Festivalname: Schlacht Um Otzenhausen
Bands: Nitrogods, The Spirit, Dogma Omega, Dreadnought, Entera, Fleshsphere, Satanatics, Intöxicated, Steelpreacher, Poisöned Speed, White Burial
Ort: Hunnenringhalle, Otzenhausen
Datum: 02.11.2024
Kosten: 30 € VVK, 35 € AK
Genre: Black Metal, Death Metal, Rock ’n‘ Roll, Speed Metal
Besucher: ca. 350 Besucher
Veranstalter: Celtic Warriors Otzenhausen e. V. (https://cwo-ev.de)
Link: https://suo-festival.de/
Zum Ende des Jahres laden die Celtic Warriors Otzenhausen zu ihrem jährlich wiederkehrenden Indoor Festival Schlacht Um Otzenhausen. Dieses findet heuer mittlerweile zum 13. Mal in der Hunnenringhalle in Otzenhausen am nördlichen Ende des Saarlandes statt. Elf Bands haben die Warriors geladen, die auf zwei Bühnen auf einem stilistisch sehr bunt gemischten Event aufspielen. Als ich gegen 16:30 Uhr in Otzenhausen aufschlage, ist der Parkplatz um die Halle schon gut gefüllt. Anhand der aufgestellten Wohnwagen und Wohnmobile scheinen einige die Nacht vor Ort zu verbringen, was bei der Running Order durchaus verständlich ist.
Die Hunnenringhalle ist eine typische städtische Mehrzweckhalle, auf dem Boden sind Linien für alle möglichen Sportarten aufgemalt und von der Hallendecke hängen Turnringe. Viel beeindruckender ist aber die Bühne, die sich über die komplette Hallenbreite erstreckt und mit ordentlich Technik und Licht ausgestattet ist. Neben der Bar gibt es auch noch richtig viel Platz für das Merch der Bands. Für mich ist es der erste Besuch und ich bin direkt beeindruckt. Bevor es losgeht, noch fix die zweite Bühne abgecheckt. Aus der Halle geht es über einen Gang in einen zweiten Raum, in dem die Bühne bestimmt ein Drittel des Raums einnimmt. Wer jetzt eine richtig fette Bühne im Kopf hat, der liegt allerdings komplett falsch. In den kleinen Club passen vielleicht 80 Leute, dann kann aber auch niemand mehr umfallen. Hier wird es also garantiert noch kuschelig.
Los geht es aber in der Halle mit Dogma Omega. Die Jungs kommen aus Rosenheim in Bayern und spielen gepflegten Death Metal. Für die erste Band des Abends ist die Halle bereits gut gefüllt, gerade im hinteren Bereich tummeln sich die Leute. Der Sound ist vom Start weg sehr anständig, was man vom Licht leider nicht behaupten kann. Obwohl mehr als genug Strahler von der Decke hängen, gibt es rotes Licht von hinten und pinkes Licht von vorne. Da kann man leider fotografisch nicht wirklich viel rausquetschen. Da das Licht aber zum Glück dem größten Teil der Besucher vollkommen schnurz ist, werden Dogma Omega, die wirklich eine anständige Show hinlegen, entsprechend mit Applaus belohnt. Neben Hollowed Be Thy Name vom ersten Album Iron Fires (2023) gibt es auch den extrem groovigen Song Pierced By Flames auf die Lauscher, bei dem dann auch im Publikum die ersten Haare fliegen.
Als ich nach einer kurzen Pause vor der Türe in den Club will, erkenne ich meinen Fehler bereits, bevor ich den Raum überhaupt betreten kann. 80 Leute sind nicht wirklich viel und es bedarf etwas Geschick, mir meinen Weg vor die Bühne zu bahnen. Der weiße Sarg, den die Herren aus Birkenfels mitgebracht haben, engt den verfügbaren Platz noch weiter ein, schaut aber schon extrem stylisch aus. Auf der Bühne stehen White Burial auch schon bereit und warten auf ihr Intro. Nach selbigem geht es mit Point Of No Return auch los. White Burial spielen morbiden Heavy Metal, wie man an dem Sarg vor der Bühne, an den Sensen an den Mikroständern und dem Outfit der Jungs gut erkennen kann. Was mich hier unfassbar überrascht, ist neben dem brillanten Sound das Licht. So macht der Gig richtig was her und man merkt, dass White Burial einige Fans im Gepäck haben, denn zahlreiche Leute im Publikum singen textsicher mit.
Ein großer Vorteil von zwei Bühnen ist, dass die Bands anständig Spielzeit bekommen können und so haben die ersten sechs Bands allesamt 45-minütige Slots. Den wissen Steelpreacher, nun wieder auf der Hauptbühne, auch zu nutzen. Auch hier gibt es Heavy Metal auf die Lauscher, allerdings thematisch im Bereich „Stahl, Titten, Alkohol“ angesiedelt. Der großen Bühne sei Dank, können Steelpreacher auch tief in die Trickkiste greifen und zünden direkt zu Beginn des Gigs direkt ein paar Pyros. Laut Sänger Jens „Preacher“ Hübinger waren die Jungs bereits vor elf Jahren bei der Schlacht am Start, wie er etwas selbstironisch bemerkt, damals noch als Headliner. Insgesamt interagieren Steelpreacher sehr aktiv mit dem Publikum, aber auch musikalisch müssen sie sich keinesfalls verstecken. So wird das Publikum aufgefordert, den Schluck aus der Bierpulle mit einem lauten „Ooooohhhh“ zu kommentieren, was die anwesenden Fans auch bereitwillig tun. Nach dem dritten Song Witchcraft stellt Pfarrer Hübinger dann erstaunt fest, dass das restliche Set nur noch aus Songs über Bier besteht und so trinken Steelpreacher unter anderem mit dem Teufel bei Drinking With The Devil, sind Locked And Loaded und Wish You Were Beer.
Um mich diesmal nicht wieder durch die Fans drücken zu müssen, verlasse ich den Gig von Steelpreacher etwas früher und komme so ohne Probleme im Club für Entera in die erste Reihe. Die sind auch gerade in den letzten Vorbereitungen für ihren Auftritt und beginnen pünktlich. Nach dem Intro gibt es als ersten Song Wannabe Stars auf die Ohren, und das Trio um den Bassisten und Frontmann Carsten Lutter gibt ordentlich Gas. Und auch der zweite Song Infernal Death, ein Cover der legendären Death, geht gut ins Ohr. Entera liefern einen soliden Auftritt ab, der musikalisch deutlich ruppiger ist als die bisherigen Bands, aber das macht ja das Festival aus – es ist für jeden was dabei.
Und wieder zurück in die Halle – auf der Hauptbühne steht schon alles für Intöxicated bereit. Die Jungs sind extra von Osnabrück nach Otzenhausen geschüsselt, um hier mal richtig Radau zu machen. Musikalisch wird rotziger Speed Metal serviert und hier ist von Sekunde eins klar – es geht nur vorwärts und Intöxicated machen keine Gefangenen. Mit Red Light Ripper von der aktuellen EP gibt es direkt einen auf die Mütze, während Sänger Mariano direkt mal ein Bier verhaftet. Und auch in der Folge wird es weder ruhiger noch langsamer. Street Metal Bastards ist eine weitere klare Ansage und spätestens jetzt kommt ordentlich Bewegung in die Halle. Ein weiteres Novum – die ersten Reihen füllen sich deutlich – das hat bisher noch keine Band auf der Hauptbühne geschafft. Kein Wunder, denn Mariano ist eine echte Rampensau, der es auf der doch ordentlich großen Bühne endlich schafft, richtig Bewegung reinzubringen. Auf sein Schritteziel kommt er am Ende des Auftritts garantiert! Sold Our Souls ist ein richtig fieser Ohrwurm, der sicherlich noch beim einen oder anderen am Ende des Gigs hängenbleibt. Eine richtig runde Sache ist ein Gig aber erst, wenn das Publikum eine Runde tanzt – deswegen schrubben Intöxicated als Rausschmeißer noch Bad Habits vom 2023er-Album Sadistic Nightmares runter, während das Publikum das Tanzbein schwingt. Das war fett und auch mit dieser Meinung bin ich definitiv nicht alleine.
Im Club sollten nun eigentlich Gravety spielen, die aber krankheitsbedingt super kurzfristig absagen mussten. Das Orga-Team hat es aber tatsächlich geschafft und in weniger als acht Stunden einen Ersatz organisiert. Der heißt Satanatics und kommt aus Saarbrücken – also Heimspiel für die Jungs. Auf die Lauscher gibt es angeschwärzten Heavy Metal, der ordentlich groovt und auch gut ankommt. Mir ist es aber nach der Show auf der Hauptbühne eindeutig zu warm im Club, weshalb ich nach dem Opener Unholy Forces Of Torment und The Execution in Richtung Essensstand entschwinde. Dieser befindet sich vor der Halle – perfekt um etwas abzukühlen, denn als Nächstes steht mein persönliches Highlight auf dem Plan.
The Spirit kommen ebenfalls aus Saarbrücken und zocken Black Metal im Stil von Dissection. Das ist genau mein Ding, besonders da die gerade erschienene neue Scheibe Songs Against Humanity ein absoluter Kracher ist (Review hier). Wie es sich für eine Black Metal Band gehört, wird die Bühne erst mal ordentlich eingenebelt, bevor es dann auch direkt mit Against Humanity, dem ersten Song der neuen Platte, losgeht. Der Sound ist überragend druckvoll und die Halle nun auch richtig gut gefüllt. Man merkt definitiv – nicht nur ich bin wegen The Spirit da. Mit Repugnant Human Scum geht es danach zurück zum 2020er-Album Cosmic Terror, während der darauffolgende Song Room 101 wieder vom aktuellen Silberling ist. Die Jungs haben definitiv ihren Spaß und ballern sich durch eine mehr als ordentliche Setlist. So gibt es neben dem absolut grandiosen Celestial Fire auch Spectres Of Terror und Illuminate The Night Sky auf die Lauscher. Sänger Matthias gehört definitiv nicht in die Gruppe der extrem redseligen Frontmänner, trotzdem erzählt er, dass The Spirit auf der Schlacht Um Otzenhausen 2016 ihren ersten Gig gespielt haben, während die Jungs heuer ihren 100. Gig bestreiten. Und er ist sichtlich geflasht von der Tatsache, dass er so viele Leute hier kennt. The Clouds Of Damnation vom Debütalbum Sounds From The Vortex rundet das Set aus meiner Sicht perfekt ab. Das war ein absolut grandioser Abriss! Im Anschluss muss ich mich erst mal lüften, ’ne Runde quatschen und etwas runterkommen. Daher verpasse ich leider den Auftritt im Club. Als ich aber wieder in die Halle komme, erklingt gerade Run To The Hills. Im ersten Moment bin ich etwas verwirrt, weil der Song doch etwas anders klingt, als ich es gewohnt bin. Dann stelle ich fest, dass eine Blaskapelle hier gerade Metalsongs covert, während auf der Bühne für Nitrogods umgebaut wird. Was soll ich sagen – eine Blaskapelle gehört zu jedem guten Festival dazu – was das Wacken oder das Summer Breeze können, das kann die Schlacht Um Otzenhausen schon lange! Wie ich im Nachhinein erfahren habe, war das der erste Auftritt des Musikverein Otzenhausen, gemessen an den positiven Reaktionen will ich aber mal ganz stark hoffen, dass es nicht das letzte Mal war!
Nachdem der Musikverein abgebaut hat, ist es schließlich Zeit für den Headliner des Abends: Nitrogods. Das Trio, bestehend aus Claus „Oimel“ Larcher an Bassgitarre und Gesang, Henny Wolter an der Gitarre und Klaus Sperling an den Drums, ist erfahren, da alle Mitglieder bereits bei diversen Bands aktiv sind und waren. Nitrogods spielen soliden Hard Rock / Heavy Metal und können ihre Hommage an Motörhead definitiv nicht verleugnen. Die Halle ist noch mal ne ganze Ecke besser gefüllt und das Publikum geht direkt von Beginn an gut mit. Mit Black Car Driving Man vom 2012er-Album Nitrogods starten die Herren mit quietschenden Reifen und Vollgas in den Abend. Es ist klar erkennbar, dass die vorderen Reihen dem Auftritt entgegengefiebert haben. Hier wird textsicher mitgesungen und gegroovt. Das ändert sich auch nicht bei Valley Of The Gods vom gleichnamigen (aktuellen) Album. Die Stimmung ist gut, die Band hat richtig Laune – ich behaupte einfach mal, die Organisatoren haben hier alles richtig gemacht.
Da ich noch einen etwas längeren Heimweg habe, beschließe ich, der Schlacht Um Otzenhausen den Rücken zu kehren. Das war ein richtig solides Underground Tagesfestival, hier stimmt einfach alles. Gutes Essen, super faire Getränkepreise, die Ticketpreise gehen auch total klar – also alles in allem freue ich mich jetzt schon auf die nächste Ausgabe!