New Model Army – Unbroken

Kritisch und bissig wie in jungen Jahren

Artist: New Model Army

Herkunft: Bradford, England

Album: Unbroken

Genre: Alternative Rock, Post Punk, Folk Rock

Spiellänge: 45:21 Minuten

Release: 26.01.2024

Label: earMUSIC

Link: https://www.newmodelarmy.org/

Bandmitglieder:

Gitarre und Gesang – Justin Sullivan
Keyboard – Dean White
Schlagzeug – Michael Dean
Bass – Ceri Monger

Tracklist:

1. First Summer After
2. Language
3. Reload
4. I Did Nothing Wrong
5. Cold Wind
6. Coming Or Going
7. If I Am Still Me
8. Legend
9. Do You Really Want To Go There
10. Idumea
11. Deserters

Wenn es um Indie-Rock-Bands geht, dann dürfte recht schnell der Name New Model Army fallen. Bereits 1980 gegründet, liefern die Briten Alben wie Impurity, Thunder And Consolation oder No Rest For The Wicked. Ein Vertrag bei dem damaligen Top-Label EMI ist der Lohn. Der Wechsel zu einem großen Label sorgt nicht nur für positive Stimmung. In den 80ern ist vor allem im Punkumfeld die Unabhängigkeit ein hohes Gut und alles, was kommerziell ausgerichtet ist, verhasst.

Die Karriere von New Model Army hätte 1991 bereits zu Ende gehen können. Mastermind Justin Sullivan kommt einem defekten Verstärker zu nah und erleidet einen Stromschlag. Er wird wiederbelebt und aus dieser Geschichte entsteht der Song White Light. Drummer Robert Heaton erkrankt an Krebs und muss seinen Job 1998 quittieren. 2004 verstirbt der langjährige Drummer. Im selben Jahr fällt ein Mitarbeiter von New Model Army in Südafrika einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Gestohlenes Equipment auf einer Tour gehört ebenfalls zur Vita.

Allen Widrigkeiten wird getrotzt und 2024 der passende Albumtitel Unbroken auf den Tisch gelegt.

Was kann das 16. Studiowerk der Veteranen? Der Musikstil ist speziell, irgendwo zwischen Post Punk, Folk und Alternative Rock verortet, lassen sich New Model Army auch im 44. Jahr der Bandgeschichte nicht einfach in eine Schublade stecken. Geblieben ist der kritische Blick auf die Menschheit und die nur bedingt positive Entwicklung. Als Beispiel sei der Opener First Summer After angeführt. Der Blick geht nach Osten, wo Sullivan den Ukrainekrieg mit Metaphern umschreibt. Es ist einfach, wenn du wieder nach Westen fahren kannst und nur den Staub der Felder siehst. Wer mit „Als der Verrückte die Schlüssel stahl, In der Dunkelheit mitten in der Nacht“ gemeint ist, dürfte jeder Mensch verstehen.

Von Anfang an kommen die Trademarks von New Model Army zum Vorschein. Der Gesang von Sullivan treibt First Summer After, eine unorthodoxe Überleitung zum Hauptteil des Tracks sorgt für Aufmerksamkeit: New Model Army können auch auf Album Nummer 16 mit Abwechslungsreichtum aufwarten.

Language dreht zum Alternative Rock inklusive eingängigen Refrain. Das Ding dürfte Fans sehr entgegenkommen, wobei Sullivan und seine Mitstreiter eine gewisse Komplexität nicht vermissen lassen. Angepunkter Garagenrock (Reload), melancholische Rockmelodien mit Explosionsgarantie im weiteren Verlauf (I Did Nothing Wrong) oder die Integration von Folk-Instrumenten (Cold Wind): New Model Army vermeiden Langeweile.

An der einen oder anderen Stelle kommt Unbroken etwas unspektakulär rüber. Hier wäre zum Beispiel If I Am Still Me zu nennen. In Richtung Ende der LP drehen New Model Army noch mal auf. Legend mit seinen elektronischen Spielereien macht den Anfang, Do You Really Want To Go There legt mit starkem Refrain nach. Das Klavier und die Stimme von Sullivan dominieren anfänglich Idumea, eine sehr stimmungsvolle, aber in großen Teilen traurig klingende Darbietung. Deserters bildet die Brücke zum Start mit First Summer After und setzt intensiv, aber trotzdem eingängig, den Schlusspunkt.

New Model Army – Unbroken
Fazit
Fans von New Model Army bekommen mit Unbroken genau die Trademarks, welche die britische Band seit Jahrzehnten liefert. Unkonventionell, abwechslungsreich, manchmal auch schräg, aber trotzdem eingängig mit einem klaren roten Faden. Unbroken möchte in Gänze gehört werden. Die Hörerschaft soll den roten Faden finden und verfolgen. Fans können bedenkenlos zugreifen, Menschen mit einer Vorliebe für Post Punk beziehungsweise Alternative Rock sollten ebenfalls ein Ohr riskieren.

Anspieltipps: Legend und Do You Really Want To Go There
Jürgen F.
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