Schriftsteller und Musiker Markus Keimel im Dialog mit Time For Metal Chefredakteur René Wolters zur aktuellen Corona-Krise

Der Spagat zwischen Business und Familienleben

Heute haben der österreichische Musiker und Schriftsteller Markus Keimel und ich in einem offenen Dialog per E-Mail die jeweilige Situation durch die Corona-Krise dargestellt. Markus (https://markuskeimel.jimdofree.com/) hat uns bei Time For Metal bereits mit Kolumnen unterstützt und arbeitet aktuell an einem neuen Roman. Sein drittes Buch Sonne, Blut Und Wellengang (Review) ist im Mai letzten Jahres erschienen. Auch dazu haben wir ein Interview geführt, das ihr hier nachlesen könnt.

Time For Metal / Rene W.:
Hallo Markus,
schön, dass du Zeit für einen kleinen Dialog zur aktuellen Situation als Schriftsteller, Redakteur und Musiker hast.
Bei euch in Österreich sieht es nicht wirklich anders aus, als bei uns in Deutschland. Im Prinzip unterscheiden sich nur minimale Merkmale in der Regelung zur Eindämmung der Pandemie der beiden Regierungen. Wie schwer haben dich die Ausgangs- und Kontaktbegrenzungen privat getroffen?

Markus Keimel:
Hi René. Das mache ich wirklich sehr gerne. Es fühlt sich ungelogen angenehm und erleichternd an, sich darüber auszutauschen. Soweit ich mitbekommen habe, hast du da vollends recht. Mein Eindruck ist bloß, dass es bei uns in Österreich eben etwas früher so weit war, was die Ausgangsbeschränkungen und weiteren Maßnahmen betrifft. Was vermutlich auch an der zeitlich etwas verzögerten Ausbreitung liegt. Kein Land, keine Bevölkerung und keine Regierung war sich so recht bewusst, wie schnell und vor allem wie drastisch man reagieren soll. Was auch daran liegen könnte, dass Politiker nur selten auch Experten in ihren jeweiligen Ressorts sind. Hier in Österreich haben wir das, so glaube ich, glücklicherweise gut in den Griff bekommen. Die Maßnahmen werden nach und nach gelockert.

Ausgangsbeschränkungen haben mich persönlich nicht sehr hart getroffen, da ich aktuell in der glücklichen Lage bin, an einem Ort zu leben, wo ich mich sehr rasch in Waldregionen wiederfinde und da völlig ohne Kontakt zu anderen Menschen umher marschieren kann, Natur genießen kann, mich frei bewegen kann. Es kommt auch hinzu, dass ich als Künstler oder als Mensch grundsätzlich eher reserviert funktioniere, was unnötige Menschenansammlungen betrifft. Das ist also nicht übermäßig schlimm, wenn auch trotzdem extrem einschränkend. Es nagt am Ende an einem, keine Frage. Sehr belastend für mich ist die Situation hinsichtlich sozialer Kontakte. Ein Elternteil von mir zum Beispiel gehört zur absoluten Hochrisikogruppe und das macht mir selbstverständlich große Sorgen. Einerseits die Isolation dieser Person und weiters die Ungewissheit, wann das auch wieder in eine Normalität zurückkehren kann. Einen geliebten Menschen nicht mehr treffen und umarmen zu dürfen, obwohl er im Grunde wohlauf ist, kränkt. Zwischendrin fühlt sich das schon wie ein schlechter Film an.

Wie sieht das bei dir aus? Inwieweit gibt es persönliche und familiäre Parallelen und wie gehst du psychisch damit um? Du bist Chefredakteur eines namhaften Musikmagazins. Lebst also von Bewegung und Öffentlichkeit. Fällt es dir schwer, Sozialkontakte derart auf null zu schrauben? Hat die deutsche Politik deiner Meinung nach die richtigen Maßnahmen getroffen? Wie vergleichst du das mit der österreichischen Vorgangsweise?

Time For Metal / Rene W.:
Ganz überrascht hat mich die Entwicklung leider nicht, ich habe mich bereits Ende Januar mit dem Thema Corona beschäftigt. Das liegt unter anderem daran, dass mich persönlich das Endzeitszenario sehr interessiert – egal ob als Film oder in Literatur. Da kamen die Nachrichten aus China wie ein gefundenes fressen. Mit dem Übergriff auf Europa und der Entwicklung in Italien war dann die Träumerei vorbei und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Die familiären Parallelen sind wirklich sehr ähnlich. Jeder dürfte in der Familie und im Freundeskreis Risikopatienten haben, um die man besonders besorgt ist. Ein besonderer psychischer Druck liegt da bedingt hinter. Sich Gedanken über die Gesundheit seines kleinen Kindes und seiner Frau zu machen, ist da völlig normal. Wir haben schon ein paar Tage vor Schließung des Kindergartens reagiert und wie bei allen Eltern, vor allem in systemrelevanten Bereichen, ist der Druck der optimalen Betreuung besonders groß. Sozialkontakte physisch herunterzuschrauben ist gar nicht einmal so schwer. Die moderne Technik hilft ungemein. Man kann telefonieren und wir halten im Magazin mehr Videokonferenzen als gewohnt. Wir haben uns früh in die Richtung entwickelt, da wir auch sonst diverse Kilometer auseinander wohnen. Private Kontakte zu minimieren fällt da schwerer, aber was sind schon ein paar Wochen, da müssen wir alle umsichtig durch. Die deutsche Politik hat nicht so viel falsch gemacht, man hätte vielleicht früher mit Italien und euch herunterschrauben können. Auf der anderen Seite hatte da die Regierung bereits alles im Blick und was hinter den Kulissen genau passiert, kann man schlecht bewerten, ohne Kenntnisse in alle logistischen Gesichtspunkte zu haben. Der Vergleich zur Herangehensweise ist sehr ähnlich zu Österreich. Unsere Kanzlerin hat im Gegensatz zu eurem Oberhaupt auf Besonnenheit gesetzt. In Österreich war die harte, bestimmende Hand gefragt – das dürfte nur die mentalen Unterschiede darstellen, der Rest wurde quasi eins zu eins umgesetzt. 

Als Schriftsteller und vor allem als Musiker von Lydia’s Gemstone trifft dich die momentane Lage zusätzlich. Du arbeitest aktuell an einem neuen Buch. Kannst du uns dazu schon was verraten und wie ändert sich die Produktionsphase bzw. das Release, oder läuft alles trotz der Umstände planmäßig?

Markus Keimel:
Oh ja. Ich arbeite an meinem ersten Roman und kann definitiv verraten, dass es eine Tragikomödie wird. Ein wundervolles Buch, das aus dem Leben erzählt. Leicht leserlich. Schöne Sprache. Mal poetisch, mal philosophisch. Und dann auch wieder sehr trocken und humorvoll. Ein Buch, mit dem man Lachen und Weinen kann. Vielleicht auch soll. Ich befinde mich exakt in der Mitte des Entstehungsprozesses und muss gerade einen inhaltlich tragischen Moment hinter mich bringen, bis ich an eine angenehm zu schreibende Abfolge von chaotisch heiteren Szenarien gelange. Ich freue mich darauf, da ich merke, dass es mir guttut, in wohltuende Gefilde abzutauchen. Von einem Release bin zeitlich noch weit entfernt, das trifft mich somit nicht wirklich.

Kürzlich habe ich ein neues Literaturprojekt veröffentlicht. Deutsche Synchronsprecher haben neue Texte von mir gelesen. Das Ganze kann man sich gerne auf meiner Facebook-Seite oder auf YouTube zu Gemüte führen.

Wie vertreibst du dir eigentlich die Zeit zu Hause? Viele Leute lesen wieder vermehrt Bücher, weil sie nun wieder mehr Zeit dafür haben. Ein positiver Nebeneffekt. Liest du auch? Gibt es Bücher, die du liebst oder empfehlen kannst?

Time For Metal / Rene W.:
Hauptberuflich bin ich systemrelevant, daher hat sich an der Zeit zu Hause in Gegensatz zu vielen nicht viel geändert und ist eher weniger geworden. Für Romane und hochwertige Literatur fehlt leider wie fast immer die Zeit, sowie es passt, greife ich jedoch zu den vier Auflagen Das Gesamtwerk Der Größten Rock-Acts im Check von Eclipse. Hier stehen spannende Fakten, man kann einzelne Bands durchnehmen und man findet immer wieder spannende Kleinigkeiten über unsere Lieblingsmusik.

In deinen letzten Veröffentlichungen prägen kurze Geschichten, Reime und Gedichte die Seiten. Wie inspiriert dich der Shutdown, welche Emotionen saugst du auf und kann man in der Zukunft noch mal eine vierte Auflage erwarten, die Sonne, Blut Und Wellengang ablöst?

Markus Keimel:
Mir ist die Fähigkeit nicht gänzlich abhandengekommen, mich kurz, prägnant und melodisch zu vermitteln. Aber ich merke schon, dass das Volumen an Sprache, Laut und Botschaft so groß geworden ist, dass ich es mit kurzen Texten auf gar keinen Fall mehr bewältigen kann. So sehr ich, mein Herz und mein Geist gewachsen sind, so sehr sind auch meine literarischen Fähigkeiten gewachsen. Gemeinsam groß geworden, machen wir uns nun zu neuen Abenteuern auf und da gehören keine Gedichte- und Philosophiebände mehr dazu. Meine Zukunft liegt im Schreiben von Romanen. Ich habe oft gesagt, dass ich ein Buch schreiben möchte, welches ich noch nie gelesen habe. Dieser Vorgang ist gegenwärtig und beflügelt mich. Aus der Situation, die ich und wir gerade erleben, Inspiration zu ziehen, gelingt mir ehrlicherweise überhaupt nicht. Ich hoffe und denke, dass dies, wenn überhaupt, erst dann möglich ist, wenn es sozusagen vorbei ist. Aktuell ringe ich damit, dass sie mich nicht unnötig negativ beeinflusst. Weil es neu eben schon in gewisser Weise extrem ist.

Time For Metal / Rene W.:
Aus jeder extremen Situation nimmt ein Mensch was mit. Zurzeit befinden wir uns in einem Stadium, wo noch keiner wirklich weiß, wohin die Reise geht, aber was nimmst du bereits für dich mit?

Markus Keimel:
Es ist vor allem deshalb extrem, weil man einer Zeit und einer Generation angehört, in der es nicht üblich ist, derartige Krisen meistern zu müssen. Ich möchte keineswegs überheblich klingen, stelle allerdings schon fest, dass sich sämtliche Prinzipien, philosophische Grundsätze und Denkweisen, Einschätzungen, die ich schon seit Jahren erdacht und veröffentlicht habe, für mich selbst bewahrheiten. Ich benötige diese Situation nicht, um zu erkennen, was das Wesentliche und Wichtige im Leben ist. Das wusste ich für meinen Teil auch schon zuvor. Meine Hoffnung liegt darin, dass es eine Mehrheit der Leute nun endlich kapiert, wie fragil unser gemeinschaftliches und grundsätzliches Dasein ist und dass es endgültig an der Zeit ist, diese Blase der Dekadenz, in die wir uns manövriert haben, zum Platzen zu bringen. Sich selbst einmal die Frage zu stellen, ob es sinnvoll ist, alles, auch noch so unnötig, immer und überall sofort haben zu wollen. Ob nicht der Weg der Demut und Bescheidenheit etwas sinnvoller wäre. Wir sind zu viele Menschen geworden, die ein destruktives System erschaffen haben, welches nicht einmal die geringste Verschnaufpause zu ertragen scheint. Diese grundsätzliche Sinnfrage sollte wohl nun spätestens jetzt bei jedem Einzug gehalten haben. Mit dem Vorhaben, ein Bewusstsein zu entwickeln, halte ich es für legitim, Ausnahmesituationen zu vergleichen, um das Ausmaß der Abnormalität zu verdeutlichen. Daher sage ich auch regelmäßig, dass alles, was wir gerade erleben, zwar einen Schock im Sinne unserer zeitgemäßen und zeitgleich geprägten Vorstellung von Realität bedeutet, vergleichsweise allerdings einen leicht zu bewältigenden Schock darstellt. Ich bitte darum, mich nicht falsch zu verstehen. Mit etwa vierzehn Jahren wurde ich von einem Zeitzeugen durch ein Konzentrationslager der Nazi-Zeit geführt und mit einer vergangenen Realität konfrontiert, die nicht in Relation zu dem steht, was wir gerade erleben. Also was die Beschwernis der Isolation und des individuellen Schmerzes betrifft. Was das Desaster anbelangt, dass sich in gewissen Ländern die Leichen auf den Straßen stapeln, da verstumme ich natürlich voll und ganz. Bilder, die man nicht vergisst. Eine Tragik, die man nicht fassen kann. Das stimmt mich unendlich traurig. Es ist und bleibt eine Ausnahmesituation, aber zwischendurch hilft es vielleicht, sich zu verdeutlichen, dass es im Ausmaß der Extreme noch ganz andere Dimensionen gibt. So meine ich das.

Verzeihe mir eine eventuelle Emotionalität. Wie betrachtest du eigentlich die gesamte Entwicklung der Gesellschaft in dieser Zeit? Nimmst du vermehrten Zusammenhalt wahr oder grenzen sich die Leute emotional eher von sich ab? Du hast auch diese Ungewissheit angesprochen. Wie gehst du damit um? Man hat schließlich keine Ahnung, ab wann wir wieder in ein geregeltes Leben übergehen können.

Time For Metal / Rene W.:
Ich kann dich gut verstehen. Beachtlich und fast erschütternd sind Verschwörungstheorien, die aufgestellt werden und da gibt es wirklich keine Grenzen. Politisch und gesellschaftlich hat man dennoch die Empfindung, dass Deutschland wieder zusammenwächst und das darf als ein positiver Nebeneffekt gewertet werden. Viele größere Risse wachsen wieder zusammen. Die Krise kann auch als neue Chance genutzt werden, was jetzt nicht heißen soll, dass die jetzige Situation mit diversen erkrankten Personen zum Applaudieren ist. Die Ungewissheit wurde meiner Meinung nach schon gut gefüllt. Ein Schritt zu dem Leben, was wir noch Anfang März kannten, wird dauern und auch dann wird erst einmal nichts mehr so sein, wie es war. Das ist eher negativ als positiv zu werten, aber man hat einen Blick für die Zukunft. Ohne diesen, mit der Leere als riesige Wand vor Augen, könnte man schlechter leben.

Die Musikszene hängt, wenn man es dramatisch sagen möchte, am Tropf. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach dieser Zeit deutlich anders aussieht, ist fast allen klar. Wie geht eure Regierung mit Veranstaltern, Festivalbetreibern und Club-Inhabern um, und wie reagieren die Fans auf die massiven Absagen, die mindestens bis Ende Juni in Österreich anhalten werden?

Markus Keimel:
Soweit ich das beurteilen kann, bekommt jeder ein vorerst gutes Stück der eingefrorenen Torte ab. Inwiefern das gerecht verteilt ist oder nicht, liegt weder in meinem Ermessen, noch in meiner rechtlichen und moralischen Übersicht. Ich persönlich will selbstverständlich nicht, dass ein Konzertclub seine Tore für immer schließt. Ich möchte aber auch nicht, dass die Bäckerei nebenan ihren Laden finster macht. Wenn es nach mir ginge, wären wir ohnehin unabhängiger von politischen Entscheidungen. Zudem muss man einfach sagen und erkennen, dass es kein legitimiertes Recht gibt, mit jeder Tätigkeit auch Geld zu verdienen. Eine schroffe Realität, die besonders Künstler trifft.

Bei Festivals zum Beispiel sehe ich das entspannter. Man möge mich schelten, aber mein Eindruck ist jener, dass es die Kleinen ohnehin eher ehrenamtlich gestalten und die Großen sich definitiv ein Jahr über Wasser halten können. Das kann ich mir anders nicht vorstellen. Ich gehe davon aus, dass wir uns danach gegenseitig wieder emporbauen und unterstützen. Österreich und Deutschland haben das schon immer geschafft. Das werden wir auch dieses Mal so schaffen. Mit Festivals in diesem Jahr rechne ich persönlich übrigens nicht. Das wird so nicht möglich sein.

Wie läuft das eigentlich mit Time For Metal? Ihr seid mittlerweile ein unglaublich renommiertes Magazin, welches doch zweifellos auch auf Konzerte, Festivals und sämtliche Promoter angewiesen ist, oder? Inwiefern hat das deine Arbeit als Chefredakteur beeinflusst? Was macht das mit einem Metalmagazin?

Time For Metal / Rene W.:
Als Erstes denkt man an seine Partner, langjährigen Wegbegleiter und mittlerweile Freunde, die von der von dir angesprochenen Branche leben. Ihn geht es allen nicht gut, wie soll es in einer solchen extremen Situation auch sein? Es hängen Existenzen am seidenen Faden – das tut weh mit anzusehen. Das gilt für jeden Sektor, der schwer getroffen wird. Das Musikbusiness wird durchgewürfelt und ganz so optimistisch sehe ich es leider nicht, wie du. Die Festivals wurden in Deutschland fast alle ins nächste Jahr verschoben, ob es langfristig für die misten jedoch reichen wird, bleibt fraglich. Die meisten Clubs und Veranstalter haben da noch größere Probleme, da die Einnahmequelle über Monate wegfällt. Wir von Time For Metal gehen davon aus, dass es dieses Jahr vermutlich keine Veranstaltungen mehr geben wird. Die Schulen stehen noch still und auch bis Ende 2020 soll der Ablauf noch mindestens eingeschränkt bleiben. Da kann man kaum glauben, dass wir, egal wo, vor einer Bühne stehen. Sollte es doch schneller wieder bergauf gehen, dürfte es mit nationalen Spendenevents starten. Zwei Meter Abstand, Masken und weitere Einschränkungen kann keiner wollen, wenn laute Riffs aus den Boxen knallen. Ich persönlich sehe da leider auch schwarz und bin froh, wenn 2021 langsam alles wieder normaler wird. Wie schon erwähnt, habe ich die Pandemie früh beobachtet und wir haben Konzepte ausgearbeitet, die gleich umgesetzt werden konnten, als es akut wurde. Wir haben eine Coronaseite platziert, mit Infos und Absagen. Zudem wurde der Schwerpunkt verändert. Wir haben normal im Monat bis zu 50 Veranstaltungen – die wurden erst in der Schweiz und Frankreich gesprengt und dann bei uns in Deutschland, das ist ein enormer Verlust und Verwaltungsaufwand. Unsere Redakteure haben aber gleich andere Themen aufgegriffen. Unsere Leser werden mit deutlich mehr News, Reviews und Interviews versorgt. Kolumnen haben wir sonst nur vereinzelt erstellt, dort fahren wir mit der neuen Kapazität ebenfalls hoch. Einen Rückschlag, was den Content angeht, haben wir nicht. Ein Onlinemagazin muss da mit der Zeit gehen und das sehr schnell. Da können wir uns vom Vorstand nur beim Team bedanken, das voller Tatendrang die neue Situation hervorragend angenommen hat. Unsere Leser werden unterhalten, informiert und senden uns durch die Bank positives Feedback – das bestätigt unsere Arbeit!

Kommen wir wieder auf dich zu sprechen. Als Musiker gibt es in Österreich massive Einschränkungen, selbst Streamingkonzerte wurden untersagt. Eine sehr drastische Maßnahme oder? Wie kannst du deiner Leidenschaft frönen? Bleibt es da nur im stillen Kämmerlein, alleine in die Saiten zu greifen?

Markus Keimel:
Scheinbar kennst du dich mit den österreichischen Gesetzmäßigkeiten besser aus als ich. Mir ist das nämlich neu. Ich hatte aber auch nie vor, ein Streamingkonzert zu geben, weil ich nicht zu dieser Sorte von aufdringlichen Pausenclowns gehöre, die eine derart ernsthafte Situation dazu nötigen, das Netz mit irgendwelchen Unplugged-Schweinereien zu verpesten. Oder gar jene, die eine italienische Botschaft missinterpretiert haben und plötzlich ihre Balkone als Bühne missbrauchen. Ich halte grundsätzlich nichts von dieser Aufdringlichkeit, sich permanent ins Rampenlicht stellen zu müssen. Es liegt einfach ein Unterschied darin, ob man musiziert, um sich in einem schweren Moment das Leben zu erleichtern, Zusammenhalt zu demonstrieren oder sich selbst mit aller Gewalt zu vermarkten und in den Mittelpunkt zu stellen. Das muss auch grundsätzlich die Erkenntnis dieser Situation sein, dass das Ego eben nicht über allem steht. Musikalisch arbeite ich aktuell an sehr aufwendigen klassischen Kompositionen für Film und Videospiele. Ich fühle mich also mittlerweile in einem Orchester viel mehr zu Hause, als ich das auf einer Gitarre tue. An der Gitarre spiele ich mehr für mich selbst. Und das meist, um einfach und entspannt an neuen Melodieläufen zu schrauben.

Wie ist das eigentlich in Deutschland? Wurden bei euch Streamingkonzerte verboten? Gab es da irgendwelche ungewöhnliche Herangehensweisen? Hast du einen Überblick, wie das besonders namhafte Bands im Moment lösen?

Time For Metal / Rene W.:
Balkon und LKW-Tour Konzerte wurden abgesagt, bei Streamingkonzerten ist mir das nicht bekannt. Einige Auftritte mussten aufgrund technischer Defizite abgesagt werden, aber die Behörden haben da, soweit ich es mitbekommen habe, nichts gecancelt. Die Bands sind aber alle sehr besonnen. In den einzelnen Bundesländern gibt es Regeln, die wurden wie die nationalen befolgt. Ungewöhnliche Herangehensweisen kann ich ebenfalls nicht aufzeigen. Die Streamevents sind aber nicht mein Hauptsteckenpferd, ich möchte da jetzt nichts Falsches sagen. Ich habe selber eine Handvoll laufen gehabt, da war alles sauber, anscheinend auch rechtlich! Von den großen Bands hört man gerade recht wenig, eher nimmt das Feld dahinter an Fahrt auf. Wohin die Reise geht, wird sich zeigen und mit diesem Schlusswort möchte ich allen Lesern und ihren Familien alles Gute und Gesundheit wünschen, das gilt selbstverständlich auch für dich.