Sacrifire am 06.04.2024 im Bambi Galore in Hamburg

Ein Abend, der über den Tellerrand blickt

Event: Sacrifire Revolt!

Bands: Sacrifire, Corrosive, Majak

Ort: Bambi Galore, Hamburg

Datum: 06.04.2024

Kosten: 16,00 € VVK, 19,00 € AK

Genre: Death Metal, Doom Metal, Dark Metal, Heavy Metal, Hard Rock, Dark Rock, Black’n’Roll

Besucher: ca. 100

Link: https://kulturpalast.live/

Setlist Sacrifire:

  1. The Search
  2. Emptiness
  3. Juggernaut
  4. Broken
  5. Arms Of Morpheus
  6. My Sanctuary
  7. Remembrance
  8. If They Could Speak
  9. Until We Die
  10. Denial
  11. Into Infinity
  12. Pain of Deception

Samstagabend im Hamburger Bambi Galore ist eigentlich die perfekte Zeit. Heute steht ein Blick über den musikalischen Tellerrand auf dem Programm. Hinter dem Headliner Sacrifire verbergen sich Musiker der Bands Warpath, Disbelief, Décembre Noir und Detraktor. Die Genres in einen Topf geschüttet, ergibt einen Groove Thrash Death Doom Metal. Was nach Fantasiewelt klingt, ist in der Praxis von der Realität gar nicht so weit entfernt. The Art Of Decay, der Debüt-Longplayer der Herren, liefert Einflüsse von all diesen Bands. Das Gebräu, was daraus entstanden ist, lässt sich mit Dark Metal umschreiben. Düster, groovend, aber auch scheppernd und nach vorne gehend, haben Sänger Dirk Weiß und seine Mitstreiter ein Stück Musik erschaffen, das nicht an jeder Ecke zu finden ist.

Majak – Bambi Galore 2024

Welche Bands lassen sich mit einem derartigen Bastard in einen Käfig sperren? Den Auftakt machen Majak aus Neumünster, die den Fans eine sehr spezielle Rockmischung auf die Ohren hauen. Es ist erstaunlich warm am heutigen frühen Aprilabend, sodass viele Menschen auf dem Vorplatz des Bambi Galore verweilen. Mit etwas Verspätung entert das Quartett aus Neumünster gegen kurz nach 20 Uhr die kleine Bühne. Erster Blickfang ist der Hut von Sänger und Gitarrist Wild Eye. Das klingt nach Wilder Westen, wozu der Hut mit dem Federschmuck passt. Nur die angesteckten Räucherstäbchen auf der Bühne passen dazu nicht wirklich.

So schräg der Hut und die Räucherstäbchen, so schräg die Musik und der erste Blick über den Tellerrand am heutigen Abend. Grundsätzlich agieren die Herren im Rock. Dieser kann als klassischer Hard Rock oder psychedelisch angehaucht Variante um die Ecke biegen. Aber auch Lemmy und seine Band haben mit ihren schnellen Gitarrensalven die Protagonisten anscheinend beeindruckt. Das vermischen die Herren mit einem keifenden Gesang, der zum Black Metal passen würde. Dazu agieren sowohl der Bassist Hammersmith als auch Wild Eye als Sänger, sodass sich die beiden Herren den Staffelstab entsprechend zuwerfen.

In Teilen bewegen sich Majak zum Black ’n‘ Roll, genauso gibt es rockende Passagen, wo sich Gesang und Instrumente zwischen Classic Rock und Black Metal fast beißen. Auf jeden Fall eine sehr eigenwillige und krude, dunkle, musikalische Mischung der Herren, die circa 45 Minuten auf der Bühne stehen. Wer auf schräge, ungewöhnliche Rockmusik steht, der sollte die Truppe, zum Beispiel auf Bandcamp, antesten.

Corrosive – Bambi Galore 2024

Es geht auch gradlinig am heutigen Abend. Bereits seit Mitte der 90er-Jahre lärmen sich die hessischen Death Metaller von Corrosive durch die Clubs und Undergroundfestivals. Wrath Of The Witch nennt sich das aktuelle Album und Vergleiche in Richtung Stockholmer Death bieten sich durchaus an.

Sänger Andy Konnerth knurrt die Bude ordentlich zusammen, sodass in die leider nicht vollbesetzten Reihen vor der Bühne Bewegung kommt. Das Quintett ballert einen Querschnitt seiner Diskografie den Metalheads vor den Latz. Selbst das Debüt Wrath Of The Ungod findet Berücksichtigung. Die Herren liefern für einen Undergroundgig sauber ab, sodass die Abkühlung an der frischen Luft nach dem Gig für die meisten Fans mehr als willkommen ist. In dem „Blick über den Tellerrand“-Billing am heutigen Abend sind Corrosive mit ihrem gradlinigen Death Metal Geballer ein hervorragender Gegenpool.

Die Umbaupause und der Soundcheck für den Headliner des Abends zieht sich etwas. Eine willkommene Pause, die die Fans für ein Bier oder Ähnliches nutzen. Gegen kurz nach 23 Uhr ist es dann so weit. Das Quintett startet sein Intro und entert die kleine Bühne im Bambi Galore.

Sacrifire – Bambi Galore 2024

Mit Sänger Dirk „Dicker“ Weiß steht ein vor allem in Hamburg bekanntes Gesicht auf der Bühne. Der Warpath Fronter wird von Drummer Fabian „Fab“ Regmann (ex-Disbelief, Décembre Noir,), Jochen Trunk am Bass (ex-Disbelief) sowie dem Detraktor Gitarristen Rafael Dobbs und Alex Hagenauer (ex-Disbelief, Soul Demise) unterstützt. The Search heißt der Opener und befindet sich auf der 2020 veröffentlichten, selbst betitelten EP. Der Sound passt und kommt mal brachial, mal zerbrechlich, aber immer groovend aus den Boxen. Songs wie If They Could Speak vom aktuellen Longplayer The Art Of Decay schlagen die Brücke zu Bands wie Paradise Lost, Type O Negative oder ähnlichen Vertretern, die zwischen dunklen Gothic Metal Elementen und groovenden Rhythmen unterwegs sind. Wer bei Until We Die an Paradise Lost und As I Die denkt, der liegt grundsätzlich von der Ausrichtung nicht verkehrt.

Einen neuen Song haben die Protagonisten ebenfalls dabei. Denial passt gut zu dem bisher dargebotenen Stoff und dürfte ein Bestandteil der zweiten LP von Sacrifire werden. Into Infinity und Pain Of Deception beenden die Reise über die bisherige Diskografie von Sacrifire nach einer guten Stunde.

Die Band in eine Schublade zu packen, ist nicht ganz einfach. Dark Metal fasst die zwölf Nummern gut zusammen. Bei zum Beispiel Pain Of Deception klingt nicht nur einmal My Dying Bride und Aaron Stainthorpe durch.

Wer auf einen düsteren Genre-Mix zwischen Doom, Death, Gothic und Groove steht, sollte der Truppe zum Beispiel auf Bandcamp unbedingt sein Gehör schenken – oder – einfach einen Gig besuchen. Die Herren sind über die gesamte Republik verteilt, was das Konzertgeschehen nicht so einfach macht. Heute gab es für keine 20 Euro fünf Stunden musikalische Unterhaltung, in denen die rund 100 Menschen im Club exzellente Undergroundmusiker erleben durften.