Marco Glühmann – A Fragile Present

Kann der Sylvan Sänger mit seinem fragilen Geschenk überzeugen?

Artist: Marco Glühmann

Herkunft: Hamburg, Deutschland

Album: A Fragile Present

Spiellänge: 56:09 Minuten

Genre: Art Rock, Prog Rock

Release: 14.06.2024

Label: Gentle Art Of Music/Soulfood

Format: CD, Vinyl, Download

Link: marco-gluehmann.com

Bandmitglieder:

Gesang, Tasteninstrumente, Gitarre – Marco Glühmann
Gitarre, Bass — Kalle Wallner
Gitarre – Johnny Beck
Tasteninstrumente – Yogi Lang
Bass – Markus Grützner
Schlagzeug – Tommy Eberhartdt

Gäste:

Steve Rothery, Billy Sherwood

Tracklist:

  1. Hear Our Voice
  2. Never Say Goodbye
  3. Reach Out
  4. Faceless
  5. Look At Me
  6. At Home
  7. For A While
  8. Black The Shade Out
  9. One Last Hope
  10. Life Is Too Short
  11. Running Out Of Time
  12. My Eyes Are Wide Open

Marco Glühmann dürfte den meisten Prog Rock/Art Rock Fans bekannt sein. Bisher machte er sich als Sänger der Hamburger Sylvan einen Namen. In diesem Monat bringt er nun ein eigenes Album raus, das, so viel vorweg, schon noch an Sylvan erinnert, aber doch an vielen Stellen rockiger ist. Mit diesem Schritt folgt er seinen Bandkollegen Volker Söhl und Johnny Beck, die im letzten Jahr das Projekt Violent Jasper ins Leben riefen. Die neue Scheibe wird es als CD mit Bonustracks, Vinyl und auch im Stream geben. Mir liegen alle 12 Songs vor, die schon die eine oder andere Autofahrt verkürzt haben. Auch die Begleitmusiker dürften vielen ein Aha entlocken, denn neben Kalle Wallner, Markus Grützner und Yogi Lang (hat auch produziert) na klar, alle drei von RPWL, sind Bill Sherwood von Yes und Steve Rothery von Marillion als Gäste zu hören. Sylvan Bandkollege Johnny spielt einige Gitarrenparts, während Tommy Eberhardt die Rhythmusabteilung vervollständigt.

Mit Hear Out Voice geht es los. Hier ist dann gleich Billy Sherwood mit am Start. Zunächst dominieren Rhythmus und Gitarre. Das Tempo wird zurückgefahren und Marcos Gesang übernimmt die Führung, dazu gesellt sich dann Billy Sherwood und gemeinsam geht es durch die knapp fünfeinhalb Minuten. Zum Ende hinkommt dann ein fantastisches Solo, das in bester Kalle-Wallner-Manier dem Track einen fulminanten Touch verleiht. So kann man beginnen. Never Say Goodbye mit spacigen Keys und Gitarre in der Eröffnungssequenz kann mit einer Rush-ähnlichen Stimmung punkten. Das Liebeslied folgt dem starken Opener und entwickelt sich zu einem ordentlichen Rocksong. Reach Out ist ein Track, der bereits vor gut 19 Jahren entstand. Er soll ein Fenster in die musikalische Vergangenheit von Marco darstellen. Das Gitarrensolo spricht mal wieder eine eigene Geschichte und passt zu diesem emotionalen Track wie Hut zu Schnur. Das folgende Faceless ist nur auf der CD und bei den bezahlstreaming Diensten verfügbar. Der Song fällt etwas aus dem bisherigen Rahmen, zeigt aber die rockige Seite Glühmanns.

Mit Look At Me beginnt ein sehr ruhiger Song. Piano, zerbrechliche Stimme dazu und inhaltlich scheint es um seinen Sohn zu gehen, der einfach so bleiben soll, wie er jetzt ist. Der Wunsch, die Zeit anzuhalten, schwingt immer mit. Sehr schöner Track. Auch der folgende passt dazu, denn hier will Marco zeigen, wie man als Vater und Sohn zusammenlebt. „Then I’ll share our nights. It’s the least I owe you. Always be around. Never let you down. In the cold. I will cover you. My own lifetime. By my side. I will care for you. Lay down“. Eindringlicher kann man das nicht singen. Ein Piano begleitet den Sänger und Streicher runden dieses Lied ab. For A While kommt wie eine leichte Sommerbrise ums Eck. Locker flockig, leicht poppig, aber passt. Nun kommt ein weiterer Song aus der Vergangenheit von Marco, wie bereits Reach Out. Auch dieses Lied existiert bereits seit 14 Jahren und wurde in Songwriting-Sessions kreiert. One Last Hope hat eine mechanisch anmutende Struktur mit einigen schleifenden Rhythmen. Es kommt einem wie der ewige alltägliche Trott vor, aus dem nur der Refrain einen aus der Eintönigkeit rettet.

Die letzten drei Songs beginnen mit Life Is Much Too Short. Die akustische Gitarre am Anfang zeigt wieder die Klasse der Instrumentalisten auf diesem Album. Seien es die kräftigen Drums von Tommy oder der passende Basslauf von Markus. Und natürlich die Gitarren mal vom Kalle mal von Johnny. Das ist einfach gut arrangiert und gekonnt produziert. Da kommt dann Keyboarder Yogi ins Spiel, der da ein Händchen für hat. Auch dieser Song bleibt dem CD-Käufer vorbehalten. Running Out Of Time beginnt mit an Styx angelehnten Keyboards und schönen Gitarrenakkorden. Inhaltlich geht es um den Weg, den wir gehen und der Frage, wo führt er hin. Eher melancholisch, mit leichten, poppigen Ansätzen bis zum Beginn des Gitarrensolos. Mit eins der besten auf der Scheibe. Letzter Song ist My Eyes Are Wide Open. Nun kommt Steve Rothery zum Einsatz. Der Marillion-Gitarrist zeigt, warum er zu den Besten des Genres gehört. Es ist ja nicht so, dass Kalle das nicht auch hinbekommen hätte, aber mit Rothery kommt ein anderer Wind in den Song. Gekonnt, und man hört doch ein wenig Marillion raus.

Marco Glühmann – A Fragile Present
Fazit
Das erste Soloalbum von Marco Glühmann ist ein Werk, das sich etwas von den Platten seiner Stammband unterscheidet. Rockiger, mal zerbrechlich, mal anklagend, aber immer emotional geht es in den Songs um Liebe, Verlust und das Leben. Musikalisch mehr auf das Wesentliche begrenzt, finden sich neben proggigen Parts auch poppige Anleihen, die aber nicht so auffallen. Insgesamt kein Konzeptalbum, aber mit einem Zusammenhang versehen. Einprägsame Melodien, göttliche Gitarrensoli, hervorragende Gesangslinien und eine gelungene Produktion lassen nur eine gute Bewertung zu.

Anspieltipps: My Eyes Are Wide Open, Hear Our Voice und Reach Out
Kay L.
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