vier Monate später insolvent gegangen. Die komplette Veröffentlichung ist damit im Nirwana verschwunden. Und das merkst du bis heute: Zwischen 2011 und 2020 haben viele Leute gar nicht wahrgenommen, dass da zwei Alben von uns erschienen sind.
Time For Metal / Sascha E.:
Ihr habt 2021 Scion neu veröffentlicht – mit neuem Cover. Habt ihr darüber nachgedacht, auch ältere Werke wie Der Prophet des Chaos neu aufzulegen?
Grabak:
Scion haben wir neu aufgelegt, weil es damals durch die Label-Insolvenz einfach untergegangen ist. Es gibt nur sehr wenige Originale – echte Raritäten. Wir wollten zeigen: Wir sind noch da. Aber ältere Dinge wie Der Prophet des Chaos fassen wir nicht an. Das ist eine Zeit, in der wir musikalisch ganz anders waren. Das soll so bleiben.
Time For Metal / Sascha E.:
Du hast die Anfangszeit angesprochen. Wie war es eigentlich 1995–1997, als ihr losgelegt habt?
Grabak:
Eine Wahnsinnszeit. Und das kann dir wahrscheinlich jeder aus der Szene bestätigen. Die Musikszene war extrem produktiv, aber nicht übersättigt. Es kamen nicht jeden Monat fünf neue Alben. Wenn etwas erschien, dann hattest du es wirklich in den Händen, hast es zelebriert. Das Ganze hatte etwas Mystisches.
Time For Metal / Sascha E.:
Wie bist du überhaupt damals in den extremen Metal hineingerutscht?
Grabak:
Wie viele andere auch: Erst Hardrock, dann Heavy Metal – meine erste Band war Poison. Dann kamen Thunderhead, Crimson Idol von W.A.S.P. – großartig. Und irgendwann ist das nicht mehr extrem genug. Dann gehst du in den Plattenladen, findest ein Logo, das du nicht lesen kannst – und weißt: „Das muss gut sein!“ Meine erste Black-Metal-CD war Worship Him von Samael. Da war ich drin.
Time For Metal / Sascha E.:
Wie kam es dann zur Gründung der eigenen Band?
Grabak:
Damals habe ich im Jugendtheater gespielt. Wir haben monatelang geprobt – für drei Aufführungen vor 20 Leuten. Wenn du Musik machst, kommen 100 oder 200 Leute. Da war klar: Theater lasse ich bleiben. Ich wollte raus, eigene Musik machen, etwas Extremeres. Und die Leute um mich herum wollten das auch – so ging es Richtung Black Metal.
Time For Metal / Sascha E.:
Ist es heute schwerer, Grabak-Musik aufzunehmen, als früher?
Grabak:
Technisch ist es heute viel einfacher. Wir nehmen im Proberaum auf – die Möglichkeiten sind unglaublich gut geworden. Schwieriger ist, extrem zu sein. Alles wurde schon einmal gemacht. Und wenn du heute provozieren willst, interessiert es kaum jemanden. Vieles wird nivelliert. Gleichzeitig sehnen sich viele wieder nach Konstanz, nach Bands, die bleiben, was sie sind.
Time For Metal / Sascha E.:
Dann kommen wir zur wichtigsten Frage: Gibt es neue Musik? Wann kommt das neue Album?
Grabak:
Wir haben fast acht Songs fertig – ein oder zwei kommen wahrscheinlich noch dazu. Sobald dieser Konzertabend vorbei ist, bauen wir den Proberaum zum Studio um und nehmen alles auf. Realistisch würde ich sagen: Ende 2026 könnte es so weit sein.
Time For Metal / Sascha E.:
Was darf man vom neuen Album erwarten? Stilwechsel oder klassischer Grabak-Sound?
Grabak:
Es wird ein Grabak-Album. Punkt. Wir machen immer das, was wir selbst hören wollen. Wenn ein Song mal komplett aus der Reihe tanzt, dann ist das eben so. Neue Einflüsse dürfen rein, ein bisschen modern darf es klingen – aber im Kern bleiben wir wir. So wie man sich selbst nicht mehr komplett verändert, wird auch Grabak das nicht tun.
Time For Metal / Sascha E.:
Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!
Grabak:
Ich danke dir.


