Artist: Nightbearer
Herkunft: Deutschland
Album: Defiance
Spiellänge: 46:08 Minuten
Genre: Death Metal
Release: 13.06.2025
Label: Testimony Records
Link: https://www.facebook.com/nightbearer/
Bandmitglieder:
Gesang – Michael Torka
Gitarre – Domink Hellmuth
Gitarre – Tristan Schubert
Bassgitarre – Florian Blöhmfeld
Schlagzeug – Manuel Lüke
Tracklist:
1. Dust
2. His Dark Materials
3. Defiance
4. One Church Over All
5. Dying Knows No BoundsTestimony Rec
6. Reign Supreme
7. Under The Sun Of War
8. Ascension
9. Until We Meet Again
10. Republic Of Heaven
Aufgrund Altersschwäche und wöchentlicher Zeitplanung habe ich mir angeeignet, am Samstag oder Sonntagmorgen ein bis zwei Reviews zu schreiben. Vorher, in der Woche, höre ich mir die Alben drei bis vier Mal an und dann geht es eben los. Warum ich das hier vorweg schreibe? Keine Ahnung, wahrscheinlich, weil ich ganze Zeit den Refrain von Bee Gees Night Fever trällern muss, aber dann natürlich mit dem Bandnamen Nightbearer, Nightbearer – We know how to show it. So etwas geht nur am Morgen. Okay, ich schweife ab.
Nightbearer aus NRW sind seit dem Jahre 2017 unterwegs, knallten gleich ein Jahr später eine EP auf den Markt und ließen 2019 das Debütalbum namens Tales Of Sorcery And Death folgen. Im Jahr 2022 dann das richtig geile zweite Album namens Ghost To A Darkness Come. Dieses Album kam bei der Presse und bei den Fans richtig gut an und man konnte sogar auf dem Party.San spielen. Wieder drei Jahre später nun also Album Nummer drei via Testimony Records. Ein guter Rhythmus, wie ich finde.
Sänger Micha und Gitarrist Dominik sind die Hauptverantwortlichen dieses Unterfangens aus Ostwestfalen und haben sich dieses Mal die Trilogie His Dark Materials von Phillip Pullmann vorgenommen, um auch textlich glänzen zu können. Es geht um Religion, Aberglauben und um die ideologische Befreiung.
Musikalisch legt man dann mit His Dark Materials so richtig los (vorher erzeugte ein Akustik-Gitarrenpart, welcher als Intro dient, eine entspannte Umgebung) und nach einigen Sekunden habe ich schon ein Lächeln im Gesicht, denn man legt gleich mit einem melodischen Knüppelpart los, kombiniert mit einem Scream und zelebriert die schwedische Keule, so wie ich es mag. Top. Der Gitarrensound ist wieder da, wo ich ihn erwartet habe, alles andere hätte mich auch enttäuscht. Das Bosspedal wird ordentlich durchgetreten. HM2 forever. Nach dem Geballer zu Beginn drosselt man das Tempo ein wenig und groovt, um dann ein kleines Solo melodischer Art einzubauen. Break, Vorspiel und ab ins Midtempo. Uftata und Stampfer. Hervorragend. Die Melodie wird wieder hervorgeholt. Es endet wieder in einem melodischen Solo, welches als Signal für den Sturm gelten kann, denn danach holen sie wieder den geilen Ballerpart heraus und schreiten durch das Gebälk, welches sich an allen Ecken biegt. Melodisch und atmosphärisch endet der Part dann. Mit diesem Opener haben sie mich sofort auf ihre Seite gezogen, denn man lässt den Song nicht so austrudeln, sondern zelebriert noch einmal das schwedische Gekloppe – dann ist aber wirklich Schluss.
Ich bin ja schon seit längerer Zeit mit den Jungs per sozialen Medien in Kontakt und hatte neulich in Oldenburg das Vergnügen, ein längeres Gespräch mit ihnen zu führen. Micha erklärte, dass schon zu Beginn des Writing-Prozesses klar stand, dass sie atmosphärischer werden wollen, sich aber natürlich weiterhin an den frühen Neunzigern orientieren würden.
Letzteres hat man mit dem Opener bewiesen und den atmosphärischen Teil übernimmt dann unter anderem der Titelsong Defiance. Nicht, dass man hier soft unterwegs wäre, doch man lässt den Melodien und der Atmosphäre eher freien Lauf. Im schnelleren Midtempo treiben die Burschen es recht bunt und liefern dann einen ziemlich fetten Groove ab, der eben atmosphärische Klänge mit sich bringt. Der anschließende Uftata-Part fetzt dann wieder ohne Ende und so geht es immer weiter und weiter. Micha bedient sowohl die Fans des Growlings als auch die, die es gerne screamig mögen. Nach einem weiteren eher groovigen Part wird es dann ganz chillig und man holt eine langsame Keyboardsession heraus, die eben das Sphärische unterstreicht. Man baut diesen Part aus, liefert eine ziemlich geile Melodie dazu ab und bleibt eher in ruhigen Gewässern. Aber auch hier wissen die Ostwestfalen, wie man sich fachgerecht fortbewegt.
Auch Reign Supreme zum Beispiel hat diese tragende und melancholische Grundstimmung. So leitet man den Song bedächtig ein, um dann im drückenden Midtempo nach einer Minute den Chill-Modus zu zerstören. Das fetzt und die Haare fliegen, wenn auch eher langsam, rauf und runter. Die Doublebass sorgt aber für ordentlich Power. Und dann wieder dieser ruhige und atmosphärische Moment, welcher kurz anhält und mit dem deathigen Midtempo-Moment kombiniert wird. So bleibt man in der Schiene und man verfällt teilweise in einen tranceartigen Zustand. Ob man da vor der Bühne zu träumen anfangen kann, weiß ich nicht, spätestens der nachfolgende Stampferpart holt dich da raus.
Ich bleibe aber natürlich hauptsächlich Fan des eher rabiaten Sounds und liebe es, wenn Geschwindigkeit mit im Spiel ist, so wie zum Beispiel beim Song Under The Sun Of War, aber man muss sagen, dass eben die Kombination von allem dazu führt, dass ein geiles Album herauskommt. Auch bei Songs wie One Church Over All oder Republic Of Heaven kann man sein Haarband lösen und im schleppenden Rhythmus die Haare bewegen oder auch nur den Kopf schütteln. So, wie man es mag.
Den komplett epischen Abschluss und Abschuss bekommt man dann noch mit dem Song Ascension geliefert. Neun Minuten pure Emotionen metallischer Natur!
Die Drums wurden vom Drummer Manuel in seinem kleinen eigenen Studio aufgenommen (HateForce Studios) aufgenommen. Ansonsten ist Dominik quasi alleine für das Recording, Mixing und Mastering zuständig und was soll man sagen, einfach nur eine saugeile Arbeit. Punkt. Ein richtig fetter Sound kommt einem entgegengeflogen. Da freuen sich die Nachbarn.