Long Distance Calling, Sólstafir & Audrey Horne am 02.03.2013 in Hamburg

”Einer besser als der andere!”

Band: Long Distance Calling

Vorbands: Sólstafir & Audrey Horne

Location: Klubsen, Hamburg

Homepage: http://www.klubsen.de/

Datum: 02.03.2013

Einlass: 19:00 Uhr / Konzertbeginn: 19:30 Uhr

Kosten: VVK: 19,45€

Am heutigen Abend macht die Long Distance Calling-Tour ihre zweite Station im Hamburger Club Klubsen, begonnen hat das Intermezzo mit Sólstafir & Audrey Horne am gestrigen Freitag in der Sputnikhalle in Münster, die zum Tourauftakt direkt ausverkauft war. Nachdem der Beginn wenige Tage vor dem Event um eine halbe Stunde nach vorn verlegt wurde, tummeln sich bereits gegen 19 Uhr gut gelaunte Besucher am Einlass, die es kaum abwarten können, alle drei Bands heute Abend kräftig zu feiern.

Den Anfang als Opener machen die Norweger Audrey Horne, die gerade erst ihr neues Album Youngblood veröffentlicht haben und wie so oft mit voller Punktzahl bewertet wurden. Die Erwartung an die rockigen Newcomer ist entsprechend groß als diese die Bühne betreten, um Hamburg zum Beben zu bringen! Mit skandinavischer Raffinesse und einer lockeren Art und Weise bieten sie neben authentischer Bühnenperformance, aussagekräftigen Posen und überzeugend herübergebrachter Liebe zur Musik alles, was die Besucher zum Warmwerden brauchen. Wer Audrey Horne auf Platte geil findet, muss ganz oben auf seiner ToDo-Liste haben, die Truppe einmal live zu sehen.

Nach dem gelungenen Start dürfen die Isländer von Sólstafir ihr Können unter Beweis stellen. Doch an sich dürfte keiner Zweifel an der Leistung der Gruppe haben, da nordische Band oft genug hundertprozentige Leistung gezeigt hat. Sólstafir als Support für Long Distance Calling zu degradieren, klingt einfach zu hart, vielmehr haben sie den Status des zweiten Headliners und zocken neben der genialen Videoauskopplung von Fjara den Titeltrack des aktuellen Albums Svartir Sandar. Einziges Manko bei den langen, tiefgreifenden Stücken: Es werden einfach viel zu wenige gespielt und so müssen sich alle Fans wie gehabt mit nur wenigen Songs zufriedengeben – also so, wie man es von Festivals kennt. Ein Set von vier/fünf Tracks dürfte bei Sólstafir keine Überraschung mehr sein. Den einen oder anderen Song hätte man sich bei der starken Leistung und guten Stimmung jedoch schon noch gewünscht. Ein ganz wichtiger Punkt, den man in der Euphorie nicht vergessen darf: Sólstafir und Long Distance Calling passen als Tour-Gespann einfach perfekt zusammen. Die langen instrumentalen Passagen der Skandinavier lassen die Lust auf die deutsche Truppe ins Unermessliche steigen und setzen das i-Tüpfelchen auf die eigene Leistung.

Erst gestern haben die heutigen Headliner Long Distance Calling ihr viertes Studioalbum The Flood Inside veröffentlicht. Viele werden wissen, dass sie das Konzept mit dem brandneuen Album ein wenig korrigiert haben und mit Sänger Martsen die Songs erstmals gesanglich untermalen, wenn man von Gastsängern in der Vergangenheit absieht. Als Grundgerüst stehen immer noch die verstrickten Werke, die von Anfang an das Publikum in den Bann ziehen können. Martsen hält sich die meiste Zeit nicht im Rampenlicht auf, sondern lässt die Musik für die Band sprechen. Die Ansagen übernimmt wie gewohnt Jan.

Die Hamburger Fans dürfen sich über Hits wie The Figrin D’an Boogie, Black Paper Planes oder Aurora freuen, die das gesamte Spektrum des Könnens der Band aus der Bundesrepublik aufzeigen. Der edle Progressive Rock (so kann man die Musik wohl am besten umschreiben) hinterlässt nachdenkliche Passagen, ergreifende Atmosphären und atemberaubende Melodienbögen, die, wie ich finde, live im Licht der Scheinwerfer noch besser zur Geltung kommen. Wenn man den Titel „Perfekter LiveAct“ vergeben möchte, ist Long Distance Calling definitiv in der engeren Auswahl. Ob mit Gesang oder ohne – alle Rocker und Metalheads kommen heute vollends auf ihre Kosten!

Fazit: Beim Fußball würde man die drei Kombos, die im März durchs Land streifen und heute Abend Hamburg zum Beben gebracht haben, als „magisches Dreieck“ bezeichnen. Audrey Horne als vermeintlicher Newcomer Supportact zeigen, dass man die Norweger in der Zukunft auf den Zettel haben sollte. Sólstafir sind – ganz platt gesagt – einfach Sólstafir! Eigenständig, authentisch, schnörkellos und ein schön verrückter Orgasmus für die Ohren. Long Distance Calling zeigen nach vier eingespielten Studioalben, wo der Hammer hängt und unterstreichen die ihnen oft nachgesagte einmalige Live-Performance. Das gesamte Paket konnte ein Besucher für günstige 20 Euro pro Karte erwerben. Was will man mehr für einen perfekten Abend in der ansprechenden Klubsen-Location in Hamburg?