Metal Hammer Paradise 2013 vom 15.11. – 16.11.2013 im Ferienpark Weissenhäuser Strand

Bands: Anvil, Behemoth, Belphegor, Dark Age, Deadlock, Vader, Der Weg Einer Freiheit, Dragonforce, Drone, Dust Bolt, Equilibrium, Grand Magus, Grave Digger, Helloween, In Extremo, Kadavar, Lacuna Coil, Long Distance Calling, My Dying Bride, Orchid, Paradise Lost, Sabaton, Samael, Saxon, Sodom, The Answer, Tiamat und Unleashed

Location: Ferienpark Weissenhäuser Strand

Homepage: http://www.metal-hammer-paradise.de/

Datum: 15.11. – 16.11.2013

Kosten: Festivalticket ab 129 € bis 209 € + VVK Gebühren

Veranstalter: FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH

Freitag:

Beim ersten Metal Hammer Paradise 2013 eingetroffen, werden alle Besucher vor dem Einchecken von der Security eingewiesen, um kurzfristig zwischenzuparken und Schlüssel und Pässe zu erhalten. Für die Gäste entpuppt sich dieses Unterfangen am Freitagnachmittag als recht zeitaufwendig. Trotz sechs Schalter an der Rezeption, müssen Wartezeiten von bis zu einer Stunde in Kauf genommen werden. Durch metallische Untermalung und das erste frisch gezapfte Bier verfliegt die Zeit jedoch recht schnell und die Festivalgänger können in ihre Unterkünfte für die nächsten zwei Tage ziehen.

Neben gut ersichtlichen Lageplänen und Programmübersichten helfen auch die angebrachten zusätzlichen Schilder für eine schnelle Orientierung. The Answer haben die Ehre, das wohl exklusivste Indoor Metal Festival der Welt zu eröffnen. Mit einer guten Prise Rock ein guter Start für alle, die schon zu Beginn Lust auf’s Feiern haben. Alle anderen machen es sich bei einem Bier im Bungalow, im Appartment oder im Hotel gemütlich.

Während die Schweden Unleashed Viking Detah Metal-Klassiker wie Death Metal Victory in den Weissenhäuser Strand zaubern, genießen andere Besucher ein warmes Bad im Schwimmbad, lassen sich in der Sauna zum Schwitzen bringen oder schlendern ganz entspannt eine Runde über den Metalmarkt. Im Anschluss wird es dann eine deutliche Spur brutaler: Im Riff Rondell lassen es die Newcomer von Der Weg Einer Freiheit krachen, während der genesene Frontmann Helmut der österreichischen Death Black Metal-Band Belphegor nach schwerer Krankheit die Sau raus lässt. Ein einstimmendes okkultes Intro ebnet den Weg in eine hasserfüllte Show, die auf der Bühne von Ziegenköpfen und anderen Körperteilen geziert wird. Mit rohem Sound und einstimmenden Licht hinterlassen Belphegor bei allen Fans des Extreme Metals einen positiven Eindruck, der durch Songs wie Lucifer Incestus und Stigma Diabolicum verstärkt wird.

Auf der Maximum Metal Stage folgen im Anschluss Paradise Lost, die auf diversen Festivals der letzten Monate nicht ganz gut abgeschnitten haben. Heute im Zelt auf dem Metal Hammer Paradise ist das aber anders, von der ersten Sekunde hellwach zelebrieren die Briten ihre progressive Musik und mischen neue Songs mit Klassikern wie Gothic. Gute gelaunt werden haufenweise die Fäuste in die Luft gestreckt, die Haare zum Kreisen angeregt sowie kaltes Bier zum Kurs von 4 € in die Figur geschüttet. Fans von Paradise Lost bekommen heute zurückgezahlt, was ihnen die Band in den letzten Wochen schuldig geblieben ist. Die eigene These, dass Paradise Lost ihren Zenit überschritten haben, darf ich heute ohne Bedenken zurücknehmen.

Für Anhänger der Schweizer Formation Samael schlägt um 20:45 Uhr die Stunde der Wahrheit. Die Kultkapelle aus der Alpenregion präsentiert heute Abend ihr Album Passage in voller Länge -ein Muss für jeden Liebhaber. Hits wie Born Under Saturn, Angel’s Decay oder The Truth Is Marching On bringen die tanzwütige Meute im Baltic Ballroom zum Schwitzen. Parallel dazu geht es mit den Kanadiern Anvil ruhiger zu. Dafür dürfen sich alle Besucher auf eine sehr exklusive Show im kleinen Riff Rondell freuen, das gerade einmal geschätzte 300 Festivalgänger fasst.

Wer zwischenzeitlich die Bowling- bzw. Kegelbahn zum Glühen bringt, den zieht es spätestens bei den legendären Heavy Metal-Veteranen Saxon vor die Maximum Metal Stage, auf der Sänger Biff Byford das Kommando übernimmt. Gut gelaunt legt er sich mit seinen Jungs kräftig ins Zeug und feiert den kommenden Release der neuen Platte Unplugged And Strung Up, die in einer Woche erhältlich sein wird. Kompositionen wie Wheels Of Steel, Dallas 1 PM oder Crusader lassen alle Dämme brechen und die Band im gleißenden Heavy Metal-Licht erstrahlen.

Verschnaufpausen bleiben zu dieser Phase des Festivals kaum. Nach Saxon dürfen sich alle Gothic Metal-Fans über den seltenen Anblick von Tiamat freuen, die nicht an jeder Steckdose in Deutschland spielen. Dauerbrenner wie Cain brechen schon zu Beginn das Eis. Sänger Johan Edlund bewegt sich gewohnt theatralisch auf der Bühne und lebt die Songs wie nur wenige Musiker der Szene. Mit Vote for Love bereits das Ende eingeläutet, findet der Gig seinen Meister mit dem Hit Gaia, der leider viel zu früh das Konzert beendet. Parallel spielen im schnuckeligen Riff Rondell Deadlock, die deutschen Senkrechtstarter im Metalcore-Sektor, die im familiären Ambiente vor allem die jüngsten Besucher zum Stagediven animieren und in völlige Extase bringen!

Zum Abschluss des ersten Tages dürfen die Spielleute von In Extremo ran, die seit Jahren auf einem extrem hohem Niveau spielen und aus der deutschen Szene nicht mehr wegzudenken sind. Freunde der altertümlichen Klänge kommen dabei – wie sollte es anders sein – voll auf ihre Kosten. Alle anderen, die mit Mittelalter Rock bzw. Metal nicht viel anfangen können, dürfen den Abend auf der Aftershow Party ausklingen lassen.

Samstag:

Der zweite Tag auf dem Metal Hammer Paradise 2013 beginnt sehr entspannend. Es wird überall gefrühstückt, das schwarze Gold fließt literweise und wer morgens schon auf ein kaltes Bier steht, flößt sich dieses genussvoll ein. Mittags steht ein Strandspaziergang bei vielen auf dem Plan. Es ist zwar recht frisch und windig, aber es regnet nicht und so tut die frische Seeluft merklich gut. Anders geht es bereits auf der Bowlingbahn zu – auf der steht das Bowling gegen Sodom auf dem Plan: Eine klare Pflichtveranstaltung für alle Thrash Metal-Fans.

Musikalisch startet der zweite Tag an der Ostsee mit der deutschen Metalcore-Abrissbirne Drone, die sich nach dem Erfolg beim Wacken Metal Battle national in den letzten Jahren einen anständigen Namen erspielt hat. Wem das zu Beginn zu hart ist, wartet auf die Heavy Metal-Schergen Grand Magnus, die – wie alle spielenden Bands auf dem Festival – kein unbeschriebenes Blatt sind. Eine kleine Planänderung erfolgt im Anschluss: Death Angel müssen leider absagen und so springen die Polen Vader ein, die keine Probleme haben, mit ihrem traditionellen Death Metal die Besucher zu begeistern.

Im Hochgeschwindigkeitsmodus angekommen, dürfen alle Anwesenden der Maximum Metal Stage sich das Gehirn durch High Speed Power Metal der Marke Dragonforce freipusten lassen. Furios mit Fury Of The Storm und Cry Thunder gestartet, lassen die Londoner nichts anbrennen. Die Stimmung ist grandios, die Technik der Musiker auf höchster Stufe und der abschließende Song Through The Fire And Flames lässt kein Wünsche offen. Eine wirklich starke Show der Engländer, die einen festen Platz im europäischen Metal Business besitzen.

Ganz soweit sind Dust Bolt noch nicht, dafür sind sie ein Newcomer, von dem man das ein oder andere Mal schon etwas gehört hat. Kein Wunder, dass es diverse Kuttenträger zu den Thrashern zieht, um mit diesen im Riff Rondell gepflegt das Haupthaar in Schwung zu bringen. Gleiches gilt kurze Zeit später bei Lacuna Coil. Doch dieses Unterfangen erweist sich als sehr schweißtreibend. Im Baltic Ballroom ist die Temperatur wieder ans Limit gestiegen und schon kurz nach dem Opener I Don’t Believe in Tomorrow der Italiener ist der Konzertsaal bis auf den letzten Platz ausgefüllt. Da heißt es für diejenigen, die noch zur Show möchten, Geduld zu bewahren und hoffen, dass es den einen oder anderen frühzeitig zu einer anderen Band zieht und Platz für die eigene Person entsteht.

Nachdem schon Dust Bolt den Thrash Metal-Hammer ins Rotieren gebracht haben, dürfen die Urgesteine Sodom nicht fehlen, die man einen Tag später gar bei McDonals bei einem Kaffee beobachten kann. Gewohnt stark und ausgeglichen zeigen sich die Deutschen, die sichtlich Spaß an ihrem Gig an der Nordsee haben. Die Setlist ist vielsietig gestrickt, lässt Klassiker zu Höchstform auflaufen und neue Stücke können den neuen Glanz der Band repräsentieren. Ein guter Auftritt im nicht ganz gefüllten Maximum Metal-Zelt, bei dem der Nachfolger Behemoth auf noch weniger Zuschauer blicken muss.

Bei Dark Age in der kleinsten Location herrscht hingegen ausgelassene Stimmung und die warmen Körper drängen sich um die Bühne. Mit der neuen Platte A Matter Of Trust im Gepäck lassen sich die Hamburger, die bei AFM-Records unter Vertrag stehen, feiern. Die Mixtur aus Dark Metal, Melodic Death Metal und Rock trifft den Zahn der Zeit und lässt die Norddeutschen zu einer der Überraschungen des Festivals heranwachsen.

Schweißtreibend wird es dann wieder bei Grave Digger. Ncht, dass Lacuna Coil das Baltic Ballroom nicht schon in eine Sauna verwandelt häten, nein, die Heavy Metal-Helden lassen den Schweiß wortwörtlich von der Decke tropfen. Ohne ein kaltes Getränk ist die Show kaum auszuhalten. Nasse T-Shirts reiben sich zufrieden aneinander, als Chris „Reaper“ Boltendahl Hit um Hit anstimmt. Unvergessen sind die Songs Excalibur oder Rebellion, die in den Ohren bleiben. Zeitgleich dürfen sich die Berliner Kadavar beweisen – für die Band, die unter der Nuclear Blast Flagge segelt, kein Problem, da sie vor allem die Old School-Fans auf ihrer Seite haben.

Sehr übersichtlich wird es, als die Black Metal-Haudegen von Behemoth zur Messe bitten. Das sehr Heavy Metal-lastige Festival erweist sich vor allem für Behemoth als ein schweres Pflaster. Anhänger der dunklen Künste kommen trotzdem voll auf ihre Kosten und freuen sich über den Platz vor der Bühne. Der Evergreen Ov Fire And The Void zeigt die Richtung, in die Behemoth gehen: Roher aber zugleich medlodischer Black Metal ergießt sich über den Köpfen der Fans. Die Nebelwerfer putschen die Meute auf und unterstreichen das extrem stimmige Bühnenbild, das mit brennenden Kreuzen sein Highlight gefunden hat. Nach dem Gig darf sich ein kleiner Teil der Jünger über einen Zipper in höchster Güteklasse für schmale 40 Euro freuen.

Alle, die von Behemoth zu My Dying Bride pilgern, dürften arg verwundert sein, dass bei den Engländern relativ wenig los ist. Dies ist kein Grund, um traurig zu sein. Schnell in die erste Reihe gedrängt, darf das emotionale Feuerwerk mit Kneel und Like Gods beginnen. Der seltene Anblick von My Dying Bride, die ebenfalls wie Tiamat nicht allzu oft in Deutschland zu Gast sind, erfreut die Liebhaber der Band. Die Progressiven Metaler danken es ihnen mit The Whore oder Raven Wings. Highlights wie She Is The Dark und My Body machen My Dying Bride auf dem Metal Hammer Paradise 2013 unvergessen.

Das Ende nähert sich unaufhaltsam. Während Helloween oder Equilibrium ihr Bestes geben, nutzen andere Besucher noch einmal die Möglichkeit, sich in ihrer Unterkunft frisch zu machen bzw. etwas beim laufenden Metal Hammer Paradise TV vorzüglühen. Nächtliche Strandspaziergänge sind da ebenfalls beliebt. Gleiches gilt für die Nahrungsaufnahme, um für das Finale gut gestärkt zu sein.

Wer instrumentale Perfektion genießen möchte, lässt sich von der letzten Band Long Distance Calling im Riff Rondell bezaubern. Tiefgründige Melodien und Gänsehaut-Feeling versetzen nicht nur die Protaganisten in Trance, sondern lassen auch das Publikum in eine andere Dimension abwandern. In eine Zeit wo Black Sabbath ihre größten Erfolge feierten, dürfen all diejenigen zurückreisen, die zur letzten Band des Festivals im Baltic Ballrom gefunden haben. Orchid, die Doom Rock/Heavy Metal-Künstler aus San Francisco, haben das Gen im Blut, generationsübergreifend die alte Kunst an den Mann zu bringen, ohne dabei altbacken zu wirken.

Das große Finale des ersten Metal Hammer Paradise sind zweifelsohne die Power Metal-Überflieger Sabaton aus Schweden, die leider sehr verzögert starten müssen, da ihr Equipment von der Fluggesellschaft verschlampt wurde und erst kurz vor der Show an der Ostsee eingetroffen ist. Wer jetzt denkt, dass Joakim Brodén und seine Männer total gestresst wären, der irrt. Total entspannt erklingt Ghost Division und die Kriegsmaschine Sabaton beginnt an Fahrt aufzunehmen. Gott Mit Uns und Attero Dominatus zeigen deutlich, warum die Skandinavier ohne Abriss die letzten Jahre immer erfolgreicher werden. Die Refrains setzen sich wie böseartige Ohrwürmer ohne Chance auf Genesung in die Ohren. Die Melodien gehen ganz einfach in den Kopf und bleiben, ob man will oder nicht, in den Ohren. Kleine Spielchen von Sänger Joakim Brodén lockern nicht nur die Stimmung auf, sondern machen die Band mega sympathisch. Sehr authentisch und immer auf der Augenhöhe der Fans sind Sabaton nicht nur beim abschließenden Primo Victoria und Metal Crüe. Wirklich eine Band zum Anfassen.

Fazit Rene: Die Unterkünfte haben das gehalten, was einem versprochen wurde. Die drei einzelnen Bühnen hatten ihren ganz eigenen Charme. Die Location ist auf der Welt – wie ich finde – einmalig und das Rahmenprogramm eine willkommene Abwechslung für die Besucher. Totalausfälle gab es bei den Bands nicht. Schade war nur, dass bei Behemoth ruhig mehr Black Metal-Anhänger hätten auftauchen dürfen, ansonsten haben die Polen eine klasse Show abliefert. Gleiches gilt für Tiamat oder My Dying Bride, die aus dem 1A Line-Up herausgestochen sind. Sabaton und In Extremo als Headliner auflaufen zu lassen, hat sich bewährt und ich bin wirklich gespannt, welche Bands uns 2014 auf dem zweiten Metal Hammer Paradise glücklich machen werden. Um die ganze Idylle genießen zu können, sollte man jedoch vielleicht vor oder nach dem Festival noch ein paar Tage Urlaub ranhängen: Es lohnt sich!

Fazit Arkona: Die Unterkünfte waren behaglich und für ein Festival äußerst gediegen. Die Ausstattung umfasste Fernseher, Herdplatten, Mikrowelle, Kühlschrank und auch an Bettwäsche und andere Dinge war gedacht. Frühstück und Mittagsmahlzeiten sowie Kosten für Schwimmbad waren bereits im Preis enthalten und auch sonst gab es zahlreiche Möglichkeiten an Aktivitäten für einen angemessenen Aufpreis. Kurze Wege zu den Bühnen und wie versprochen alles Indoor. Selbst ein Edeka Markt war vor Ort.

Den Festivalgästen wurde ein perfekter Konzertsound geboten und auch die versprochene Wohlfühloase habe ich so vorgefunden. Besonders gut haben mir My Dying Bride, die ja bedauerlicherweise nur selten in Deutschland spielen, Sabaton mit ihren schwedischen Tracks, Behemoth mit einer gelungenen Feuershow sowie Paradise Lost gefallen. Negativ war, wenn ich von dem einstündigem Warten beim Check In absehe, gar nichts!

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