Event: Jag Panzer – 40 Years Of Destruction Tour 2024
Bands: Jag Panzer, Ruthless, Ascendancy
Ort: Bambi Galore, Öjendorfer Weg 30a, 22119 Hamburg
Datum: 29.11.2024
Kosten: VVK 30 €, AK 33 €
Zuschauer: ca. 150
Genre: Heavy Metal, US Power Metal, Speed Metal, Thrash Metal
Links: https://kulturpalast.live/
Setlisten:
1. Chain Of Command
2. Licensed To Kill
3. Black
4. Iron Eagle
5. King At A Price
6. Onward We Toil
7. The Mission (1943)
8. Harder Than Steel
9. Symphony Of Terror
10. Reign Of The Tyrants
11. Dark Descent
12. Stronger Than You Know
13. Take To The Sky
14. Cardiac Arrest
15. Warfare
16. Generally Hostile
1. Gates Of Hell
2. Evil Within
3. Soldiers Of Steel
4. Betrayal
5. Sign Of The Cross
6. Bury The Axe
7. The Fallen
8. Run For Your Life
9. Metal Without Mercy
10. Dead Fall
11. Discipline Of Steel
Eine fast schon ewig lange Geschichte schreiben Jag Panzer aus Colorado. 1981 als Tyrant gegründet, erfolgte im selben Jahr noch die Umbenennung. Die erste Single sowie die selbst betitelte EP waren die ersten Veröffentlichungen als Jag Panzer. Im August 1984 legte die Truppe ihren ersten vollen Longplayer auf den Tisch. Ample Destruction wurde via Iron Works, ein Label aus Kalifornien, in den USA veröffentlicht. Beim gleichen Label waren auch Ruthless und legten im selben Jahr ihre erste EP Metal Without Mercy auf. Das bedeutet, dass sowohl Jag Panzer als auch Ruthless Tonträger in ihrem Repertoire haben, die 2024 ihren 40. Geburtstag feiern. Eine gemeinsame Tour unter dem Namen 40 Years Of Destruction bringt die Erinnerungen an die Klassiker zurück. Heute Abend geht es im Hamburger Undergroundclub Bambi Galore zur Sache und der Keller ist gut gefüllt, aber nicht ganz ausverkauft.
Ein Blick auf das Merch: Vinyl für 20 €, CD 15 €, T-Shirt 15 € und das Special Release von High Roller Records zum Jubiläumsalbum 20 €. Folglich gehen Tonträger und T-Shirts über den Tresen, wie die berühmte warme Semmel. Es geht als auch anders, als mit Mondpreisen am Merch zu agieren.
Die bekannten Gesichter der Hamburger Metalszene haben sich pünktlich zum Freitagabend eingefunden. Selbst Fans aus Norwegen und Berlin sind angereist. Jag Panzer mit der Ankündigung, den Fokus auf ihr Debüt zu legen, hat nichts an Anziehungskraft eingebüßt. Ascendancy, eine blutjunge Truppe aus München, übernehmen den Auftakt.
Wer im Netz etwas forscht, der findet heraus, dass es sich um eine im Jahr 2020 gegründete Band handelt, die mit Archive Of Death ein Album bisher veröffentlicht hat. Die jungen Herren frönen aber nicht dem Metalcore wie ihre Altersgenossen, sondern haben anscheinend in der Plattensammlung der Großeltern gestöbert und sind dort auf Judas Priest, Slayer, Metallica und Co. gestoßen. Dass das Quintett über keine großen Erfahrungen verfügt, wird auf der Bühne ersichtlich. Die Truppe kommt aber im Laufe der circa 45 Minuten immer besser zurecht und traut sich entsprechend mehr zu. Das Bambi Galore ist der perfekte Rahmen für den Nachwuchs, in dem das interessierte Publikum auch jungen Undergroundbands eine Chance gibt. Ascendancy haben diese durchaus genutzt, zeigen aber noch Potenzial nach oben. Weitere Bühnenshows werden der Band helfen, sich weiter zu verbessern.
Vom Nachwuchs zum Altmeister. Ruthless kommen aus Los Angeles und haben in den 80ern neben der bereits erwähnten EP auch den Longplayer Discipline Of Steel auf den Markt gebracht. Die bekannten Spezialisten für die Aufspürung von bereits vergessenen Perlen, holten Ruthless 2009 aus der Versenkung und auf das Keep It True Festival. Das aktuelle Werk The Fallen ist bereits die dritte LP nach der Reunion 2008. Mit Sänger Sammy DeJohn ist nur noch ein Zeitzeuge dabei, der auf den beiden Tonträgern aus den 80ern zu hören ist. Wer etwas tiefer in die jüngere Geschichte von Ruthless eintaucht, der stolpert über den ehemaligen Drummer Dave Chedrick. Genau, das ist der Herr, der mit Joey DeMaio und Eric Adams unterwegs ist. Bei Ruthless war Chedrick nur ein Jahr.
Der Laden ist einige Minuten nach 21 Uhr rappelvoll, als Ruthless die Bühne entern. Das 40 Jahre alte Gates Of Hell macht den Auftakt, gefolgt vom 2019er-Titeltrack Evil Within, bevor es mit Soldiers Of Steel zum aktuellen Werk The Fallen geht. Der Sound rumpelt an der einen oder anderen Stelle etwas und Sänger DeJohn kommt insgesamt relativ monoton rüber. Im Laufe der Show grooven sich Technik, Band und Vocals immer besser ein, sodass die Klassiker wie Metal Without Mercy und der Schlusspunkt Discipline Of Steel vernünftig aus den Boxen knattern. Elf Tracks in einer knappen Stunde liefern Ruthless, die als Opener für Jag Panzer okay sind, aber klar im Schatten der Truppe aus Colorado agieren.
Der Umbau geht zügig voran und ein unbekanntes, junges Gesicht sitzt an den Drums. Der junge Drummer mit Namen Jacob kommt aus Arizona und spielt dort unter anderem in einer Thrash-Metal-Band. Da der eigentliche Drummer Rikard Stjernquist wegen familiärer Angelegenheiten nicht touren kann, war ein Ersatz vonnöten. Der junge Herr spielt gefühlt mit seinen Großeltern und macht seine Sache ausgesprochen gut. Aric Avina übernimmt wie üblich in Europa den Bass, da der eigentliche Bassist John Tetley keine längere Zeit aus seiner Heimat verschwinden kann. Es ist angerichtet für ein legendäres Konzert, das die Altmeister gleich mit dem Klassiker Chain Of Command eröffnen. Gitarrist Ken Rodarte muss anschließend einige technische Probleme lösen, sodass Mark Briody und Harry Conklin diverse Anekdoten zum Jubiläumswerk erzählen. Das US-Label war der Meinung, dass in Europa niemand so eine Musik hört. Zur Erinnerung: Balls To The Wall von Accept feierte 1984 bereits seinen ersten Geburtstag.
Dann passt die Technik und mit Licensed To Kill gibt es die erste Kostprobe von Ample Destruction. Am Ende fehlen mit The Watching und The Crucifix zwei Nummern. Da die Herren aber auch vom bärenstarken The Hallowed mit Stronger Than You Know und Onward We Toil Liedgut präsentieren möchten, mussten anscheinend die zwei längeren Nummern vom Jubiläumsalbum weichen. Die Hits gehören ebenfalls dazu. Black, Iron Eagle, King At A Price oder Take To The Sky gehören einfach auf einen Jag-Panzer-Gig und sorgen für gereckte Fäuste, fliegende Haare und moshende Menschen vor der Bühne. Der Sound und die Performance passen, gelegentlich ist der Gesang von Conklin etwas übersteuert.
Der Schlusspunkt hat es dann nochmals in sich. Warfare und Generally Hostile sind zwei Überflieger von Ample Destruction und sollten jedem Fan des klassischen Metals geläufig sein. Entsprechend geht die Crowd nochmals steil, bevor sich Harry und Co. nach 100 intensiven Minuten verabschieden. Wenige Minuten später sind die Herren im Publikum unterwegs und signieren Tonträger, schnacken oder stehen für Fotos zur Verfügung. Was für ein Abriss, der gegen 1 Uhr morgens sein Ende findet. Intensiveres Konzertfeeling als mit einem derartigen Abriss kannst du nicht bekommen. Danke an Jag Panzer für einen grandiosen metallischen Abend, der Ample Destruction würdig zelebrierte.