Schleswig-Holstein kann mehr als Wacken: Angeliter Open Air am 07./08.09.2019 mit Thundermother und New Model Army

Mitten im Nichts bei Schleswig begeistert dieses kleine Mini Festival immer mehr Fans

Eventname: Angeliter Open Air

Bands: New Model Army, Thundermother, Sir Reg, Rantanplan, VierPunktEins, In Search Of A Rose, Spring, Four Imaginary Boys

Ort: Taarstedt, Schleswig-Holstein

Datum: 07./08.09.2019

Kosten: 22,00 € (2.000 Besucher – ausverkauft!)

Genre: Gemixt

Link: https://weltbrauerei.de/aktuelles-events.html

So soll das! Schleswig-Holstein hat mehr als nur Wacken und das Baltic Open Air!
Auch die kleineren Festivals haben es in sich und finden mit dem herausragenden Angeliter Open Air einen würdigen Abschluss.

Seit 2012 findet das Sommerfest der Angeliter Weltbrauerei statt, jedes Jahr wuchs das Fest ein kleines Stück mehr. Nun zum ersten Mal mit Unterstützung von ICS, dem Wacken-Veranstalter. Zum ersten Mal mit Präsentation von Radio Bob!, dem Rock-Radio in Schleswig-Holstein. Zum ersten Mal ausverkauft! Bei nur 22 Euro Eintritt (plus VVK-Gebühren) bekommen 2.000 Besucher ein perfektes Festival.

Nun ist es also wieder so weit: Das Angeliter Open Air in Taarstedt lädt in unvergleichbarer Kulisse zwischen der Weltbrauerei und Fachwerkscheunen zum Open Air.
Bereits morgens beginnt das Programm. Das Bierathlon Turnier, ein Spaßturnier für Mannschaften mit vier Personen, lässt die ersten Liter Bier in durstige Kehlen Rinnen. Fand der Aufbau teilweise in strömenden Regen statt, klart das Wetter so langsam auf. Nur eine kleine Dusche vermindert den Spaß am Morgen. Parallel zu den Spielen beginnt das Musikprogramm mit dem Project True Lions, das sich stetig steigern soll.

12:00 Uhr: Spring – Das Duo aus Hamburg und Osnabrück bietet frischen Akustik-Pop ohne die wenigen Interessierten vom Sockel zu hauen.  
13:00 Uhr: In Search Of A Rose – Die bekennenden St. Pauli-Fans spielen Irish Tunes & Rock ’n‘ Roll. Eine perfekte Eröffnung für das kommende Programm. Der Platz ist für diese Uhrzeit von überraschend vielen Interessierten bevölkert.
14:15 Uhr: VierPunktEins – Die ganze Vielfalt des Rock, Hard Rock, Heavy Metal und Punk kommt aus Flensburg. Im Oktober 2018 brachten sie ihre EP Flaschenpost in die Läden, seitdem war es sehr ruhig um die vier Jungs. Mit dem heutigen Auftritt melden sie sich eindrucksvoll zurück.
15:45 Uhr: Rantanplan stehen für Punk, Rock und Ska. Die aus St. Pauli stammende Band feiert heute den Abschluss ihrer sieben Monate dauernden Stay Rudel – Stay Rebel-Tour quer durch die Republik. Ausverkaufte Häuser sprechen für sich. So ist das Interesse auch hier riesig und das Field richtig voll. Das Wetter spielt mit, die letzten Wolken haben sich verzogen und blauer Himmel strahlt über dem Open Air.

Voll auf der Bühne bei Sir Reg!

17:15 Uhr: Sir Reg ist eine Schwedisch/Irische Celtic Punkrock-Band. Seit 2009 treiben sie Ihr Unwesen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Band bisher komplett an mir vorbei gegangen ist. Einen eigenen Stil in dieser Branche zu kreieren ist nicht leicht, die Truppe schafft es mit einer Spielfreude, die ansteckt. Dafür sind Festivals ja da, um von Bands überrascht zu werden. Der Ire Brendan Sheehy mit seinen sechs Musikern brachte die kleine Bühne jedenfalls mächtig zum Beben.

Andi Feldmann präsentiert das Symbol des Erfolgs

19:15 Uhr: Haui Schulz, Lokalmatador und Gitarrist der ehemaligen Hannes Wendt Band, führt durch das Bühnenprogramm und kündigt den nächsten Gast an, allerdings nicht Thundermother, die als Nächstes auf der Bühne stehen sollen. Andi Feldmann, noch immer Stolz des Sieges über Konny Reimann mit seinem Koslovsky-Rennwagen beim letztwöchigen Werner-Rennen in Hartenholm, steht auf der Bühne. Veranstalter und Gastgeber Arne Eggert bedankt sich bei dem anwesenden Publikum für das so zahlreiche erscheinen. Thundermother hingegen überraschen danach nicht … Als erster Headliner bezaubern die vier Schwedinnen mit Hardrock, der in die Beine geht.

Filippa und die Bierbuddel…

Erst gestern traten sie bei einem anderen Brauereifest in Schleswig-Holstein auf. Sie spielen heute fast das gleiche Set, wie gestern vor den Fans der Wacken Brauerei. Der Gig lässt es wieder an Nichts vermissen. 90 Minuten bewegen sich Sängerin Guernica Mancini, Gitarristin Filippa Nässil sowie Bassistin Majsan Lindberg wie ein Wirbelwind über die Bühne. Stillstand gibt es nicht. Schlagzeugerin Emlee Johansson bearbeitet das Sir Reg-Drumset, als hätte sie nie ein anderes gehabt. Ihre Hits lassen sie nicht aus, starten auch gleich mit Whatever. Wie immer stemmt Filippa Nässil zu Beginn von Cheers eine Flasche Bier auf ex, um die Buddel dann als Klangkörper auf ihrer Gitarre einzusetzen. It´s Just A Tease fehlt im Set genauso wenig wie die anderen Hits Hellevator oder die Hommage an Lemmy Shoot To Kill. Seaside-Manager Michael Thissen schultert Filippa und trägt sie, weiterhin spielend, durch das weite Rund der Zuschauer über den Platz. Fight For Rock´n´Roll beschließt das Konzert. Da die Mädels bereits wenige Minuten nach dem Auftritt quer durch die Zuschauer im Gänsemarsch den Merch-Stand neben der Bühne aufsuchen, verursachen sie ein kleines Chaos. Viele aus dem Publikum möchten sich es nicht entgehen lassen, ihre gerade erworbene CD oder LP signieren zu lassen oder womöglich ein Selfie mit den Mädels zu bekommen.

New Model Army zog

21:15 Uhr: New Model Army – Die englischen Punker begeistern seit 1980 und stehen gerade wieder in den Charts. Ihr neues Album From Here stieg vor zwei Wochen auf Platz sechs der deutschen Album-Charts ein. So wundert es auch nicht, das auf dem Field kein Durchkommen ist. Die Setlist, die ich schon vorher einsehen darf, wundert mich ein wenig. Sicher freut es mich, dass die Kracher alle drauf stehen, 51st State kommt schon relativ früh als sechster Song. Von der neuen Scheibe hat es gerade ein Song (Watch and Learn) auf die Setlist geschafft. Meine persönlichen Bestseller kommen alle gebündelt zum Schluss. Here Comes The War, Purity sowie Green and Grey und I Love The World von der 1989er Scheibe Thunder & Consolation als Zugabe lassen mich zufrieden das Festival beschließen.
23:45 Uhr: Four Imaginary Boys sind eine „A Tribute To Cure„-Band aus Landshut. Normalerweise würde ich mich über solch eine Band sehr freuen. Sorry Jungs, ich habe von euch nichts mitbekommen. Ich stand Backstage mit einem Bier in der Hand und habe noch ein paar Minuten mit Thundermother-Bassistin Majsan Lindberg geklönt und mich danach auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht …
00:30 Uhr: Von DJ Stereotyp Niels, der Party verspricht, bis das Bier alle ist, bekommen wir nix mehr mit. Wir haben unser Soll erfüllt und liegen zufrieden in der Waagerechten.

Am Sonntag ist der Eintritt frei. Ich habe versprochen, dass ich zum Frühstück da bin. Wann ein Künstlerfrühstück beginnt, kann man sich ja vorstellen. Kaum auf dem Platz laufen mir auch schon die Mädels von Thundermother über den Weg. Sie nehmen am 11:00 Uhr Gottesdienst mit dem Taarstedter Pastor Willert teil und brauchen erst einmal Kaffee. Dem Feuerwehrmusikzug Westerakeby folgen danach in der Scheune nicht allzu viele Zuhörer.
12:00 Uhr – Frühschoppen in Taarstedt. Wie auf einem Hof üblich, laufen Hühner und Enten zwischen den Besuchern umher.

Arne Eggert mit Filippa und Maysan von Thundermother nach dem Gottesdienst

Das Bühnenprogramm startet mit den Taarstedter Lokalmatadoren Lied.Gut. Plattdeutsche Lieder mit Melodien, die jeder kennt. Ich bin überrascht, wie gut Rio Reiser auf Platt klingt!

Neben der Hauptbühne gibt es auch ein Kinderprogramm, Seifenkistenrennen, Bogenschießen und Punkrock-Joga. Ich treffe auf dem Gelände Geburtstagskind Ceri Monger, den Bassisten von New Model Army. Er verrät mir Details über die Nacht im Haupthaus, in der die Donnermütter und sie untergebracht waren. Ich gelobe Verschwiegenheit, stoße mit einem heißen Kaffee auf seinen Geburtstag an und erfahre Einzelheiten über den bevorstehenden Akustik-Gig. Justin Sullivan und seine Mitstreiter unterstützen mit diesem Akustik-Set, wie viele andere Aktionen auf dem Festivalgelände auch, ein Hilfsprojekt des Fördervereins der Peter-Härtling-Schule im benachbarten Schleswig. Da der Gig nicht im offiziellen Programm abgedruckt war, sondern seit ca. vier Wochen nur via Facebook und „Von Mund zu Mund“ bekannt gegeben wurde, tummeln sich rund 150 bis 200 Fans vor der Bühne. Seinen Gig beginnt er allein.

Justin Sullivan mit Begleitung

Nur mit Akustikgitarre beginnt Justin Sullivan mit zwei religiösen Titeln. Zuerst über Gott, dann über den Teufel. Es folgen eigene Songs wie One Bullet, Dawn und Autumn bevor mit Lovesongs ein bekannter New Model Army-Song folgt. Einzelne Bandmitglieder kommen selektiv zu einzelnen Titeln dazu. Die Trying, Snelsmore Wood, You Weren´t There, Over The Wire und Stranger/Bow sind wiederum alles eigene Titel. Ich bin ehrlich, ohne die Setliste wäre ich aufgeschmissen … Einige Fans singen mit, kennen das Soloprogramm. Mit den Titeln Fate und der Ballad Of Bodmin Pill der NMA bin ich wieder im Film – eine Stunde, die im Fluge vergeht. Danach zeigt auch er sich bodenständig, kommt zu den Fans auf die Fläche. Autogramme und Selfies mit ein paar der wartenden Fans. Wo hat man das schon?

Danke Justin Sullivan für die Setliste!

Im Gehen bedanke ich mich für dieses gelungene und perfekte Event bei Veranstalter Arne Eggert. Einzelheiten für 2020 sind ihm nicht zu entlocken. Viel sei in der Pipeline, aber noch nichts unterschrieben, sagt er. In circa vier Wochen sei vieles spruchreif, dann laufen die Vorbereitungen dafür an. Wir werden berichten!

Fazit: Wie eingangs schon erwähnt, kosten die Tickets (für den ersten Tag) in diesem Jahr 22 Euro plus Gebühr im Vorverkauf und waren bis auf einige Restkarten an der Abendkasse ratzfatz weg. Zu diesem Preis bekommt man ein wunderbares Festival mit klasse Bands, ein entspanntes überwiegend regionales Publikum, unauffällige und tiefenentspannte Polizei und Securitys, ein leckeres Bierangebot der kleinen Brauerei und Aktivitäten rund um die Familie. Wir freuen uns auf 2020, wenn es wieder heißt: Heute ist Angeliter Open Air! Termin und Bandankündigungen lest Ihr natürlich wieder hier, sobald es etwas Neues gibt!