Moonspell & Rotting Christ am 25.10.2019 in der Matrix, Bochum

Mysterien in der Matrix

Bands: Moonspell, Rotting Christ, Silver Dust

Ort: Matrix, Bochum

Datum: 25.10.2019

Kosten: VVK 35 €

Zuschauer: 700

Genre: Black Metal, Dark Metal, Melodic Black Metal, Power Rock

Veranstalter: RTN Touring

Link: https://www.moonspell.rastilho.com/

Moonspell Tour 2019

Mit leichter Verzögerung öffnet die Matrix gegen 19:30 Uhr ihre Türen und sofort strömen die bereits zahlreich vor der Halle wartenden Fans hinein. Tief in die Katakomben der Matrix, die bekannte Tube hineinschieben sich fast 700 Leute. Die Luft wird innerhalb von Minuten stickig und warm, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut, als der Opener Silver Dust auf der Bühne zeigt. Eine ausgereifte Performance, für eine Band, deren Weg erst 2013 in der Schweiz begann. Mit auf Monitoren laufenden Filmsequenzen, untermalen sie gekonnt ihre Musik, die verglichen mit den folgenden Bands sehr zart und melodisch anmutet. Als „Power Rock mit elektronischen Schleifen, klassischen Elementen und Stammestrommeln“ beschreiben die vier Schweizer ihre Musik und dies trifft für mich ziemlich ins Schwarze. Leider passt dies, aus meiner Sicht, überhaupt nicht zu den folgenden Bands.

Rotting Christ – Sakis Tolis

Denn als Rotting Christ mit ihrem bekannten Opener Χ Ξ Σ (666) die Bühne betreten, kippt die Atmosphäre unausweichlich weg von der Party, hinein in die Dunkelheit, die die meisten Gäste sich gewünscht haben. Dem griechischen Quartett sind seine über 30 Jahre Bühnenerfahrung anzusehen, denn jeder Schritt passt und die Interaktion mit dem Publikum scheint wie eine Begegnung mit Freunden zu sein. Ob während des kraftvollen Exorzismus Apage Satana, der eigenen Interpretation des Dies Irae, welches den jüngsten Tag besingt oder des fast schon urtümlichen In Yumen Xibalba – düster und okkult ist die Stimmung in der Matrix. Das verursacht bei mir immer wieder diese angenehme Gänsehaut, besonders wenn Frontmann Sakis Tolis seine gesprochenen Passagen fast schon in das Mikrofon flüstert. Eine gute Stunde spielen sich Rotting Christ durch ihre gesamte Bandgeschichte und bieten ihren Fans so aus jedem Jahrzehnt musikalisch etwas an, bis sie vom Headliner Moonspell abgelöst werden.

Moonspell – Fernando Ribeiro

Auch den Portugiesen ist ihre Bühnenerfahrung anzusehen, doch anders als ihre Vorgänger legen sie wieder mehr Wert auf ihre Show. Frontmann Fernando Ribeiro betritt die Bühne mit schwarzem Schlapphut auf dem Kopf und Laterne in der Hand und scheint nach etwas zu suchen. Den Fans gefällt diese Art auf jeden Fall, denn es scheinen noch mal mehr Menschen in die kleine Halle zu strömen und es wird vor der Bühne nahezu unerträglich eng. Musikalisch eine andere, fröhlichere Welt als bei Rotting Christ, gehen diese beiden Bands zumindest thematisch in die gleiche Richtung. In Songs wie 1755 werden Tragödien besungen und dazu passend, der heute allgegenwärtige Seitenhieb auf die Kirche und deren Missstände, als an Kreuzen sichtbar negativ gestikuliert wird. Über eine Stunde zieht das Quintett seine Show und spielt sich ebenso wie der Vorgänger durch 30 Jahre Bandgeschichte. Die Stimmung wird vor der Bühne etwas fröhlicher, was mich zu der Vermutung bringt, dass dem Publikum gefällt, was es geboten bekommt.

Rotting Christ

Alles in allem würde ich dieses Konzert als einen gelungenen Abend bezeichnen, denn mein einziger Kritikpunkt gilt der musikalisch, wie auch thematisch unpassenden Vorband Silver Dust, die aber auch ihren Soll erfüllt hat – nur auf eine andere Art. Mein persönliches Highlight waren die Athener von Rotting Christ, die es nie verfehlen, ihrem Image gerecht zu werden und ohne viele Schnörkel Atmosphäre schaffen. Wie immer grandios, schaffen sie es, den Gast für die Dauer des Auftritts in eine andere, mystische Welt zu geleiten. Als krönenden Abschluss bringen Moonspell mit mehr Schnörkeln, mehr Spaß auf die Bühne. Nicht ganz meine Welt, aber die Mehrheit des Publikums scheint von diesem Auftritt gut unterhalten zu sein, denn es wird mitgesungen und zeitweise sogar getanzt. Somit bleibt mir Nichts, als mich resümierend bei den Bands für deren geniale Auftritte zu bedanken.