Lord Of The Lost: Haben Herbsttermine bestätigt – Aufsehen ums Tourplakat

Hamburg – Die St Paulianischen Dark Metaller von LORD OF THE LOST werden laut(stark) im Herbst: Nicht nur, dass sie nach einer mehr als erfolgreichen Akustiktour  im Frühjahr (fast alle Shows waren restlos ausverkauft) im Herbst umso mehr Heavyness walten lassen möchten, nein, sie haben mit ihrem Herbst-Tourprogramm auch gleich gehörig für Aufsehen gesorgt. Und zwar in Form von Tourmotto – und –Plakat. Aufgrund etlicher Kritik gibt es zur „Make Love, Make War“-Gastspielreise der Band zwei Plakate und ein saftiges Statement der Band dazu, das wir euch nicht vorenthalten möchten.

Lord Of The Lost 2015 Herbst Tour Plakat neu

Hier noch die Termine:

18.09. Karlsruhe, Substage

19.09. Kaiserslautern, Kammgarn

20.09. Nürnberg, Hirsch

24.09. Augsburg, Spectrum

25.09. Freising, Lindenkeller

03.10. Erfurt, HSD

08.10. Stuttgart, Cann

09.10. Dresden, Tante Ju

Lord Of The Lost 2015 Herbst Tour Plakat alt

Statement der Band:

„Liebe Fans und Fanninen,

wir leben in einer gluten- und laktosefreien, veganen Stevia- und Recycling-Welt, in der alles moralisch einwandfrei sowie politisch korrekt sein muss, biologisch abbaubar ist und Fairtrade gehandelt wird, in der radikale Kunst ein Politicum darstellt und in der man sich in puncto Wortwahl und Formulierung stets im Vorfeld sensibel Gedanken machen muss, ob man durch offensichtliche Aussagen oder Interpretationsspielräume nicht etwa irgendeine Minderheit, Opposition oder eine Gruppierung diverser Sub-Kulturen direkt oder indirekt beleidigen oder verletzen könnte.

Die großen Nationen der Achse des Guten ernähren sich selbst und befruchten sich gegenseitig seit Menschengedenken durch die Rüstungsindustrie und dadurch notwendige Kriege – und umgekehrt. „Sex sells“ ist spätestens seit dem letzten Jahrhundert kein Geheimtipp mehr, sondern eine allzu allgegenwärtige Werbestrategie, von deren Verwendung auch wir uns nicht ausklammern können.

Kommt es jedoch dazu, dem Motor unserer westlichen Welt einen Namen und ein Bild zu geben, wie auf unserem jüngst veröffentlichten Tourposter zur „Make Love, Make War“ Tour 2015, geht ein Aufschrei des Entsetzens durch die Reihen einiger Politiker. „Ja, möchte diese Band denn nun auf pornografische Art und Weise den Krieg verherrlichen?“ Mitnichten. Die Fratze des Offensichtlichen ist hässlich. Insbesondere, wenn man sich selbst darin spiegelt.

Darüber hinaus hat unser Tourposter die ein oder andere Feministinnen- und Feminstenbewegung auf den Plan gerufen. Uns wird vorgeworfen, die Gewalt gegenüber Frauen zu glorifizieren und gleichermaßen die hart erkämpfte (Gleich-)Stellung einer Frau in Uniform zu diskreditieren. In einer Welt, in der sich weibliche Teenager zum Teil freiwillig anziehen wie Prostituierte in Arbeitskleidung, begünstigt durch das von Textil-Discounter-Ketten angebotene und beworbene Sortiment für junge Frauen, inspiriert von ge-photoshoppten Queens of Pop, plastisch-chirurgisch korrigierten Schauspielerinnen und internationalen Modeikonen, in der das vorgelebte Maß an Weiblichkeit gar nicht früh genug erreicht werden kann, ist es fast verwunderlich, dass ein Tourposter dieser Art dermaßen aneckt. Die Fälle, in der Polizistinnen und Frauen beim Militär gegen ihre Arbeitskleidung, die nicht ausreichend weiblich und nicht ausreichend sexy sei, klagen (und gewinnen), stapeln sich. Junge Feministinnen gehen bar-busig auf die Straße, um für die Gleichstellung der Frau und die damit verbundene Präsentation von Brustwarzen zu kämpfen; obwohl in dieser Welt die Bekämpfung von Feuer mit Feuer so offensichtlich salonfähig geworden ist, so schallt der für uns überraschende Aufschrei gegenüber eines so offenkundig augenzwinkernden Tourplakates aus einem Wald zurück, den wir nicht gepflanzt haben.

Und da es uns fern liegt, den Krieg zu verherrlichen, der Pornografie zu huldigen oder Frauen zu diskriminieren, möchten wir allen erhobenen Zeigefingerträgern gern die moralisch einwandfreie Version unseres Tourposters präsentieren. Eine Version, in der die Welt noch heil ist, die Sonne scheint und alles so läuft, wie es sollte; eben genau so, wie die Realität. Um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden, möchten wir hier jegliche Interpretationsspielräume im Vorfeld durch eine genaue Beschreibung des Bildes eliminieren:

– Unsere Werbeikone für die Tour ist selbstverständlich bekleidet, das Kostümchen ist hochgeschlossen und beinhaltet als Accessoire eine Krawatte, die viel zu lange eine rein männliche Domäne darstellte.

– Die Wahl der Beinhaltung verdeutlicht die Abkehr vom nicht mehr zeitgemäßen Beine-übereinander-schlagen.

– Der Austausch des Stahlhelms durch einen Blumenkranz sollte für sich stehen.

– Selbstverständlich wurde in dieser Version auf sämtliche Piercings oder Tunnel verzichtet. Ob abgebildete Person gänzlich untätowiert ist, können wir aufgrund der Bekleidung nicht zusichern.

– Der pornografisch anmutende Nagellack wurde entfernt, natürlich mit acetonfreiem Nagellackentferner mit Bio-Alkohol auf Soja-Basis, mit Mikrokristallen zum nagelschonenden Abrieb.

-Die Waffe in der Hand wollten wir zunächst durch ein Nudelholz ersetzen, die hiermit verbundene Reduktion auf die Rolle der Frau in der heimischen Küche erschien uns jedoch moralisch nicht einwandfrei. Ein Smart-Phone stattdessen verdeutlicht überdies den Business-Status unserer Protagonistin, die viel unterwegs zu sein scheint, erkennbar an dem hier abgebildeten Coffee-To-Go-Becher, welcher wiederum selbstredend zu 100% aus vollständig kompostierbaren Naturfasern besteht (natürlich auch der Deckel!).

– Da die Frau von heute jedoch nicht nur gut im Business, sondern auch eine hervorragende Mutter sein kann, darf ein Milchfläschchen für den Sprössling nicht fehlen.

– Selbst das Tourmotto haben wir entschärft, da „Make Love“ mit einem Metal-Umlaut „ö“ nicht mehr offensichtlich als euphemistischer Ausdruck für Geschlechtsverkehr zu erkennen ist und „Make War“ mit diesem merkwürdigen dänischen Buchstaben nun einfach gar nichts mehr bedeutet.

– Und der Regenschirm… Nun ja, es könnte ja regnen, man weiß ja nie.

Wir hoffen inständig, es hiermit allen Politkern von links bis rechts, allen Frauenrechtsbewegungen und allen besorgten Eltern Recht gemacht zu haben, das hier abgebildete Poster ist garantiert und zu 100% moralisch einwandfrei.

Wir danken unserem Bruder im Geiste, Dirk Trashedsoul von unseren Hamburger Kiezkollegen EYES SHUT TIGHT für die Erstellung dieser beiden Versionen und verneigen uns vor seinem Talent als Künstler!

Quelle: www.rosenheim-rocks.de