Eternal Champion + Support am 04.03.2024 im Backstage in München

Fliegende Mähnen und schwere Kutten

Eventname: Tour 2024

Headliner: Eternal Champion

Vorbands: Reverend Hound, Sumerlands

Ort: Backstage, München (Halle)

Datum: 04.03.2024

Kosten: 30,00 € VVK

Genre: Epic Heavy Metal, Thrash Metal

Besucher: ca. 150 Besucher

Veranstalter: Backstage München

Link: https://www.facebook.com/events

Es gibt innerhalb der Metallerzunft, mit ihrer oft mit Bandlogos gespickten und zumeist durchgehend schwarzen Garderobe, eine Gruppe von ganz besonders hingebungsvollen Fans. Diese geben sich mit schnöden Stoffleibchen und Bandshirts von der Stange nicht zufrieden, stattdessen sieht man liebevoll mit Patches versehene Westen, Nietenarmbänder und Lederaccessoires. Die Haare, falls vorhanden, werden lang getragen, selbst wenn teilweise der Zahn der Zeit schon die eine oder andere kahle Stelle auf den Häuptern hinterlassen hat.

Und es gibt Bands und Metal-Genres, die jene Zunft ganz besonders anzuziehen scheinen, nicht selten frönen die Protagonisten auf der Bühne einem ähnlichen Kleidungsstil. Die Musik – zumeist episch, begleitet von ausladenden Gesten auf der Bühne und eindrucksvoller Stimmgewalt. Thematisch geht es oft um fliegende Schwerter in riesigen Schlachten, um fantastische Wesen und fremde Welten, um Ruhm und Ehre, um Leben und Tod. Epic Heavy Metal hat sicherlich viele Facetten, aber der Wiedererkennungswert ist hoch und meistens bekommt man genau das, was man erwartet.

Sumerlands – 04.03.2024 – München

Eine solche Kombination aus Musikern und entsprechend gewandetem Publikum steht für den heutigen Montagabend im Backstage München auf dem Plan: Eternal Champion aus Austin, Texas sowie Sumerlands aus Philadelphia. Beide Bands teilen sich einen Großteil der Musiker, auch wenn die jeweiligen Homebases mehr als 2000 km auseinanderliegen. Stilistisch gibt es keine riesigen Unterschiede, Heavy vs. Epic – die Schnittmenge der Fangemeinden dürfte ebenfalls recht groß ausfallen.

Als wäre das nicht bereits genug der gepflegten Abendunterhaltung, hat es auch eine Münchner Band ins Line-Up geschafft. Reverend Hound sind inzwischen auch seit mehr als 15 Jahren am Start, den ganz steilen Karrierepfad hat man aber offenbar von vornherein ausgeschlossen, eine Demo, eine EP und einen Longplayer haben die Jungs bisher vorzuweisen. Das Genre ist hier der Thrash, und das lässt einen halsbrecherischen Auftakt in den Bereich des Möglichen rücken.

Eigentlich sollte der Gig im kleineren Backstage Club stattfinden, aber aufgrund der Nachfrage hat man sich entschlossen, die Halle zu bespielen. Gute Idee, die Halle platzt zwar nicht gerade aus ihren Nähten, aber in den Club hätten die ganzen Menschen definitiv nicht mehr gepasst.

Reverend Hound – 04.03.2024 – München

Licht aus und Feuer frei! Reverend Hound gehen von Anfang an ganz in ihrer Opener-Rolle auf. Sänger Wolfgang, stimmgewaltig und bestens gelaunt, sucht sofort den direkten Kontakt zum Publikum, und der Platz vor der Bühne wird zusehends knapper. Schnell wird auch klar, dass das Thrash Label für die Musik der Band vielleicht doch etwas irreführend ist. Die Nähe zum ganz klassischen Heavy Metal spricht sowohl aus den starken Melodien als auch aus dem epischen Gesang, auch wenn die halsbrecherischen Riffgewitter, die immer wieder auf das begeisterte Münchner Publikum einprasseln, sicherlich jeden eingefleischten Thrasher völlig zufriedenstellen. Beeindruckend ist die positive Energie, die von den Musikern ausgeht, und während manch andere Band aus ihren Auftritten verbissene Stellungskriege baut, interagieren Reverend Hound auch miteinander, Basser Markus und Lead Gitarrist Thomas an der Flying V verbünden sich ein ums andere Mal zum infernalischen Doppel, grinsend und den eigenen Soundteppich gehörig abfeiernd und Basti an der Rhythmusfront schenkt dem Fotografen hin und wieder sogar einen direkten Blick in die Linse. Es besteht kein Zweifel – viel besser kann man einen Konzertabend nicht eröffnen. Hohes Niveau an allen klanglichen Waffengattungen – darf ich bitte erfahren, warum diese Combo nicht weitaus bekannter ist und große Hallen bespielt?

Nach diesem starken Einstand ist erst einmal Flüssigkeitszufuhr nötig. Ich exe einen Liter Wasser und positioniere mich dann wieder mittig vor der Bühne, um ja keinen Ton des Auftritts von Sumerlands zu verpassen.

Sumerlands – 04.03.2024 – München

Auch hier beeindruckt mich wiederum das hohe Können, mit dem die Band aufwartet. Brandon Radigan schmettert nur so ins Mikrofon, während sich Arthur und John an den Klampfen jeweils am linken bzw. rechten Rand der Bühne positioniert haben und Schwerstarbeit leisten. Etwas im Hintergrund in der Mitte der Bühne gibt Basser Brad den Rhythmus vor, ein Fels in der Brandung. Wir hören Twilight Points The Way vom 2022er Longplayer Dreamkiller, ebenso wie dessen Titeltrack, Edge Of The Knife und Heavens Above. Vom selbst  betitelten Erstling erklingen The Guardian, Blind und Haunted Forever. Die Songs versprühen einen – oft melancholischen – Eighties-Vibe, die Melodien kommen episch, träumerisch. Eigentlich möchte man die gereckte Faust gar nicht mehr senken, aber während einige der Kopfnicker um mich herum genau das konsequent zelebrieren, brauche ich beide Hände, um Lichtbildnerei zu betreiben.

Eternal Champion – 04.03.2024 – München

Zum geplanten Höhepunkt des Abends, dem Auftritt von Eternal Champion, blicke ich dann, wie erwähnt, in bekannte Gesichter. Die gesamte Saitenfraktion von Sumerlands ist abermals anwesend, aber das Gesicht am Mikro ist ein Neues – Jason Tarpey hat den gleichen Friseur wie Brandon, passt aber in Sachen Statur noch etwas besser in die Rolle des schwerterschwingenden Recken. Man könnte jetzt ein Trinkspiel veranstalten und jeweils anstoßen, wenn die Begriffe „Blood“, „Iron“ oder „Death“ fallen, aber dann würde man die Hälfte des Auftritts sicherlich verpassen. Auch wenn ich mich persönlich nicht entscheiden könnte, ob mir Sumerlands oder der Headliner besser gefällt – eine starke Vorstellung liefern Eternal Champion allemal, und das Publikum hat seine Entscheidung recht eindeutig getroffen – kein Millimeter Platz in den ersten fünf Reihen, ich kann mich gerade so am äußersten Rand zwischen Bühne und Bassbox quetschen.

Was den Abend – neben der guten Stimmung – zu etwas Besonderem macht ist definitiv, und ich erwähne es gern zum x-ten Male, das durchgehend hohe Niveau. Jede einzelne dieser drei Kapellen hätte es – ohne jede Übertreibung – verdient, auch ein Vielfaches des heutigen Publikums begeistern zu dürfen.

Erschöpft und völlig verschwitzt sattle ich gegen 23 Uhr den Drahtesel und reite heimwärts, die Faust immer voraus.