Kai Havaii – Hyperion

Der zweite Thriller des Extrabreit-Sängers nach drei Jahren überzeugt wieder auf ganzer Linie

Buchtitel: Hyperion

Sprache: Deutsch

Seitenanzahl: 512 Seiten

Genre: Krimi, Thriller

Release: 11.10.2022

Autor: Kai Havaii

Link: https://www.aufbau-verlage.de

Verlag: Rütten & Loening Berlin

Buchform: Flexicover, 16,99 €

ISBN-13: 978-3352009747

Kai Havaii als Sänger von Extrabreit

Zum Autor: Kai Havaii, geboren 1957 in Hagen. Nach sehr kurzem Germanistik-Studium und Jobs als Taxifahrer und Cartoonist wurde er 1979 Sänger der vom Punkrock beeinflussten Band Extrabreit, die bis heute eine der bekanntesten deutschen Rockbands ist. Kai Havaii arbeitet auch als freier TV-Autor, u. a. für ARTE und das ZDF. 2007 erschien seine selbst geschriebene Biografie Hart Wie Marmelade, 2019 sein erster Thriller Rubicon.
Wenn er nicht mit der Band auf Tour ist, lebt er mit seiner Frau in Hamburg.

Zum Buch: Fast genau drei Jahre liegen zwischen den beiden Thrillern Rubicon und Hyperion. Wieder ein Werk mit über 500 Seiten. Drehte es sich beim Debüt um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, die Mafia und Serienkiller sind diesmal Geheimdienste und eine global agierende rechte Terrororganisation das Thema.

Ich brauche erst einmal Hilfe bei der Namensbestimmung. Dank Wikipedia klärt sich schnell, wer Hyperion war. Er ist Sohn des Uranos (Himmel) und der Gaia (Erde) und ist in der griechischen Mythologie der Titan des Lichtes. Mit seiner Gemahlin, der Titanin Theia bekam er drei Kinder. Diese waren der Sonnengott Helios, die Mondgöttin Selene und die Göttin der Morgenröte Eos.

Das Buch beginnt mit einem Entführungsopfer in einer dunklen Kiste auf einem Schiff. Erst danach beginnt die Rückblende zur Hauptperson des Thrillers, dem 39-jährigen Hamburger Felix Gerhard Brosch. Er ist ehemaliger Elitesoldat und Agent des Militärischen Abschirmdienstes (MAD). Nach dem Unfalltod seines Sohnes verliert er den Halt und nimmt einen Job als Koch auf einer Berghütte bei Schliersee in den bayrischen Alpen nahe der österreichischen Grenze an. Vier Jahre lebt er dort unbehelligt mit seiner Schildkröte Franzi, bis Magdalena Knoop, eine alte Kollegin vom Bundesnachrichtendienst (BND) auf der Hütte auftaucht. Brosch erfährt von Magdalena von der Symbiotic Liberation Force, einer neuen rechten globalen Terrororganisation. Er lässt sich zu einem riskanten Undercovereinsatz überreden, weil sich ausgerechnet sein englischer Cousin Simon Trevor Jenkins, den er seit 23 Jahren nicht mehr gesehen hat, in der SLF radikalisiert hat. Anführer dieser rechten Terrororganisation ist der unbekannte Hyperion, „Der Lichtbringer“. Die Geheimdienste vermuten, Simon ist sein Gehilfe und Mitstreiter.

Brosch, früher Straßenkid in Kirchdorf-Süd, einem Hamburger Betongetto, geht irgendwann nach einem Jahr Jugendknast wieder zur Schule. Er wird Koch und geht zur Bundeswehr. Zwei Auslandseinsätze in Afghanistan, eine entschlossene Karriere beim MAD und die schnelle Heirat mit Lisa lassen die Jugend mit seinem Cousin Simon, der nach ihrem letzten Treffen gen Amerika gehen musste, schnell vergessen. Der Unfall seines Sohnes und die Trennung von Lisa hinterließen Spuren und bewirkten den eigenen neuen Lebensweg in der Einsamkeit der Bergwelt. Der Anwerbeversuch von Magdalena, sich seinem Cousin wieder zu nähern, läuft ins Leere. Felix lehnt entschieden ab, möchte sein jetziges Leben nicht verlassen.

Detailgetreu wird beschrieben, wie Dennis Palm und Richard Schaeffler in Miami Beach eine jüdische Bar-Mitzwa-Familienfeier überfallen. Die beiden Attentäter mit ihren verqueren Ansichten sind von Hyperion angeleitet worden. Die Symbiotic Liberation Force bekennt sich zu dem „Kampf gegen das zersetzende Judentum“ und kündigt weltweit weitere Anschläge an. Die Ereignisse veranlassen Felix, seinen Entschluss zu überdenken und er reist zu Magdalena nach Berlin, um die Mossad-Agentin Yael Rubin zu treffen. Eine Woche später bezieht er eine kleine schmuddelige Wohnung in Berlin-Schöneberg in der Nähe seines Cousins, dem die Agentin Indizien als IT-Experten der Organisation nachweisen kann. Die ersten Treffen mit dem alten Freund verlaufen wie geplant.

Ich möchte eigentlich gar nicht weiter über das Buch schreiben, denn ich würde viel zu viel vorwegnehmen. Sex unter Agenten, Ausbildungslager der SLF in Schweden, gefangen von der Hisbollah in der Türkei, Fluchtszenen quer durch Europa – es werden alle Klischees erfüllt. Felix ist mit seiner Partnerin so ein bisschen zwischen McGiver und James Bond. Aber auch die Schattierungen zwischen den politischen Meinungen und religiösen Handlungen trifft Kai Havaii in seinem zweiten Thriller wieder hervorragend. Durch die detailgetreue Beschreibung der Szenen und der einfachen, klaren Sprache liest sich der Thriller erneut hervorragend.

Das Buch ist auch als Hörbuch erschienen. Es wurde von Kai Havaii selbst eingesprochen und umfasst die ungekürzte Ausgabe. Die Spieldauer der CDs beträgt 19 Stunden und 34 Minuten. Beim Lesen war ich etwas schneller.

Kai Havaii wird den Thriller Hyperion auch auf Lesungen vorstellen. Diese laufen in der Regel anders ab als gewohnt. Mit viel Musik ist der Unterhaltungsgrad immer sehr hoch und empfehlenswert. Nach der derzeitigen Tournee mit seiner Band Extrabreit wird es wieder Lesetermine geben, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Kai Havaii – Hyperion
Fazit
Es ist wieder ein spannender, hoch emotionaler Thriller ohne große Längen. Die Geschehnisse sind wieder so detailreich beschrieben, dass daraus ein Drehbuch für einen Film werden könnte. Sprachlich ist der Roman einfach und klar geschrieben. 17 Euro für einen Klotz von 510 Seiten sind gut angelegtes Geld. Für Freunde der Genres: unbedingt lesen!
Norbert C.
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