Artist: Linkin Park
Herkunft: Agoura Hills, USA
Album: From Zero
Genre: Alternative Rock, Alternative Metal, Pop Rock, Pop
Spiellänge: 31:58 Minuten
Release: 15.11.2024
Label: Warner Records Inc.
Link: http://linkinpark.com
Bandmitglieder:
Gesang – Emily Armstrong
Gesang, Gitarre – Mike Shinoda
Gitarre – Brad Delson
Bass – Dave Farrell
Drums – Colin Brittain
Samples, Turntables – Joe Hahn
Tracklist:
1. Intro
2. The Emptiness Machine
3. Cut the Bridge
4. Heavy Is The Crown
5. Over Each Other
6. Casualty
7. Overflow
8. Two-Faced
9. Stained
10. IGYEIH
11. Good Things Go
Es ist ein Kraftakt, sich selbst treu zu bleiben und dabei gleichzeitig Neuland zu betreten. Die US-Giganten Linkin Park mussten sich dieser Herausforderung mit ihrem neuen Album From Zero ohne Frage mehr als sonst stellen, denn einerseits stand die Band schon immer für Innovation und neue Wege mit jedem Album, doch diesmal ist noch etwas anders: die Besetzung, allem voran die neue Frau am Mikro, Emily Armstrong, die den 2017 verstorbenen Chester Bennington ablöst, aber keineswegs ersetzt. Die Band ist endgültig wieder da, aber vieles ist anders. Und so klingt auch das neue Album. Schon der Titel macht unmissverständlich den Neuanfang klar. Und tatsächlich, dieses Album ist keine Rückkehr, sondern eine Erneuerung.
Die Scheibe startet mit dem bereits bekannten The Emptiness Machine, und die Nummer fräst sich nicht nur ins Ohr, sondern auch tief in die Eingeweide; hier stimmt im Grunde alles. Es klingt irgendwie vertraut, irgendwie neu, irgendwie perfekt für den Neustart. Das ist eine geschickt platzierte Ansage, denn das folgende Cut the Bridge führt uns direkt in den Stadionrock, den wir seit Bleed It Out kennen und macht deutlich, dass die Band mehr vorhat, als den Fans ein bisschen Studiomucke um die Ohren zu hauen. Wie passend übrigens, dass auch gleich eine große Stadion-Tournee angekündigt wurde. Hier tobt das Publikum, hier brüllt die Masse. Doch Linkin Park wären nicht Linkin Park, wenn sie sich auf Pathos allein verlassen würden. Die Dualität, die ihre Musik stets ausmacht, findet in Heavy Is The Crown und Over Each Other einen ersten Höhepunkt, denn die beiden wirken zunächst etwas gegensätzlich, wenn Ersterer nur so strotzt vor Energie mit einem Sturm aus Gitarren, garniert mit aggressiven Vocals, mit denen Emily ihre Rock-Ikonen-DNA schwingt, bevor der sanftere, letztlich aber nicht minder kraftvolle Gegenpart, Over Each Other uns eindrucksvoll zeigt, wie facettenreich diese Stimme eigentlich ist. Emotional, kraftvoll, souverän. Wer bisher dem Tenor anhing, Emily sei ein bloßer Chester-Ersatz, wird eines Besseren belehrt. Sie ist ein neues Kapitel.
Doch nicht jedes Experiment zündet. Casualty wirkt mit seinen Nu-Metal-Vibes und teils schnellen Punk-Grooves wie eine Hommage an die frühen Nullerjahre – aber irgendwie auch wie ein Fremdkörper. Die Nummer passt gefühlt eher auf die letzten Minuten jüngerer Papa-Roach-Alben, doch wer positives anmerken möchte, findet hier eine gewisse Authentizität, ein waghalsiges „Was wäre, wenn?“, das dem Album auch irgendwie einen bunten Charakter verleiht.
Mit Overflow zeigt die Band anschließend, wie mühelos sie in atmosphärische Tiefen eintauchen kann. Die Nummer entfaltet sich behutsam und gipfelt in beklemmender Mächtigkeit, klingt irgendwie dystopisch. Mit Two-Faced kehren Linkin Park dann verlässlich zu ihren Wurzeln zurück: Riffs, Scratches, klassischer Groove, Melodien, vieles erinnert an Meteora– und Minutes-To-Midnight-Zeiten. Nostalgie trifft auf Modernität. Stained klingt dann irgendwie nach Poprock-Hymne; positiv ausgedrückt könnte man sagen, Taylor Swift möge sich in Zukunft am musikalischen Portfolio von Linkin Park bedienen – die Vocals klingen jedenfalls sehr nach Swiftie. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn die Nummer ist deswegen ja nicht schlecht – der bleibende Eindruck ist eher, dass sich die Band wie gewohnt den Mainstream zu eigen machen, statt sich ihm anzubiedern. Und diesen Mainstream beherrscht derzeit nun mal Madame Swift. Mit IGYEIH haut die Band noch mal eine Nummer nach altbewährtem Rezept raus, bevor es zum Schluss noch mal heiß wird: Das eigentliche Highlight findet sich nämlich ganz am Ende der Scheibe, und ist eigentlich eher balladesk und ruhig. Good Things Go ist lyrisch introspektiv, die Melodie ergreifend, der Aufbau meisterhaft. Es ist verletzlich und unaufhaltsam zugleich, fast unnötig zu erwähnen, dass die Vocals schlichtweg unfassbar sind. Well done, guys. So wird ein Album rund, so bleibt der Eindruck positiv.